– Akzeptanz: Ich habe gerade wieder eine wunderbare Folge von dem wunderbaren Podcast „warum so still?“ gehört, in dem es um Introvertiertheit geht, von Introvertierten.
In der 4. Folge wird die Sängerin von „Wir sind Helden“ interviewt, von der man ja nicht glauben könnte, dass soziale Interaktionen ihr Energie abzapfen und wie leicht ihr der Lockdown fiel 😉
Jedenfalls nannte sie einen tollen Tip: Wenn dich eine Anfrage erreicht, ob du in 3 Monaten xy machen willst, frage dich selbst ob du es machen würdest, wenn es morgen stattfindet! Weil meist trauen wir unserem zukünftigen Ich viel mehr zu oder meinen, dass wir dann jemand anderes wären, dem ein Liveinterview im TV oder ein Abendessen nach einem anstrengenden Konzert (in ihrem Falle) überhaupt nichts ausmacht.
Auf mich übertragen heißt das: Den einen Job endlich abzusagen. Er hat mich letztes Jahr schon extrem gestresst und wird es heuer auch wieder tun. Auch wenn ich ihn echt gerne machen würde, aber die Umstände sind so stressig für mich, dass es sich einfach nicht lohnt. Ich werde jemand anderen deswegen entäuschen und auf eine gewisse Art leider auch mich selbst, aber ich mag mir angewöhnen, realistischer zu sehen und danach zu entscheiden, weil es mir viel Kraft spart, die ich dann für wichtigere, schönere Dinge zur Verfügung habe, die mir Kraft geben!
Energiemanagement..so wichtig, nicht nur in Zeiten von Wärmepumpe, Gasmangel und gestiegene Strompreise.
Noch zweit Dinge die ich langsam mal von meiner Liste streichen könnte, weil leider auch völlig utopisch: Nochmal auf eine Technoparty zu gehen (nur noch in der Phantasie möglch) oder wenn ich nochmal eine Tierbetreuung übernehme, dann auf keinen Fall eine über Nacht oder gar mehrere Nächte. Die wenige Male wo ich das gemacht habe, war ich völlig geschlaucht, weil ich Angst hatte irgendeinen Notfall nicht mitzubekommen. Auch bei meinem Neffen damals war das der Fall, so dass ich meine Schwester anrufen musste, damit sie ihn eher abholt. Männer gehen auch nicht, aus anderen Gründen. Selbst in getrennten Zimmern geht es nicht, wie ich vor einigen Jahren mal feststellen durfte.
Es als gegeben hinnehmen, akzeptieren, fertig.Es gibt doch wirklich genug anderes zu tun auf dieser Welt, als ständig auf die Dinge zu starren, die nicht gehen, oder die man halt nicht schafft.
– schon lang nicht mehr so sehr aufgeregt über diese schwachsinnigen ungebetenen Ratschläge von diesen zwei Typen. Das ließ mich fast nicht mehr los, klar man könnte sich fragen warum mich das so getroffen hat, is da vielleicht was dran blablupp.
Ich habe beschlossen das nicht zu ernst zu nehmen und den Spieß umzudrehen. Mir da verschiedene Möglichkeiten auszudenken macht Spaß und bringt mehr Leichtigkeit.
Wenn der Hausmeister (und das is einer wie aus dem Lehrbuch: korrekt, pedantisch, meist schlecht gelaunt) wieder über irgendjemand mosert, der den Müll nicht richtig getrennt hat oder so, frag ich gut gelaunt: „naaa heut wieder den Moralapostel gefrühstückt?“ und warte nicht die Antwort ab, sondern geh beschwingt weiter. Oder wenn er von seiner schwierigen Beziehung anfängt, rate ich ihm, er solle sich mal ne gescheite Frau im Internet suchen (das meinte er zu mir, dass ich doch mein Singleleben aufgeben solle, aber bitte nicht im Internet suchen, das is nur Schmarrn!).
