Es ist ja nicht so, dass ich mich nur daheim verschließe. Im Gegenteil ich treffe mich sogar mit fremden Leuten. Heute traf ich das erste Mal eine Bekannte mit der ich seit paar Jahren schreibe. Wir lernten uns über eine Anzeige kennen, in der es um chronische Krankheit/neue Leute kennenlernen ging. Da sie derzeit im Krankhaus liegt, dachte ich ich besuche sie da mal. So weit so gut. Mit der Ubahn gab es aber Probleme, ich musste ein wenig anders fahren, ich verspätete mich um 10 Minuten. Eigentlich kein Ding, ich kenne mich mit den Münchner Verkehrsmitteln sehr gut aus UND ich kann auch einen Streckenfahrplan lesen. Ich schrieb ihr ne SMS, dass ich mich verspäte. Eigentlich kein Problem. Innerlich lief ich aber heiß. Denn zu alledem musste ich ja auch noch in einem Großstadt-Krankenhaus ihr Zimmer finden. Es war Streß pur. Da hilft kein gutes zureden, dass ich das ja könne und sehr selbstständig bin und das schon finde. Irgendwie falle ich da in ein Kindalter. Indem ich für meine Eltern mitschauen musste. Oder allein Bahn fahren musste und überhaupt wenig Unterstützung, Fürsorge bekam usw. Ich hab das damals als 12 (?) jährige schon geschafft. Warum also nicht heute mit 38 Jahren auch?
Mein Unterbewußtsein läuft Amok. Ich bin hektisch, meine Gedanken rasen, ich bin total gereizt und ungeduldig. Wie sowas auflösen? Mit einer Gesprächstherapie komm ich da nicht weiter. Da müsste was anderes her, was anders ansetzt.
Ich war also bei der Bekannten, es war recht nett. Nur dass ich angespannt wie ein Flitzebogen war. Ich verabschiedete mich nach kanpp einer Stunde und fuhr weiter zu A. der in seinem Trödelladen zu *coffe-to-bleib-da* geladen hatte. Worüber ich mich sehr freute und auch gerne hin wollte. Es waren immer so (teils wechselnd) 4-6 Leute da, man plauderte, man sah sich im Laden um oder kraulte die Hunde. Trank Kaffe, Sekt oder Tee und knabberte Süßes oder Salziges. ECHT NETT. Nur dass ich wieder etxtrem verunsichert war, und wieder hochgradig angespannt. Schade. Das kostet mich soviel Lebensenergie.
Im Kopf denke ich mir gar nicht: oh was werden das wohl für Leute sein, hoffentlich tut mir keiner was…aber mein Körper schreit! Gefaaahr! Gefaaahr!! Alle Kräfte mobilisieren, alles auf Kampf oder Flucht! Adrenalin her! Aaaahhhh.!!! Vor vielen Jahren wunderte ich mich warum ich doch bei was eigentlichem Schönen (einer Kaffeeeinladung einer Bekannten) so voller Panik nur noch absagen konnte. Eine liebe Freundin, selber Angstpatientin meinte dann: Lieber einmal zuviel Panik schieben…(meint der Körper, das Unterbewußtsein)…lieber schonmal vorneweg in Habachtstellung gehen…lieber absagen, das ist sicherer…
Heute habe ich nicht abgesagt, ich bin zu beiden Verabredungen gegangen, inkl. Bahnstörungen habe ich das gut gemeistert. Sage ich jetzt mal so. Fühlen kann ich das nicht. Im Gegenteil ich mach mich runter: was stellste dich denn da immer so an? War doch schön. Und der absolute geht-gar-nicht-Satz:“War doch gar nicht so schlimm!!!“
Doch, es war schlimm. Mich macht das traurig. Es bleibt ein Kampf. Alles. Das ganze Leben. Die einfachsten Dinge.
Erstaunlich finde ich ja, dass du hier Dinge machst, wo du weißt, dass sie dich stressen, sie aber trotzdem tust. Und das find ich super! Und weißt du was? Die Berichte wirken alle meistens auch viel positiver. Könnte mir vorstellen, dass du mit bisschen Abstand das selbst einigermaßen fühlst, denn ich glaube hättest du es nicht gemacht, würde dich das mehr ärgern? Und ich stelle mir einfach mal vor, dass ein Teil in Dir auch sogar stolz drauf ist, der „böse Teil“ das aber nicht akzeptieren will? 🙂
Ich mag mich irren, aber ich glaube wenn ich mir das mit der Tierklinik überlege, würde ich fast wetten, dass das im Endeffekt viel positiver laufen würde, als es ein Teil in dir wahrhaben will? 🙂 Denn in dem Absatz steht schon sehr viel „Konditional I“ und wieso das alles nicht gehen soll. Das mag ja erst mal so sein und natürlich wirds nicht einfach, die Chancen dass davon aber alles zusammen eintritt sind ja aber doch relativ gering. Vielleicht könnte man mit dem ein oder anderen Tierheim/Tierklinik ja auch noch etwas gemächlicher anfangen? Mal nachfragen ob man einmal die Woche kommen kann um mitzuhelfen oder so? Und wenn es gut geht evtl. erhöhen? Vielleicht gibts ja auch eins was näher ist? Also wenn du gern was mit Tieren machst und du dort auch nicht viele Menschen um dich rum haben musst könnte das vielleicht ja was ganz erholsames werden? Weil Tiere geben einem ja manchmal wirklich viel und völlig unvoreingenommen!
