Schlunztage

Ich bin ja immer sehr korrekt unterwegs. Man könnte auch sagen:

Ich hab alle Regeln immer im Kopf und weiß wie man sich benimmt und was MAN tut. „Was sollen denn da die Leute sonst denken“ ist mein zweiter Vorname. Es ist anstrengend. Es macht keinen Spaß und Freunde macht man sich damit auch nicht. Auch wenn ich darauf achte, meine Besserwisserei nicht allzusehr raushängen zu lassen, merkt man es doch. Ein Bekannter meinte letztens: „Hast ja Recht. Wie immer.“ Ohjee…dachte ich mir. Ich will doch gar kein Gescheidhaferl sein. Mich nerven die ja auch.

Es gibt eine wahre Frage: Willst du Recht haben oder glücklich sein? (manche würden das auch abändern in: willst du Recht haben oder verheiratet bleiben?).

Aber auch innerlich bin ich so starr. Montagvormittag den Tatort von Sonntagabend anschauen: Du vergammelst! Nicht schauen was ich mitnehmen könnte (Müll, Geschirr) wenn ich in die Küche gehe: Du vergammelst! ( ja und dann geh ich halt 3 mal!) Äußerst ungern mit der „Draußen“-Hose aufs Sofa setzen…. ein weiteres Beispiel. Heute ist meine wilde Tat des Tages: Mittags gibts Marmeladensemmel und Milchkaffe, statt was „richtiges“. Weil ich Bock drauf hab!

Und nun verschlunze ich seit Tagen: schaue Unmengen Dokus und Filme, gammel rum, mache keinen Sport. Klar halte ich die schon ausgemachten Termine ein, aber ansonsten: laissez faire! Dann schau ich halt ewig TV, ich habe im Moment keinen Bock auf mein langweiliges Leben und auch keinen Bock darüber nachzudenken wie sich das ändern lässt!

Mal sehen was passiert…

Das Regenwetter und weiterhin PMS (gnaaaa) begünstigen das Ganze.

So, Sofa ruft! 😉

Schweig!

Ich bin ja schon stolz darauf, dem Handwerker gesagt zu haben, dass seit er das letzte Mal da war, der Rollo so knallt und klemmt. Er meinte, ja das käme von der Scheibe (die er heute wechselte).

Später holte er mich (aus der Küche) und zeigte mir die verbogene Lamelle, die das scheppern und klemmen verursachte (ach jetz doch was anderes?). Er erklärte mir, dass das von dem Trichter, der ja nix tauge, der das in die Schiene einführt verbogen wurde und das sei schon länger so.

Ich so: „Nein das ist erst so, seit Sie sich voll gegen den Rollo gelehnt haben um ihn hochzuschieben, davor war ja nix.“

Er:“ ja vielleicht haben Sie das vorher nicht gemerkt.“

??? Echt jetzt? Ich mag von Rollos nicht viel verstehen, aber dass sein Gewaltakt da nicht gut war, dachte ich mir schon in dem Moment als er es tat. Ich kann logisch denken und sehen und kombinieren.

Aber ich komme aus einer Alkoholikerfamilie, da sagt man nicht dass die Mutter trinkt, man erwähnt den rosa Elefanten nicht, der da mitten im Wohnzimmer steht. Man schweigt und tut so als ob alles gut wäre.

Mühsam trainiere ich mir das ab. Zweifle, schaue skeptisch, schaue was mein Bauchgefühl dazu sagt.

Er beschwichtigte mich mit:“ Ich repariere Ihnen das.“

Ach nee, danke auch.

Zum Funktionstest durfte ich wieder ran. Und ich habs 2x getestet. Da zuckte der Herr Handwerker mal kurz neben mir. Und was seh ich? Er hat, genau wie sein Vorgänger, eine innere Abdeckung (die man später nicht mehr sieht) festgeKLEBT. Mit Band. Damals sagte er wortwörtlich: „Also wer als Handwerker schon mit Klebeband anfängt, kannste vergessen!“

Ich sehe das. Und schweige. Ein kurzer Satz hätte genügt: „Aber Sie haben das jetzt ja auch geklebt…warum?“

Aber ich komme ja auch aus einem Narzisstenhaushalt und da gibt es weitere Regeln: Stelle mich (also den Vater) niemals bloß! Zweifle noch nicht mal irgendwas an was ich tue oder sage! Kritisiere mich nie! (egal was für einen Scheiß ich fabriziere). Glaube nicht deinen Gefühlen (denn die hindern mich nur an meiner Machtausübung).

Ich schweige. Mein Mund ist festverschlossen. Es geht einfach nicht. Die Hürde ist zu hoch.

Kaum ist er bei der Tür draußen überfällt mich Wut. Nicht unbedingt wegen diesem Idioten. Sondern wegen mir.

Was ich auch noch lerne: Mich in solchen Situationen nicht selbst zu beschädigen (das kann vielfältige Formen haben).

Also noch ein Tag an dem ich üben darf gnädig mit mir zu sein.

Vor allem mich körperlich zu schonen. Ich bin so platt.

Aaaachtung Explosionsgefahr!

Ahhh wie ich Zyklusstörungen hasse. Zum einen die Unsicherheit (wann gehts los, aber das wäre noch nicht mal so schlimm) zum anderen das hormonelle Chaos. Seit 4 Tagen überfällig und ich schwanke zwischen leichten und krassen PMS-Symptomen hin und her.

Könnte fressen ohne Ende, leider ist mein Magen noch nicht 100% fit.

