Wochenrückblick

– gefreut: H. Der mir wieder glutenfreie Sachen geschenkt hat. Unter anderem Waffelkekse mit Füllung! Sehr lecker. Er war mit seiner Frau im bayerischen Wald und sie fuhren extra in die Keksfabrik, um mir eine Freude zu machen. So goldig!!!

– gearbeitet: 3 Tage. Einmal Endreinigung, nette Leute, kein großer Schmutz, aber ziemlich penibel so dass sich das Ende hinzog und ich irgendwann echt genervt war. Dann noch 2 Tage in meiner Lieblingsarbeitsstelle da ist neben dran derzeit eine Großbaustelle, sodass wieder Großputz angesagt war. Psychisch hats mir gut getan,ich fühl mich wieder als normaler Mensch und auch die Gedanken sind etwas anders, aber körperlich wars schlimm. Schwer erschöpft. Die nächsten Tage ist dann mal wieder mein eigener Haushalt dran.

– gefunden: http://www.cfs-aktuell.de/januar11_7.htm total interessant, ich habe ja die Vermutung, dass bei mir in der Methylierung von Stoffen und Entgiftung ect. was klemmt. Das ich bezüglich Histaminabbau einen Gendefekt habe, habe ich schriftlich, wahrscheinlich hängt da eine ganze Kaskade dran.

– gestärkt: auch wenn ich noch keine 10x auf dem Rudergerät trainiert habe, merke ich deutlich die positiven Auswiirkungen. Und zwar stärkere Rückenmuskeln! Das was jahrelanges, verhasstes scheiß krankengymnastik nicht geschafft hat! Wenn ich mich nach unten beuge knickt als erstes der obere Rücken ein, ich werde rund und dann knickt erst die Hüfte ein, oder auch gar nicht, je nachdem wie weit ich runter muss. Jetzt bleibt der Rücken viel öfter gerade und nur die Hüfte knickt ein. Ich habe solche Leute immer bewundert (bzw. mich gefragt ob die nen Stock im Arsch haben), die das können. Auch so im Alltag richte ich mich ganz natürlich immer wieder auf. Das Nasser-Sack-Syndrom nimmt Abschied. Und das ist nach langer Quälerei mit Haltungsschaden echt ein geiles Gefühl!!

– gegönnt: Sonntagsfrühstück vom Bäcker: Dinkelsemmel und Schwarzwälder-Kirsch-Torte. Unverträglich, aber saulecker.

– gesprochen: bayrisch. Is ja bei mir leider inzwischen Mangelware außer mein Gegenüber ist mir sehr vertraut und spricht selber bayrisch. Aber einfach so und fast immer ist selten.

– gehört: von der Nachbarin: „mensch das ist so schade (angesichts dessen, dass ich vor lauter Erschöpfung und Ängsten nicht das Leben kann wie ich es gerne leben würde) Du hast soviel Potenzial, Du hast ja was im Hirn!“

und dann von der Frau bei der Endreinigung:“ Sie könnten sooviel machen!“ ja klar. Ich erzählte ihr natürlich nicht von meinen Krankheiten/Einschränkungen und als sie nachlegte: „Zum Beispiel auf einem Schiff arbeiten!“ nickte ich nur müde. Das wäre mein persönlicher Horrorarbeitsplatz, eingepfercht zwischen hunderten/tausenden Menschen ohne jegliche Fluchtmöglichkeit (also keiner bei der man lebend davon kommt).

Von einer Bekannten zufällig getroffen als ich mit dem Rad unterwegs war:“ dabei schaust du so gut aus…sportlich undso!“

– traurig: irgendwie würde ich R. Ja schon gerne treffen, der Typ mit dem ich seit gut 6 Wochen schreibe. Aber selbst WENN ich das schaffen würde (was derzeit bedeutet, dass ich über sehr viele körperlichen und psychschen Grenzen gehen müsste, mal wieder…) was dann? Er gefällt mir ja jetzt schon sehr gut. Er wohnt aber Nähe Regensburg, ich Nähe München, er ist die ganze Woche on tour, es wäre also eine Fern/Wochenendbeziehung. Extrem anstrengend. In meiner Situation utopisch. Auch finanziell. Und dann? Nähe zulasen. Das nächste Unding. Ich kann nicht schlafen, wenn im selben Raum noch jemand ist. Ich muss den Raum sogar abschließen, können in meiner Wohnung geht das nicht. Und dann die große Angst, dass es nicht klappt. Nochmal solche Schmerzen überlebe ich nicht.

Schwierig.

das erschöpfte Selbst

Untertitel: Depression und Gesellschaft in der Gegenwart.

Die wachsende Ausbreitung von Depressionen, der steigende Konsum von Antidepressiva und die Zunahme der Alkoholabhängigkeit sind für Alain Ehrenberg Reaktionen auf die allgegenwärtige Erwartung von eigenverantwortlicher, authentischer Selbstverwirklichung.

…so ist die Depression die Kehrseite einer kapitalistischen Gesellschaft, die das authentische Selbst zur Produktivkraft macht und es dann bis zur Erschöpfung fordert. Ehrenberg untersucht in einer erhellenden Kombination von Psychiatriegschichte und Zivilisationsdiagnose, welchen psychischen Preis die Individuen für diese Verkehrung heute zu zahlen haben.

Der Titel hatte mich schon lange angesprochen, jetzt kaufte ich mir das Buch. Ja es war teilweise sehr schwer zu lesen, einfach weil ich mich derzeit schlecht konzentrieren kann und teilweise weil es sehr kompliziert und verschachtelt und akademisch abgehoben geschrieben ist. Naja am Institut für Sozialforschung darf man das auch.

Deswegen schreibe ich hier nur ein paar Zitate auf, die mich sehr angesprochen haben.

S.4: Der Depressive ist nicht voll auf der Höhe, er ist erschöpft von der Anstrengung, er selbst werden zu müsen.

( Was das Selbst ist, wird dann später noch genauer erforscht und erklärt).

