Balsam für meine Ohren

Wenn die Bundeskanzerlin empfiehlt, weitestgehend auf Sozialkontakte zu verzichten, dann kann ich als waschechte Sozialphobikerin da nur herzlich lachen: „Mach ich eh!“

Es beruhigt mich ein wenig, dass durch die derzeitigen Einschränkungen der Haus-/Tiersitterjob eh nicht zustande gekommen wäre, da die Bewohner vermutlich doch nicht reisen.

Mein innerer Soziologe findet das Ganze hochspannend: Was hat das für Auswirkungen wenn sich Eltern auf einmal mehr um ihre Kinder kümmern müssen, die ja sonst gut in Ganztagesschulen untergebracht sind? Lernen die Eltern etwa da ihre Kinder erst so richtig kennen? *schmunzel-schmunzel*. Was tun die Leute wenn soviele Veranstaltungen abgesagt werden? Etwa einen neuen Babyboom heranzüchten (dann wären die Renten ja doch sicher!!) oder entstehen viele Neuentwicklungen weil man sich um dies oder jenes Gedanken macht? Bricht das Internet wegen Überlastung zusammen? Wie wird der Frust abgebaut nach den langen windigen, kalten und nassen Wochen, wenn man eigentlich hinausstürmen will, aber der innere Hypochonder warnt: Ne lieber nicht? Wie entwickelt sich das Ganze?

Ich hoffe indes demnächst kaum besuchte Schwimmbäder und Tierparks zu nutzen und mich an leere Bahnwaggons zu erfreuen.

Phobische Grüße!

Wochenrückblick

– abgesagt: Das Pärchen bei dem ich arbeite hat mir gestern erstmal abgesagt. Die haben in der Firma das Coronavirus und müssen zuhause bleiben. Einerseits natürlich blöd, andererseits bin ich grad auch froh drum. Ich hatte gestern den ganzen Tag so hohe Angst- und Anspannungspegel und daraufhin eine sehr schlechte Nacht, das ich mich jetzt einfach nochmal ins Bett verkrieche. Und dann vielleicht auch mein Zeug mal weitermache wie Kleiderschrank auf Vordermann bringen. Wo ich eh grad wieder bei mir ankommen muss/will.

– umgebaut: nachdem ich jetzt 1 Jahr vorm Pc am Boden saß, nun doch wieder umgebaut zu einem normalen Schreibtisch. Passender Stuhl kommt demnächst. Das werkeln tat gut, bei all der Kopfarbeit (rumhirnerei) der letzten Tage….

– gemacht: Seit 2 Jahren (!!) will ich mein Rad zur Inspektion bringen. Das sollte man nach Neukauf wenn man ca 500km gefahren ist machen. Alle Schrauben und so mal überprüfen. Puh bei mir sinds schon über 2000 km. Soviel auch zur Selbstfürsorge.

– getroffen: mit D. ausm Chat. Das erste Mal obwohl wir schon über 1 Jahr miteinander virtuell plaudern. Irgendwie ein komischer Vogel, hat eindeutig Grenzen getestet und den Oldie rausgekramt: Ich les aus deiner Hand. Püüüüh, das mag ja bei 18-jährigen funktionieren, mir war schon klar, das er so Körperkontakt aufnehmen kann. Abhaken. Nicht mehr treffen.

– gefunden: dadurch dann auf ein Pick-up-Forum gekommen. In dem Männer Tricks austauschen, um die Frau ins Bett zu kriegen. Ich mein ich hab ja in der Se*arbeit schon viel widerliches kennengelernt, aber das is echt die Höhe.

– echt scheiße: wenn man will, aber nicht kann.

