Ich denke mal wieder darüber nach, warum das mit mir und den Mitmenschen nicht so recht funktionieren mag.
Natürlich bin ich gerne alleine und brauche das auch häufig um mich wieder aufzuladen, aber manchmal ist es mir zuviel alleine sein. Es haben mir bisher sehr wenige Leute gesagt, warum sie eher nicht soviel Kontakt mit mir möchten, oder generell was sie an mir doof finden. Ich hätte da gar nichts dagegen, wenn man mir mal sagt wie sie mich so wahrnehmen, auch wenn es unangenehm für mich wäre.
Irgendeine Schattenseite von mir, habe ich wohl nicht entdeckt…eine Mitarbeiterin von der Tafel signalisierte mir mal wie ich rüber komme: Erst sehr grantig schauend (was bei mir leider schnell arrogant wirkt) und wenn ich an der Reihe bin sehr freundlich. Das irritiert und kommt wohl falsch an. Es ist da folgendes was passiert: Tafel ist anstrengend, viele Leute (oft auch schlechte Gerüche), viele Geräusche und ich muss mich auf das konzentrieren was es gibt, was ich haben will. Wenn dann von haus aus schon schlechte Laune, Ängste oder Besorgnis dazu kommt, oder dass mich einer der Leute nervt (ich sag nur abgrenzen üben!) bin ich schnell in einer Reizüberflutung, was mich so grantig schauen lässt. Komme ich an die Reihe freue ich mich natürlich und begrüße auch jeden Verkäufer mit einem Hallo, weil die meisten auch sehr nett sind und das ehrenamtlich machen, da ist ein wenig Höflichkeit ja nicht verkehrt…
Das ich generell eher abweisend wirke ist wohl mit ein Grund. Als introvertierte brauche ich Zeit zum nachdenken, was der andere gesagt hat und was ich sagen möchte, ich werde in sozialen Situationen schnell unruhig bis fahrig. Augenkontakt ist mir eher unangenehm, auch wenn ich ihn gut halten kann. Mein Handy ist meist auf lautlos weil mich das piepsen nervt, ich rufe aber schnell zurück. Als Gastgeber in meiner Wohnung bin ich eher schlecht, weil noch nervöser. Und ich musste leider schon viele Anfragen ablehnen, weil ich oft zu erschöpft bin.
Aber ich signalisiere den Leuten durchaus, das ich Interesse habe, frage ob sie zu der Veranstaltung mitgehen, denke an Geburtstage, frage wie es ihnen geht, biete Hilfe an.
Aber es stimmt schon, mit 80% der Leuten kann ich nichts anfangen. Zu hohl (ach schon wieder arrogant) zu oberflächlich, zu extrovertiert und daher zu anstrengend. Das blöde ist, die Leute die ich mag, behandel ich oft sehr schäbig. Das ist mir erst letztens aufgefallen, bei einem sehr krassen Beispiel.
Bin ich etwa so wie meine Mutter, die mir immer süßlich zuflüsterte wie sehr sie mich liebt und ich ihr Wunschkind sei und mich gleichzeitig als 7-monate altes Baby so lange schrien ließ bis ich mit doppelten Leistenbruch ins Krankenhaus musste? Mir nachts in der neuen Wohnung die dicke Decke wegnahm, weil sie fror, freundlich lächelnd ihrem Exmann zum Vatertag eine selbst gemachte Torte vor die Nase stellte und mit keinem Wort meinen Geburtstag (geschweige denn Torte) nannte, die an meinem 18.Geburtstag lieber ihrem neuen Freund die Haare wusch (warum kann ein 40-jähriger Mann das nicht selbst und warum musste es ausgerechnet in unserer WG-Badewanne sein?) anstatt mit uns zu grillen, die mich in alten Klamotten, die eh schon im Schrank hingen zur Firmung schickte, während meine Schwester ein maßgeschneidertes Dirndl (im Partnerlook mit meiner Mutter) und danach eine Kurzreise an den Bodensee geschenkt bekam, die den Typen der mich 2 Jahre lang in der Schule fast täglich übelst körperlich angriff, in den höchsten Tönen lobte und ihm in seiner Ausbildungsstelle (selbe Arbeitsstelle wie meine Mutter) half, die ohne zu fragen Geld von meinem Sparkonto nahm und es nie zurück gab, die mich als 9-jährige zum Frauenarzt schickte und anstatt mir zu erklären was da passiert, Hand hält ect. sich schön brav neben den Arzt bei der Untersuchung stellte, die mir bei einer Zahn-Op (als 12-jährige, nur unter Lokalbetäubung) so fest in den Fuß zwickte, weil SIE das nicht mitansehen konnte, während ich fast kollabierte, die hingebungsvoll alte Leute fütterte, wickelte, wusch und kämmte, während wir Kinder nicht eine Umarmung bekamen (die nicht sexuell gefärbt war) und mir dann vorjammmert, dass ICH ja ihr Sorgenkind sei, als ob ich hier die verrückte sei….
Wer so eine Mutter hat, braucht keine Freunde, äh Feinde.
Ich fand mal den Buchtitel: „Du kannst mich ruhig Frau Hitler nennen“ und mir stockte der Atem. Wie treffend! Ich brauchte lange um den narzisstischen Missbrauch und die emotionale Vernachlässigung, heißt die psychische Gewalt meiner Mutter zu erkennen. 1. fällt es sehr schwer das bei der eigenen Mutter zu erkennen (man will es nicht wahrhaben) und 2. waren für mich bis dahin die Frauen die Guten.
Schade, dass ich erst nach 27 jahren sagte: Tschüß, lass mich in Ruhe! Und nicht schon viel eher….und manchmal, manchmal wenn die Wut zu groß darüber wird, dann stelle ich mir einfach vor wie ich zu ihrer Beerdigung gehe (als langjährige Alkoholikerin dürfte das nicht mehr allzulange dauern) und einfach nur klatsche…