Aspergirls

Ich les ja hin und wieder gern Bücher über Autismus. Ich finde mich da in Teilen wieder, aber viele Merkmale habe ich eben auch nicht. Zum Beispiel Selbststimualtion bei Überforderung, typisches Merkmal wäre da eben schaukeln, wippen, summen, reiben, Hände flattern sowas…als Kind habe ich bei Anspannung mir die Nägel abgeknippelt, das mache ich heute nicht mehr. Ich kann auch sehr gut zwischen den Zeilen lesen und verstehe Ironie bestens. Vieles an „wie man sich in der Öffentlichkeit richtig benimmt“ habe ich aber auch einfach gelernt, meinem Bedürfnis nach würde ich einiges anders machen.

In dem Buch Aspergirls geht es eben um Mädchen/Frauen mit der leichteren Variante der Störung: Asperger-Syndrom. Da soll es nämlich durchaus starke Schwankungen zu den männlichen Erdenbewohner geben. Und dadurch dass es bei Frauen kaum erkannt wird, bekommen diese Fehldiagnosen von bipolar, Depression, Angststörung, Borderline ect. Man kann das mit Asperger natürlich auch haben, aber die Therapie wäre eine andere.

In dem Buch fand ich mich zu 80-90% wieder. Meine aber, dass sich da viele mit PTBS wiedererkennen, weil sich das eben überschneidet von den Symptomen. Zumindest bei mir mit Entwickungstrauma durch nahe Bezugspersonen. Nicht in die Augen schauen wollen, lieber alleine sein, nicht gern berührt werden schon gar nicht von Fremden (noch schlimmer jene die ein STOP oder NEIN nicht akzeptieren, leider bei vielen Ärzten erlebt).

Hier nun ein paar Notizen zu dem Buch mit Zitaten (kursiv)

Da Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung oft ungelenk, scheu, seltsam, schweigsam erscheinen werden sie auch oft gemobbt, was Trauma entstehen lassen kann.

Ich wuchs in einer stark kontrollierten, feindseligen Umgebung auf. Alles was ich tat, wurde genau beobachtet und umgehend angeprangert. Nichts konnte ich recht machen. Es hagelte Verbote. Ich ging sozialen Interaktionen aus dem Weg, war teilweise unfähig mich zu artikulieren, mied den Blickkontakt, sprach leise und undeutlich, schaulte monoton hin und her undw ar zappelig. Solange ich ein kleines Mädchen war, hielt man das für Schüchternheit, dann schob man es auf die Pubertät und noch als junge Erwachsene bekam ich zu hören: Das wächst sich heraus.

Bis auf das monotone schaukeln, könnte das von mir stammen.

– fehlende Identifikation mit Mitschülern/ überhaupt anderen Menschen.

– Und anderen Frauen, wenig typisches weibliches.

– fehldendes Identitätsgefühl: viele Abbrüche, Neuanfänge (vor allem im Job, die zahlreichen Berichte von Betroffenen, ihre Gedanken und Gefühle, ich habe mich da sofort wiedererkannt)

– World-Wrong-Syndrom (ich komm vom anderen Stern)

– legt Wert auf pflegeleichtes Äußeres, bequeme Kleidung, androgyn

– in der eigenen Welt lebend, abgeschieden, Wissensdurst, viel lesen, Einzelgänger

– kann schwer abschalten, noch schwerer unter Druck oder in Gegenwart anderer

– schwere /langsame/lange Verarbeitung von Sinneseindrücken (bei mir optische! Schwindelgefühl bei Overload)

– lieber an Stärken nicht an Schwächen arbeiten

Wir haben das Bedürfnis unseren Kopf mit Wissen vollzustopfen wie andere ihren Bauch mit Nahrung. Informationen ersetzen die Verwirrung, die viele von uns in sozialen Interaktionen mit anderen erleben.“

– Starkes Kontrollbedürfnis, unspontan

– hellfühlen, oft schon an Dinge gedacht, die dann so kamen (z.B. Szene im Film/Buch oder auch real)

– viel Scham bei Körperfunktionen (wenn ich eines hasse: mit jemanden den ich kenne zusammen auf Toilette zu gehen. Da streikt meine Blase komplett, egal wie voll sie ist)

– oft starke Verunsicherung in sozialen Situationen (aber nicht immer wie bei einer Sozialphobie, selten erlebe ich mich im Kontakt wirklich entspannt, also ohne drüber nachzudenken was ich wann sagen könnte, ob es ok ist wenn ich länger bleibe, ob ich denjenigen jetzt anstarreoder ob das noch unter anschauen geht usw.)

– wenn Interesse an einem Menschen, dann fast obsessiv (Coabhängigkeit!)

– wenig Interesse an Romantik und auch an Sexualität. Ich sag mal so, bei mir ist im Kopf soviel los, dass ich a) eh schwer abschalten kann und b) dann eben keine Kapazitäten mehr für „unten“ frei sind. Ich leb aber auch ganz gut so.