Weiß nicht wohin mit mir. Was tun: zu passiv darf es nicht sein, zu viel Konzentration darf es auch nicht brauchen. Bin ko, aber lege ich mich schlafen, werde ich wieder wach. Nichts kann ich mir (oder jemand anderer) Recht machen. Ich bin gereizt. Die heutige Sonne ist scheiße, die gestrige Kälte sowieso. Weil ich innerlich friere und so erstarrt bin. Achneee….

In meiner Jugend habe ich mich fast NUR so gefühlt. Mir graut vor den Wechseljahren.

Erst dachte ich, es liegt daran, dass ich ja mit T. wieder eine Affäre angefangen habe und er aber auch vieles an seinem Verhalten hat was mich triggert. Und da es ja um Sexualität und so geht dachte ich mein Unterleib hat zu, also „dicht“ gemacht.

Heute morgen beim Minispaziergang (soviele Leute schon so früh unterwegs? Ich hätte alle umbringen können!) fiel mir ein: Ne das tolle Medikament, das mir sooo schön die Angst weg nimmt und soviel Gelassenheit und Leichtigkeit bringt. Habe es ja schon wieder abgesetzt, weil so nach 2 Wochen die „nicht mehr leben wollen-Gedanken“ immer so stark werden.

Diese Gedanken haben nicht den Charakter von üblichen Suizidgedanken. Es ist eher so eine Trägheit mit so Gedanken wie: Och könnte mal bitte einer in der S-bahn Amok laufen und mich erschießen? Oder: Nö zum Frauenarzt zur Vorsorge geh ich nicht mehr, zum Schluß findet die noch was woran ich sterben könnte, aber das ja nun behandelt und geheilt wird. Also eher Lebensmüdigkeit. Ja, das ist das richtige Wort.

Ich würde jetzt durchdrehen, weil ein Leben mit dieser extremen Anspannung kann ich langsam echt nicht mehr aushalten. Und nein die Angst wird nicht kleiner wenn man sie nur aushält!!!

Ich habe aber noch 2 Ideen im Kopf, bezüglich Medikamente, wovon ich das eine übernächste Woche mal beim Doc anspreche.

Bis dahin: Irgendwie den Tag überstehen, gnädig mit mir sein (es sind nur die Hormone und du darfst heute schlechte Laune haben, du musst nix tun und nix erledigen) und atmen. Atmen ist immer gut.

Und putzen vielleicht, da tue ich was, was aber nicht viel Konzentration braucht.

Aber das meiste zum putzen muss noch warten, weil morgen, morgen kommt der Handwerker (für Rollo) zum glaub 3.Mal und wehe dem! Wehe, der macht das nicht endlich super duper funktionstüchtig wieder tippitoppi hin…dann aber…dann kann dieser Hanswurst aber sowas von erleben….hehe ich hab den mörderisch-verrückten Blick schon drauf…haha…da hab ich genau die richtige Laune um dem mal meine Meinung zu geigen. Vielleicht lasse ich schon wenn der kommt so leise Böhse Onkelz im Hintergrund laufen…der hat endlich ordentliche Arbeit abzuliefern und wenn er denkt das kann er mit mir alleinstehender Frau machen…dann aber….*Messer wetz* 🙂

Melancholie….und Weihnachten

So ein Familienbesuch wirkt immer sehr lange bei mir nach. Den direkten Tag danach kann ich meist eh knicken (das plane ich schon immer so ein). Aber auch so denke ich viel nach. Wie deren Leben aussieht, was die so (wirklich) beschäftigt, wie was früher war, was sie sagten und taten.

Dieses Mal wirken zwei schöne Sätze nach (das ist was Neues und vielleicht beschäftigt mich der Besuch deswegen noch mehr als sonst), zum einen sagte der Mann meiner Cousine bei der Verabschiedung, dass ich jederzeit herzlich willkommen sei. Da schwang soviel Wärme mit, keine Anmache, keine plumpe Aussage, weil man das halt so sagt, sondern grundehrlich und offen.
Und das andere war dann die Nachricht von meiner Tante: Schön, dass Du uns besucht hast. Obwohl das aufm Handy geschrieben stand, fühlte ich auch hier, die Wärme und Ehrlichkeit. Das ist meine Tante soundso, warm und ehrlich.
Es ist ungewohnt und die Angst vor erneuten Enttäuschungen und Verletzungen ist riesig.
Ich bleib lieber draußem im dunkeln, nassen, kalten. Das kenne ich.
Sie haben mir die Tür geöffnet, zu ihnen ins warme, kuschelige, gesellige Zimmer zu kommen.
(das klingt jetzt pathetisch. Ich bin in der übelsten PMS-Zeit, ich darf pathetisch sein.)
Aber wenn ich zurück denke, ich war schon immer so. Schon als Kind waren mir laute Feste, mit viel Geselligkeit, Spielen (Kinderfasching ein Graus!) oder lustiges Zusammensein irgendwie suspekt. Oft war ich so schnell überreiz und überfordert, dass ich nur noch weinte.
Im Schullandheim (Schwäbischen Alp) ging ich mit einer Freundin auf den nächsten Hügel, kurz vor Sonnenuntergang. Da saß ein Typ auf einem Felsen und schaute nachdenklich in die Ferne. DEN fotografierte ich. Das gefiel mir 🙂

Und sonst so? Mir graut ganz furchtbar vor Weihnachten. Schon seit Monaten immer wieder diese Sinn-und Hoffnungslosigkeit, Perspektivlosigkeit und den Gedanken einfach nicht mehr leben zu wollen. Puh, das wird in der dunkeln Jahreszeit nicht weniger. Und dann liegt das auch noch so doof am Wochenende, da ist der 24. der Donnerstag und dann bis Sonntag quasi NIX. Soviel kann nicht mal ich schlafen.
Also wie früher: wegfahren? Hmm, mal paar Ferienwohnungen geschaut, ganz wenige gefunden. Nur: will ich das? Oder ist das nicht erst recht trübselig und trist in einer fremden Umgebung alleine zu hocken. Früher war das eine willkommende Abwechslung, weil mit Angststörung alleine wegfahren war das teilweise schon eine Herausforderung. Aber es ging immer alles gut und ich habe es inzwischen locker an die 8 Mal gemacht. Jetzt wirds quasi langweilig.