– verletzt: wenn sich Freunde nicht melden, ich mich ignoriert fühle platzen alte Wunden auf, über denen nur eine hauchdünne Haut sich spannt: ich bin nichts wert. Und um das zu kompensieren suche ich mir Arbeit: schau ich leiste was, ich bin doch was wert. Oder ich falle ins Helfersyndrom (suche Tierbetreuung oder finde „zufällig“ einen süchtigen und/oder kranken Mann den ich retten kann ect.). Therapie ist nur sporadisch, auch da hab ich keinen Gegenüber und dann kommt noch irgendwas dazu wie derzeit: ich dachte das mir meine Tante auch von Opa‘s Erbe was abgibt. Ja ich hatte es gehofft. Es ging mir weniger ums Geld (klar wär das auch schön), sondern eher um das Zugehörigkeitsgefühl, um das gesehen werden. Aber Hauptsache meine Cousine kauft sich ein Haus. Wieder eine Verletzung. Wieviele noch?

– gegruselt: bei dem Typen von letzter Woche mitbekommen, wie er auf einen Kundendienst wartet. Irgendwann rief er dort im Callcenter an: Barsch, aggressiv: „Ihr Handwerker hat genau noch 8 Minuten hier aufzutauchen um 9 Uhr bin ich weg!“ Wie sich herausstellte sollte eine schiefe Holzverkleidung der Geschirrspülmaschine wieder gerade gemacht werden. Das hätt sogar ich gewußt, dass man da meist nur ein wenig an den Schrauben sppielen muss. Aber der Herr INGENIEUR wußte das nicht? What a Vollpfosten! Bin ich froh den los zu sein…

– Überforderungsgefühl: ich hab nie verstanden, wenn Menschen mit ihrem Haushalt überfordert waren. Wenn sie sagten: Wo soll ich anfangen? Jetz hatte ich das selber, mit der Schreibtischecke, dwelcher Esstisch es sein soll, dann Balkon Frühjahrsputz und einiges durchwaschen. Ruhe bewahren-hinsetzen-Plan schreiben-anfangen-machen.

– Beschäftigungstherapie: in den 12 Jahren seit ich hier wohne, habe ich schon mindestens 5x mein Wohnzimmer umgeräumt. Auch oft neue Tische, Schränke, Sofas usw. Das alles planen, aussuchen, kaufen, wieder aufbauen, das alte verkaufen ist reine Beschäftigungstherapie. Auch das ich bei mir soviel putze und koche. Irgendwas muss ich ja tun. Und zuhause ist die Angst einfach am geringsten…

Aufarbeitung

Es ist anstrengend. Das Wechselbad der Gefühle. Aber ich durchlebe die Gefühle, ich mache mich nicht dicht. Ich muss es verarbeiten, dass ich wollte, aber nicht kann. Das ist schmerzhaft und traurig und noch ganz viel mehr.

Immerhin habe ich mich bei weitem nicht mehr so fertig gemacht wie früher, wenn ich etwas absagen musste. Ich bin gnädiger mit mir, liebevoller und verständisvoller.

Ich habe, als ich nicht wußte, wie ich mich entscheiden sollte (Haus-und Hundesitter) um Hilfe aus der geistigen Welt gebeten. Ich glaube daran, dass jeder sowas wie einen Schutzengel hat, der einen eben nicht nur beschützt sondern auch mal weiterhilft. Psychologen mögen das „magisches denken“ nennen, mir is das wurscht. Mir hilfts. Ich habe nach dieser Bitte um Hilfe/einen Hinweis, in der Bahn F. getroffen. F. war damals im AlAnon-Meeting Ansprechpartnerin. Es war der Hinweis auf Coabhängigkeit…

Erst war ich sauer, auf diese scheiß Angststörung. Hätt ich die nicht, hätt ich das Proekt Haus-und Hundesitter machen können! Dann fiel mir ein: Ja Moment, is vielleicht doch nicht so verkehrt, immerhin hat mich die Angststörung auch vor weiterer Selbstausbeutung und Überforderung beschützt.

Das ich nur so einen ganz dünnen Bereich habe, zwischen HERAUSforderung und ÜBERforderung, finde ich sehr schwierig. Wie heißt es so schön in den Büchern von Giger-Bütler: Der Kopf will noch….

Und WIE!!!

