Diesen rabiaten, aggressiven, wütenden, überheblichen jugendlichen Anteil von mir, der war schon lange nicht mehr so präsent wie derzeit.
Da geht manchmal ganz schön die Post ab. Und ich muss da aufpassen mich nicht zu sehr damit zu identifizieren, weil das Ärger gibt. Kenne ich von früher. Aber auch jetzt, als ich einem Bekannten so meine KRITISCHEN Gedanken zu Corona schrieb und er sehr lapidar antwortete (u.a.) das ich jetzt wohl unter die Verschwörungstheoretiker gegangen bin.
HÄ? Nur weil ich nicht auf die Massenhypnose hereinfalle? Er ist ja so unsäglich naiv und beschwichtigt ständig: Ach befassen wir uns nicht mit solch schweren Themen, genießen wir Schokokuchen und Kaffe.
DAS hat mich dann vollends angetriggert, weil das bei uns zuhause auch üblich war: Was haste denn, ist doch alles gut…dieses nicht ernst nehmen meiner Wahrnehmung, meiner Gedanken und Gefühle.
Ich hab zurück geschrieben. Nicht sehr freundlich, aber bei weitem nicht so aggressiv und gehässig wie ich es gerne getan hätte. Ich konnte mich noch zurück halten, weil ich diesen Menschen eigentlich nicht vergraulen mag.
Dieser rebellische Teil in mir braucht auch seinen Platz, aber mit Grenzen. Deswegen muss das mal raus. Folgenden Absatz daher bitte mit dem Hintergrundwissen lesen.
Wir bleiben zuhause? Welch ein Hohn! Ich lebe quasi IMMER inQuarantäne, ich habe gar keine Großeltern mehr die ich besuchen könnte und mir hilft auch keiner, es fragt auch keiner, wie es mir geht.
Ich könnnte ausflippen wenn ich in TV-Radiosendungen höre: Ach wir müssen jetzt alle zusammen halten, ja wir schaffen das, auch wenn es uns schwer fällt Oma und Opa nicht zu sehen, überall Solidarität, ja Ostern müssen wir auch alleine feiern, ja wir können jetzt nicht in Bars und auch nicht verreisen…laberlaberlaber.
Und überhaupt: WIR? Ich hatte noch nie ein WIR-Gefühl. Ich habe mich schon immer als Außenseiter gefühlt, egal ob in der eigenen Familie, in der Schulklasse, Berufsausbildung…ich habe noch nie irgendwo dazu gehört. Auch jetzt nicht.
Dann werd ich zynisch: Solltet ihr es noch nicht wissen: das Leben IST tödlich. Jetzt finden all die Asozialen auf einmal ihre soziale Ader und tun sich als Gutmenschen hervor.
Das ist doch alles nur Show. Kapiert das keiner? Die Mächtigen haben sich mal wieder ein tolle Spiel ausgedacht und alle machen brav mit.
Du darfst deine Freunde nicht mehr sehen? Und du hältst dich auch noch dran? Selber schuld. Da hat die Ansgtpropaganda ja hervorragend funktioniert. Diese ganze Gehirnwäsche! Deinem Immunsystem tut es gut liebe Menschen zu sehen, sie zu drücken, Spaß zu haben.
Und abwerten, das kann ich grad hervorragend: Oah die is so blöd und wahnsinn die soll erstmal abnehmen bevor sie Videos von sich ins Netz stellt usw.
Ach von mir aus kann die Welt untergehen, ich weine da keinem eine Träne nach. Wenn alles zusammenbricht: Mein Leben ist schnell beendet. Der letzte Akt der Selbstermächtigung. Ich mach bestimmt keine Hungersnot, keinen Krieg oder sonstiges mit.
Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben, aber als Eindruck finde ich reicht das.
Da sind halt viele Übertreibungen drin (natürlich hilft man mir und es wird auch gefragt wie es mir geht). Meine Verletzungen brechen hervor und ich verletze andere. Ich konnte die Jugendlichen mit ihren Corona-Partys so gut verstehen. Hätten wir das alles mit 15 wirklich ernst genommen? Hallo? Voller Größenwahn und Ignoranz? Wie halt Jugendliche so sind…
Sehr viel Überforderung (Suizidgedanken wenn die ganze Situatin im allgemeinen unerträglich wird) und Widerstand: Mir sagt keiner mehr was ich zu tun habe! Wird uns verboten draußen Sport zu machen, dann lernt ihr mich kennen!
Viel Neid: ich hätte gern mehr Freunde von denen ich mich sozial distanzieren sollte…usw
Von daher gibt es eine Seite die so krass unterwegs ist und eine andere die die ganze Ruhe genießen kann. Aber auch das ist eigentlich ein verletzter Teil von früher, weil ich jetzt nicht machen kann, wovor ich eh immer viel Angst habe und das mich somit immens anstrengt. Das ist einfach Erleichterung: Endlich dieser ganzen Angst aus dem Weg gehen zu können, ja zu müssen, ja nicht anders zu können.
Und was fühlt und denkt der erwachsene Teil? Der ist kaum spürbar. Aber doch rgendwie DA wenn ich mich auf andere Dinge konzentriere: All die ungelesenen Bücher oder die ZEIT zu lesen, aufräumen, putzen, Sport machen. Sowas eben um im JETZT zu bleiben.
Also steht viel Arbeit und Beschäftigung mit diesen inneren Anteilen auf dem Programm. Diese Jugendliche wahrzusehen, zu sehen, ihr zuzuhören. ABER (und das ist die ständige Übung, die ständig Wachsamkeit) nicht mit diesem Teil zu identifizieren! Aufpassen und jetzt mal ne Weile nicht Radio/TV schauen, also nur kurz Nachrichten, ob es was neues/anderes gibt. Wenn ich mit innerlichen abwerten anfange: STOP und aufhören da zu lesen/schauen und was anderes machen. Am besten was schönes und liebevolles. Mit diesem Teil reden. Verstehen.
Was auch hilft nach so einer Gefühlswelle, in einer ruhigen Minute zu fragen:Was steht hinter der Überheblichkeit? (z.B. das Gefühl nicht gesehen zu werden.)Was steckt hinter der Wut? (z.B. Erinnerungen an alte Verletzungen)Was steckt hinter den Abwertungen? (z.B. meinen Selbstwert zu erhöhen)ect…
Ich habe diesen Text vor 2 Tagen geschrieben und es geht mir bei weitem schon besser. Es ist hilfreich was ich in der Ego-State-Therapie gelernt und oft geübt habe, jetzt alleine anwenden zu können.