Während sich das halbe Dorf beim lauten, vollen und reizüberflutenden Straßenfestival amüsiert, verziehe ich mich, da ich ja mit solch Massenveranstaltungen wenig anfangen kann, ins Hinterland. Mit dem Radl natürlich.
Ich genieße die Stille des Waldes, die warme Sonne auf meiner Haut, den Fahrtwind in meinen Haaren. Ich steige ab, ziehe die Schuhe aus und gehe barfuß (als mir ein junges Pärchen entgegenkommt meint der Mann prompt: „is des sowas wia a Abhärtungsprogramm?“ Nein… mein natürliches Sein oder kamen Sie mit Schuhen auf die Welt?…das man das immer kommentieren muss. Ich hab ihn ja auch nicht wegen seiner langen Haaren angesprochen „Soll des mal sowas wia a Frau wern?“….).
Ich schaue tanzende oder spielende oder Kriegführende, wer weiß das schon so genau, Schmetterlingen zu, ich rieche dass es neben dem Weizenfeld anders riecht als neben dem Maisfeld und sehr intensiv auf einem Wegstück an dem rechts und links allerlei an Pflanzen und verschiedene Bäumen wachsen.
Ich beobachte einen schnell laufenden Käfer und bewundere einen recht alten Baum der erst gerade wuchs und dann einen Knick machte…warum wohl? Und das ich sowas zehntausenmal interessanter finde als Perfektion. Das sollten sich mal einige Menschen hinter die Ohren schreiben (das Perfektion eh nicht zu erreichen ist und selbst wenn, ist es langweilig.)
Ich bleibe stehen und atme einfach tief ein, Ballast fällt von meinen Schultern. In der Ferne höre ich ein Flugzeug und der Traktor ist recht nah. Außerdem geben duzende Grillen ein Zirpkonzert.
Ich schaue dem Licht zu wie es durch die Baumkronen fällt und welch hübsches Muster es zeichnet. Es kommt eine Parkbank und ich überlege mich hinzusetzen, mir ist aber weiter nach langsamer Bewegung und so gehe ich mal auf dem Schotterweg, mal in der Wiese barfuß weiter.
Ich liebe solch Naturausflüge. Ich tanke auf. Ich werde ruhig und geerdet.
Wieder zuhause höre ich die typische Bierzeltmusik vom Fest. Ätzend. Ich schließe alle Fenster, mache mir Abendessen und höre glückselig Musik die mir wirklich gefällt:
Das Schönste aber: ich fühle mich nicht mehr verkehrt, dass ich bei dem Tumult vor der Tür nicht mitmachen will. Deswegen bin ich ja noch lange nicht unnormal oder verkehrt. Ich mag einfach andere Dinge. Radeln durch den Wald zum Beispiel…