Manchmal wechselt minütlich der Zustand zwischen Erschöpfung, extremer Anspannung/Überforderung und Langeweile. Zum Glück und aus genau diesen Gründen habe ich so wenige Verpflichtungen, weil ich so wechselhaft bin…und ich bin es nicht gerne und schon gar nicht freiwilig…

Früher wollte ich viele Dinge haben und tun, selbst wenn ich spürte dass das eigentlich nicht geht (aus unterschiedlichen Gründen),  setzte ich das Gewollte stur um, egal welche Folgen es haben würde. Weil ich die Traurigkeit und das Bedauern nicht spüren wollte. Heute mache ich das, ich spüre den Teil der soooo gerne auf diese Hunde aufgepasst hätte und der jetzt unendlich traurig ist und auch ein wenig enttäuscht. Das darf sein. Es kommt in Wellen, manchmal fließen auch Tränen. Meine Grenzen erkennen, auch wenn das weh tut oder schade ist oder beides. Und ich dann wütend werde: warum geht das nicht einfach? Andere können das auch! usw. Ich schaue, das ich das Bedürfnis mich mit einem Hund zu umgeben anderweitig stille. Mir Hundesendungen anschaue, spielende Hunde im Park beobachte, mir eine Hundezeitschrift gekauft…sowas in der Richtung.

Und mit einer Freundin telefonieren half auch. Sie hatte auch noch eine gute Idee, da kau ich jetzt noch bissl drauf rum, ob ich das mache. Und sie lobte mich auch, wie ich doch immer wieder mir Neues suche, kennenlerne, ausprobiere, mir anschaue. Ja ich MUSS; weil ich sonst das Gefühl habe, das ich vor Langeweile sterbe. Aber das ist natürlich nicht so. Ich bin nur nicht soviel Ruhe gewohnt. Früher war ja ständig Drama, Action und Adrenalin.

Eine schwere Entscheidung

Was für ein Durcheinander. Was für ein Streß.

Am Freitag sah ich mir ja ein potenzielles neues Projekt an: Haus-und Hundesitter. Und wie letztens schon geschrieben, treffe ich meine Entscheidungen eigentlich recht schnell: Paßt der Job, ist die Wohnung was für mich, welches Handy will ich usw. im Alltag treffen wir alle unzählige Entscheidungen tagtäglich: Müsli oder nix zum Frühstück, welche Zahnpasta, Kino oder Sport usw….das geht bei mir immer flott, weil ich wenig Kraft und Nerven habe mich damit ewig auseinander zu setzen. Oft verhedder ich mich aber auch in den unzähligen Möglichkeiten die unser heutiger Lebensstandart so bringen. Luxusproblem.

Ich bin derzeit überhaupt nicht in meiner Mitte und deswegen waren die letzten Tage eine Qual: Ja oder nein, mach ichs oder nicht.

Das Anwesen mit einem wunderschönen großen Haus und einem riesigen Garten inkl. großem Weiher und Steg ein absoluter Traum. Dazu die Alleinlage, also kein Nachbar glotzt da drauf. Ein Paradies für Sozialphobiker und Naurliebhaber wie mich. Morgends barfuss durch den Garten latschen, verträumt aufs Wasser starren ohne gestört zu werden, dazu die Beschäftigung mit den Hunden. Ja Mehrzahl. 3 Stück. Zwei sehr kleine, schon ältere Hündinnen und eine größere Hundedame diese aber erst 5 Monate alt.

Da kam ich ins stocken. So ein junger Hund? Der braucht viel Führung, Konsequenz, Beschäftigung…Der kam erst vor einigen Wochen zu denen aus dem Tierheim und warbei meinem Besuch, so ängstlich, das er erstmal auf den Boden machte. Aha und wie reagiert der bitteschön, wenn Herrchen und Frauchen weg sind und ich auf einmal da bin? Ich finde das nicht sehr verantwortungsvoll.