Wo wieder die Familie ins Spiel kommt: Die luden mich ja schon öfters auch zu Weihnachten ein, aber wenn mir ein Halbtagesbesuch schon so Bauchweh macht, wie soll das erst Weihnachten inkl. Übernachtung werden? Oh no…

Wochenrückblick 25. September 2020

– Sonntagsausflug mit A.: Schön und entspannt, ein wenig im Wald spazieren, danach Burger-essen, Sonnenschein, kaum Ängstlichkeit, kaum tausend Gedanken, kaum ständiges Bedrohungsgefühl und alles um mich herum im Auge behalten müssen. Einfach SEIN. Herrlich. Und so kraftsparend! Und das alles trotz Trigger: Blasmusik. Ich konnte feststellen: aha da is humbsdada-Musik, stresst mich, kann ich aber auch grob ausblenden. Wußte aber auch dass wir nicht lange an dem Ort sein würden. Trotzdem. Ein Fortschritt!

– Wetter: auch wenn ich da dass sonnige Wetter auch genießen konnte, Septembersonne triggert mich immer ein wenig (dieses Jahr weniger, auch dank angstlösender Medikamente) und es war die letzten Wochen fast durchgehend sonnig, von daher begrüßte ich den Regen am Mittwoch sehr. Entspannung!

– Familie (also nur meine Cousine und Tante zu dem Rest habe ich keinen Kontakt mehr): Besuchte sie im Allgäu und leider hat es sich so eingeschlichen, dass ich jedesmal davor über eine Woche Magenschmerzen habe. Eine ordentliche Gastritis. Bei anderen Dingen die mir Streß machen habe ich Puls und schwitzen oder sage ab, da reagiert „nur“ der Magen. Ich bin immer noch auf der Hut, der Alarm „FAMILIE!!!“ geht einfach los. Als die beiden mich besuchten, wars besser. Am liebsten mag ich meine Tante alleine. Aber da ist noch ihr Mann, bei dem ich pädophile Tendenzen vermute, dann gibts noch den Mann meiner Cousine und ihr Kind. Dann sind das 5 Leute. Streß pur für mich. Schon früher auf alten Familientreffen (mit Eltern, Schwester, deren Freund ect.) wurde ich irgendwann einfach nur noch still beobachtend. Heute weiß ich, dass das mit der Introversion zusammenhängt. Und dieses Mal hatte ich irgendwie auch gar keine Lust hinzufahren, machte es aber trotzdem und dann verhielt ich mich irgendwie „falsch“ also lächelte obwohl ich einfach neutral schauen wollte, dass gab dann so einen verzerrten Gesichtsausdruck, das spürte ich regelrecht. Die Anspannung wurde größer, ich wußte nicht mehr wo ich sitzen wollte, mit wem was reden und dann ist da noch das Kleinkind. 2 Jahre alt und das ich immer unsympathischer finde. Dieser berechnende Blick…irgendwie heftig. Ich dachte ich müsse ein wenig mit der reden/spielen was wieder so „falsch-unauthentisch- schräg“ rüberkam, ein Kind merkt sowas und der Blick wurde fast abweisend von ihr. Ich glaub mit dem Mädel werde ich nicht warm. Es durfte keine 5 Minuten mal alleine spielen oder irgendwas tun ohne dass die Eltern/Opa das kommentierten/mitspielten. Helikoptereltern? Naja.

Neue Infos gab es auch, dass mein Vater wohl meine Mutter (seit Jahren geschieden) wohl mehrmals täglich anruft und sie sofort parat steht. Achja… nehme einem Narzissten die Aufmerksamkeit (seine Energiequelle) und du wirst dein blaues Wunder erleben. Ich weiß schon warum ich da sehr großen Abstand halte. Außerdem behauptet er felsenfest, dass er so lange nicht arbeiten konnte, weil seine Frau ja dauernd fremd ging. Er hatte extreme Angstzustände weswegen er kaum das Haus verließ! Aber das wäre ja eine Schwäche, lieber is jemand anderes Schuld. Oh Gott, da merke ich wie schräger das Ganze noch mehr wurde…mehr wollte ich dann auch gar nicht mehr wissen.

Ich war froh als ich wieder im Zug saß. Sofort besserten sich meine Magenbeschwerden und auf dem Heimweg nahm ich mir noch eine frisch gebackene Pizza mit. Das war super lecker!

