Ich bin früher sehr viel umgezogen, auch die Arbeitsstellen wechselte ich sehr oft und auch das soziale Umfeld (so es denn eines gegeben hat) auch. Jetzt im Urlaub ist mir klar geworden, dass ich damit unbewußt versucht habe, diesem gruseligen Gefühl zu entgehen. Einer kruden Mischung aus Angst, Depression, Anspannung und nochmal Angst. Kurzfristig half das auch, weil ein Umzug ordentlich ablenkt und die Zeit danach auch, wenn man seine neue Umgebung erkundet.
Dann kam die Zeit in der ich MICH verändern wollte, um diesem grausigen Gefühl von Leere, Sinnlosigkeit, Angst, Depression, Zweifeln und nochmal Angst entkommen wollte. Ich stürzte mich in Selbsthilfegruppen, machte Therapien, manche zahlte ich sogar selbst, ging in einige Kliniken (wo ich bei einer noch am selben Tag wieder heimfuhr und bei einer anderen nach 2 Wochen die Zelte abbrach, dann doch bei einer immerhin 6 Wochen blieb), besuchte 10 Wochen eine Tagesklinik, las Unmengen von Büchern um mich endlich selbst zu optimieren und mich auf die Spur zu bringen.
Ein weiterer Schritt kam: vielleicht hatte ich was körperliches? Zuwenig Zink, Eisen, Vitamin C, Kupfer, Chrom, eine Entgiftungsstörung? Ich schluckte Pillen und Nahrungsergänzungmittel dass mein schmales Bankkonto nur so glühte.
Auch hier: manches half zeitweise, manches gar nicht und bei manchem wurde es noch schlechter.
Jetzt im Urlaub wurde mir außerdem bewußt: Von einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung kannst du nicht Urlaub machen. Oder davon laufen. Die hast du immer bei dir. Nicht dass das was Neues wäre. Aber man verdrängt halt auch gerne. Will so cool und taff wie die anderen sein, die tolle Projekte starten, beruflich nach Indien fliegen, Kinder bekommen und sich eine Wohnung kaufen.
Bei mir sieht das so aus, dass ich zwar sehr gerne Neues erkunde und entdecke und somit eigentlich auch gern verreise (wohl mein gesunder Teil), ich aber bei der Anreise mit mehrmals umsteigen (aus schrecklicher Angst den Anschlußzug zu verpassen) und einer Busfahrt bei der die Haltestellen nicht angezeigt/angesagt werden (ich habe nach langer Überwindung den Fahrer gebeten mir zu sagen wann ich aussteigen muss) die totale Panik. Eigentlich müßte ich mir auch eingestehen, dass Bahnfahren nichts für mich ist, weil auch der enge Raum voller fremder Menschen mich sehr triggert. Aber was dann? Nur noch zuhause sitzen? Da drehe ich erst recht durch. Mein Wille ist stark, ich will wenigstens ein klitzekleines bisschen was von der Welt sehen. Und so ist es selten ein erholsamer Urlaub, aber dafür hat mein Geist wieder ein wenig Nahrung bekommen.
Daher gilt bei mir: Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist ängstlich