Die Haltung der Besitzer war lapidar: Ich müsse nur da sein und halt die Hunde füttern, Auslauf hätten die im Garten genug. Das finde ich sehr unrealistisch. 3 Hunde sind 3 Lebewesen, wovon eines gerade dabei ist die Welt zu erkunden und allerlei Blödsinn anstellt und in einer sehr prägenden Sozialisationszeit ist. Wenn der nur im Garten bleibt, dann viel Spaß wenn er doch mal raus muss, der kennt keine Autos, keine Fahrräder, keine Jogger, keine anderen Hunde (vor allem Rüden) usw. Die andere Haltung der Besitzer war: Unsere Hunde hatten schon immer Macken (soso..) und ich weiß gar nicht warum die immer meine Frau beschützen wollen (hätt ich ihm sagen können, als alter Therapiehase, aber habs natürlich gelassen).

Während ich mir sofort 1000 Gedanken machte, damit es den Hunden ja gut geht und wie ich das machen würde, hatten die Herrschaften keine einzige Frage an mich. Seltsam, die überlassen mir ein sehr luxuriöses Anwesen samt Tiere…einfach so?

Das traumhafte Anwesen stand also auf der einen Seite und auf der anderen: kann ich das leisten? Realistisch gesehen! Und da haperte es, weil ein kindlicher Teil sofort außer Rand und Band war (die Natur, der Garten, die Hunde, alles positive Kindheitserinnerungen!!!), erst nach Tagen konnte ich die Zweifel zulassen. Nachdem das Adrenalin mich mürbe gemacht hatte:

1. ich war sofort wie besessen von dem Ganzen. Konnte an nichts anderes mehr denken, klares Anzeichen von starker Coabhängigkeit.

2. bei kleinsten Schwierigkeiten/Dinge die anders laufen gerate ich sehr schnell in Panik, vor allem wenn es in der Arbeit ist, ich bin sehr ängstlich. Was also wenn da irgendwas ist mit den Hunden, ich kann dann nicht mehr klar denken, keine gute Voraussetzung.

3. ich kann derzeit wieder sehr schlecht Grenzen setzen, mir gegenüber und erst recht nicht anderen, ich spüre mich zu schlecht, bin zu schnell erstarrt, als das ich mich noch wehren könnte. Grenzen setzen triggert mich, weil ich dafür früher hart dafür bestraft worden bin. Denkbar ungünstig, wenn man bedenkt wie oft man Hunden Grenzen setzen muss und erst recht einem Junghund!

4. erinnerte ich mich an ähnliche Situationen, z.B. als ich tagelang mal meinen Neffen als Kleinkind hatte oder mein damaliger Teilzeit-Pflegehund mal tagelang bei mir war: ich war danach total erschöpft, weil ich einfach keinen Abstand fand, nachts nur halb schlief aus Angst was zu überhören wenn was gewesen wäre und mich jederzeit zu 100% verantworlich fühlte. Und das soll ich jetzt 14 Tage mit 3 Lebewesen machen?

5. diese hohe Verantwortung triggert mich ebenso, da ich als Kind sehr früh sehr viel verantwortung tragen musste, kann ich das einfach nicht mehr. Mein letzter Zusammenbruch kam genau daher.

Jeder denkt sich jetzt wahrscheinlich: Mädl das is doch klar, um Gottes Willen lass es…Ja ihr habt auch nicht diesen sehr starken kindlichen Teil, das nur schreit: ich will!!! Und alle Gründe die dagegen sprechen nieder bügelt mit 1000 Gegenargumenten: du kannst da super entspannen, allein die Terasse! Und das knuddeln und spielen mit Hunden, das wird schon, glaube mir. Du musst ja nicht draußen gassi gehen! Da gibts einen Fitneßraum da kannst dein Adrenalin abbauen! Du schaffst das schon…usw.

Selbst wenn es überfordernd ist, das ist immer noch das was ich kenne! Das ist dasselbe schädliche Muster, wie wenn Frauen in mißbräuchlichen Beziehungen bleiben: oft kennen sie nur solche Beziehungen. Und was man kennt ist gut, alles andere macht ja Angst. So ist es bei mir auch: Action, Drama, Aufopferung für andere das kenn ich super! Ruhig leben, meine Sachen machen, Spaß, Erholung das schiebe ich gerne mal hinten runter. Kenn ich nicht. Das kann nicht „richtig“ sein.