S.13: Die Depression ist nicht die Krankheit des Unglücks, sondern die Krankheit des Wechsels, die Krankheit einer Persönlichkeit, die versucht, nur sie selbst zu sein. Die innere Unsicherheit ist der Preis für diese Befreiung.

Er beschreibt das „zirkuläre Irresein“ also das manisch-depressive. Ich finde den Ausdruck irgendwie passender. Ich kenne das von mir in abgemilderter Form: es gibt Wochen ja Monate da bin ich fit und arbeite und unternehme viel und dann wieder die wochenlange bleischwere Müdigkeit, die absolute Unlust, die fehlende Freude und keine Interessen. Ein dahinvegetieren.

S.33: Der Psychiater Jules Seglas (1856-1939) definiert den Kern, der die Depression in den 1940ern Jahren ausmachen wird: In der Melancholie „ohne Wahn oder mit Bewußtsein“, sagt er in einer Lektion 1894, beschränkt sich das Leiden auf ein Ohnmachtsgefühl. Dieser seelische Schmerz, diese schmerzhafte Depression ist das offenkundigste Symptom der Melancholie, ich würde sogar sagen, das charakteristischste.

S. 79: Der Begriff der Depression impliziert Verlust, Herabsetzung oder Fall. Die Depression hat ein bestimmtes Ziel: Die Selbstachtung. Der Depressive reagiert auf Enttäuschungen mit Vorwürfen gegen sich selbst und andere. Nun ist die Selbstachtung für die Psychoanalytiker mit einer besonderen Schmerzlichkeit verbunden. (..) sondern eine Reaktion auf den Objektverlust. Dieser Schmerz, den er narzisstisch nennt, wirkt sozusagen entleerend auf das Ich (Freud).

(Für mich trifft diese These leider sehr zu. Schwere lange depressive Phasen hatte/habe ich immer nach einem Verlust: Jobkündigung, Beziehungsabbrüche usw. mir wäre es auch lieber und einfacher wenn es „nur“ ein Serotoninmangelsyndrom oder so etwas wäre. Auch darauf wird später in dem Buch eingegangen. Es gibt viele unterschiedliche Depressionsarten! So unterschiedlich sind dann auch die Behandlungen. Auch der Elektroschock wird im Buch thematisiert.)

Ich kann mich dem Schicksal nicht länger unterwerfen. Was ich möchte, diese Kleinigkeit, nicht gut zu sein, wie es unsere Tradition versteht, sondern meinen Weg zu gehen. Aber wie? Was habe ich zu bieten? Diese Angst verzehrt mich.“ Aus dem Buch: A bend in the river. Naipaul 1979

S.120: Die „depressive Persönlichkeit“ ist unfähig, ihre Konflikte auszutragen, sie sich zu vergegenwärtigen. Sie fühlt sich leer, zerbrechlich und kann Frustrationen nur schwer ertragen. Daher rührt ihre Neigung, Abhängigkeitsverhalten zu entwickeln und nach immer neuen Reizen zu suchen. Psychoanalytisch sagt man (…) der sogenannten Spaltung angehört. Ein Gefühl der Unzulänglichkeit beherrscht die Person.

Das mit den Frustationen ist bei mir sehr schlimm. Das kleinste Fitzel das nicht funktioniert und ich bekomm sofort Schweißausbruch und Zittrigkeit. Eine Schraube an der falschen Stelle eingedreht und ich könnt vom Balkon springen. Das ist nicht nur Ungeduld, das ist Ungeduld hoch 10 und nervt mich selbst sehr.

Und das mit den neuen Reizen: OHJA! Ständige Umzüge, neue Jobs, neue Projekte, neue Frisur, je ausgefallener und schräger desto besser. Früher lief ich nur in bunten Hosen mit auffallendem Muster herum. Meine Normalitätsneurose blüht ordentlich. Wehe dem es ist nix Neues in Aussicht: Gähnende Leere. Müdigkeit. Extreme Lustlosigkeit. Sehr schlechte Laune. Der Alltag ödet mich schrecklich an.

Bezüglich Abhängigkeitsverhalten erinnert mich der Absatz an ein Buch das von der weiblichen Depression handelte. Das diese anders sei. Da gehe es mehr um fehlende Kontakte, Beziehungen. Wenn kein Du da ist. Ist jemand da reagiert man schnell Coabhängig, klammert, gibt sich selbst auf um den anderen nicht zu verlieren. Geht das Gegenüber doch, kommt die Depression (siehe Verlust weiter oben).

Dazu passt auch:

S. 150:

Die depressive Persönlichkeit verharrt in einem Zustand der permanenten Adoleszenz, es gelingt ihr nicht erwachsen zu werden und die Frustationen, die das Geschick eines jeden Lebens sind, zu akzeptieren. Daraus resultiert das ständige Gefühl der Unsicherheit, der Labilität.

Seufz. Ja. Meine jüngeren inneren Anteile haben ganz schön Macht. In der souveränen Erwachsenen bin ich leider zzu selten. Die Arbeit mit inneren Anteilen tut mir aber immer sehr gut und das Buch ERWACHSEN hilft mir manchmal dabei.

Der Autor beschreibt weiter wie diese Frustationsintoleranz weiter zu Drogensucht, Alkoholismus, Selbstmordgedanken , Impulshandlungen und Gewalt führt.

S. 209: Der Sieg des Defizitmodells manifestiert sich in der Annahme, die Person sei das Objekt ihrer Krankheit , sie sei daran nicht beteiiligt, sondern Opfer eines Prozesses. Die Depression wird so zu einer normalen Krankheit.

Autonomie, Selbstständigkeit und Verantwortung sind die Schlagworte, die den Menschen der modernen Gesellschaft vor die schwierige und ermüdende Aufgabe stellen, um jeden Preis er selbst zu sein.

S. 218: Der Depressive ist alt, bevor er das Alter erreicht hat.

Jaaaaaaaa. Ich fühl mich so unfassbar alt. Und schwach. Und schlapp.

