Alkoholkinder

In der Serie *Menschen hautnah* gibt es nun eine Folge über Alkoholkinder. Kinder und Erwachsene die das FAS ( fetalen Alkoholsyndrom) haben. Aufgrund meiner eigenen Geschichte war ich sehr interessiert daran mir das anzusehen. Ich habe zwar dieses Syndrom zum Glück nicht, aber genug andere Auswirkungen auf mein Leben aufgrund einer Mutter die seit ihrer Jugend alkoholsüchtig ist. Lange war ich bei den *Erwachsenen Kindern von Alkoholikern* einer Nebengruppe der Anonymen Alkoholikern die mithilfe des 12-Schritte-Programms trocken werden und bleiben wollen.

Ich finde diese Frau im Film sehr mutig, sich so offen mit ihrer Geschichte zu zeigen. Aufgehorcht hatte ich als sie meinte:

Man kann nur versuchen, damit klar zu kommen und seine Ziele nicht mehr so hoch zu stecken um dann nicht wieder so tief zu fallen, weil man seine eigenen Ziele/Ansprüche nicht erreichen kann…

Mein Thema. Da ackert und tut man und doch scheint ein normales Leben nicht möglich zu sein. Soviele Einschränkungen. Ängste, Trigger, erneute Verletzungen, zuviel Rückzug, starkes Kontrollbedürfnis, starke Schwankungen in Energie und Stimmung und überhaupt.

Soll ich jetzt also stolz drauf sein, dass ich wenigstens meinen Haushalt super in Schuß halte, fast täglich frisch koche (kaum Fertigprodukte), meine Termine einhalte, meine Schulden größtenteils abbezhalt habe, keine neuen Mahnungen eintrudeln, auch Körperpflege kein Fremdwort für mich ist, ich das rauchen aufgegeben habe und das saufen nicht angefangen? Dass ich mich nach einer Zwangsräumung der Wohnung wieder gut berappelt habe? Keine Vorstrafen noch niemals Punkte in Flensburg hatte? Keinen gesetzlichen Betreuer brauche? Auch keinen Fahrdienst? Für mich ist das alles selbstverständlich…aber vielleicht sollte ich das doch ein wenig mehr würdigen…ich weiß es nicht, ich weiß aber, dass ich mehr will, als das rumkämpfen mit Traumafolgestörungen, in dem es nur ums „irgendwie überleben“geht.

Und wenn ich nochmal lese: Depressionen sind gut behandelbar…dann dann…weiß ich auch nicht. Natürlich sind Depressionen BEHANDELBAR. Davon lebt eine sehr große Industrie und das nicht mal schlecht. Behandelbar sind auch Aids und Krebs und Fußpilz. Aber auch mit GUTEM Erfolg? Darum gehts doch. Ich glaube alle beten dieses Mantra stetig herunter weil sie zu feige sind zu sagen: Wir haben keinen blassen Schimmer, wir wissen nicht woran es liegt und was man tun kann. Wir sind machtlos. Und hilflos.

10 Kommentare zu „Alkoholkinder“

  1. Depressionen sind gut behandelbar… Ich kann diesen Satz auch nicht mehr hören. Vielleicht hast du Recht und sie sind wirklich einfach zu feige, die Wahrheit zu sagen… 😦

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  2. Thema „Ziele setzen“ ist ein schweres Thema. Was sind zu hohe Ziele? Ich z.B. stecke mir eigentlich immer zu hohe Ziele. Und falle damit auch regelmäßig auf die Fresse. Allerdings wenn ich mir nur kleine Stecke falle ich auch auf die Fresse. Weil dann „reichts nicht“ und es entsteht eher ne spirale nach unten bis ich resigniere und gar keine mehr setze. Und das ist sehr unangenehm. Im Grund führt das auch durchaus zu Suizidalität weil ohne Ziele ist recht schnell ne Leere und Sinnlosigkeit da bei mir.
    Darum finde ich ambitionierte Ziele nicht so schlimm. Ist zwar oft nix wenn man sie nicht erreicht, aber wenn man dann versucht zu sehen was man stattdessen doch geschafft hat, gehts.
    Das wäre das nächste schwere Thema, sich selbst loben für die vielen Sachen die man eigentlich gut macht, aber nicht sieht. Ich muss grad ne „Diary Card“ ausfüllen. Da muss man jeden Tag was positives aufschreiben. Gute Übung sowas eben nochmal revue passieren zu lassen, fällt mir manchmal aber echt schwer da auch nur eine Sache hinzuschreiben.