Und so ging dieses innerliche Tauziehen hin und her…bis ich abgesagt habe und jetzt unendlich traurig bin und kein Trost und kein Argument hilft. Wieder versagt, wieder der Angst nachgegeben, die inneren Knüppel marschieren auf…

Mein innerer Perfektionist ist hellwach. Hab ich in weiser Vorraussicht abgesagt motzt er, wäre ich nach dem Job wieder mal erschöpft zusammen gebrochen, hätt er gemotzt und währenddessen hätte man eh alles besser machen können (mehr Spiele für die Hunde überlegen, keinen Fehler machen, das Haus zu dreckig hinterlassen usw.).

Niemals hätte ich es gut genug gemacht. Dieser innere Richter bringt mch nochmal um.

Ich glaube ich gehe nächste Woche mal in den großen Tierpark. Da bin ich nicht überfordert, trage keine Verantwortung, der kindliche Teil in mir hat Spaß und abends geh ich einfach wieder heim.

Jetzt aber muss ich mich um mich kümmern, diesen kindlichen Teil, die Verantwortung mir gegenüber, schauen woher wieder diese krasse Coabhängigkeit kommt, meine Grenzen und Bedürfnisse wieder spüren….

Wochenrückblick

Bin echt froh, dass die Woche vorbei ist….

– gesehen: den ersten Zitronenfalter!!!

– rumgeschleppt. Ewig mit einer anstehenden Entscheidung gerungen. Hin und her und ja oder nein, wenn ja wie usw. Näheres will ich gar nicht weiter ausführen. Aber die innerliche Zwiesprache tat gut. Ging auch nur im Bett, im dunkeln und allleine, kurz vorm schlafen. Da war ganz viel Angst dabei. Vor dem Mann der da mit involviert ist. Und ich weiß auch gar nicht mit wem ich da Zwiesprache hielt (meist ist es ein kindlicher oder jugendlicher Anteil), ich glaub es war einfach Verstand vs. Gefühl. Und angetriggert kann man nicht klar denken. Hat mich alles schon sehr belastet. Seine Antwort, als ich ihm meine Entscheidung mitteilte bestärkte mich in meiner Gewissheit: Ganz schnell das Weite zu suchen. Arschloch.

– danach: langsam aber stetig wieder viel bessere Laune bekommen UND mein Selbstwertgefühl stieg auch wieder. Bin halt ein sehr feinfühliger Mensch und mich beschäftigen/belasten oft Kleinigkeiten. Deswegen hilft da nur: Schnell Entscheidungen treffen und abhaken. Es gelingt mir immer öfter.

– angeschaut: Evtl. neuer Job, wieder Haus-Tiersitter, ähnlich der wie letztens auf dem Hof den ich mir ansah. Mit dem Unterschied, das ich schon mit einem viel besseren und klareren Gefühl nach Hause gefahren bin. Höchstwahrscheinlich mach ich das. Und das wär der Hammer! Bin ganz aufgeregt und denke ständig dran, bin sehr gespannt. Näheres, wenn es sicher ist….Vor allem wäre auch das auch längerfristig, also mehrmals im Jahr!

– seltsam: Hatte ein Problem mit einer Bank-Webseite. Rief den Kundendienst an, aber immer wenn der Gegenüber abhob, legte mein Handy auf. Kurz davor war immer noch ein kurzer Quietschton zu hören. Voll genervt. Ich musste dringend auf die Webseite und mein Handy schien auch noch Macken zu entwickeln. Suchte also im Netz woran das liegen könnte. Weil Festnetz hab ich ja schon lang nicht mehr. Alles an Lösungen ausprobiert. Nix half. Verzweiflung. Oft hilft halt das einfachste: Ich wechselte meinen Standort, stellte mich ans Fenster und tadaaa, es klappte. Ich hab das beim Handy öfters, dass das einfach auflegt. Werde in Zukunft schauen, ob das immer am selben Platz passiert (vermute das). Daraufhin dann noch eine sehr gut gelaunte Callcentermitarbeiter am Ohr gehabt UND Problem leicht gelöst. Alles in Butter.

