Montagmorgen: ich bin noch keine 3 Minuten wach, kurbel gemächlich den sehr großen Rollo im Wohnzimmer hoch, wuuuuusch rauscht der ohne Vorwarnung wieder herab und die Kurbel dreht leer. Wie ich das hasse (schon oft genug passiert). Gleich im Hochstreß weil ich mich eingesperrt fühle, brauche morgens viel Luft und Licht. Das kleine Fenster in der Küche und die zwei kleinen im Schlafzimmer machen nicht viel her. Dieses Scheißding, irgendwie muss da mal ne andere Lösung her.
Gedacht, dass das schon besser ist als früher wenn dann Handwerker in meiner Wohnung sind, aber dem ist nicht so, ich war, nachdem der an zwei Tagen da war (insgesamt nur 1 Stunde, aber egal), noch sehr angespannt, so dass ich wie paralysiert ne große Radlrunde drehte. Abseits vom großen Straßenverkehr, ist da sicherer. Leider muss der Handwerker ein drittes Mal kommen. Aber ich habe inzwischen eine gute Möglichkeit gefunden: ich werkel währenddessen in meiner Küche, die ist ja groß genug, was zu putzen gibts immer (dieses Mal hatte ich Geschirr nicht in Spüler geräumt, sondern per Hand abgewaschen) oder ich schnippel Gemüse oder so. Vorteil: ich bin nahe am Ausgang, habe genug Messer in Griffnähe (hach es geht doch nichts um ein gutes Sicherheitsgefühl) und ich steh nicht dumm rum.
Aber was weiteres streßt mich: ich bin ja mitinvolviert, ich muss erklären, Fragen stellen, schauen dass das läuft usw. Da ist die Erwachsene gefragt und da haperts dann. Das ist ein Handwerker, der hat das gelernt! Was hab ich Knirps da zu melden, der wird schon wissen was er tut. ABER hätte ich beim letzten Handwerker gefragt und drauf bestanden, dass er das NICHT mit Panzertape klebt, sondern wieder so hinschraubt wie es vorher war, wäre das Maheur jetzt nicht passiert.
Und hätte ich dem jetztigen Handwerker gebeten, die Frontabdeckung abzunehmen und erst genau zu schauen was kaputt ist (ich hatte nämlich die Vermutung, dass es an der Kurbel lag und das war dann auch so!) müsste er jetzt nicht NOCHmal kommen, weil er das passende Teil nicht dabei hatte.
Darum gehts mir..das einstehen, obwohl es mich ja nichts finanziell kostet, aber es wäre eine gute Übung bei meiner Wahrnehmung zu bleiben! Das ist mit das anstrengendste in meinem Leben. Das nicht wegzuschieben, verdrängen, sondern MOMENT MAL!
Dann: Der Handwerker meldet sich nicht mehr wegen dem neuen Termin. Mein vermieter fragt mich, ob der Rolle nun passt! (der Kerl ist einfach super!) Ich: Nö der hat sich nicht mehr gemeldet. Daraufhin rief der Vermieter den Heinz selber an, der meinte: nö sei doch alles fertig. Ein Hü ein Hott, mein Vermieter bekam nun selber mit welch zwiespältigen Aussagen der macht (ich spinne also nicht), Vermieter kam vorbei um sich das selber anzuschauen, nett beim Kaffe geplaudert und nun warte ich also weiter auf den neuen Termin. Dieser Rollo man, das is nur Teufels Werk oder so…nerv!
– Souverän: Ein Samstagabend. Ich weiß nicht woher auf einmal die Leichtigkeit kam, aber es entwich ein Druck, eine Last von mir und es kamen mir Sätze in den Sinn: Es ist vorbei! Ich habe es überlebt! Ich bin eine erwachsene Frau! Gerade letzter Satz hilft mir immer wieder aus der Traumatrance zu kommen. Wünsche mir öfters solch eine souveräne Haltung
– noch eine Idee zu Schulden: Die eine war ja, dass es eines der sehr wenigen Ziele ist, endlich schildenfrei zu werden und ein wenig Rücklagen bilden. Das andere was mir nun dazu einfiel und sich für mich sehr stimmig anfühlt ist: auch sonst haushalte ich nicht gut. Nicht mit meiner körperlichen Kraft und nicht mit meiner emotionalen. Ich gebe meist mehr als ich habe. Coabhängigkeit. Mich erst satt werden zu lassen und dann wenn ich mehr habe, als ich brauche, dann erst was weggeben fühlt sich furchtbar an. Schrecklich. Das kann ich doch nicht! Das darf ich doch nicht! Jeder lernt im Flugzeug: erst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, dann anderen helfen. Jeder Feuerwehrler lernt: Achte auf Deine Eigensicherung!
Das ist ein Gedankengang mit dem ich mich mal mehr beschäftigen möchte. Erst muss ich satt werden, bevor ich anderen was abgeben kann.