    Ich finde ja, wer so dysfunktionale Eltern hatte wie du und ich, der hadert durchaus oft mit so ner „Wut“ oder nem „Frust“ jetzt die Schei**e ausbaden zu müssen, für die man nichts kann. Da steht in dem DBT Buch von Martin Bohus nen netter Satz drin.
    „Eine Frau wird überfallen und in den Fluss gestoßen. Nun, da die Frau ja wirklich nicht freiwillig in den Fluss gesprungen ist – bedeutet dies, dass sie nicht selbst an Land schwimmen muss?“
    Der ist da recht passend und wenn ich merke ich bin wieder wütend auf meine Eltern, ruf ich mir den immer wieder in den Kopf.

    Bezüglich dieser „behandelbar“ Debatte. Das darf man glaub nicht pauschalisieren. Mich regt das auch oft auf, aber es gibt auf jeden Fall viele die fast gesund sind wieder, da bin ich sicher. Egal ob Depressionen oder Borderline oder irgendwas. Kommt aber auch auf die Person an. Und dann noch auf die schwere der Krankheit und der „Chronifizierung“. Ich kann mich ja selbst nur schwer auf so ne Therapie einlassen. Gibts sicher andere Menschen mit Boderline die nach 8 Jahren Therapie schon bisschen solider durchs Leben rennen als ich 😛 Aber ich denke es ist auch schon einiges besser geworden. Phasenweise gehts ja auch recht gut. Und phasenweise eben noch nicht so.
    Und eine handfeste Depression wäre auch keine Depression, wenn man nicht denkt, man selbst wäre hoffnungslos verloren und das wird nie besser 😉

    So nach den vielen Worten „schönen Start in die Woche“ 😛

    Cheers

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    1. Danke für Deinen Kommentar!
      Ich glaube die Krux zumindest bei mir ist, dass es vielleicht gar nichts mit zu hohen Zielen zu tun hat, sondern wie ich mit dem vermeintlichen scheitern umgehe! Ich hau dann ja alles in die Tonne und bin der größte Versager. Meine Thera versucht dann das eher auseinander zu klamüsern, was denn gut lief, wie ich mit was durchaus konstuktiv umging usw. Dass es eben mehr als die EINE Sichtweise gibt.
      Eine zeitlang habe ich mich mal mit dem Bore-out Unterforderung beschäftigt, das dieselben Symptome hat wie Burn-out. Das ist wenig bekannt. Stimmt aber definitiv. Ich war in meinen meisten Jobs kognitiv total unterfordert, und habe das nicht geschnallt. Hätte also durchaus dann privat für Ausgleich sorgen können, DAS hab ich immer im Hinterkopf, wenn ich meine ALLES ist mir zuviel, manches mal ist es mir eben auch schlicht zuwenig.
      Das mit dem aufschreiben find ich gut, kenn ich auch und werde es definitiv wieder anfangen.
      Ja aber die Frau darf schon schimpfen wie ein Rohrspatz während sie wieder an Land schwimmt? :-))))
      Ich dachte als ich 2007 das erste Mal in eine psychosomatische Klinik ging, dass danach ALLES besser wird. Ich sozusagen geheilt! Sagen wir so, es war der Anfang, der erste Schritt einer langen Reise (oh wie schön pathetisch *g*) und stimmt auch, dass es mir lange Phasen viel besser ging, als früher.
      Die Wunderpille hilft in den seltensten Fällen. Ich hab inzwischen ein Arsenal an allen möglichen Hilfsmitteln und eben nicht nur die EINE Pille. Auch wenn es schön wäre….aber nunja.

      Danke Dir auch einen guten Start!!!! 🙂

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      1. Naja also nur zu hohe Ziele ist sicher nix. Weil das Erleben von Erfolg schon auch wichtig ist. Aber ja, wichtig ist eben auch, dass das nicht erreichen des Zieles nicht automatisch ein Scheitern ist, sondern auch viele Teilerfolge dabei sein können. Alles eine Frage der Perspektive. Bin ich aber definitiv auch kein Profi drin 😉 Überhaupt nicht sogar. Ist ja bisschen das schwarz-weiß Prinzip. Wenns nicht weiß ist, ist es automatisch schwarz. Und schwer ist halt auch sich selbst loben. Das geht bei mir auch nicht. Wenn andere das machen, dann ist das schon schwer zu ertragen, aber das kannst dann den gewünschten Effekt auslösen. Da wünsche ich mir echt oft, dass ich das selbst hinbekomme. Das gibt manchmal eine richtig motivierende Euphorie.