– nervig: ich erwarte ein Paket. Der Paketdienst fragt mich ob ich die Sendung woanders hingeliefert haben möchte, wenn ich zum angegebenen Zeitpunkt nicht zuhause bin. Ich möchte und klicke den Hermes-Paketshop um die Ecke an. Am nächsten Tag kommt ne Mail: Diese Adresse konnte nicht geunden werden. Welcher Held war denn da mal wieder unterwegs, der den eigenen Shop nicht findet? Eieiei….

– ätzend: Ganz selten hab ich diese Träume: ich bin im Traum so schwach und schlapp das ich kaum die Augen offen halten kann, geschweige denn laufen. Aber ich MUSS irgendwo hin und versuche verzweifelt wacher zu werden. Das fühlt sich sehr bedrohlich an, als ob ich kurz vor der Ohnmacht bin. Und ich glaube das ich das auch real fast bin, das der Blutdruck so massiv abstürzt. Wenn ich nämlich aufwache, fühle ich mich genauso schlapp. Also so richtig schlapp, wie sediert. Sehr ätzend…

– auch ätzend: richtig übler Arbeitstag. Schon von einem ganz fiesen Traum angetriggert aufgewacht, dann Tage bekommen und so ging das munter weiter…örgs…

– Frage: wieso heißt es eigentlich erziehungsberechtigt und nicht erziehungspflichtig????

– gesehen: so einen süßen Zeichentrick-Kurzfilm, wo nicht gesprochen wird. Ich habe festgestellt, ass ich dieses Genre sehr liebe (es gab da auch mal eine sehr lustige Miniserie mit Insekten, auch ohne Sprache, weiß nicht mehr wie die hieß, fand ich megasuper. In diesem Film geht es darum, wie es wäre wenn jeder immer sein eigenes Miniorchester mit Kopien von sich selbst, dabei hat. Gut mich würde das wahrscheinlich bald nerven, aber ich in Mini (1x reicht) die immer um mich wäre, ach das wäre schon süß. Allein die Idee ist schonmal super. Ja und dann gehts los. Wie sooft gehts um die *hach Liiieeeebe.

Hier also wer auch schauen mag:

https://vimeo.com/390882605

– nur ganz kurz zu Corona-Virus: Wenigstens bin ich kein Hypochonder und mach mir da keinen Streß. Muss ja nicht die ganze Palette der psychiatrischen Diagnosen haben 🙂

– Test: Die Marktforschungsfirma meldete sich mit einer neuen Anfrage. Sie suchen Teilnehmer/Tester für autonom fahrende Autos. Ja im richtigen Straßenverkehr. Und das…tadaaaa in PARIS. Top bezahlt. Wie geil ist das denn. Habe mich aber nicht gemeldet, weil: keine Nerven für sowas. Leider. Leider. Da hätt ich wirklich sehr gern mitgemacht. Den Test im Simulations-Auto, das auch selber fuhr, fand ich ja schon geil. Aber das war ja in einer Halle.

– so gedacht: herausgefunden das der extrem gutaussehende Typ von der Arbeit (bei dem ich mir tatsächlich schonmal so vorstellte, wie es wäre wenn er mal Homeoffice macht, während ich seine Hemden bügel und er sich mir nähert und PIIIEEEP….äh natürlich nur fragt ob ich auch einen Kaffe will), also dieser tolle Typ is: Zahnarzt (somit is Homeoffice jetzt eher unwahrscheinlich…seufz). Daraufhin stellte ich mir vor, wie das so wäre, ohne WEB wo man sich seinen Zahnarzt vorher online anschauen kann, wie der dann so ins Behandlungszimmer stürmt, ich den das erste Mal sehe und mir rausrutscht: „Jetzt bin ich eh schon so nervös und dann sehen Sie auch noch so gut aus!“ und in Ohnmacht falle (vor der Onlinezeit gabs das ja durchaus auch mal öfters…) achja Tagträumereien find ich sehr erholsam, sogar wenn ein Zahnarzt da eine Rolle spielt….