– überhaupt Sozialkontakte: ich werd da immer holpriger. War mir früher klar wie man sich verhält und tat ich das auch, so geht das inzwischen immer schwieriger. So Sachen die man sagt, aber nicht unbedingt so meint, aber trotzdem sagt wegen der Höflichkeit, der Sozialschmiere und dem allgemeinen Frieden und Freundlichkeit. Ich kann das immer schwerer. Ich kann auch diese Lückenfüllwörter/Sätze immer schlechter. Bevor ich sage: ach wenn es dich nicht stört oder irgendein unsinniger Smalltalk (wo ich eh kein großer Fan bin) bleib ich lieber still. Der ganze Umgang generell: rede ich zu lang, zu laut, muss ich was fragen, rede ich zuviel von mir usw. rattert im Hinterkopf. Was das Ganze erst recht anstrengend macht…aber ich merke ich muss und mag mich da nicht mehr ändern, um endlich anders, besser, normaler oder sonstwie zu werden. Als ich so darüber nachdeachte fiel mir N. ein. N. War der Cousin meiner Mutter und meiner Tante, er war zwar oft auf großen Familiefesten anwesend (weil er auch meine Großeltern fuhr) aber er sprach fast nie. Er beteiligte sich nicht mühsam an irgendwelchen Interaktionen, schon gar nicht mit uns Kindern. Ich fand das auch nicht schlimm. N. aß (sehr viel) und schnaufte und fertig. Er war unglaublich dick, weil er nur aß und rumsaß und auch nicht arbeiten ging. Vor einigen Jahren verstarb er mit Anfang 60, das Herz machte nicht mehr mit. Ob er glücklich oder zufrieden war?

– geärgert: Hatte für die doch recht lange Zugfahrt mein Buch daheim vergessen. Wenn ich gut lesen kann, dann im Zug: Weil es kaum was anderes zu tun gibt. Anders als daheim wo tausend Verlockungen verlocken…naja also noch husch in den Zeitschriftenladen gehuscht und einfach die erstbeste geschnappt (es gab fast nur Schundzeitschriften, nichtmal Spiegel und Co gabs), hatte aber Glück: Myself: wir machen Frauen stark. Da gabs zwar auch paar Seiten mit Mode und Stylingtipps *gähn aber auch kritische Reportage zu dem ganzen Spiritualitätsboom und eine Geschichte von eienr Frau die es mit den Schönheitsoperationen etwas übertrieben hatte (wie bitteschön kann man sich freiwillig den Kiefer verkleinern (fräsen, neu verschrauben usw.) lassen? Monatelang aß die nur püriertes…echt krank), dan auch was über Angststörungen (gut für mich nix neues dabei, aber ok), dazwischen auch humoriges und ironisches. Und: Portraits über starke Frauen: Sei es von welchen die fern der 80er noch Erfolge feiern durften oder die sich im Beruf selbstständig machten…das tat echt gut zu lesen.

Trotzdem, ich bin eher der Büchermensch, ich mag in EIN Thema tief eintauchen. Die Zerstreuung einer üblichen Zeitschrift mit tausend Themen, noch mehr Bildern und Farben und Schriftarten..ah neee…außer das HOHE LUFT Magazin ist nach meinem Geschmack: Keine Werbung, wenige Themen, die dafür länger und fast alles schwarz und weiß gehalten. Geht halt auch um Philosophie 😉

– Arbeit: Wegen Corona hatte die ( wirklich sehr nette) Dame wieder Home-office und somit war ich nicht alleine. Heute war es nicht mehr so schlimm wie mal am Anfang aber trotzdem. Es ist dann Chaos in mir, Panik und wieder froh sein, dass ich nicht mehr arbeite weil ich solche Angstsituationen dann öfter hätte. Das ganze noch mit PMS und Regen (war mit Rad unterwegs) und ach… bloß schnell wieder heim und eingraben.

Und genau das werde ich das Wochenende machen: Regen genießen (muss ja nicht mehr radeln), lesen, spazieren, Podcast hören, malen, schlafen…ein typisches Intro-Wochenende eben.

Ich freu mich riesig drauf!

Meins finden

Ich bin mir noch nicht sicher, ob das eine neue Erkenntnis ist oder ob ich die schonmal hatte. Vermute eher letzteres. Aber egal. Das erstaunliche jedenfalls: Sie kam mir im Schlaf, im Traum und noch während dem aufwachen dachte ich weiter dran.

Dass ich Eigenes nicht ausbilden, nicht finden und schon gar nicht mögen durfte, hat mir meine Familie gründlich ausgetrieben. Mein Vater und meine Schwester haben jegliches Gefühl, Neigung, Wünsche, Jobs, Lebensgestaltung aktiv mit Worten, Gesten und Blicken abgewertet, verhöhnt

Meine Mutter glänzte mit blühender Desinteresse.

Ich hatte in Deutsch immer eine Eins, war Klassen-und Schülersprecherin, erschwamm bei einem Wettbewerb Gold, war kreativ bei Umzügen, fuhr mit dem Auto weit weg in den Urlaub, machte tat und rackerte mir einen ab, um einmal zu hören: Das ist aber schön, was du da gemacht hast! Gratuliere! Das hast du toll gemacht….IRGENDEINE Anerkennung! IRGENDEINE positive Reaktion!

Gut, das weiß ich schon länger, dass viele kleine Stiche aus einer Kinderseele auch Hackfleisch machen.

Aber dass daraus die Coabhängigkeit entstand: Wenn ich mich nur richtig verhalte und die alle Wünsche von den Augen ablese, DANN endlich siehst du mich….oder zumindest kommen dann keine Erniedrigungen, Demütigungen und andere psychischen Gewalttaten mehr.

Meine Eigenheiten. Mein eigenes habe ich fast komplett vergraben. Mühsam mache ich mich schon länger auf die Suche was ich will. Und damit meine ich nicht den großen Lebensentwurf, sondern auch im Kleinen: Was will ich jetzt hier und heute tun?

Mein Eigenes wieder finden. Manchmal bin ich in dem Flow und tue wie selbstverständlich Dinge die meins sind und die vernichtenden inneren Stimmen geben Ruhe wenn ich das malen anfange, oder endlich in eine bestimmte Kunstausstellung gehe oder zu einem Kraftort fahre.

