Erkenntnisse des Tages

Depression ist, wenn du schöne Sachen machst, aber nicht die schönen Gefühle dazu hast.

Oder: wenn du Phönix bist und nicht aus der Asche kommst, aus der du egentlich emporfliegen solltest.

Meine Strategie heute: Trotzdem was schönes machen, auch wenn ich eine scheiß Laune habe. Weil daheim hocken und drauf warten, dass die passenden Gefühle dazu kommen, war mir zu langweilig. War gar nicht mal so übel. Weil ich meine Gefühle nicht mehr wegdrückte (Sonne! Radl! Du MUSST jetzt gut drauf sein!) sondern: grübelgrübelgrübel-Mundwinkel nach unten. Ich fuhr sogar weiter als sonst. Klar ich verschwendete meine Energie nicht mehr auf Gefühlsunterdrückung (de-pression = niederdrücken!).

Diese Erkenntnisse sind mir alle nicht neu. Aber irgendwie doch, denn ich erkenn das bei jedem Depressionsschub „neu“. Dann vergess ich es wieder.

Und sonst so? Männer, die sozialen Analphabeten. Ein Ausbund an Mitgefühl hab ich mal wieder erlebt, da hockste dich aufn Hosenboden….

Auf die Umschreibung meiner derzeit desolaten emotionalen Lage kam als Antwort:

es ist halt nicht jeder Tag gleich oder? Einmal gehts einem besser, manchmal ist man k.o. Es hilft jetzt auch nix, da ne Doktorarbeit draus zu machen. Was macht man da am besten? Vielleicht einfach möglichst unbeschwert nach vorne blicken, sich n Ziel setzen und sich freuen, daß es einen gibt würd ich mal naiv behaupten?!“

*augenroll* typisch Kerl: statt trösten, lieber ne Lösung suchen bieten. Das ist gehirntechnisch so. Sogar bewiesen. Nervt trotzdem.

Früher hab ich da das manipulieren angefangen oder das streiten. Damit der andere mir das gibt was ich von ihm haben will: Verständnis, Trost (bei den heutigen Überlegungen fiel mir da auch ein: Geb ich mir denn selber derzeit Verständnis und Trost? NEIN! Aha.).

Das mach ich jetzt nicht mehr, weil der es eh nicht checkt. Herzloser Sackträger der!

Ne ich ahme jetzt mal sein Verhalten nach. Und wenn ER dann meckert, hab ich wenigstens was zu lachen. Er hat nämlich in derselben Mail gemosert und geschimpft das seine derzeitige Arbeitssituation eher „ungünstig“ ist, um es mal schön zu umschreiben. Ich werde also was in der Richtung antworten:

Tja selber Schuld, wenn Du es angenommen hast (er ist selbstständig. Aber das klingt schon sehr aggressiv), ja komm, wird ja auch saumäßig gut bezahlt und du bist da ja nur noch einen Tag (insgesamt eh nur drei! Alter Jammerlappen der…) ect…“

oder ganz blöd, seines übernehmen, aber das wär mir fast zu plump: „Is halt nicht jeder Arbeitgeber gleich, ne? Manchmal erwischt man es besser, mal schlechter. Muss man ja nicht ewig drüber lamentieren. Am besten macht man das Beste draus, schaut sich nach ner neuen, besseren Stelle um und freut sich einfach, dass man überhaupt noch arbeiten kann und darf!“ Obwohl so übel klingt das auch nicht. Auf jeden Fall macht das wesentlich mehr Spaß, als versuchen den anderen zu ändern!

Und das wichtigste: meine Verantwortung übernehmen! Nicht dahin gehen, wo man gefühlt abgewatscht wird. Und wie oben schon geschrieben: Mir das AUCH geben, was ich von anderen will: Trost, Verständnis, Mitgefühl.

