Don’t Panic

In einer Zeit und Gesellschaft in der es um jeden Preis gilt hübsch, fit und effizient zu sein, kommt so ein Virus natürlich sehr ungelegen. Ich sitze sehr oft da, (innerlich) schmunzeln und denk mir: Dachtet ihr wirklich, dass das immer so gut weitergehen kann? Über 70 Jahre Frieden, wenige und nur vereinzelte Naturkatastrophen, ein sehr gutes Sozial-und Gesundheitssystem, eines der reichsten Länder der Welt, eine stabile Demokratie…und sowie es nun ein wenig knirscht im Gebälk ist die einzigste Sorge: Dass dieses Jahr keine Fußball-EM stattfindet. Achje…

Der Hinweis von Luise: https://missbrauchundsexarbeit.wordpress.com/ das sie schon viele Krisen erlebt und überstanden hat und das dies sie nun recht besonnen sein lässt, gefiel mir. Und war ein Punkt den ich gar nicht aufm Schirm hatte.

Ich hab auch sehr heftige Krisen durchgemacht, wovon sehr viele existenziell bedrohlich waren (ich weiß, dass das auch heute auf viele Freiberufler usw. zutrifft!), ich stand ohne Wohnung da, ein ander Mal ohne Essen und Geld, sodass ich zum Kartoffelacker fuhr um den Rest nach der Ernte aufzuklauben, ich weiß was Hunger ist, vom Nahtoderlebnis vor einer OP ganz zu schweigen, ebenso von den vielen massiven Bedrohungen durch Expartner und Familie. Wie oft hatte ich schon heftige Angst, wie oft war ich schon sozial komplett isoliert, wie oft fühlte ich Unsicherheit und wußte nicht wie es weiter geht, wie oft fühlte ich mich ohnmächtig und hilflos, wie oft konnte ich tagelang nicht das Haus verlassen…

Für mich sind das alles leider sehr bekannte Gefühle.

Da juckt mich so ein Virus herzlich wenig. Und sorry, aber auch unsere älteren Mitbewohner könnnen nicht ewig leben. In den letzten Wochen oder Monate ihres Lebens sollen sie jetzt auch noch alleine bleiben. Ich finde das schrecklich.

Keine Frage, WENN dieses Virus zu 80% tödlich verlaufen oder wirklich schlimme Schäden hinterlassen würde, dann würde ich diese ganzen Reaktionen und Maßnahmen verstehen. Aber so? Nein, ziemlich übertrieben.

Meine Depression lehnt sich zurück, grinst breit und sagt: Siehste, brauchst gar keine Panik vorm Frühjahr zu haben, vor den Sonnenschein und dem „hinaus-und-was-machen-müssen“, bleib daheim, kraul dein Bäuchlein, Bücher gibts genug, Essen auch, Internet auch, Geld ist da, gefährliche Menschen nicht, wenn du Glück hast gilt auch noch im Mai die „Einreisesperre“ nach Österreich (denn ohne kann ich nicht kostenlos stornieren), dann sparste dir das Geld…

Meine Nachbarin ist sehr gelassen. Ich weiß nicht ob sie nur nach außen so tut oder ob sie es wirklich ist. Auch sie hat schon heftige Krisen hinter sich, hat den Krieg in Jugoslawien mitgemacht und ist als minderjährige alleine nach Deutschland geflüchtet. Oder ist sie auch so taff und sagt sich: „Ej ich hab schon ganz anderen Scheiß erlebt, DAS jetzt pack ich locker…!“

Ein Gedanke zu „Don’t Panic“

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