Leider schlechte Nachrichten:

Die Depression ist unheilbar. „Einen Patienten als von der Depression geheilt zu erklären, bedeutet, ihn als von einer depressiven Episode geheilt zu erklären, und nicht von der Krankheit selbst.“

Die meisten Patienten finden ihr früheres Gleichgewicht nicht wieder, eine Minderheit wird partiell geheilt und eine große Mehrheit erlebt Rückfälle oder die Depression wird chronisch.

Das ist auch mein Eindruck. Nicht nur bei mir, sondern bei sehr vielen anderen Leuten die ich kennengelernt habe. Mich ließ der Satz von Ärtzen: „Depressionen sind heute gut mit Medikamenten und Psychotherapie behandelbar!“ müde lächeln. Behandeln kann ich viel, bringt auch gutes Geld, aber bringts auch Heilung/Besserung? Lebenslange Behandlung, na dankeschön auch.

S. 242: Die Antidepressiva reduzieren mehr oder weniger die Unsicherheit einer Person, die sich chronisch für unzulänglich hält.

Der Autor beschreibt weiter, wie sich mit der Zeit der Begriff der Depression wandelt. Um welche Symptome geht es genau? Eventuell sogar nur um reines Wohlbefinden? Er erläutert wie in jüngster Vergangenheit Medikamente gerne als Drogen missbraucht werden, um in der immer weiter wachsenden Leistungsgesellschaft noch mithalten zu können.

Stichwort von mir: Biohacking. Wird immer populärer.

S. 249: Unsere normative Überzeugung, wie eine Person zu sein hat, um als echte Person betrachtet zu werden, wurde dabei erschüttert.

Irgendwo: Depression ist Autoaggression. Klar sehr gut erkennbar am Selbstmord.

Wochenrückblick

– vorsichtig: Mit einer Freundin gequatscht. Ihr von meinem Neffen erzählt: wir haben Kontakt! Dabei immer verunsicherter geworden. Immer irritierter. Weil mir so klar war, dass er mir nur Wände schickt. Er vergisst unser Telefonat. Ich frage nach seiner Adresse: Er fragt mißtrauisch zurück:warum? Na weil ich dir Post schicken will. Er blockt wieder, bei ihm kämen keine Pakete an. Hä? Wir kommen auf das Thema „sich treffen“ nur so im allgemeinen, noch gar nicht mal das wir zwei uns mal treffen. Er sofort: weißt du dass das mit dem Zug 8 Stunden dauert?

Mauert er generell so? Oder explizit bei mir, weil ich ihn im Stich ließ? Was hat ihm meine Schwester also seine Mutter über mich erzählt?

Ich glaub ihm nicht, dass er 2 Jahre lang meine Nachricht nicht gelesen hat. Schicke ich ihm ne Whatsapp dauert es keine 5 Minuten bis ich Antwort erhalte.

Mein altes Muster ist solchen Abweisungen mit noch mehr Anstrengung zu begegnen, noch mehr Kontakt, ein noch schöneres Geschenk schicken..usw. Der andere muss mich doch lieben, ich brauche seine Anerkennung, nur ihn mag ich usw egal we scheiße ich behandelt wurde, ich war loyal.

Mein Neffe zeigt das klassische Muster: komm her, geh weg.

Ich weiß nicht ob ich die Kraft habe. Er ist sehr verletzt, das ist klar. Springt meine Coabhängigkeit wieder an? Nein, dazu bin ich zu achtsam, zu irritiert, zu kraftlos.

-Süß: Diese Idee https://www.langweiledich.net/diese-zuckerwatte-wolke-regnet-in-kaffeetassen/ Regen ist mir in so krassen depressiven Phasen ja am liebsten 🙂

– geärgert: bekomme den Schrieb, dass mein Schwerbehindertenausweis EVENTUELL aberkannt wird. Was ist das denn für eine sadistische Nummer? Hat die Behörde grad nix anderes zu tun, als so doofe, verunsichernde Briefe rauszuschicken? Entweder es kommt der endgültige Bescheid (gegen den man auch Widerspruch einlegen kann) oder erst mal nix. Aber das? Begründung: Meine „soziale Anpassungsstörung“ sei wesentlich besser geworden. WHAT? Ich weiß nicht, ob die den aktuellen Klinikbericht da schon hatten. Ich hoffe nicht. Mir hilft der Schwerbehindertenstatus im teuren München sehr. Statt 5,30 zahle ich im Hallenbad nur 3,50 und schwimmen ist mir wichtig und tut gut. Genauso wie Kunstausstellungen, Museen ect. Wo es meist 1-2 Euro günstiger ist. Ich bin gespannt wie das ausgeht.

– gelacht: Kommentar von meiner Cousine (angesichts dessen wie sich meine Erzeugerin benimmt):“ Na da ist Hopfen und Malz verloren!“ Sehr passend für eine Alkoholikerin

– gelesen: Sand, von Wolfgang Herrndorf. Bin nicht so der Fan von Romanen, aber der war richtig richtig gut. Vielschichtig, unerwartet, spannend.

– gefreut: auf Kino und danach afghanisch Essen. Hatten aber beide Magen und Kopf und bäh Laune. Sehr schade.

– auch gefreut: M. Rettet meine Laune derzeit bei der Tafel immer! Können viel lachen und rummosern. Hab viel glutenfreies frisches Brot bekommen, Waschmittel, Butter, sehr frischen Salat aus der Nachbarschaft und noch so einiges.

– gewundert: aufm Friedhof angesprochen worden, ob ich Bio-Thymian will? Äh…nein?

– genervt: wenn schon alles den Bach runtergeht, wirste auch noch von den Zeugen Jehovas begrüßt. Am Arsch!

– gelacht: Bei dem Film: Unter Nachbarn. Charly Hübner als Psycho. Super!!

– genervt: lange helle sonnige Abende sind die Hölle.