Und vierteljährlich grüßt der Psychiater

Wie oft hab ich das schon erlebt:

Nach dem Termin beim Psychiater fällt irgendeine Last von mir ab.

Ich stehe erleichtert und doch irgendwie verzweifelt wieder unten auf der Straße. Früher brach ich da erstmal heulend im Auto zusammen. Da ich das nicht mehr habe, dafür aber weiß das mir noch 40 Minuten Fahrzeit in der Bahn mit 1x umsteigen und 10 Minuten Fußweg vor mir liegen, glänzen meine Augen nur von einer Tränenanbahnung und ich knicke vor Erschöpfung noch ein Stück mehr zusammen.

Je nach Wetter hole ich mir meist erstmal einen Coffe to go und spaziere entweder ein wenig die Straße entlang oder gehe in den nahegelegenen Park.

Mein Psychiater hat seine Praxis schon immer im wunderschönen Viertel Neuhausen, wo auch das Schloß Nymphenburg steht.

Hier lebt es sich nobel. Also noch nobler als eh schon in München und vielleicht verzage ich da noch mehr als sonst schon, weil ich mir so schäbig vorkomme.

All die hektischen Leute um mich, hastig eilend oder rasend radeln im schicken Anzug und Fahrradhelm. Diese Kombination irritiert mich immer noch. Helm auf, aber einen abgeschnittenen Strick um den Hals mit hochrotem Kopf, als ob er seinem Henker noch schnell davon kommen will.

Würde es noch Henker geben, würde ich mich freiwillig als Übungsobjekt melden. Bei angehenden Henkern. Nein solche Gedanken will ich gar nicht haben und versuche mich abzulenken.

Ich denke, dass ALLE Menschen um mich herum besser sind. Sie haben was zu tun, sind wichtig, schauen gut aus, tragen teure Klamotten, haben bestimmt liebevolle Partner und angesehene Jobs.

Die hinkende Frau und den schlurfenden Mann der in jeden Mülleimer späht, ignoriere ich. Auch den großen Krankehauskomplex zur rechten Seite in dem wahrscheinlich 95% unglückliche Menschen liegen (die 5% glücklichen sind die glücklichen frisch gewordene Mütter) übersehe ich geflissentlich.

Diese Gedanken sind auch nicht hilfreicher, als der mit dem Henker.

Und bin einfach nur saufroh jetzt nichts mehr zu müssen. Zu keinem Termin der mich überfordert oder einen Job der mich ankäst. Nix. Nur heimfahren und endlich wieder hinlegen. Mir schwindet die Kraft auf dem kleinen Spaziergang immer mehr. Ich schwitze. Ich fühle mich elendig. Das Herz sticht, die Augenlider sind schwer. In der Bahn einen Menschen näher als 1m zu haben macht mich noch gereizter als ich eh schon bin.

Schnell heim, nur heim. Keinen sehen müssen, nicht sprechen müssen, nichts tun müssen.

Sooft war diese ganze Situation schon, sooft schon fühlte und dachte ich genau dasselbe nach dem Termin bei meinem Psychiater.

Wie oft noch?

Alte Zeugnisse

Gestern in einem Anfall von Sentimentalität meinen Zeugnisordner herausgeholt.

Schulzeugnisse: An halb pädophile Lehrer erinnert worden oder an total überforderte die mir dann die Schuld in die Schuhe schoben: hat zu wenig gründlich gelernt, muss strebsamer und interessierter werden, das Verhalten war befriedigend. Steht im Jahreszeugnis. Tzz

Krass auch: Hat sich problemlos in die neue Klassengemeinschaft eingelebt. Das nenne ich mal Realitätsverlust. Das war meine schlimmste Zeit: Umzug in eine fremde Stadt, Vater und Freunde dadurch verloren, neue Schule, plus Zusammenzug mit Stiefvater, ich flog völlig aus der Bahn. Und dann der erste Tag in der neuen Klasse: HORROR! Ich war ja schon immer schüchtern, aber durch die Umstände war ich völlig eingeschüchtert und somit das perfekte Mobbingopfer. Es war die 6.Klasse Hauptschule. Wo vor allem den Jungs allerhand Blödsinn einfällt. Ich kann davon Lieder singen. Es ging übrigends so weiter: entweder neue Klasse (weil neu zusammengewürfelt, weil manche doch noch auf Realschule/Gymnasium wechselten) oder neuer Lehrer. Jedes Klassenfoto sieht bei mir anders aus. Immer andere Menschen.