9 Kommentare zu „Erkenntnisse des Tages“

  1. Hallo Laluna, mit deinen Depressionsbeschreibungen hast Du soo Recht. Besonders hat mit deine Feststellung gefallen, dass es Erschöpfung ist, denn das ist sie. Tiefe, schwere, bleiernde Erschöpfung. Und diese nicht nur mal eben, sondern Tag für Tag für Tag. 😦
    Ich hatte immer nur das Wort müde dafür aber Erschöpfung sagt viel mehr aus.
    Den Lösungssucher kenne ich nur zu gut und ich denke mir, wie das wohl nerven kann. Ich glaube, das ist uns Männern mit der Erziehung eingeimpft. Ohne eine Lösung zu finden oder handfest zu helfen, können wir nicht existieren. Dem „Leiden“ einfach tatenlos gegenüber zu stehen, das können wir nicht ertragen (da kämen ja Gefühle, Iiih). Früher war ich auch so und ich konnte auch nicht anders, es war ein Teil meines männlichen Selbst und ich dachte, es wäre auch ein gutes und hilfreiches Verhalten.
    Das mein Gegenüber damit unter Druck gesetzt oder seine Bedürfnisse nicht gesehen werden, ist mir gar nicht erst in den Sinn gekommen. Erst meine Freundin hat mir Schritt für Schritt die Augen geöffnet (sie ist unteranderem auch immer mega wütend geworden). Letztlich hat sie mir damit den Druck genommen, immer eine Lösung parat haben zu müssen und mir mehr Zugang zu meinen Gefühlen verschafft. Es waren so wie deine, sehr offene und schmerzende Worte. Aber es war gut so.
    Ich wünsche Dir sehr, dass Du aus deinem scheiß schwarzen Loch heraus kommen kannst!

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    1. Danke 😉
      Ohja wütend kann ich da auch sehr werden, habe aber festgestellt, dass ich damit mir mehr schade als das es hilfreich wäre 😉
      Dir auch weniger Erschöpfung!
      Viele Grüße

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  2. Ich muss grad grinsen, weil ich früher als Sackträger genauso empahtielos und ohne wahres Mitgefühl war. Ich konnte mich in Menschen, die anders ticken einfach nicht einfühlen, weil ich dachte, dass jeder so tickt wie ich ticke.

    Dass es Depressionen gibt, die einem fesseln und behindern und bis zum Suizid führen, dass es ein Borderline-Syndrom gibt, wo man eine frühkindliche Wut unbewusst in sich trägt, die auch selbstvernichtende Ausmaße annehmen kann, dass es ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndorm gibt, die dich in körperliche Unruhe usw. versetzten kann, davon hatt ich in meiner Dummheit (im Sinne von Unwissenheit) keine Ahnung.

    Dein Freund meint es bestimmt nicht böse, aber ist nur leider unwissend und hört auch wohl nicht richtig zu, weil für ihn nicht sein kann, was nicht sein darf. Vom Asperger-Syndrom hat er wohl noch nichts vernommen. Auch du schreibst ja von „Introvertiertheit“, obwohl es vielleicht die geminderte Form des Authismus darstellt, die dich am Glück hindert.

    Ich kenn dich nicht, kann dich nicht beurteilen, kann mich irren und die Übergänge zwischen „noch normal“ und „krankhaft“ sind nicht korrekt auszuloten. Ich möchte auch keinen stigmatisieren, obwohl es natürlich eigentlich kein Stigma ist, aus irgendwelchen Gründen „anders“ zu sein, sondern eher ein Grund, die besondere Fürsorge und Zuwendung seiner Mitmenschen zu erhalten.

    Ich musste viel lernen die letzten Jahre und viele Blogger, die über ihre Probeme mit ihrer Umwelt berichten, haben dazu beigetragen, dass ich heute verstehe. „Verstehen“ ist die Vorraussetzung dafür, dass man Mitgefühl entwickelt. Sich in andere reindenken, einfühlen, dann weiß man, wie es ihnen geht und ergeht.

    Noch nicht viel hab ich in deinem Blog gelesen, aber solche Blogs können sehr hilfreich sein, weil sie Menschen ermutigen, denen es ähnlich ergeht und weil sie die Augen derer öffnen, die scheinbar blind sind. Einen Psychopathen oder Narzissen wird es aber kaum überzeugen, was er liest, weil er nur sich selbst als Maßstab sieht. Narzissten etwa werten immer andere Menschen ab, um sich selbst zu erhöhen, sie wirken voller Selbstvertrauen, aber ihr Tun entsteht aus einem tiefen Minderwertigkeitsgefühl, dass sie kompensieren, indem sie sich über andere stellen.