– nervös: mit dem Mann mit dem ich grad viel schreibe und etwas flirte, will sich treffen. Das wo ich derzeit bei jeglichem realen Kontakt Angst habe und mich nur verkriechen will. Shit.

Gefangen im Kreis

Noch vor wenigen Wochen, voll im Aktionismus, jetzt mach ich was, ich pack was an! Am Wochenende immer zusammengebrochen, nur schlafend.

Der Aktionismus der aufblüht…lieber alles mögliche tun, hektisch, betriebsam um dem schwarzen Loch zu entgehen. Mit Händen und Füßen mich wehrend. Nicht sehend wollen, nicht wahrhaben wollend. Alles wegdrücken. Nur funktinieren. Das ist immer noch besser, als dieses Nichts. Diese Leere. Dieses schwarze.

Die Zeit vergeht im Flug, leicht manisch agiere ich, habe Termine, bin unterwegs, voll unter Adrenalin, immer auf Zack.

Ich denke nicht an das Schwarze und wenn, dann bin ich mir sicher ES endlich hinter mir gelassen zu haben.

ES schleicht sich an. Ich werde lustloser. Alles wird sinnloser. Ich bin aber noch auf der Autobahn, ich handle und mache.

Aber immer weniger, immer zäher. Ich klammere mich an Menschen, selbst an die die mir nicht gut tun und mit denen ich absolut nichts gemeinsam habe oder an die, die mich nur benutzen, egal, nur nicht einsam sein. Ich mache Dinge die ich nicht will, egal, hauptsache was zu tun. Nur ja nicht fallen. Nicht fallen. Das Loch droht, es ist schon sehr nahe.

Ich lächle, ja sicher gehts mir gut, keiner soll es wissen. Nicht schon wieder. Bitte. Das Schwarze zieht und zerrt weiter an mir, ich esse viel Süßes, das macht es etwas weniger dunkel, ich schließe die Augen, ich will es nicht sehen, ES hängt aber hinter meinen Augenlidern. Schnell die Augen wieder auf, viel sehen, viele belanglose Filme, Serien, Reportagen, nur nicht wieder die Augen zu. Damit vergeht auch die Zeit.

ES ist jetzt voll da. Die Zeit zieht sich furchtbar zäh. Alles schwarz. Alles ohne Geschmack. Der Alltag langweilt mich unsagbar. Wieder Gemüse schneiden, wieder alles wegräumen, wieder Wäsche aufhängen, wieder derselbe Supermarkt. Ahhh Mittag ich kann wieder ins Bett. Alles ist schlaff. Ich habe keine Kraft mehr. Für nichts.

Ich verzweifel. Nicht schon wieder. Wie oft denn noch? Ich sage trotzdem das es mir gut geht weil ich meine Umgebung nicht nerven und langweilen will.

Wie kam ich früher aus diesen Löchern raus? Ich weiß es nicht mehr. Oft waren es rabiate Aktionen. Für die fehlt mir der Mut. Wieder Scherben aufsammeln will ich nicht mehr.

Ein Mann. Ein Mann könnte helfen. Nein sagt mein zweites Ich. Denke mal an Stefan und Michael. Die waren da, aber du hinter der schwarzen Wand. Da gingen sie wieder. Depression ist scheiße, da hilft auch keine Liebe. Ja stimmt.

Ein Auf und Ab. Wie oft noch? Die Strohhalme an die ich mich immer wieder klammern konnte, gehen mir aus. Kurz halfen sie, doch dann: umgeknickt.

Ein neues Projekt muss her. Irgendwas was mich begeistert. Etwas wovor ich keine Angst habe. Was ich mir jetzt zutraue. Und das wo ich mich kaum mehr aus dem Haus traue. Wo ich wieder aufblühe und handle und mache und tue und…

damit wieder ein wenig gute Zeit vergeht…bis ES das nächste Mal kommt…das Schwarze und die Leere.

Deine Würde entscheidet!

Untertitel: Finde den inneren Kompass für ein gutes Leben

Autoren: Gabriele Frick-Baer und ihr Mann Udo Bear (die zwei kenn ich schon von dem kleinen Büchlein: Vom Sich-fremd-Sein zum In-sich-Wohnen. Sie schreiben sehr gut verständlich und herzlich. Man fühlt sich angenommen.)

Es geht um Würde. Diesem Wort das man kaum mehr im Alltag hört. Es ist überall von Selbstliebe die Rede! Tue dir was gutes! Achte dich! Aber so ganz ist es damit nicht getroffen was mit Würde gemeint ist. Der Selbstwert, welchen Wert gebe ich mir, spielt auch mit rein.

Sich und seine Gefühle und Bedürfnisse achten, würdigen, respektieren. Gelingt leichter, wenn die eigenen Gefühle und Bedürfnisse auch früher von anderen schon gewürdigt wurden und auch werden.

Überall wo Ärger aufkommt, fühlt man sich respektlos behandelt. Das Würde-Ich rebelliert! Das Würde-Ich kann verschüttet werden durch zuviele schlecht Erfahrungen. Erfahrungen in denen man verletzt, gedemütigt, ausgelacht, nicht Ernst genommen wurde.

Das Würde-ich muss man stärken: sich abgrenzen, sich wehren, für sich einstehen. Da muss man sich fragen. Was ist unter meiner Würde? Was empfinde ich als würdelos?

Rebellische Figuren in Literatur, Film, aber auch im wirklichen Leben haben mir immer imponiert: Sie verteidigen mit Zähnen und Klauen ihre Würde!

Im asiatischen Raum heißt es: das Gesicht verlieren. Würde hat auch mit Scham zu tun. Beschämt werden. Vor Scham hält man sich beide Hände vors Gesicht. Man will es nicht verlieren.

Würde hat mit sich aufrichten zu tun. Aufrichtig sein, sich und anderen Gegenüber. Ich habe auch meinen Stolz, sagt jemand und hebt seinen Kopf noch ein Stückchen höher.

