Da war er, der Familienbesuch

Familie: also den besseren Teil: Meine Cousine, deren Tochter und Mann, Onkel und Patentante. Einen Termin hatte ich ja schon verschoben, auch jetzt war mir davor eher nach: will nicht. Aber irgendwie spürte ich auch einen Druck „muss aber“, habe mich dann eingependelt in: Möchte schon, ist aber schwierig und ich mach das jetzt einfach. Mit einer Tavor. Das war eine gute Idee.

Es war eine schöne Zeit, klar auch lustig mit Kleinkind, aber auch aufwühlend weil ich natürlich Geschichten vom verstorbenen Opa hörte und auch meine Mutter mal wieder Thema war. Sie hatte meine Tante wohl gefragt wie es mir so ginge, und meine Tante: „na derzeit etwas erkältet, aber sonst kriegt sie ihr Leben sehr gut auf die Reihe!“ Gut, der Meinung bin ich zwar nicht ganz, aber schön, dass meine Mutter das zu hören bekam. Ein Sieg für mich! Ihr habt mich nicht tot gekriegt (kaputt zwar schon,) aber ich lebe gut! Ällabätsch! Als ich gegenüber meiner Tante so zögerte, meinte sie: „doch ich finde schon, dass du das gut hinbekommst TROTZ ALLEM!“ Das war der Punkt. Das konnte ich dann ankzeptieren. Und es freut mich sehr, dass meine Tante das so sieht und sagt. Überhaupt, dass sie mich wirklich sieht und erkennt und mitfühlt und mich versteht ist SO heilsam für mich! Gabs ja nie von meinen Eltern. Und jetzt ist das von meiner Tante noch in homöopathischen Dosen! Wie wäre das erst wenn ich von meinen Eltern in Sschen Geborgenheit und Lebenshilfe und Akzeptanz und Zuneigung gebadet hätte. Wenn auch nur hin und wieder. Wie anders wäre mein Selbstgefühl! Mein Selbstwert, mein Selbstvertrauen, meine Weltsicht! Aber meine Mutter meinte ja, man dürfe Kinder ruhig schreien lassen, sonst verwöhnt man die noch. Ja… brachte mir dann mit 7 Monate einen beidseitigen Leistenbruch ein. Vor lauter schreien. Danach war ich handzahm, erzählte mir Mutter ganz stolz, ich konnte dich überall hinlegen, du hast dich nicht gerührt. ÄH,aha. Ach komm alte Geschichten.

Naja das wird halt jetzt nach gut 40 Jahren Alkoholikerkarriere auch nicht besser. Jetzt laufen andere Geschichten: Schmuck klauen, ans Erbe des Opas wollen (die Bank rief zum Glück meine Tante an) an Opas Erbe wollen als er noch gar nicht tot war und lauter so Mist….Meine Tante hat sich entschuldigt, das sie soviel davon erzählte und mich damit zum weinen brachte. Ach Tante…es musste raus, das spürte ich und sie ist doch an dem ganzen Scheiß wirklich nicht schuld.

Mein Onkel saß daneben hörte sich das so an, warf dazwischen immer mal wieder ein: mei sie (also meine Mutter) is halt ein armer Teufel. Wir plauderten dann weiter über radeln (er mag das auch so) über lesen und wandern und Putzjons, übers Nicht-mehr-rauchen und beim Abschied starrte er mich 2 Minuten lag an, nahm meine Hand und meinte nur: „Respekt!“ Schluck.

Meine Cousine schreibt WhatsApp-Nachrichten die ich niemals von meiner eigenen Mutter jemals hören oder lesen werde. Meine Tatnte ist so mir zugewandt, wie es meine Mutter niemals war.

Familienbesuch. Ich hab ihn hinter mir. Diffus ahnte ich, dass es nicht leicht sein würde, weswegen ich ja auch 1x absagte und verschob. Auch wenn die ganz andners mit mir umgehen, die alten Wunden werden dennoch wieder aufgerissen. Ich bin hoch gradig gestresst. Kaum zuhause, leere ich die restliche Rotweinflasche. 2 Gläser sind es. Eigentlich sollte ich einfach ins Bett gehen. Aber mir geistert noch soviel durch den Kopf, das ich noch eine kleine Sektflasche öffne.

Da ist jetzt definitiv was los.

So heftig war es schon lang nicht mehr (nein stimmt nicht, viel Alkohl trinken ist ja noch ein niedrigeres Level als Suizidgedaken zu haben). Dennoch: Ausnahmezustand.

Und ich bin froh, dass ich wieder zuhause bin. In meiner schönen Wohnung. Niemand da. Sicherheit. Ich habe es hinter mir. Auch die lange Zugfahrt, zum Glück waren wenig Mitreisende, aber trotzdem, die Heimfahrt war wie im Zeitraffer, die 3,5 Std. vergingen wie 1 Stunde. Ich kann meinen Tränen endlich freien Lauf lassen. Auf Opas Grab war ich auch noch und ach…ich habe es hinter mir….und kann meinen Tränen endlich freien Lauf lassen…..

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