Und dann wie derzeit tue ich fast schon zwanghaft Dinge, die ich eigentlich gar nicht will, ist die Hürde zu „meinem“ so riesengroß. Fühle mich verloren, extrem unsicher, bekomme meinen Rücken nicht mehr gerade und hoffe einfach, dass ich bald sterbe. Um Erleichterung zu finden schaue ich schnell in die Anzeigen ob ich irgendwo arbeiten, heißt HELFEN kann, dann geht es mir wenigstens kurzfristig gut, bis der Blues noch heftiger zuschlägt.

Weil ich mich vollends verloren habe…

ABER! Aber SIE haben es nicht ganz geschafft, mein Innerstes, mein Wollen, meine Bedürfnisse zu töten. Immer wieder haben ich trotzdem Dinge getan, die meine Familie schrecklich oder nicht akzeptabel fand: Ich zog nicht in die Nähe meines Vaters (was er immer wollte), ich gab die EC-Karte (womit er mich kaufen wollte) wieder zurückgegeben, ich liebte meinen Fahrerjob (obwohl ich 10 Jahre zuvor soviel Angst vorm Auto fahren hatte, dass ich noch nicht mal den Führerschein machen wollte), ich habe viel gemodelt, mich tätowieren und piercen lassen, ich bin einfach zur Loveparade gefahren weil ich Bock drauf hatte, ich sagte NEIN, ich entschied immer öfter wann ich wen wo besuchen wollte oder ob überhaupt. Und was war die Reaktion: Sie zogen die Daumenschrauben immer enger und ich tat etwas womit sie niemals rechneten: Die ach so brave, füg-und folgsame Luna sagte: So. Aus Schluß vorbei. Ich habe keine Lust mehr. Ich bin erwachsen und ich will mein Leben so leben, wie ich es für richtig halte. Auf eure Sanktionen, Reaktionen, auf eure psychische Gewalt habe ich keine Lust mehr! Tschüß, ich will mit euch nichts mehr zu tun haben! Änderte meine Mailadresse und meine Telefonnummern und fühlte mich richtig gut!

Und stark. Und mutig.

Nur die innere Familie, die übernommenen Stimmen und Täterstrukturen, die bekomme ich nicht so einfach los. Da heißt es: dranbleiben, aufmerksam bleiben, immer wieder und sehr sehr oft.

Wochenrückblick 18.September 2020

– letzte Therapiestunde: Schade, ich hatte gehofft zu klären, warum das letzte halbe Jahr so der Wurm drin war. Es war der Fehlerteufel drin, definitiv. Von ihrer Seite kamen viele, ich sag mal salopp, Schlampereien (von vergessenen Termin bis Rechtschreibfehler), und sowas erlebte ich in all den 11 Jahren seit ich sie kenne eben nicht, sie ist absoluter Profi gewesen.

Aber auch gravierenderes: nicht verstanden worden, emotional stehen gelassen worden, keine Hilfe, es ist schwer zu fassen, es war fast jedes Mal ein ungutes Gefühl wenn ich da raus marschiert bin. Keine Erleichterung, kein weitersehen wo ich vorher nicht weiter wußte, kein Erkennen (ach soo ist das, so hab ich das noch gar nicht gesehen!) oder irgendwas in der Richtung…eher immer ein HÄ? Ein: ne wir trafen den Punkt noch nicht, ein: es geht mir schlechter als davor.

Dann auf mein TERMINabsage, hatte sie das als komplettes Therapieende mißgedeutet, früher schon ein mehrmaliges hinweisen, dass sie mich ja nun schon so lange kennt, ich schon so lange bei ihr in Therapie sei.

Wobei das in den 11 Jahren mit längeren Pausen war und die letzten Jahre fast nur alle 4-6 Wochen.

Warum das jetzt kippte, ob das ein therapeutischer Schachzug war, sie Probleme hat oder was auch immer bekam ich leider nicht raus. Vielleicht gibt es in Therapiekreisen so ein Motto: nach 10 Jahren schmeißt man den Patienten raus. 10 Jahre ist echt genug.

Vielleicht konnte sie mit meiner „Jammerigkeit“ schlecht umgehen. Mein nörgeln. Das hatte ich in der Klinik bei ihr mit anderen Patienten schon erlebt: wer nicht die volle Verantwortung übernahm hatte von ihr nicht allzuviel zu erwarten. War ich ehrlich verzweifelt, verängstigt, am Boden, konnte sie wunderbar aufbauen, Stütze sein, gemeinsam nach Ausblicken, nach Hilfe suchen. Vorgefertigte Lösungen gab es nicht und das finde ich super. Weil nur so wird man selbstständig und selbstbestimmt mit seinem Leben fertig!

Wir hatten schonmal eine Verabschiedung. Da fühlte es sich besser an. Aber nunja. Sie hat mich sanft hinausgeschubst, warum auch immer. Wirkliche Antworten bekam ich nicht. Sie klaubte sich einen Punkt heraus den ich nannte (weil ich ihr da auch schon unbewußt ne Vorlage dazu gab) und sagte ein paar Worte dazu, fertig.

Schade, aber es ist wie es ist. Sie hat mir viel geholfen und sich in all den Jahren keine groben Schnitzer oder Vertrauensbrüche geleistet, sie fand Worte was ich nur fühlte und nicht ausdrücken konnte, sie war beständig und gut abgegrenzt einfach da, ich fühlte mich von ihr verstanden und immer auf einer Augenhöhe, sie ermunterte mich und stärkte mich, alles was ich nie kannte, sie führte mich an die Ego-State-Arbeit heran, die mir mit am meisten half und mit der ich auch weiterhin alleine arbeiten kann.

Ja vielleicht ist es einfach Zeit geworden das zu beenden. Es ist okay.