Die Würde ist unantastbar, heißt es im Grundgesetz. Hat ein Zelt voller Flüchtlinge ohne jegliche Privatsphäre was mit Würde zu tun? Oder ein 1-Euro-Job? Oder eine Rentnerin die Kinder groß zog, die Eltern pflegte und arbeiten ging und trotzdem nicht von ihrer Rente leben kann. Ist das würdevoll?

Kleine Randbemerkung: Eine Kabarettistin meinte letztens: Die Würde des Mannes ist unten tastbar. Nunja. Ich sag da mal jetzt nix dazu.

Herr ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach. Kotz. Ach die hoheitsvollen Würdenträger. Is klar.

Als ehemalige Se+arbeiterin weiß ich, dass man spätestens da seine Würde abgibt, wenn man denkt: ach komm, is doch viel Geld.

Als Haushaltshilfe reagiere ich extrem empfindsam wenn mir jemand bei dem ich arbeiten soll nicht respektvoll gegenübertritt und meine Arbeit nicht würdigt. Da bin ich schneller weg als er Reinigungsmittel sagen kann. Diese herablassende Haltung, von oben nach unten schauen kann ich nicht mehr ertragen.

Sich Respekt verschaffen. Ich habe das nie gelernt. Ich musste klein und brav und lieb sein. Mal auf den Tisch hauen, Türe knallend die Person und den Raum verlassen, selber zahlen, selber entscheiden, ein Geschenk zurück geben, nicht hinterher laufen, dem anderen seine Würde mal angreifen, standhaft bleiben, zeigen: mit mir nicht!

Eigensinnig sein heißt nichts anderes als einen Sinn fürs Eigene zu haben. Auch das durfte ich nicht haben: etwas eigenens, denn dann ist man einfacher zu manipulieren, zu unterdrücken. Ich war sehr eigensinnig. Bockig hieß das bei uns und man bestrafte mich mit Ausgrenzung, Nichtbeachtung, Liebesentzug.

Traumatisierungen (egal ob psychisch oder physisch) durch nahe Bezugspersonen zerstören den Selbstwert, das Würde-Ich, das Gefühl, dass man Respekt und Achtung verdient.

Ich war leider sehr lange sehr loyal gegenüber Personen die mich niederträchtig behandelt haben. Was mich zum Teil gesunden ließ und lässt ist, mir solche Situationen ins Bewußtsein zu rufen und in Gedanken NEU/ANDERS zu handeln. Damit ich in Zukunft schneller anders handel und mich nicht mehr so verletzen lasse, mich aber auch selbst nicht mehr verletze. Ja auch Rache hat was damit zu tun, seine Würde zu erhalten!

In dem Buch geht es sehr viel um Würdeverletzungen, es hat mich oft sehr aufgewühlt und angetriggert. Aber auch klar gemacht, dass das Würdegefühl ein wichtiger Kompass in meinem Leben sein muss, den ich weiter ausbauen möchte, ja fast muss!

Sonntagsfetzen

Es ist kurz vor 8h, ich sitz schon aufm Radl, weil ich das mache, was ich im Sommer bei Sonnenschein aber Depristimmung oft mache: ich fahr ne Runde Radl, lieg mal kurz mal länger mal gar nicht noch am See und fahr dann wieder heim. Dann hält mein innereres, sehr penetrantes „aber du musst raus es ist schönes Wetter und Wochenende-Monster“ die Klappe und ich kann mich um 11h wieder ins Bett oder aufn Balkon pflanzen lassen. Hat sich über die Jahre bewährt.

Ich sitze also am See, Apfel ist verspeist, Buch gelesen, die Jogger und Gassigeher mehren sich…Zeit aufzubrechen. Da werd ich glatt von einem recht hübschen Mann mit Hund angesprochen. Und ich? Bin knarzig. Und abweisend. OH NO! Wenn ich mich selbst nicht leiden kann und jemand anderes ist dann ehrlich und aufrichtig nett zu mir…das ist die Hölle. Weil ich es nicht annehmen kann, aber so sehr möchte und ach scheiße. Ich hoffe ich begegne ihm nochmal.

Vor allem da das Thema HUND gestern so aktuell war. Klar ist es jetzt nicht vernünftig und machbar mir einen Hund zuzulegen. Aber wenn man mal so ein paar Wochen lang der Überzeugung ist in einem Jahr nicht mehr zu leben, kommt die Frage auf: was will ich noch unbedingt erleben? Und auf Platz 1 steht bei mir noch ganz unbedingt: eigener Hund! Und zwar ein Pointer-Mix-Mädl. Warum? Ich hatte mal in Pflege eine reinrassige Pointer-Hündin und war schwer verliebt. Aber die sind auch sehr groß, find ich zwar schön, aber ich glaube dass ich da bezügl. Bewegung und Futtermengen nicht so mitkomme. Deswegen ein Mischling etwas kleiner. Und ein Mädl? Klar Frauenpower! Muss auch kein Welpe sein. Davon zu träumen rettet mich grad ein wenig und die Seiten von zu vermittelnde Hunden anzuschauen beruhigt.

Viele unterschiedliche Gefühle bezügl. Meiner Erzeugerin schwirren noch so in mir rum. Ich will das nicht sehen und fühlen. Schaue es mir aber nun doch Stück für Stück an, damit sie sich auflösen können. Nicht einfach, aber ein wenig erleichternd.

Vorfreude: ich hoffe dass es heute abend hier gewittert. Ich mag das ja. Morgen dann wieder Regen. Irgendwie gut, andererseits…naja egal. Hab eh übelstes PMS da wird die Bude geputzt.

Wochenrückblick

– große Überraschung: In Lindau direkt neben meinem Hotel fand eine tolle Hunderwasser-Ausstellung statt. Ich liebe die Bilder. Und einen kleinen Film über sein Leben gabs auch noch dazu. Super! Ich hatte zu meiner Urlaubslektüre vond aheim sogar ein Hundertwasser-Lesezeichen dabei 🙂

– genossen: natürlich eine Schiffsrundfahrt auf dem Bodensee. Dabei einen Käptns Kaffee genossen (mit Baileys, ich liebe die Mischung!) Ich hatte genau die 2 Tage mit Sonnenschein erwischt!