– fallen „gern“ auf Männer rein, die manipulieren, weil wir froh sind, wenn wir überhaupt mal beachtet werden

– ich kann sogar die Initiative ergreifen, wenn mich ein Mann interessiert, doch erstaunlicherweise finden das manche Männer gar nicht so toll, sondern regelrecht abstoßend. Unvergesslich: In einem Club flirtete ich nur mit Blicken mit einem Mann, er wußte nicht, dass der Mann mit dem ich dort war nur ein guter Freund war. Also ging ich zu ihm hin und wir plauderten, rauchten eine (damals tat ich das ja noch) und verabredeten uns für den nächsten Abend bei ihm zu hause. Er war einer der wenigen Männer von denen ich nur eines wollte: Sex. Also fuhr ich hin, wir plauderten, sahen Fotoalben an, rauchten weiter, ich erfuhr, dass seine Freundin derzeit im Urlaub sei, kamen uns näher und näher und wieder ergriff ich die Initiative, dass es zu mehr kommt weil es mir schlicht zu lange dauerte, doch er: schlief ein. Unfassbar. Also fuhr ich wieder heim. Verwirrt. Er schickte dann noch eine SMS warum ich denn gefahren sei, er hätte mich gesucht. Tzz noch nichtmal ne Entschuldigung oder so…beim Date einpennen. Ich schwieg. Netter Reinfall.

– lieber online und schriftliche Kommunikation. Ich muss mir langsam eingestehen, dass ich telefonieren nicht mag. Aber auch damit kann ich heutzutage gut leben.

Infolge der Kombination aus hochgradiger Intelligenz (da will ich bei mir jetzt mal nicht hochstapeln), geringem Selbstwertgefühl und dem Verlangen endlich die Weichen für unsere berufliche Laufbahn zu stellen, überfordern wir uns leicht. Ein Schlüsselmerkmal bei Mädchen und Frauen mit Asperger ist, dass die Gesellschaft aufgrund unserer Intelligenz und scheinbarer Normalität von uns erwartet, dass wir problemlos funktionieren. Leider verlangen wir von uns selbst oft das Gleiche. Selbst wenn wir intellektuell in das Raster passen, sind wir den Anforderungen physisch oder emotional nicht immer gewachsen. Wir brauchen mehr Zeit, mehr Geduld und mehr Einfühlungsvermögen (und mehr Ruhe Anm. von mir) als die meisten Leute. Punktum.“

Diese ganzen Merkmale und Symptome haben oft NEUROLOGISCHE Ursachen und nicht nur psychische. Schon bei der Beschäftigung mit Introversion lernte ich, dass die Gehirne introvertierter Menschen anders sind. Sie benutzen andere Areale, bestimmte Bereiche sind aktiver, die Amygdala feuert schneller Alarm los usw.

– wenig Freundschaften und wenn halten sie nicht lange. Jau irgendwie vergraul ich die immer oder ich mach mich dünne weil ich mit den meisten Menschen so wenig anfangen weiß. Party, Urlaub, DSDS, ESC, … interessieren mich halt nicht.

– Wutausbrüche. In meiner Arbeit als Schulkinderfahrerin hatte ich einen schwerst autistischen kleinen Jungen dabei. Wenn sich was änderte (neue Fahrerin-also ich, neues Auto, anderer Sitzplatz, oder er müde oder hungrig war..ect.) flippte er regelmäßig im Auto aus und warf mit Dingen um sich die er zu fassen bekam oder schnallte sich ab (da ich ihn wieder anschnallen musste zerkratzte er mir dermaßen die Unterarme das ich als Borderlinerin durchgegangen wäre) und kauerte sich in den Fußraum. Ich wußte dass er nicht anders konnte und mit Erklärungen an ihn kam ich nicht weit, ich drang nicht zu ihm durch. Jedenfalls kam ich beim Lesen ins grübeln, ich hatte als Kind auch heftige Wutausbrüche auch oft wenn ich überfordert, müde und hungrig war. Nie wenn ich etwas nicht bekam oder so. Ich konnte mich nicht anders mitteilen, weil ich es selber nicht wußte, warum da so ein Chaos in meinem Körper/Kopf gerade los war. Leider half man mir nicht (wie sooft) keiner beruhigte mich, keiner sprach mit mir, man ließ mich alleine, mit den Worten: die beruhigt sich schon wieder. Und irgendwann stumpfte ich ab und unterdrückte meine Wut. Ich war nicht mehr aggressiv, sondern wurde depressiv. Ich ließ niemanden meine Wut sehen oder spüren. Ich arbeite schon länger daran meine Wut wieder zu spüren, herauszulassen (alleine zuhause), weil es viel Kraft ist, die da frei wird. Und es gut tut, seine Gefühle zu leben.

Mir wurden Schuldgefühle eingeimpft, weil ich war, wie ich eben war.“

– körperliche Anzeichen: Geschwächter Magen-Darmtrakt, Unverträglichkeit von bestimmten Nahrungsmitteln und „normalen“ Medikamentendosen. Vor allem bei Narkosen und Alkohol merke ich das, da brauch ich nur homöopathische Dosen. Generell Hochsensibilität

Wir haben es noch nie verstanden uns der breiten Masse anzupassen.“

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