– genervt: von den Handwerkern, dem Gerüst und überhaupt…gereizt weil die so langsam arbeiten und so gemütlich und Radio hören dabei (nicht laut), es zeigt mir eigentlich nur auf, was ich nicht schaffe: nicht SO gemächlich arbeiten kann, ich stress mich ja viel zuoft einen ab. Nunja jetzt ist das Küchenfenster mit Folie verklebt, macht Unruhe, weckt klaustrophobische Tendenzen. Wenn die Gartenseite dann mal dran ist (wo davor nochmal Gerüst ab und wieder aufgebaut wird, der Lärm!) dann wird auch da die komplette Fensterfront abgedeckt. Viel mehr Streß weil ich mich in dem Raum am meisten aufhalte. Da muss ich schauen, dass ich da unterwegs bin und hoffe dass das nur 2-3 Tage da klebt. Ansonsten reiß ich einfach den Teil von der Tür ab, es ist ja meine Balkontür und wenn die dreckig wird, ja mei dann putz ich die halt.

– Leere: den Balkon habe ich schon fast leergeräumt und genieße diese Leere total. Immer wenn ich rausschaue entspanne ich mich. Dass mich viel visuelles streßt (visuelle Überfprderung) weiß ich und kann es schwer umsetzen (noch mehr freie Flächen in der Wohnung. Auch weil ein inneres Verbot auftaucht: wie sieht das denn aus? Man hat Deko! Das kannst Du doch nicht machen! Ich könnte es aber mal ausprobieren. Vollstellen kann ich es ja immer noch. Aber ausprobieren gehört auch unter „Verbot“: entweder man macht was oder eben nicht, aber das hin und her…kannste dich nicht entscheiden?

– Spieß umgedreht: Als Frau wird man im Chat gerne nach einem Bild gefragt. Wer mein Profil aufmerksam liest, der findet es da drin. Da kam nun eines abends mal wieder so ein ein-bis-drei-Wort-Schreiber. Hab ich ja dick sowas. Sein Profil komplett leer, da weiß ich schon, der sucht nur ne schnelle Nummer. Also wollte ich ich ein wenig ärgern. Als er fragte was ich hier im Chat suchte, war meine Antwort: „je nachdem wie hübsch du bist.“ Pff warum sollen immer wir Frauen die Sexobjekte sein, Er dann: bye. Ich: lächelnder Smiley und ihn geblockt. Arschgeige.

– Wecker: ich habe ja neben dem Bett noch so einen klassischen Radiowecker mit roten Leuchtzahlen. Direkt frohntal zum Gesicht. Da habe ich mich jetzt mal getraut (eine regelrechte Hürde überwunden) das auzuprobieren wie das ist, wenn ich den um 90 Grad drehe und etwas tiefer aufs Nachtkästchen stelle. Also kein Licht direkt ins Gesicht, auch wenn es sehr sanft leuchtet. Jetzt fehlt meinem Körper anscheinend Orientierung weil ich nun öfters schief im Bett liege, aber ist ja eigentlich egal, es ist groß genug. Ob ich aber besser schlafe, weiß ich noch nicht genau.

– viel los: die Woche war echt voll, von daher passte es mir, dass die Arbeit von Donnerstag auf Freitag verschoben worden ist. Einen Tag frei. Den ich auch fast nur schlafend verbrachte. Tat gut!

– Seelentaler: weil ich ja immer wieder nach Jobs schaue, obwohl ich gar nicht mehr arbeiten kann und das Geld jetzt auch nicht zwingend brauche, möchte ich lieber nach Beschäftigungen suchen und mehr machen um meine Seele zu sättigen, also Seelentaler statt Euro sammeln 😉

-Aussicht: Heute freu ich mich auf Champignons und Schnitzel und einen Film und morgen vielleicht Sport.

Trigger: Handwerker

Und zu allem Überfluß und als ob ich nicht schon genug inneren Streß hätte auch noch: Unsere Hausfassade wird neu gemacht. Gerüst ums ganze Haus. Fremde Leute. Vor allem fremde Männer ständig sehr nahe. Auch auf meinem Balkon, vor der Wohnungstüre (dort ist ein Freiluftgang also offen), im Treppenhaus.

Theoretisch kommt man jetzt sehr leicht auf meinen Balkon und an meine Wohnungstüre. Auch nachts. Auch am Wochenende. Eben übers Gerüst.

Dazu fremde Geräusche wo ich immer kurz innerlich aufhorche (gefährlich oder nicht?) das läuft fast unbewußt ab.

Also sehr viel gefühlte Bedrohung. Da es ein großes Haus ist geht die Verwaltung von 3 Wochen Dauer aus.

Ich bin nicht mehr hilflos ich habe eine gute Kommunikation nach Innen: das ist nicht ewig, die gehen auch wieder. Ich schütze mich. Die malern da nur usw..

Das schlimmste ist ja wenn die in meiner Nähe arbeiten: meinen Balkon, meine Außenwand an der Tür das wird so 2-3 Tage dauern, wenn die im unteren Bereich arbeiten ist mir das dann eher egal.

Ich darf alles für mein Sicherheitsgefühl tun: Wohung zusperren, Balkontür nur ganz auf machen, wenn ich sie im Blick habe, sonst auf Kipp, bin ich nicht da: alles zu, ich darf auch ängstlich aufm Sofa sitzen und denen ganz genau zuschauen was die da machen (der Blick nach innen ist durch dünnen Vorhang und es spiegelt auch sehr, eher verhindert), ich darf raus ins Schlafzimmer gehen, wo ich noch weniger gesehen werden könnte usw…

Ich darf in Ruhephasen (abends Wochenende, wenn da nicht gearbeitet wird) bewußt noch mehr entspannen. Ich darf auch flüchten.