– Frage: warum sagen soviele Menschen eigentlich „meine bessere Hälfte“? Besser als wer? Man selbst? Ohjeohje….
– froh: inzwischen bin ich doch recht froh, fast 20 Tage nicht mehr in die eine Arbeitsstelle zu müssen.
Ich hab einfach so wenig Kraft und Nerv und überhaupt. Demzufolge hat sich das mit dem Projekt auch erledigt.
– Projekt: Völlig utopisch das zu machen. Aber es war okay da ein wenig drüber zu phantasieren, hinträumen, vorstellen, aber die Realität watscht mich dann halt doch wieder ab. Es war auch aus einem Kindteil heraus der Wunsch entstanden, das zu machen. Aufs Land, mit Tieren! Wenn ich so meine Berufs“karriere“ anschaue, klappte ich immer zusammen, wenn ich zu sehr in Kindanteilen hing. Da war die jahrelange Arbeit im Kindergarten schonmal prädistiniert. Dazu keinerlei Grenzsetzungen von mir (ich war noch völlig im Funktions-modus, mit kaputten Typen in Beziehung, viel Familienkontakt usw.). Dann der Fahrtdienst mit behinderten Kids dasselbe in grün. Nein noch schlimmer, weil ich zeitgleich ja erwachsen (Auto fahren!) sein musste. Dass ich da den schwersten Zusammenbruch hatte, wundert mich heute nicht mehr. Jahrelang hab ich gezweifelt, warum nur? Ich hab das so gerne gemacht usw…Auch schräg war die Zeit an der Rezeption in einem Fitneßstudio und wieder Kinderbetreuung dort (also halbe-halbe), da war ich völlig in einer rebellischen Jugendlichen-Rolle. Beschäftigte mich nur mit alternativer Lebensweise, also extremer Minimalismus, ganzjährig barfuß laufen, Ersatz für chemische Waschmittel usw. sehr übel.
Starke sozialphobische Zeiten haben IMMER was mit Kindanteilen zu tun. Ich sollte mir das echt mal auf den Arm tätowieren lassen. Wenn ich das immer aufn Schirm hätte, käme ich da schneller wieder raus und mein Leben wäre leichter. (Vielleicht).
Ganz anders das innere Gefühl wenn ich bei der Marktforschung Jobs mache. Ich gehe da fast schon edel gekleidet hin, einfach weil das für mich so stimmiger wird. (im Alltag trage ich eher neutrale, bequeme Sachen), dann das Firmengebäude, das Team, die Arbeit am PC usw. das ist eine völlig andere Welt!
Auch bei der Se*arbeit war ich mehr in der Erwachsenen, auch wenn das „ich sorge für deine Bedürfnisse, egal wie es mir dabei geht!“ kindlich konditioniert war und fast schon automatisch abläuft, aber bei den Treffen selber auch hier: Eher schicke, elegante Kleidung, geschminkt, souverän…das fühlt sich komplett anders an und ich war dann auch in der Zeit relativ stabil, zumindest was die Depression anging. Ängste kamen immer mal wieder hoch, klar soviel körperliche Nähe, noch dazu mit fremden Männern ist nicht ohne.
Ich möchte also mehr darauf achten, dass die kindlichen Anteile ihre Bedürfnisse befriedigen können, ohne sich zu überfordern. Zum Beispiel Tierkontakt, aber ohne dass ich das Tier betreuen muss und somit zuviel Verantwortung habe. Überhaupt mehr Dinge machen, wo ich „Kind-sein-darf“. Mehr innere Bemutterung, aber auch Grenzen setzen und Hilfestellung geben. Zum Beispiel bevor ich in die Arbeit fahre, bewußt in die Erwachsene kommen und überlegen was mache ich mit dem Kind/Jugendlichen? Laß ich die im Bett weiterschlafen, nehm ich sie mit und lasse sie am Spielplatz spielen, laß ich einen Schutzengel bei ihm sein usw.
Das muss auch nicht immer und jedesmal so sein, aber kurzer Check nach Innen und gerade wenn ich sehr ängstlich/deprimiert bin ist das immens wichtig!