– oh neeee: beim Einchecken: die Rezeptionistin gibt mir (ungebetene) Tipps wo man gut essen gehen kann. Vor allem da (dickes Kreuz) wird man an große Tischen zu anderen gesetzt, damit man nicht alleine essen muss. HAHA genau das richtige für mich. Was soll das mitleidige Gewusel. Ok es war eh schon mein heikelster Punkt bei dem Ausflug, aber muss mich die doofe Nuss auch noch da drauf ansprechen? Hatte ich n Schild um Hals?

– Familie: moah langsam reichts mir wieder mit der Sippschaft. Ich merk einfach wie mich der Kontakt zu meiner Mutter und ihr Verhalten wieder total runtergerissen hat. Man ej. Ich will das nicht und je mehr ich mich dagegen wehre, desto vehementer krallt sich diese Scheiße wieder fest. Innere Kindarbeit ist angesagt. Aber sowas von.

So kurz mal wieder irritiert überlegt, warum sie immer wieder laut betont wie sehr sie mich liebt und das ich doch ihr Wunschind sei, wenn sie mich dann immer total scheiße behandelt/hat. Mir fiel noch eine weitere Theorie ein: dass ich eben nicht sooo erwünscht war wie sie immer laut betonte. Dafür gibt es ja verschiedene Gründe: vielleicht wurde mein Vater mal gewalttätig, vielleicht wuchs ihr da schon alles übern Kopf, vielleicht wollte sie kein 2.Kind mehr usw. Aber so richtig Anklang findet das in mir nicht. Eher meine 1.Theorie: sie BRAUCHTE mich. Ich sollte ihr Liebe geben. Ihr leeres Ich füllen. Ihr helfen. Sie retten. NIE sah sie mich als eigenständige Person, sondern als etwas das sie benutzen konnte.

Meine Tante fragte mich ob ich die fertig gestellten Foto-Alben von Opa (Vater meiner Mutter) sehen wolle. Er hatte so eine kleine Ahnengalerie erstellt. Ja wollte ich. Auch wenn ich wußte, dass es mich aufwühlt. Da sah ich das erste Mal Kleinkindfotos meiner Mutter! Wir sahen uns als Kinder total ähnlich! Was löste das in meiner Mutter aus? Verstärkte das ihren Selbsthass? Und wie sehr waren meine Urgroßeltern (die ich nie kennenlernte) in den Krieg/mit den Nazis verwickelt? Auf einigen Fotos sah man eindeutige Hilterbärtchen und es gab eine Original-Urkunde vom Reichskanzler und Führer. Viel ging mir durch den Kopf. Einiges fragte ich meine Tante, anderes wird man nie mehr erfahren.

Und wieder dieses Außenseitergefühl. Das ist meine Familie? Ich spüre da nichts. Keinerlei Zugehörigkeitsgefühl. Keine Gemeinschaft. Von Wärme und Liebe ganz zu schweigen. Bilder von Familienfesten…einerseits bin ich froh,d ass ich diese ganze Verlogenheit nicht mehr mitmachen muss, andererseits fehlt mir das Herdengefühl. Das Getragen-sein, die Fürsorglichkeit anderer ganz massiv. Tja Familie…kannste dir nicht aussuchen.

– älter: wieder einen Geburstag geschafft. Der letzte 30iger. Nächstes Jahr kommt die 4. Auch wenn die akuten Suizidplanungen aus meinem Kopf sind, den Wunsch 100 zu werden gibts weiterhin nicht. Gegen tödliche Krankheit, Unfall oder einer Atombombe hätte ich nichts einzuwenden.

Obwohl ich viel Post bekam, erreichte es mich nicht wirklich. Es freute mich alles nicht. Weiterhin sehr ätzend.

– bestellt: hatte Lust auf indisches Essen. Neuen Lieferdienst ausprobiert. Das war so bäääh, paar Gewürze in ne Kokosmilch verrühren kann ich auch. Am nächsten Tag selber indisch gekocht. SOVIEL leckerer. HA!

– großer Schreck: ich war müde, ich war hungrig und dann wurde ich überrumpelt. Dachte die Frau ist jetzt mit meinem Geld weg. So schnell meinte sie, sie müsse den Schein wechseln und weg war sie. Aber nach 10 Minuten kam sie tatsächlich wieder zurück. Ich hätte ja nichts beweisen können oder so. PUH!

– gekündigt: große Leichtigkeit nachdem ich der „Aufräumfrau“ gekündigt habe, das ganze innerliche verstrickt sein und zuviel an sie und das Ganze denken war sofort weg! Mit E. Drüber gesprochen, den ich ja da mit reinzog. Er weiß nun das er gut auf sich aufpassen muss und sich nicht so einnehmen lassen muss. Er ganz locker: Schwieriger PC ja, schhwieriger Mensch nein. Kurz und knapp er hilft der Frau gern, aber nur am PC, nicht bei den persönlichen Problemen. Genau. Ich war ja auch als Haushaltshilfe vorgesehen und mutierte zur Sozialberatung/Betreuuerin/Therapeutin.

Die drei Musketiere

Ich war jetzt 2 Tage in Lindau am Bodensee. Alleine, ohne dort jemanden zu kennen, mit Bahn und im Hotel. Da letztens schon ein einfacher Besuch im bekannten Schwimmbad schon schwierig war, hatte ich natürlich gehadert ob das so gut wäre. Aber manchmal hilft so ein Cut. So was gänzlich anderes zu machen. Vor allem nicht in der bekannten Umgebung.

Es ging. Ich war 2 Tage viel unterwegs und die Nacht war megabeschissen, dank Papierwände des 3-Sterne-Hotels. Selbst Ohrstöpsel brachten nix.

