oder: Wie Hochbegabte besser mit sich und anderen leben
Dieses Buch las ich die letzten Tage. Ich mag nicht sagen, dass ich hochbegabt bin, interessiere mich aber generell für das Thema und sehe auch gewisse Ähnlichkeiten mit mir.
Zum Beispiel der Drang nach neuem Wissen, die Neugier, das schnelle langweilen bei immer gleichen Sachen. Heute weiß ich, dass ich in der schlimmsten (geistigen) Unterforderung immer umgezogen bin. Das tat gut! Da hatte ich was zu tun! Da muss man an viel denken. Vor dem Umzug, aber erst recht danach: Neue Umgebung, jeah! Alles entdecken, auskundschaften, ich liebe es! Seit 12 Jahren hock ich nun in derselben Bude, so gern würde ich mal wieder meine Sachen packen, aber jetzt sind die Umstände schwieriger geworden.
Und ich habe auch festgestellt, dass ich mich am einsamsten fühle, wenn ich nicht mindestens einen Menschen in meiner Umgebung habe, mit dem ich geistig „fliegen“ kann. Qualität statt Quantität halt.
Zurück zum Buch. Was Hochbegabte ausmacht: u.a. eine hohe Gestaltungsmotivation, heißt dass man sich gern aktiv an der Veränderung und Gestaltung der Umgebung beteiligt. Ob es die Optimierung eines Arbeitsplatzes ist, das austüfteln eines 5-Gänge-Menüs, Urlaubs-Wochenplannung ect….ich brauche diese Freiheit wie Luft zum atmen. Hängt auch eng mit der Selbstbestimmung zusammen. Ich bin inzwischen herzlich wenig kompromissbereit, weil ich mich früher ZU SEHR angepasst habe und zu lange fremd bestimmt wurde.
Dass sich andere oft von einem abwenden kann auch damit zu tun haben: dass man diese überfordere mit schnellem, komplexen Denken, dadurch können sich andere schonmal bedroht fühlen und sich abwenden oder gar mobben. Ich sehe oft wo man was wie verbessern könnte und ecke wieder an. Weil man manchmal einfach nur erzählen möchte über dass was einen nervt und ich komm dann als Besserwisser mit Vorschlägen daher.
Ein selbstgewähltes Thema das mich interessiert, darin kann ich mich vergraben und recherchieren und lesen bis ich satt bin. Das kann dauern. Da bin ich erfrischt und fühle mich lebendig, da blühe ich auf. Habe ich das nicht, gehe ich ein wie eine Primel und versinke in Depressionen. Daher habe ich eigentlich großes Glück, dass ich die Freiheit (genug Zeit und materiell abgesichert) habe mir meine Projekte zu suchen und auszuleben wie ich das möchte und brauche.
Eine hochbegabte Frau erzählt: Ich kann Projekte nicht aus dem Boden stampfen, aber nichts wäre mir lieber. Denn ich brauche Projekte wie die Luft zum Atmen. Ich brauche Projekte, um mich richtig zu freuen und mich richtig lebendig zu fühlen. Die Frage ist immer: Wo finde ich Projekte, die spannend, herausfordernd, sinnvoll und wie für mich gemacht sind? Etwas anderes will ich nämlich nicht. Ich will mich bewegen.
Genau so geht es mir auch. Ich bin kein Spezialist in irgendwas. Dafür kenne ich mich in unterschiedlichen Themen grob aus. Deswegen ist auch mein Lebenslauf „etwas“ bunt. Ich kann nur solange eine Tätigkeit machen, wie sie mich interessiert. Zwang hilft da gar nicht. Und Anpassung funktioniert auch nicht.
Aus dem Buch: Dann entsteht diese berühmte Langeweile, die Hochbegabten so oft und zu Recht nachgesagt wird. Diese Langeweile ist hochgradig nervös, eine Art mentaler Hunger (Anm. von mir: der gern mit körperlichem Hunger verwechselt wird!), eine besondere geistige Unruhe (in solchen Phasen mache ich dann gern kleine Probleme zu sehr großen weil sich mein Hirn dann selber Aufgaben sucht. Nicht immer die besten). Hochbegabte brauchen Ideen und Herausforderungen, sonst laufen sie innerlich Amok und äußerlich auch und brechen wieder ihre Zelte ab und streben wieder zu neuen Ufern.
Gefahr besteht, dass ich zu sehr im Kopf bleibe und dann Lockerheit, Spaß, sinnloses zu kurz kommt. Darauf muss ich achten, sonst werde ich zu schwer, zu ernst. Wie immer gehts ums Gleichgewicht, die goldene Mitte: zu fetziger Musik tanzen und singen, lustige Videos, Filme anschauen, Reiseberichte/Erfahrungsberichte lesen die nicht zu schwer sind, ein wenig Alkohol kann auch helfen mal abzuschalten….
Im Großen und Ganzen mag ich mich aber mit meinem Denken nicht mehr verstecken und es nicht als Fehler deklarieren, dass ich mir viele Gedanken mache oder dass ich nicht bei EINEM Job, bei EINEM Wohnort ect. bleiben mag. Meine Mutter hat das sicherlich auch deswegen immer abgewertet, weil sie das nicht verstand, die ist ja eher einfach gestrickt, ich komme mehr nach meinem Vater auch ein Denker und Tüftler, bei ihm durfte aber keiner besser sein als er, also wieder ein Deckel auf mich drauf. Immer schön klein halten.
Das Buch an und für sich fand ich weniger gelungen. Es gibt bessere. Dieses kratzt eher am psychologischem Grundwissen. Zuviele Studien, mit viel zu vielen Fußnoten und der Rest ist Allgemeinwissen.