Und wenn der dicke C. mir wieder damit kommt, ich solle doch mal mit aufm Flohmarkt, weil das so toll da is und die Leute super und dann komm ich mal raus und dann würds mir besser gehn und blaplupp (als ob ich keinen Flohmarkt kenne!)frage ich ihn (starkes Übergewicht, starker Raucher, Alkoholiker): Na gehste nun jeden Montag mit mir zum schwimmen und erledigst ab sofort alles innerhalb des Dorfes mit dem Radl, hörst das rauchen und saufen auf (als ob er nicht wüßte das er gesünder leben müsste)? Dann gehts dir nämlich bestimmt viel besser!Arschloch!
– auch genervt: von einem bestimmten Kontakt. Irgendwie kam ich nicht so recht dahinter warum. Triggert mich was? Nach etwas Abstand fiel es mir auf: es geht seit Ewigkeiten nur ums Geplänkel, witzige Bilder schicken, oberflächliches blabla. Is mal ganz nett, keine Frage, braucht auch jeder mal, aber auf Dauer: NEIN. Ich brauch auch mal Nähe und Tiefgang und wirkliches miteinander reden. Vor allem als introvertierte geht mir bei Smalltalk ganz ganz schnell die Batterie leer.
– Geburtstag: 43 Jahre alt wurde ich. Fühlt sich seltsam an. Vor allem weil das Alter überhaupt nicht zu meinem emotionalem Gefühl passt. Das ist irgendwo zwischen 16 und 22, aber höchstens 30.
Der Tag war wirklich schön, obwohl ich überhaupt nichts besonderes gemacht habe. Einfach weil ich es nicht wollte. Ich wollte nur zuhause bleiben, Geschenke auspacken und leckere Sachen essen und trinken. Und genau das hab ich gemacht. Ohne Druck irgendwie anders sein zu müssen oder was anderes machen zu müssen oder bestimmte Gefühle haben zu müssen. Mein Tag – meine Regeln 😉
Aber klar kam ich auch ein wenig ins nachdenken. Seit 43 Jahren arbeitet der Körper ununterbrochen! Das Herz schlägt immer, die Lunge, Niere, Darm, Nerven alles arbeitet immer. Tag und Nacht. Jahr für Jahr. Nie eine Pause. Vielleicht arbeitet alles mal weniger oder langsamer, aber dann gehts weiter. Mein Körper produziert selbstständig, das sich meine Haut erneuert, Nägel und Haare wachsen, dass das Essen in seine Einzelteile zerlegt wird, dass der Blutzucker verwendet wird, Vitamine und Nährstoffe an die richtigen Stellen transportiert werden….das ist schon sehr erstaunlich und Grund genug den Körper besser zu behandeln. Weniger Zucker, weniger durcheinander essen, vielleicht auch mal eine Tag lang nichts, weniger Reizüberflutung, öfters an die frische Luft, gut kauen, sanfte Bewegungen, lachen und dem unnötigen Streß den Mittelfinger zeigen!
– auch wie Geburt: fühlt es sich manchmal an, wenn ich nach so quälenden Depressionsphasen wieder ins Licht komme und mir denke: Eigentlich leb ich im Paradies, was streß ich mich so irgendwie funktionieren zu müssen, arbeiten zu gehn, was tolles darstellen zu müssen, wegfahren zu müssen usw.? Ich bekomme genug Geld um Wohnung, Essen, Versicherung, Internet, Telefon zu bezahlen und manchmal reicht es noch für mehr. Ich habe eine tolle Wohnung, in einem der reichsten Länder weltweit und im schönsten Bundesland Deutschlands ^^, ich kann mich selbstständig um alles kümmern, mein Körper ist einigermaßen gesund, ich kann ein wenig Sport machen, habe immer Strom und warmes Wasser, genug Klamotten, ein Fahrrad, ein paar nette Leute um mich, ein gutes Gesundheitssystem (also einigermaßen, hier vor Ort gibts noch fast alles an Ärzte ect.). Keiner stresst mich, ich habe so gut wie keine Verpflichtungen, ich kann mir meine Zeit frei einteilen…genieß es doch! Mach was du willst, lies wieder mehr, vor allem die Bücher die du schon ewig lesen wolltest, fahr weg wenn dir danach ist und nicht weil du meinst das Monatsticket nutzen zu müssen, schlaf aus, es läuft dir schon nichts weg…
Und ich lasse mich selig seufzend auf die Coch fallen, bin glücklich mit meinem Leben und beiße herzhaft in ein Bounty.