Trotzdem bin ich heilfroh, wenn das Gerüst wieder abgebaut wird (an dem Tag hoffe ich unterwegs sein zu können, weil mich das Geschepper sehr erschreckt und streßt) und alles vorbei ist und neu und frisch gemalert ist.

der Unerreichbare

(vorab: derzeit geht es triggermäßig wieder rund, von gestern kaum erholt, warten heute 2 neue plus morgen ein für mich schwieriges Thera-gespräch) AHHH!!! Das Gute: ich bin nicht mehr komplett hilflos ausgeliefert, ich weiß wie ich mich regulieren kann (hej endlich!!) oder zumindest was ich tun kann (bzw. DASS ich überhaupt was tun kann!!).

Der unerreichbare Mann. Emotional unerreichbar, hat er auf viele Frauen eine faszinierende Ausstrahlung: Den krieg ich schon. Wenn ich nur hübsch, schlank, sexy, doof, lüstern, liebevoll, allzeit bereit, willig …ect. bin wird er sich schon öffnen. Wird er mir seine Gefühle zeigen…Vergiss es.

Solch ein Typ ist gern der typische Affärenmann (und/oder hat ne Sucht am laufen, die sind auch unerreichbar). Der Egomann. Der Narzisst. Er will keine emotionale Bindung, tut aber immer so, als ob das möglich wäre. Er schickt Nachrichten: Denk an dich *kuss. Guten Morgen. Guten Abend. Vermiss dich. Träum süß. Ist man emotional bedürftig freut man sich über solche Aufmerksamkeiten. Die ja keine sind. Er nennt nie deinen Namen, er fragt nichts persönliches, er fragt auch nicht: wie wars beim Zahnarzt? Dafür erzählt er gern über sich. Zeigt Fotos. Erzählt auch persönliches damit es vermeintlich Nähe schafft. Auch über scheinbare Gefühle redet er, was ihn umtreibt, was ihn nervt, aber es schwingt keine Authentizität mit. Es bleibt alles leer.

Ich bekomme bei solchen Menschen vornehmlich Panikattacken, weil so haargeneu meine Ursprungsfamilie war. Narzisstischer Mißbrauch.

Deswegen sollte ich eigentlich von T. fernbleiben. Aber weil er auch was sehr sanftmütiges und zärtliches hat, zieht es mich zu ihm. Obwohl ich schon immer innerlich die Augen verdrehe wenn sein Programm abgespult wird: Du bist so schön, Deine Haut so weich, du bist so sexy…Phrasen, leere Worthülsen, es ist kein Gefühl dabei. Unzähligen Frauen hat er das ins Ohr geflüstert.

Letztes Jahr nahm ich T. noch ernst, weil ich insgeheim dachte: vielleicht geht ja doch mehr mit ihm. Geht nicht. Weiß ich jetzt. Damals erzählte er mir, dass er nächste Woche in Urlaub fahre und kurz drauf hinterher meinte er: das ich ja mitfahren könnte. Da ich ihn noch ernst nahm, kam ich in Streß: will ich? Und so kurzfristig? Und überhaupt. Ich stammelte was von „nein“. Dieses mal war ich gewappnet: Er erzählte dass es ihm in Thailand so gut gefiel, da wolle er mal wieder hin. Wieder grinste er mich an und fragte: kommst mit?

Ich: „JA KLAR!“ Er wurde dann sehr still. HAHA!!!

Mein Ego will was von ihm: Leckeres Essen, Therme, Wellness, Cocktails, Verwöhnung pur, ein schöner Mann, ein großes Auto. ABER: Selbst wenn er immer finanziell alles übernimmt, ist es doch nicht gratis: mit irgendwas bezahle ich auch. In solch Affären meist auf emotionaler/psychischer Ebene, weil er da die meiste Energie saugt. Alles ist ein geben und nehmen. Es muss halt fair sein.

Ich übernahm heute mal (als Testballon) die Kafferechnung. Er war kurz weg und ich zahlte. Das wollte er partout nicht, drückte mir den Schein in die Hand, ich verneinte, blieb bei meiner Meinung, drehte mich weg.

Der Deal ist eigentlich: wir haben Spaß miteinander. Fertig. Abgegrenzt. Er wohnt seit neuestem alleine und anscheinend hat er damit Streß. Denn es kam die Nachricht: dass ich ja auch bei ihm mal über Nacht bleiben kann. Ich saß wie erstarrt da. NÄHE! Und überhaupt, das ist eine Einladung in sein Leben. Seitdem hab ich hohen Puls. Natürlich war die Nacht entsprechend schlecht.

Natürlich mache ich das nicht. Ich will das nicht und werde das beim nächsten Treffen auch klar kommunizieren. Spaß ja, Beziehung nein. Ich will seine Reaktion sehen.

Ich WEISS, dass ich einem Menschen entweder nur körperlich (was ich bei ihm gerne mag) oder psychisch/seelisch nahe sein kann und so verhalte ich mich jetzt. Ich weiß auch, dass ich da früher unklar und unehrlich war, aber nie mit Absicht. Spiele spielen war noch nie meins. Ich will das Nähethema auch nicht mehr ändern. Ich will alleine leben und mich nur entweder oder einlassen. Damit hab ich wenigstens etwas Spaß und spare Energie die ich woanders gut gebrauchen kann. Und der andere weiß auch woran er ist. Klarheit ist so wichtig.