Ich finde auch beim Besuch einer bis dato relativ fremden Person mit ÖPNVs in einer Klinik kann viel schief gehen. Ist es ja auch irgendwie und trotzdem hast du das sinnvoll und sehr gut gemeistert.
Solche Panikmodis auflösen geht eigentlich mit Achtsamkeitsübungen halbwegs gut. Solche Situationen mit „nachdenken“ oder „reflektieren“ zu lösen ist eig. unmöglich. Was ich mache, entweder die Übung mit den 5 Sinnen (Hören, riechen, schmecken, fühlen, sehen). Also je grob 5 Sachen pro Sinn fixieren, wahrnehmen, kurz drauf konzentrieren. Oder 10 Punkte in der Umgebung fixieren und wirklich 10 Sekunden pro Punkt nur diesen Punkt fixieren, konzentriert angucken. Das hilft häufig dieses recht konstruktive Gedankenkarussell zu stoppen.
Schönen Montag noch! LG
Sappys
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Hi danke für Deinen Kommentar. Ja ich bin da auch immer wieder verwundert, dass es da einen *mit Karacho ins Leben*-Teil wohl gibt, worüber ich sehr froh bin.
Ich hab mich schon sooft geärgert, dass ich Dinge nicht gemacht habe (weil nicht ging aus Angst und Co, wobei mich die Angst auch oft geschützt hat, das darf ich nicht vergessen!) Sodass ich jetzt eher abwägen kann: ja nervt und streßt aber es gibt auch schöne Teile daran und dann ist das daheim bleiben danach wieder umso gemütlicher.
Was meintest Du damit: Konditional I ?
Nein, ich seh das anders, dass ich es DAVOR schon realistischer eingeschätzt habe, dass ich weiß das sind Dinge die gehen auf Dauer nicht für mich. Früher habe ich das verdrängt, weil ich was unbedingt wollte und stand dann später *schön blöd da*.
Es ging auch weniger um die Tiere (für die wäre ich nicht zuständig gewesen) dort, sondern viel um Wäsche und Vor-Nachbereitung von Besprechungs-Pausenraufm, Geschirr usw. kein putzen. Pflege und Betreuung von Tieren hab „ich schon durch“, das möchte ich so direkt nicht mehr. Mir ging es da eher um die Nähe von Tieren in der Tierklinik und vielleicht den ein oder anderen Kontakt OHNE Verantwortung.
Witzigerweise war bei dem Umtrunk im Laden gestern eine Frau, die in derselben Klinik mal 2 Tage Probearbeiten war (Tierarzthelferin) und sie meinte: fachlich top, menschlich eher mau. Für mich is das also durch.
Immerhin habe ich mich nicht geschämt (Fortschritt) auf der Station zu fragen wo das Zimmer ist, weil ich die Zimmernummerreihung sehr unlogisch empfand und keine Lust hatte 4 lange Gänge abzusuchen. ;-)))
Was bei mir in Angst/Panik eigentlich sehr gut funktioniert, ich aber leider sehr oft vergesse, ist das nach innen wenden und nach den tatsächlich unsicheren-ängstlichen Kindanteilen zu schauen. Da braucht es kein großes Gespräch oder so, sondern nur die bewußte Wahrnehmung: ich sehr eure Angst, ich bin jetzt erwachsen und meistere das-….
In extremen Situationen kann ich sie manchmal auch davor im Bett lassen (bei rotzigen Jugendlichen-Anteilen klappt das bestens *grins*), mit einem Phantasiewesen irgendwo hinschicken usw. aber es ist auch heikel, weil da gern ankommt: wieder werden wir weggeschickt/abgeschoben, wieder sind wir zuviel. Da muss ich aufpassen.
Danke Dir auch einen schönen Montag! 😉
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Mit „Konditional“ meine ich Formulierungen wie „hätte“ „wäre“ „könnte“. Also ne Form von Grammatik, die sich unsere Psyche nur zu gern zu nutzen macht 😀
Das Gegenteil, sich gar nicht zu überlegen was passiert ist natürlich das andere Extrem und auch nicht sinnvoll. Die Mischung macht’s. Abwägen was real ist und was nicht. Und ggf. die Chancen abzuwägen.
Achso ok, na dann hab ich das falsch verstanden, dachte aber trotzdem daran, irgendwie in nem Tierheim oder so einmal die Woche mit nem Hund Gassi gehen oder so? Also nur als Überlegung wenn du Tiere eben magst.
Das mit den inneren kindlichen Anteilen gucken ist gut, ob das in dem Moment aber klappt, das weiß ich nicht. Ich hab als BPS Type gelernt, dass das eben unter hoher Anspannung und nem hohen Stresslevel nicht richtig funktioniert, da ich dann auf kognitive Sachen nicht mehr wirklich anspreche. Deswegen erstmal gewisse Reize auslösen, Bilder angucken, irgendwas. Um wenn die Anspannung es zulässt auch schauen was los war, es voneinander trennen, Distanz dazu bekommen und daraus dann für das nächste mal lernen.
Aber wie gesagt nur ne Idee um chaotische Gedankenkarussells zu stoppen 😉
Cheers
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Wenn ich das mit den inneren Anteilen regelmäßig mache, auch in ruhigen Zeiten, is da mehr Übung drin und dann klappts auch mit dem nachbar..NEIN in Streßsituationen natürlich…Am besten natürlich wenn ich weiß, dass was schwieriges kommt, da schon vorbauen. Dass mich eine Bahnumleitung so umhaut hätt ich an dem Tag nicht gedacht..nunja.
Mit Hunden geh ich nur noch gedanklich spazieren 🙂
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