– roch nach Ärger: Ich radelte zum See und musste da den Feldweg hochschieben, weil die Schranke viel Platz weg nahm. Kurz vor der Anhöhe stand ein Polizeiauto. Hmmm. Kurz darauf sah ich die zwei Beamte wie sie vom See (an der Stelle mit sehr viel Gebüsch) kamen und wieder zum Auto gingen. Hmmm. Ich ging weiter. Kurz drauf stand ein Typ vor mir, verspiegelte Sonnenbrille, Bierflasche in der Hand. Ohje. Cool bleiben. Er gleich:“ Polizei?“ und noch irgendwas gemurmelt, ich ganz lässig im weitergehen: „Joa die waren bestimmt nur pinkeln…“Er wieder was gesagt was ich nicht verstand…weitergehen, sagte ich mir, locker bleiben…Später kam er mir nochmal entgegen (keine Ahnung wie der da hinkam) aber da saß ich schon wieder fest im Sattel und konnte schnell vorbei radeln. Irgendwas war da…
– Trennkost: ich weiß noch als ich von Paleo, also der Steinzeitdiät las. Bei der isst man viel Fleisch, Gemüse, etwas Obst, viel Kräuter. Was es nicht gibt: Kohlehydrate und schon gar nicht so verarbeitet wie z.B. Nudeln. Ich aß also paar Tage nur Fleisch und Gemüse und fühlte mich super! Wach, die Benommenheit im Kopf war weg, ich brauchte keinen Mittagsschlaf, mein Bauch fühlte sich locker und leicht an. Ein Traum! Aber ganz ohne Kohlehydrate? Ich mag ja Kartoffeln seeeehr. Also geriet das in Vergessenheit. Jetzt hörte ich von Trennkost: bei der man alles essen darf, aber nicht zusammen. Also kein Fleisch/Eiweiß zusammen mit Stärke/Kohlehydrate. Das macht Sinn, las ich weiter, weil die beiden Sachen jeweils anders verdaut werden. Naja Test ist es wert. Die ersten 3 Tage fühlte ich mich wieder so toll wie damals: Fitter und vor allem klarer im Kopf, nicht mehr so halb besoffen (Gärung im Darm!). Klar zu 100% werd ich das nicht schaffen, ich mag auch mal Schnitzel mit Pommes, ein Wurstbrot oder Spaghetti Bolognese.
Das könnte auch meine Rohkostunverträglichkeit erklären: Wenn ich Fleisch und Stärke samt einem Salat esse, dann ist da Schicht im Scha…äh Darm, dann geht gar nichts mehr. Ich habe ja zeitweise eine Magenlähmung und da gehts nur weiter mit der passenden Tablette. Ich bleib da mal dran…
Und irgendwie spür ich da so ein innerliches, körperlich stimmiges JA zu dem ganzen.
– gefunden: meine Zuhaus-klamotten sind klassisch Jogginghose und eine dünne Jacke. Da mir schnell warm/kalt wird und ich einfach Jacken lieber mag als Pullis. Beide Jacken sind jetzt hinnbüber, die eine hat schon Löcher am Arm und in der anderen fühl ich mich nicht so wohl, das is so ne komische Fahrrad/Ourdoorjacke mit dem Plastikmix. Dann zufällig im Supermarkt mal bei den Aktionsständern geschaut und siehe da: Dünne Jacken! Hab eine XXL-Männerjacke in schwarz mitgenommen. Klasse: weil der Rumpfteil schön schmal aniegt, aber die Ärmel schön lang (bei meiner Größe nicht immer selbstverständlich), so richtig zum eingraben und das ganze auch noch preislich reduziert und in einer Art Frottee. Kann mich über so Kleinigkeiten total freuen. Schaue am Montag nochmal vorbei, vielleicht ist noch eine da.
– Arbeit: Spezialauftrag in einem Haus: Grundreinigung nach Renovierung. Das hab ich nur angenommen, weil ich sowas lieber mag als Haushaltshilfe mit den privatenSachen. Dass ich da so in der Privatsphäre bin, stresst mich immer wieder, deswegen kann ich da nicht arbeiten wenn die Bewohner (mal) zuhause sind. Das fühlt sich für mich so schräg und panisch an. Noway. Wenn das Haus aber noch leer ist, gehts. Klar es ist sauanstrengend, aber mal geht das ja. Zudem waren die Bewohner sowas von nett, das erlebt man selten. Total auf Augenhöhe, fragten wie man meinen Namen ausspricht, fragten auch ob sie mir Mittagessen mitbringen sollen und der ganze Kühlschrank war voller Limo und Wasser! Anständige Leute einfach. Mir muss man nicht den roten Teppich ausbreiten oder Champagner anbieten, aber normale Höflichkeit wenn man schon die Drecksarbeit macht ist doch nicht zuviel verlangt. Bei der letzten Besichtigung wurde mir noch nichtmal ein Sitzplatz angeboten oder wenn bei der Kontaktaufnahme (meist per Mail) jemand noch nichtmal ein Hallo rausbringt oder sofort ungefragt duzt, geh ich da nicht hin. Das muss ich mir (nicht mehr) antun.
Achja und bei der Hausreinigung waren noch zwei Handwerker da. Nordafrikaner mit denen ich auch lachte und bissl rumschakerte und einfach mal in der Pause quatschte. Da fühlte ich mich im Team tatsächlich wohl!
Anstrengende Woche, heute ist nur Ruhe angesagt.