Jedenfalls wurde mir auf dieser kleinen Reise etwas noch bewußter. Wie diese Gefühle ein Recht auf „Da sein“ haben. Der unternehmungslustige Teil wollte ganz ganz dringend mal wieder wegfahren! Was Neues erleben! Raus kommen. Der ängstliche Teil war da, hielt sich aber gut in Grenzen. Der depressive Teil schlufte ganz hinten wie ein Pubertier lustlos wie beim letzten Familienurlaub mit und gab so Kommentare wie:“ ja Sonne, und? Kunstausstellung, man du wirst so richtig altbacken, guck mal alle wirklich alle kommen als Pärchen, man das is so peinlich, müüüde müüüdee…“Diese Trantüte überdeckte das ganze schon sehr. Aber der unternehmungslustige Teil wollte das einfach machen. Punkt.

Ergo: Ich habs geschafft, mit vielen „ich muss das jetzt so und so machen, weil ich sonst zuviel Panik habe, aber das ist okay und ich schäme mich deswegen nicht, kriegt ja eh keiner mit!“

Teilweise konnte ich es auch echt genießen! z.B. Sonnenuntergang vom Zimmer aus sichtbar!

Und teilweise war mir einfach nur sauschlecht.

Der unternehmungslustige Teil ist zufrieden auch wenn er etwas mosert: mit Spaß wär das alles noch toller gewesen. Ja mei, ich kann auch nicht zaubern.

Der ängstliche Teil wurde viel kleiner (nicht nur wegen 1 Tavor am Montag und einer halben am Dienstag). Sondern einfach: hej ich hab mich getraut und ich habs geschafft!

Und der depressive Teil guckt leicht erfreut: „darf ich dann morgen im Bett liegen, oder einfach nur daheim bleiben  und keinen sehen und nix machen müssen?“

JAAA das darfst du sehr gern!

Mit dieser Sichtweise setze ich mich weniger unter Druck: das jetzt schaffen zu müssen MIT super Laune PLUS Megaerfolg! Und packe überhaupt auch wieder erst was an und versinke nicht total.

Innere Kompromisse schließen. Innere Gespräche führen. Rücksicht nehmen. Dem anderen mal was gönnen und ihm zuliebe was mitmachen, aber auch deutliche Grenzen setzen, wenn was zuviel wird. Wie in einer guten Familie. Also nicht in meiner, sonst müßte ich sowas nicht erst mühsam mit Ende 30 lernen.

Kleine Helferlein

Mich plagten jetzt seit einigen Monaten ständige Gedanken an Suizid. Mich quälte es zu denken: dass ich spätestens im Herbst aus diesem Leben gehen werde. Oft dachte ich: ach xy brauchste ja nicht mehr, nächstes Jahr gibt es dich nicht mehr. Oder: ach um das Problem brauchste dich auch nicht mehr kümmern. Ich dachte viel daran, wie ich es machen würde. Schrieb in Gedanken den Abschiedsbrief. Überlegte ob ich ein Testament schreiben wolle und solle. Ich fragte mich, warum man nicht selbstbestimmt den Tod wählen darf. Warum das so verpönt ist und unter allen Umständen vermieden werden solle. Im letzten Bericht steht: Patientin ist nicht suizidal! Ach wenn die wüßten. Aber genau das sollten die ja nicht, weil auf Psychiatrie hab ich erst recht keinen Bock.

Genauso wenig wie auf diesen Zustand, der keine Lebensqualität mehr hat.

Es war schrecklich. Dies alles zu denken war furchtbar. Der Zustand sowieso, aber auch, weil ich mir mal gesagt habe: wenn ich mich umbringe, haben die Tätet (hauptsächlich meine Familie) gewonnen. Also eigentlich wollte ich ja schon leben. Ein Doublebind. Oder auf deutsch: Eine Zwickmühle.

Tiefste Hoffnungslosigkeit gemischt mit Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit, körperliche Schwäche…grausam.

Der Winter war sehr lang. Sehr dunkel. Sehr grau. Klar schlägt das aufs Gemüt denke ich lapidar. Aber so ne lächerliche Winterdepression habe ich nicht. Bei mir liegt der Grund dafür tiefer. Schwerwiegende Kindheitstraumata. Ich dachte aber trotzdem so ein wenig drüber nach und recherchierte: bei zweien von drei meiner sehr ernst gemeinten Suizidversuchen war das einmal im November nach einem sehr regnerischen Sommer und einmal im Frühjahr nach einem sehr strengen Winter. Doch das Vitamin D? Ein Versuch ist es wert. Das Zeug ist sehr billig. Ich nahm die ersten Tage sehr hohe Dosen. Schnell auffüllen. Dazu Calcium-EAP (wird am besten aufgenommen) und Magnesiumöl über die Haut.

Vielleicht ist es Placebo, aber die ganzen Suizidgedanken sind weg! Komplett. Ich will weiterhin keine 100 Jahre alt werden, aber das quälende absolut nicht mehr leben zu wollen ist deutlich verblasst. Ich lache bei einer Fernsehshow wieder mit und mir gefallen wieder einige Lieder im Radio so dass ich sogar ein wenig mitwippe. Ich bin unendlich erleichtert! Ich werde Vitamin D jetzt immer nehmen.

Das Calcium hatte auch einen „netten“ Nebeneffekt. Ich wurde absolut tiefenentspannt. So dass ich gefühlt nur 8 Atemzüge in der Minute nahm, wo ich ja sonst eher in der chronischen Hyperventilation stecke. Ich meinte keinerlei Körperspannung mehr zu haben und das wo ich sonst immer höchst angespannt war. Ich schlief locker 10 Stunden und wachte morgends absolut erholt auf. So richtig nach tiefem Schlaf. Uiuiui. Und jetzt nahm ich eh nur 2 Tabletten pro Tag und nicht wie angegeben insgesamt 6 pro Tag (das wäre dann meine Vollnarkose). Dann fiel mir ein, dass auch das angstlösende Medikament die Calciumkanäle der Nervenzelle blockiert, so dass genügend Calcium drin bleibt, ebenso wird bei der akuten Hyperventilation also mit richtigen Verkrampfungen auch Calcium intravenös gespritzt. Ich mache jetzt erstmal Einnahmepause und werde dann mit einer oder halben Tablette tägl. Wieder anfangen. Leider ist nur der Körper entspannt, die sozialphobischen Gedanken weniger (kommt aber vielleicht/hoffentlich noch) . Aber immerhin, das ist Urlaub für meinen gestressten Körper der sooft und lange in der Hochspannung stecken bleibt.

