Von einer Freundin

Wenn ich mich so niedergedrückt (depressiv) wie derzeit fühle, ist es nicht verkehrt mal ganz konkret zu fragen: was oder wer drückt mich denn nieder?

Ich lag im Bett, wie schon den halben Tag. Eigentlich wollte ich zu einer Marktforschung aber ich fühlte mich nicht dazu in der Lage. Gestern hatte ich heftigste und übelste Suizdgedanken wie schon lange nicht mehr (sind auch wieder vorbei). Da lag ich also und ließ meine Gedanken einfach so treiben und starrte Löcher in die Luft. Bis so eine Wolke auftauchte (nein ich rauche nicht): Verantwortung übernehmen. Und zwar für mich! Und nicht für fucking irgendwen!

Ich kam so dahinter, dass P. mir ganz und gar nicht gut tut und ich keinen Kontakt mehr haben will. Warum? Dazu muss ich ein wenig ausholen. Ich wuchs bei sehr egozentrischen/narzisstischen Eltern/Schwester auf, die jegliche Entwicklung oder gute Leistungen von mir niedermachten. In meiner Familie sind immer die anderen Schuld und wenn man einen miesen Job hat zucken sie mit den Schultern und sagen *was muss muss* und lassen ihren Frust an anderen (demütigen, manipulieren ect.) oder an sich selbst (Alkoholsucht..ect.) aus. Anstatt was zu ändern. Oder zumindest es versuchen was zu ändern. Irgendwann erstarrte ich innerlich und äußerlich (starke Depression) weil ich vor lauter Schuldgefühle, dass ich überhaupt auf der Welt bin und was tue, denke, fühle mich nicht mehr traute irgendwas zu machen.

Zum Glück bin ich stur. Wenn es mir schlecht geht, suche ich etwas damit es mir besser geht: Therapeuten, Ärzte, Medikamente, Bücher, ich ruf jemand an, ich mache einen Ausflug, ich schlafe, ich esse, ich mache Sport…sehr oft finde ich schon was damit es mir wieder besser geht. Dieses Gefühl der Eigenmächtigkeit ist klasse!

Zurück zu P. Sie macht nichts um ihren Zustand zu verbessern. Sie sitzt den ganzen Tag herum, schreit ihre Kinder an, trinkt sehr viel Alkohol, raucht sehr viel, wird immer dicker, hat früher gekifft, ihr Mann macht nur Schulden, sodass sie teils die Miete nicht zahlen können, im Bücherregal steht *mein Kampf*, die Wohnung ist unfassbar dreckig und verschimmelt , ihre Kinder verwahrlosen zunehmend, ihre Eltern wohnen nebenan sind starke Alkoholiker und brüllen nur herum. Asoziale aus dem Bilderbuch. Ich weiß nicht warum ich NICHT stante pede wieder umgedreht bin, als ich das alles mitbekommen habe. Altes Helfersyndrom und Sozialpädagongengewäsch. Und: Verurteile mal nicht.

Von ihr kommt keinerlei Initiative was wir machen könnten oder irgendwas…

Sie verurteilt mich zwar nicht wie meine Eltern, wenn ich was für mich mache aber unbewußt läuft da doch die alte Schiene ab ala: mir darf es nicht gut gehen. Ich darf nichts schönes aktives machen, wer weiß wie die Rechnung dann aussieht. Ich darf mich nicht weiterentwickeln. Ich muss mich schuldig fühlen, weil ich mir mein Leben schöner mache und das Beste draus mache und sie wohnt in dem Dreck usw.

Freundschaften sollen wie Blumen auf meinen Tisch sein (und nicht die Luft für meine Lungen). Und wer bitteschön stellt sich vergammelte, faule, kaputte Blumen auf seinen Tisch? Ich sage nichts wenn jemand eine schlechte Phase hat. Aber bei P. geht das schon seit Jahren und da läuft alles in allen Bereichen schief mit keinerlei Bemühungen irgendwas ins Lot zu bringen, da habe ich auch keine Lust mehr mich einzubringen oder den Kontakt aufrecht zu erhalten.

Als mir das klar wurde konnte ich wieder richtig durchatmen. Ich schaute aus dem Fenster, zog mich an, sprang auf mein Radel und fühlte mich nur noch befreit und heiter.

6 Kommentare zu „Von einer Freundin“

  1. Zuerstmal: das tut mir sehr leid mit den Suizidgedanken! Auch wenn sie vorbei sind, das ist nicht zu unterschätzen, gefährlich und dazu wirklich traurig. Ich kenne die selbst, die sind wirklich mies!