    Wird dir alles nicht neu sein, was ich schreibe, trotzdem!

    Ich bin Löwe von Sternzeichen und sende dir Kraft und Mut und Zuversicht.

    Bleib stark, Sven 🙂

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    1. Wir sind ja hier um zu lernen und uns zu entwickeln (glaube ich),
      Hui jetzt haben wir mal die ganze psychiatrische Schublade offen 😉
      Ja im grunde is er ein herzensguter Kerl nur manchmal halt ein wenig holzig, nicht umsonst hat er einen Beruf wo er kaum Menschen begegnet.
      Mit Asperger beschäftige ich mich immer wieder mal, weil ich da durchaus mich teilweise wieder erkenne, aber die klassische Diagnose habe ich nicht, denke aber, dass ich da haarscharf dran vorbei geschrammt bin. Es stört mich auch eher weniger die starke Introvertiertheit, sondern eher,d ass ich mich damit oft nicht annehmen kann, dass ich eben bin wie ich bin. Man muss doch immer on the road und taff sein! Mich dann zu verstellen, DAS lässt mich das Glück nicht finden, wie Du es umschreibst 🙂
      Auch Narzissmus kenne ich leider zur Genüge. Bin ich einer narzisstisch, mißbrauchenden Familie aufgewachsen und das mich daraus lösen war ein wichtiger Schritt in meinem Leben. Ich habe da auch ein paar Ableger mitbekommen, bin mir aber dessen bewußt und versuche gegen zu lenken.
      Stimmt, daher war mir nix neu was Du geschrieben hast, hab mir aber trotzdem über den Kommentar gefreut 🙂
      Und vielen Dank für die guten Zugaben 😉 Ich bin Stier, so schnell kriegt man mich nicht unter *g*
      Liebe Grüße

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      1. Stier ist leider mein größtes Feindbild neben Scorpion. Aber kommt vielleicht auch auf den Aszendenten an oder auf den Geburtstag oder das Quartal.

        Meine Mutter war Stier und ich hab die Frau bis zu meinem Tode gehasst, die mich niemals in den Arm genommen, die mich niemals geküsst hatte und die noch die Kochlöffel auf meinem Arsch zerschlug, die ich ihr zu Weihnachten als Kind schenkte. Nicht dein Problem.

        Bis dann einmal, Sven 🙂

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      1. Ja, ich konnte und kann lieben und hassen. Wenn ich missbraucht worden wäre, hätt ich Anzeige erstattet, im Notfall auch später. Missbrauch verjärt nicht. Auf jeden Fall hätt ich mit all meiner Kraft dafür gesorgt, dass sie Betroffenen sühnen. Ich liebe die Geschichten der Rache von Edgar Allan Poe. Alles hätt ich drangehängt, dass die Schweine ihre gerechte Strafe bekommen, weil sie ja auch nicht damit aufhören können. Gestern warst du Opfer, heute das Nachbarskind, wer wird es morgen sein ???

        Aber das muss jeder mit sich selbst abmachen. Ich respektiere deine Entscheidung auf jeden Fall. Nein, Heiratsmarkt ist das hier nicht in erster Linie. Du bist ja auch vergeben 😉

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  3. Nein, ich rede von narzisstischen Mißbrauch. Der is noch viel zu wenig bekannt und erst recht nicht im Gesetzbuch verankert. Eine Anzeige ist nicht ohne, das muss man sich gut überlegen und sehr gute Unterstützung haben.
    Ich halte von Rache nichts, weil es meist doch wieder zurück schlägt. Zudem habe ich bei meinem Vater mitbekommen, wie er dabei mit anderen Leuten umgeht – nicht zimperlich. Da er auch Waffen besitzt habe ich mich für eine andere Strategie entschieden: Mich ihrer Verfügbarkeit entziehen, totaler Kontaktabbruch. Das hat die so richtig gewurmt. Als sie dann noch mitbekamen, wie gut es mir ging und wie gut ich ohne sie klar komme, haben sie vermutlich Rauch aus ihren Nasenlöchern gestossen :-)))
    Ich bin nicht vergeben, das Thema habe ich ein für allemal abgehakt, zu beschädigt.

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