Nach mir die Sintflut

Kennt ihr dieses leicht angenehme gruseln, wenn man selbst in Sicherheit ist und dem stürmenden Sommergewitter draußen zuschaut? Mit Starkregen oder sogar Hagel und peitschendem Wind, ein Sturm der alles auf links dreht und es so dunkel wird, dass man meint die Sonne ging in Rente…

Ich habe dieses gruseln auch jetzt hin und wieder wegen Corona. Bzw. dem was unsere Politiker da veranstalten. Das totale schrotten unserer Wirtschaft. Es wird nichts mehr so wie vorher. Wir erleben gerade historische Zeiten.

Heute las ich in einem Blog: „es wird übel. Ganz übel.“ In den Nachrichten kam, dass 20 % der kleineren Firmen Insolvenz anmelden werden. Hier in Deutschland. 20 Prozent!

Hohe Arbeitslosigkeit, soziale Unruhen, Bürgerkrieg, 3.Weltkrieg? Sooo unrealistisch ist das nicht. Dazu kommt wahrscheinlich wieder ein Dürrejahr was das Ganze im wahrsten Sinne des Wortes noch mehr an-und aufheizen kann.

Und wieder stehe ich, wie beim Sommergewitter am Rande. In (vermeintlicher) Sicherheit. Schaue mit leichter Überheblichkeit auf das was da so grad passiert. Beobachte. Genau. Jobverlust? Schulden? Mahnungen? Hab ich alles schon durch. Das juckt mich nicht mehr.

Seit ich das durch habe, brauche ich wenig. An materiellem. Das werden jetzt die anderen auch lernen müssen.

Solch Katastrophenszenarien sind mir vertraut. Leider. Vielleicht ist es deswegen ein „angenehmes“ gruseln? Ich musste und muss (immer noch) lernen die guten Zeiten einfach zu genießen und mir nicht selber Dramen zu schaffen, weil ich einen hohen Adrenalinspiegel gewöhnt war/bin.

Ich kenne aber auch diese Weltuntergangsstimmungen. Auch die sind mir sehr vertraut und in die lasse ich mich derzeit hin und wieder hinein fallen, wie in eine weiche Hängematte. Von mir aus geht die Welt unter, mir scheißegal.

Trotzdem frage ich mich in diesen Zeiten noch mehr: Was brauche ich wirklich? Was ist mir wichtig? Die Miete ist bezahlt, der Kühl-und Kleiderschrank ist voll. Wichtig sind mir Erlebnisse, draußen sein, meinen Körper bewegen, Natur genießen. Wir haben erlebt, wie schnell uns unsere Bewegungsfreiheit genommen werden kann. Noch mehr als früher genieße ich das JETZT. Das kann mir keiner nehmen. Also los. Raus. Solange es noch geht. Ich verschließe nicht die Augen und tue so, als ob alles gut ausgehen würde, will aber auch nicht ständig und alles schwarz sehen. Ein gesundes abwägen ist angesagt.

Und so fuhr ich heute um kurz nach 7h ein Stück mit der Bahn und ging zu Fuß ins nächste Dorf. Mitten durch einen wildgewachsenen Mischwald, dazwischen sumpfige Wiesen und ein breiter Bach. Unzählige Vögel zirrpten, trällerten und zschilpten. Ich stand staunend vor umgestürzten Bäumen, die die ganze Erdkrume auf einer Breite von locker 3 Metern hochhoben. Auch so schauerlich schön. Die frische würzige Luft vom gestrigen Sturm und Gewitter sog ich in meine gesunden Lungen. Kräftigen muss man sie! Ich ging versunken in Gedanken, schaute hier Blümchen und da den wilden Wolkenformationen zu. Hörte ein platschen und sah einen kleinen Biber wegschwimmen.

Im Dorf angekommen gönnte ich mir einen Latte Macchiato. Seit ein paar Jahren mein persönlicher Luxus. Coffe to go. Ich liebe es. Nach wenigen Metern war ich auch schon wieder am Bahnhof und fuhr zufrieden, entspannt und voll mit Sauerstoff zurück.

Natürlich mit Maske.

Ich kann die Haltung und die Aussage, dass wenn morgen die Welt unterginge, ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen würde, nun bestens verstehen!

In diesem Sinne, mache ich mir jetzt noch einen leckeren Milchkaffe und genieße einen Keks und meine Lieblingsmusik, lege die Beine hoch und gebe mich meiner Zufriedenheit hin, dass jetzt in diesem Moment alles gut ist. Weder Geldsorgen, noch Schmerzen, noch sonstiges Leid gibt es gerade. Dafür bin ich sehr sehr dankbar!

Pathetische, düstere und zufriedene Grüße 😉

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