Auch verwirrend: Jahreszeugnis 2. Klasse: Durch ihr verträgliches und hilfsbereites Verhalten erfreute sich LaLuna großer Beliebtheit unter ihren Kameraden.Hä? Habe ich da einen Realitätsverlust? Es wäre ja schonmal interessant zu erfahren, wie mich andere Mitschüler so erlebt haben. Oder gar mochten oder schätzten.

Ich lebte ja unter einer Glasglocke. Traumatisiert. Von mir abgespalten. Aktiv suchte ich mir keine Freunde. Wen mochte ich? Wen fand ich interessant? Das stellte sich mir nicht. Kam jemand auf mich zu wurde ich ein Mitläufer. Machte was der andere vorschlug, machte was alle machten. Ich bildete mir keine Meinung, ob ich den blöd fand oder mich auf denjenigen freute. Ich war um jede Aufmerksamkeit froh. Ich konnte mich aber auch nicht wehren gegen all die Idioten, da war keine Wut in mir, keine Aggression. Die war so versteckt das ich sie irgendwann gegen mich richtete und ich mich umbringen wollte. Mit 12.

Zuhause war ja das Klima so: Entweder wurde ich ignoriert und vernachlässigt oder ich sollte die Bedürfnisse der anderen erfüllen oder ich wurde ausgelacht, gehändelt oder gedemütigt. Liebevoller, herzlicher, fürsorglicher Umgang? Fehlanzeige. Was meine leicht autistischen Anwandlungen vielleicht erklärt. Keine Ahnung.

Ich liebte die Schule trotzdem, weil ich es liebte Neues zu lernen. Schriftliche Arbeiten gefielen mir besonders. Oft hatte ich in den ersten Wochen im neuen Schuljahr alle Schulbücher schon durchgelesen.

Nach der Schulzeit kam die Ausbildung, da ich ja nicht mal fühlte ob ich das eine Mädls mochte und zur Freundin haben wollte, fühlte ich auch nicht was ich sonst noch so wollte und mochte. Außer lesen und Neues lernen und Tiere und Natur allgemein. Und ich geriet in völlig falsche Berufe. Das will ich gar nicht weiter ausführen. Nur das ich jetzt beim durchstöbern mal alle schon fertigen Bewerbungsmappen nun in den Keller verfrachte.

Aber ich fand einen alten Bafögbescheid! Sieht so aus als ob ich eine staatliche Transferleistungkarriere hinlege (haha). Ich bekam den Höchstsatz von 650 DM. Ich finde das für damals schon viel Geld. Nur hatte ich davon herzlich wenig, weil ich da ja mit dem damaligen Freund Psychopathen zusammen wohnte und er mich extrem kontrollierte. Und somit natürlich auch mein Geld. Soweit ich noch weiß konnte ich mir von dem Geld Zigaretten und Monatskarte und abundzu am Imbiss was kaufen, sonst nichts. Was er wiederum mit dem Geld machte, keine Ahnung. Wir hatten eine günstige Wohnung, kein Auto, fuhren nicht weg usw…

Immer wenn ich den Vornamen von diesem Deppen lese, muss ich leider unwillkürlich an ihn denken. So wie letztens auch mal wieder. Aber mir fiel sein Nachname nicht mehr ein! Juhu! Ein Schritt in die richtige Richtung: einen der schlimmsten Täter immer mehr zu vergessen!

Auch schade: ich hab soviele Sporturkunden, sogar eine Goldmedaille, nie wurde das mal irgendwie anerkannt oder gewürdigt…

So Schluß mit der alten Zeit….

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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Eine Art Tagebuch

Amat victoria curam