        Natürlich darf die Frau schimpfen wie ein Rohrspatz. So lange sie schwimmt. 😉 Es ist ja auch zweifelsohne ärgerlich. Nur hilft ja alles nichts, schwimmen muss man ja leider trotzdem selbst damit man wieder ans Land kommt.

        Ich weigere mich seit Beginn der Therapie gegen Medis. Ich hasse es Tabletten zu nehmen. Außer das Oxycodon im Krankenhaus, das war nice 😛 Mal Spaß bei Seite. Ich überlege jüngst auch mal bei nem Psychiater vorzusingen, denn manche Tage sind schon echt anstregend, energierraubend und zermürbend. Ich versuch es aber weiter ohne. Meine Mutter nimmt schon ultra lange so Psychodinger und hat gesundheitlich echt ziemliche Probleme (was dort als Nebenwirklung vermerkt ist und wo 1000 Untersuchungen kein Grund für die Probleme ergeben habe).

        Cheers

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  3. Was passiert, wenn Du Dir selbst sagst: mensch das und jenes kann ich gut /habe ich gut gemacht…einfach mal als Trockenübung?
    In irgend nem Traumabuch hieß es mal, dass vergeben auch bedeuten kann, die Energie aus dem was man nicht mehr ändern kann (schädliche Kindheit/kaputte Eltern usw.) rausnehmen und für das JETZT nehmen. Das gab nen großes Klick bei mir. Weil ich immer noch versuchte, das von damals irgendwie zu retten, ungeschehen usw. zu machen. Es ist vorbei….gibt Entspannung der Schultern 🙂 und ein tiefes ein/ausatmen.
    Ja das mit den Medis muss man gut schauen was sinnvoll ist, was nicht. Ich denke ich bin da jetzt angekommen, wo ich sage: genug ausprobiert, lassen wir es bei den sehr minimalen Bedarfsmedikamenten, das reicht. Somit wird auch der Körper nicht zu sehr belastet. Mei zu verlieren hast nix wenn Du da mal vorbei schaust…kannst nur Erfahrung sammmeln und dann mit Deinem Bauchgefühl entscheiden was Du machst. Das hast Du ja zum Glück in der Hand.

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    1. Kommt drauf an, was für ein Tag, gibt Tage, da geht das gar nicht, dann Tage, wo ich mir das sage und dann selbst nach Gegenbeispiele suche um zu belegen, dass es nicht stimmt. Und an Tagen wo es geht nehm ich die Perlen nicht mit, sondern betrachte sie als selbstverständlich. Also alles irgendwie ziemlich uneffektiv ^^

      Ja das ist ja auch richtig. Ist allerdings nicht so einfach. Ich leben immer entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit, beides ziemlicher Käse, weil im die Musik spielt im hier und jetzt und das ist wichtig. In der Theorie ist mir das auch ziemlich klar, in der Praxis geht das aber nicht immer. Spätestens wenn ich am Ende vom gelben / Anfang vom roten Spannungsbereich bin ist da die Logik hinüber und dann klappt das in der Praxis nicht mehr.

      Habe aber auf jeden Fall auch aktiv den Plan in naher Zukunft mir ein Konzept zurecht zu legen, wo das alles besser wird. Was ich besser machen kann und mehr bei mir zu sein im hier und jetzt und welche Handlungen oder Aktionen dafür sorgen, dass ich das sabotiere. Mal schauen ob es klappt 🙂

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      1. ahja genau die Selbstverständlichkeit und *ja das kann ja jeder* oder *war ja auch einfach* wird gern genommen :/
        Heißt ja auch nicht, nur weil mir das bewußt wurde, dass ich das jetzt sofort und immer ganz wunderbar schaffe ins HEUTE zu kommen ^^
        Dann wünsch ich Dir,d ass der Plan funktioniert und nicht zuviel vornehmen, gelle 🙂

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  4. danke 🙂
    Ich hab immerhin gelernt die Ansprüche für meine Pläne herunterzuschrauben. Aber so lange ich es versuch was zu ändern bin ich einigermaßen zufrieden, ich glaub wenn ich das aufgebe, gebe ich ein großen Teil von mir selbst auf. Denn der Großteil hat schon das Gefühl, dass bisschen was anderes zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen wird 😀

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