    Ist denn P. eine Freundin oder wie kommst du zu P.? (Sry, ich hab das wohl nicht so mitbekommen?^^) Weil das sieht nicht nach dem besonders konstruktiven Umfeld aus ehrlich gesagt. Leute die ihre Kinder so behandeln und dazu noch mein Kampf im Regal haben….uff. Naja wie dem auch sei, nicht konstruktiv. Aber mal dazu noch ein Gedankengang: Wenn du dort als mal halbwegs gut zuredest, sich aber bei P.’s daheim sich so rein gar nix ändert, könnte das netto in dir auch so ankommen wie „Ich wuchs bei sehr egozentrischen/narzisstischen Eltern/Schwester auf, die jegliche […] gute Leistungen von mir niedermachten.“
    Zumindest könnte ich mir das so vorstellen, dass das Netto sehr ähnlich sein könnte. Leistung kann man ja nicht nur verbal niedermachen, auch mit bestimmter Ignoranz.

    Da würde mich dann nicht wundern, wenn dich das richtig runter zieht.

    Auf jeden Fall schön, dass du wieder auf das Rad bist und ne runde gefahren!! 🙂

    Cheers!
    Sappy

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  2. Hi danke für Deine Gedanken. Und ja über die S.gedanken war ich selber eher erstaunt und natürlich verzweifelt und ich mach stündlich 3 Kreuze dass das jetzt vorbei ist :))))))))
    Du hast mich auf was anderes gebracht: ich kann sie nicht retten. Das wenn auch unterbewußt zu spüren frustet ungemein, weil ich auch meine Eltern nicht retten konnte. Nicht vor ihren Ängsten, vor ihrem Frust, vor ihrer Einsamkeit und die ja auch keinerlei Verantwortung dafür übernahmen, ich sollte mich ja drum kümmern (sehr subtil wurde das mitgeteilt).
    Ich hab mir unfassbar viele Gedanken um P. gemacht (ja ich hatte sie schon als Freundin gesehen, wir kennen uns allerdings auch erst wenige Jahre und davon nur ein paar Monate recht intensiven Kontakt).
    UND was auch noch hin zukommt, sovieles an ihrem Verhalten und ihren Eltern triggert mich einfach ungemein. Wenn sie sagt, dass sie froh war als die Große in den KIGA kam, weil sie hätte sie nicht länger daheim ertragen und das Mädl steht mit ihrem 7 Jahren daneben und hört das….ahhhhhh….jegliches Mitgefühl weggesoffen….
    jedenfalls wird mir das alles jetzt so richtig bewußt….
    ohman

    Liebe Grüße

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    1. Die S.gedanken würde ich auf jeden Fall ernst nehmen auch wenn sie vorbei sind. Was auf jeden Fall das schönste ist an solchen Gedanken. Nämlich wenn sie weg sind!

      Oh das ist auch ein guter Punkt! Sehr gut! 🙂 Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich sowas innerlich so frusten kann, dass dadurch so ne depressive Phase losgetreten werden kann.

      Boah ja, da werde ich schon wütend wenn ich das nur höre/lese. Ich bekomme schon zuviel wenn in der S-Bahn wieder ne völlig überforderte Mutter ihr weinende Kind anschreit oder sowas. Dann halt einfach auch mal keine Kinder bekommen. Das sind leider oft die Borderliner von morgen 😦

      Also das hört sich leider wirklich nach ner sehr destruktiven Freundschaft an 😦 😦

      LG

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      1. es klackert hier nur grad so an Erkenntnissen, P. gleicht sehr meiner Schwester, nur krasser…
        man sucht sich ja gern wieder die Familie von damals, auch wenns scheiße ist, aber kennt man halt…naja habe ja noch den Ausstieg geschafft :))

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  3. „Even hell can get comfy, once you’ve settled in“ 😉 Ist leider so ja. Man setzt sich so oft in „gewohntes“ rein auch wenn das wirklich nix war. Aber so lange einem was vertraut vorkommt, gibts das auch Sicherheit. Und schlechte Sicherheit ist (gefühlt) immer noch noch besser, als Unsicherheit bzw. kein halt, nix stabiles.

    Erkenntnisse sind gut, aber ich wünsch Dir trotzdem eher noch ein ruhigen Tagesausklang 🙂 Zuviele Erkenntnisse auf einmal sind auch schwer 😉

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