Wer Stimmungesschwankungen hat, braucht echt kein Hobby mehr….
– gelesen: Die Letzte macht das Licht aus. Ein ganz ganz GANZ wunderbares Buch, das ich geschenkt bekam und innerhalb eines Tages ausgelesen hatte (über 400 Seiten).
Eine Frau überlebt als einzige einen schlimmen Virus, der die ganze Menschheit ausrottet. Und sie macht sich auf den Weg, sie fährt durch die Gegend, übernachtet in schicken Hotels, wird tablettenabhängig, freundet sich mit einem Hund an, verhungert fast und lässt den Leser an ihren früheren Leben teilhaben. So duster das jetzt klingt, ist es gar nicht, im Gegenteil, es war für mich teils sehr erheiternd und auch spannend.
Sie hätte jederzeit eine Tablette nehmen können (die bei Pandemiebeginn verteilt wurden) die den sicheren Tod brachte. Weit und breit kein Mensch mehr (außer tote natürlich)…mein innerer Sozialphobiker atmete immer wieder tief auf…wie schöööön 😉
Das ganze in einem sehr flüßigen Schreibstil und in der Ich-form erzählt! 5 von 5 Sternen!
– immer wieder hört man, es sei ja nichts schlimmes dran, psychisch erkrankt zu sein. Dass das immer noch auf der Arbeitsstelle verschwiegen wird und im Leistungssport erst recht. Da muss sich doch keiner für schämen. Mehr Offenheit, mehr Toleranz usw….
Das sind natürlisch schöne Sprüche. Die Realität sieht anders aus.
Seit jeher gilt in der Natur: The fittest survival. In den seltensten Fällen werden im Tierreich schwerkranke mitgetragen. Entweder werden sie sich selbst überlassen oder es herrscht gleich schnöder Kannibalismus. Aber, aber, wir sind doch keine Tiere, sondern Menschen!! Ja schon…nur: wieviele Länder können sich ein so umfassendes Versorgungsnetz wie wir leisten? Und wie lange können wir uns das noch leisten?
Ich will damit nur sagen: in unserem alten Steinzeithirn sind diese Mechanismen noch eingebrannt. Das schwächste Glied in der Kette wird gemobbt, aussortiert. Ich spreche da aus Erfahrung.
Was auch noch in den Hirnen (ob bewußt oder unbewußt) steckt ist, dass bis noch vor wenigen Jahrzehnten die „Irren“ in irgendwelche Verwahr- oder Versuchsanstalten gesteckt wurden. Isoliert. Mehr oder weniger sich selbst überlassen oder später mit Medikamenten völlig stumpfsinnig gemacht. Eine Irrenastalt wollt keiner in seiner Nähe haben. Und auch heute ist es nicht förderlich, wenn bei einer Straftat mit Todesopfern gesagt wird, dass der Täter psychisch krank war/ist. Das heizt die Stimmungsmache noch an.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund warum man lieber verschweigen möchte, dass man psychisch angeknackst ist: Zum einen die schon erwähnten „guten Ratschläge“ bzw. Kommentare wie: „ach ich bin zur Zeit auch schlecht drauf/müde“ ect…. oder aber ein tieftrauriger mitleidiger Blick: „ach duuu aaaarrrmeeee!“ oder ein „Du schaffst das schon!“ (was wenn nicht??).
Braucht auch kein Mensch.
Da dann doch lieber lächeln, Brust raus, Kopf hoch: Danke mir gehts super, und dir????
– gefreut: über viel gutes Obst von der Tafel. Somit hab ich aus den Beeren mal wieder Marmelade gemacht, ich liebe die so sehr!