Die Arbeit, die Rente und ich

7 Jahres-Zyklus. Alle 7 Jahre erneuert sich der Mensch körperlich und geistig, sagt man. Das verflixte 7.Jahr.

Am 1.April 2012 (und ich hielt das echt für einen Aprilscherz!) bekam ich das erste Mal Rente. Vor 7 Jahren. Was hab ich in dieser Zeit gehadert. Mich gewehrt. Nicht wahrhaben wollen. Mich geschämt. Aber ich MUSS doch auch arbeiten! Das kann doch nicht sein! Langsam…ganz langsam nach noch besserem mich kennenlernen und Versuchen wieder mehr ins Berufsleben einzusteigen wird mir immer mehr klar: Ich KANN es nicht. Selbst wenn ich will. Es geht nicht.

Ich kann es langsam besser akzeptieren. Meinen BERUF-Lesezeichenordner am PC rigoros ausmisten. Da sind völlig utopische Dinge abgespeichert.

Ich habe keine Kraft mehr. Die reicht gerade noch für meinen Alltag. Etwas Sport. Lesen. Meinen Haushalt. Etwas Sozialkontakt. Ich merke, sowie etwas nicht funktioniert (heute morgen die PC-Tastatur) bin ich schnell im Panikmodus. Manchmal kann ich nur ganz schnell einkaufen und muss dann ganz schnell wieder heim. Wie soll ich da an einer Arbeitsstelle z.B. 4 Stunden bleiben, evtl. mit Kollegen (Kunden gehen eh nicht) UND noch was leisten?

Ich bin zu beschädigt. Es hat seinen Grund warum ich eine volle Erwerbsunfähigkeitsrente bekomme. Mehrere Gutachter haben das zu Anfang und dann in den 4 Verlängerungen mir bescheinigt. Derzeit läuft wieder eine Verlängerung.

Ebenso wird derzeit der Schwerbehindertenausweis erneut überprüft.

Ich habe mich fast mein ganzes Leben lang um andere gekümmert. Ich kann es nicht mehr. Ich will es auch nicht mehr. Ich habe bis zur völligen Selbstaufgabe für andere Verantwortung übernommen. Jetzt überleben nicht mal mehr Zimmerpflanzen bei mir.

Ich akzeptiere wieder ein Stück mehr, dass es ist, wie es ist.

Ich habe derzeit 2 lose Arbeitsstellen (die buchen mich nur so zwischen 2-4x im Jahr). Da gehe ich gerne hin, das behalte ich mir.

Meine Lieblingsstelle ist derzeit auf „Pause“. Hoffe dass das bald wieder auf GO! Steht. Somit schaue ich dass ich vielleicht noch 1 regelmäßige Stelle finde. Wöchentlich oder alle 2 Wochen. Und nur wenn es absolut passt: Ich Respekt von den Bewohnern spüre, ich die Energie, Gerüche ect. der Wohnung mag, ich alleine arbeiten kann, es in der Nähe ist und gut bezahlt. Diese 5 Sachen MÜSSEN passen. Oft genug hab ich mich die letzten 2 Jahre selber beschummelt mit: ach komm wird ja gut bezahlt. Seelenheil und Würde ist aber unbezahlbar. Und in erster Linie geht es mir ja nicht ums Geld. Meine Grundbedürfnisse sind gut abgedeckt. Ich kann es mir nicht leisten mich wieder zu übergehen!

(Zum Thema Würde schreib ich demnächst noch mehr)

Das habe ich gestern noch zum Thema Sinn und Identität der Arbeit gefunden:

https://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-06/interview-sinnsuche-karriere

und das hier:

http://blog.lieblingsmensch.me/arbeiten-ist-bei-mir-selbst-sein/

Ich hatte gestern ab dem Zeitpunkt, als mir die Frau all das Schreckliche was sie erlebt hat und derzeit erlebt wie einen Kübel übergeschwappt hatte, bis zu dem Zeitpunkt als ich genau den 1.Schritt wieder in meine Wohnung tat, diesen fiesen Druck auf einem Ohr. Wie Watte. Wie wenn man sich selber hört oder Wasser im Ohrkanal hat. Totaler Streß! 4 Stunden lang!

Ich spüre einfach nur pure Erleichterung, das sich da NIE mehr hingehen werde. Tief aufatme.

Heute morgen fiel mir ein: ohje ich hab da E. Mit reingezogen, weil der sich um ihren PC kümmern könnte. Ach dachte ich mir dann: 1. kann er sich selber abgrenzen und 2. der hat mir letztes als „SPAß!“ völlig unpassende Jobangebote gemailt. Boah war ich da sauer. So ein Arsch! Das ist jetzt also eine kleine Retourkutsche von mir! Und Leute, das ist was völlig neues bei mir so ein Denken! Andere auch mal hart anzufassen, barsch Grenzen setzen, kleine Streiche spielen oder zu denken: das zahl ich dir heim! Ich war immer übervorsichtig mit anderen! Keinen wollte ich verletzen, so wie ich oft verletzt wurde. Keinen wollte ich auslachen oder beschämen. Oder einfach mal unachtsam sein und was blödes unpassendes sagen! Ich war viel zu weich. Und das merken andere….

So wie Luisa mir gestern im Kommentar schrieb: Ich muss nichts mehr tun, was mir schadet. Diese Freiheit habe ich jetzt. Ich muss kein schlechtes Gewissen haben, dass ich es mir gutgehen lassen darf und gut für mich sorge.

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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Amat victoria curam