4 Tage Arbeit liegen hinter mir. Es war körperlich anstrengend, klar. Psychisch war es aufwühlend. In 3 der 4 Wohnungen ging ich zum 1.Mal alleine rein (die 4.war so groß und soviel zu beachten, dass der Chef kurz dabei war und mithalf). Wie sieht die Wohnung aus (also überhaupt und sauberkeistechnisch) sind die Gäste schon weg oder nicht und dann das wichtigste: Wann mache ich was und wie? Jede Wohnung ist ja anders, und bis man seinen effektive Art und Weise mal drauf hat, dazu muss man schon 2 oder 3x dort gewesen sein.
Und dann noch ich mit meinem Perfektionsanspruch. Ej wenn die anderen Mädls ein unordentliches Lager hinterlassen, muss ich das jetzt nicht auch noch aufräumen, ich muss mich erstmal einarbeiten! Später wenn mal Zeit ist, kann man das machen.
Tausend Gedanken und Fragen: Find ich die Wohnung, komm ich mit dem Codeschloß klar, wo muss der Müll hin, wo ist der Schlüssel, wo muss die alte Wäsche hin, dann die richtigen Bettlaken erstmal finden (manche sind groß, andere klein)…usw.
Das mag sich jetzt nicht dramatisch anhören und „ja is doch normal am Anfang!“ aber für mich Kontroletti und mit Angststörung fühlte sich das alles existenziell an ! Und dann ist das WC-Papier aus, den nächsten Supermarkt suchen, oder Spülitabs sind alle, weit und breit kein Supermarkt. Hilfe! An alles denken. Es war schon stressig.
Manchmal hat man ja 2 Wohnungen zu machen, hat aber nur von 10-15Uhr Zeit und wenn die zwei Wohnungen auch noch weiter auseinander liegen…wirds eng.
Manchmal hörte ich von außen, dass noch wer in der Wohnung ist und wartete ums Eck (keine Lust auf Begegnung und evtl. Beanstandung/Kritik).
Dann kam eine Großfamilie aus Amerika. Ließen die Koffer da und fuhren in die Stadt. Kamen aber bald wieder, weil sie so müde waren. Meine Anspannung wuchs noch mehr. Dass sie natürlich englisch sprachen, ich aber nur sehr schlecht, machte das ganze nicht besser. ABER ich bekam es gut hin. Erklärte der Frau alles, die viel fragte (ich war selber erst das 2.Mal in der Wohnung). Und es lief gut. Die waren nett, ich gab mein bestes. Um am Abend ein überschwängiches Lob vom Chef zu bekommen, ich hätte das sehr gut gemacht, die Gäste waren ja so begeistert von mir, ich sei so „awesome“. PUUUH. Trotzdem, es kommt nicht wirklich bei mir an.
Ein geschrottetes Selbstwertgefühl ist wirklich abscheulich.
Ich merke einfach, wenn was nicht wie gewohnt läuft oder das kleinste Problem auftaucht, wirds eng bei mir. Da komm ich ausm Tritt. Ich kann da manche zwanghafte Menschen gut verstehen, die irgendwas immer nur nach Schema X machen oder einige Autisten haben das auch, z.B. Montags gibts immer Hendl, Dienstags Nudeln oder irgend sowas in der Richtung. Ein Muster, eine Linie, Rituale damit man das Leben gut händeln kann, sich orientieren um nicht in der Überforderung zu landen.
Gut war: Die Pause in der Tram, als ich zur nächsten Wohnung fuhr. Das ich alles mit wenig Panik (außer anfangs) hinbekommen habe und das auch nicht allzuschlecht. Das ich körperlich wirklich fit war. Gut ich verzichtete auch auf Rohkost, Alk, histaminreiches und das hilft mir schon immer viel. Chef ist freundlich immer ansprechbar hat sich viel bedankt-passt also. Mich nicht dafür verurteilt habe, dass ich daheim wenig abschalten konnte. Kopfkino lief weiter. Das kenn ich schon von mir, aber grad am anfang war das auch okay für mich.
Schlaf ging recht gut die Zeit, nur essen nicht so. Bei so einer Anspannung hab ich null Appetit, aber der Körper brauchte Energie. Hab bestimmt etwas abgenommen.
Gefunden: So Feriengäste hinterlassen ja manchmal Hinterlassenschaften, schlimmes hatte ich noch nicht. Die tote Maus hat der Chef selber weggeräumt, ebenso die alten Klamotten. Schuhe, alter Kaufvertrag für ein Auto, Duschgels, Zahnpasta usw. flog weg. Pfandflaschen nahm ich mit, hochprozentiger teurer Alkohol kam weg. Der war schon geöffnet und man weiß ja nicht was da wirklich drin ist, Urin, Drogen….
Donnerstag spring ich nochmal ein und dann ist erstmal gut. Ich freu mich jetzt auf 2 Erholungstage. Mich durch den Tag treiben lassen, schlafen, viel essen und auch ein klein wenig stolz auf mich sein, dass ich das geschafft habe.
Trotzdem wurde mir auch klar, dass ich arbeitstechnisch wirklich große Schwierigkeiten habe (klar sonst wär ich nicht in Rente) und ich die auch wirklich beachten muss. Und nicht so wie früher Augen zu und durch, um dann zusammen zu klappen. Ich hatte mich vor einiger Zeit bei einer Eventfirma beworben, als Aushilfe für die gastronomische Logistik. Die Arbeit an sich könnte ich mir gut vorstellen. Aber das drumrum …was für mich zu viele zu große Streßsoren sind: Immer wechselnde Location und mit vielen Menschen zusammenarbeiten, man braucht viel Selbstständigkeit und vor allem psychische Belastbarkeit. Genau letzteres hab ich nicht: wenn ein Problem auftauscht, Zeitdruck herrscht, etwas nicht funktioniert, ich bekomm den totalen Tunnelblick und Leere im Kopf. Da ist kein konstruktives Lösungen finden und improvisieren, da ist: AAAAHHHH ALARM! Und das schon wo es mir derzeit ja recht gut geht, wie ist das erst an wackeligen Tagen? Das ist blöd und nervig, aber es ist so. Hab ich ja jetzt sehr deutlich gemerkt.
Die Firma hatte Interesse an mir, aber jetzt nach den 4 Arbeitstagen habe ich wieder so sehr gemerkt: Manche Träume muss man weiter träumen und nicht Wirklichkeit werden lassen.
So wie ich das jetzt mache mit der Arbeit ist es für mich am besten.