Ist jetzt natürlich die Frage, ob ich das bei T. noch geregelt bekomme. Weil angetriggert macht weder Essen noch Therme noch super Massage Spaß. Was ich auch nicht mehr mache: Ihn ändern wollen. Ach herrje, was hab ich da früher geackert: mach das nicht, sei so und so und warum lässt der mich jetzt hängen und ach. Ich habe die Verantwortung zu schauen: wie nahe lasse ich jemanden an mich ran? Wie weit lasse ich jemand in mein Leben? Immer nur mit dem Finger auf andere zeigen ist naiv, unfair und kindisch. Ich muss für mich Klarheit schaffen, Entscheidungen treffen, danach handeln. Kurz: Verantwortung übernehmen. Dass eine 15-jährige auf so einen Schaumschläger noch reinfällt: okay. Aber mit 40 muss ich da selber schauen und aufpassen.

Wenn der Job traumatisiert

Da denkt man in erster Linie an Kriegsveteranen, Sanitäter, Lokführer usw. aber um die geht es jetzt nicht.

In der aktuellen ZEIT sprechen Erzieherinnen über die Mißstände in den Kindertagesstätten. Erst wollte ich das nicht lesen, weil es mich so aufwühlt, mich an meine Zeit erinnert als ich von 1999 – 2004 selber als Kinderpflegerin tätig war. Dann las ich es doch. Und es war gut! Ich las nämlich genau das, was ich vor 20 Jahren auch erlebte: Viel zu wenig Personal, mobbende Kollegen/innen, schwarze Pädagogik, kranke Kinder die abgeliefert werden, Eltern die unmögliches fordern, viel zu viel Streß.

Es fing schon mit der Ausbildung an: Einer rein schulischen (mit wenigen Praktika), somit war das ein Schmelztiegel für die, die erst mal nicht so recht wußten was und wohin es eigentlich gehen soll. Die Schule ist sehr leicht (selbst in Bayern) ich konnte da locker meinen Realschulabschluß mit erreichen was mir wichtig war. Und die Ausbildung selbst völlig ungenügend: Weder Psychologie (warum verhalten sich Kinder manchmal auffällig, wie gehe ich mit Eltern um ect.) noch besonders viel Pädagogik stand auf dem Plan. Stattdessen: Viel Hauswirtschaft und noch mehr Basteleien. Zu letzterem kam ich nie im Job, weil siehe oben: zuwenig Personal. Wenn du mit 23 Kindern alleine bist, wovon 5 extrem unruhig/aggressiv/gewalttätig sind und alle aufmischen, das Telefon geht, du nebenbei noch Geld einsammeln musst von den Eltern, die wiederum da „mal kurz ne Frage“ hätten, du merkst einem Kind gehts schlecht, ein anderes weil es so still und brav ist völlig untergeht, der ganze Lärm dir noch den letzten Nerv raubt dann brüllst du auch mal los oder packst ein Kind heftiger am Arm. Und kommst erst gar nicht auf die Idee, mal mit 4 Kindern ein nettes Herbstbild zu basteln. Du hast keine Pause, du bittest eine Kollegin „mal schnell reinzuschauen, weil du auch mal aufs Klo musst, du bist im Daueralarmmodus. Aufsichtspflicht nicht verletzen! Das ist schnell passiert.

Hast du den Vormittag irgendwie heil überlebt und das Mittagessen (da waren wir meist zu zweit) auch überstanden gehts ab zum Mittagsschlaf. Leider nur für die Kids.

In den ersten Jahren sollte ich mir die Schlafwache (ca. 40 Kinder auf Feldbetten in einer Turnhalle) tageweise mit einer Kollegin abwechseln. Ich betete die Wochen herbei wo ich nur Dienstag und Donnerstags in diese Hölle musste und nicht Montag-Mittwoch-Freitag. Bringe 40 Kinder zur Ruhe. Sie müssen natürlich nicht schlafen, aber zumindest ruhig liegen bleiben. Alter: von 3-6 Jahren alles dabei. 40! Ich habe Freunde und Bekannte erlebt die mit 1 Kind verzweifelt/überfordert waren, weil es abends nicht zur Ruhe kam. Ich hatte unfassbar viele Schamgefühle: ICH SCHAFFE DAS NICHT! Mir tanzen diese Schrazen auf der Nase herum!

Ich nahm nach quälenden Monaten all meinen Mut zusammen, ging zur Leitung und gestand: ich brauche Hilfe. Ich schaffe diese Schlafwache nicht alleine. Von Ruhe ist da nicht die Spur, manche liefen sogar im Raum herum, es war das reinste Chaos. Oft schauten Kollegen rein, was da für ein Lärm ist, wie peinlich. Ihre lapidare Antwort: „Frau S. hat das damals auch geschafft, ich müsse halt Autorität zeigen und da durch.“

An einem besonders schlimmen Tag rannte ich einfach heulend aus der Turnhalle (und bis ich mich so „gehenlasse“ muss echt viel passieren, immerhin wurde ich von haus aus auf durchalten gedrillt!). Raus in Garten und eine rauchen, es war mir völlig egal was mit den Kindern passierte.

Wieder kam keine Hilfe, fast jeden Tag die Gruppe alleine und dann Schlafwache. Ich war fix und fertig. Ich war hilflos, keine Hilfe kam, es sollte ewig so weitergehen? Täglich 8 Stunden Chaos ohne Mittagspause?

Ich unternahm 2 Suizidversuche innerhalb 5 Jahre. Bis mich die Depression ergriff, aushebelte und eigentlich befreite. Raus aus diesem Scheiß!

Ich wechselte die Stellen und wirklich änderte sich nie was. Doch, bei einer machten wir Schlafwache IMMER zu dritt, da war ich fast glücklich. Aufgearbeitet bis zum geht nicht mehr. Völlig geschrottet war ich lange krank geschrieben, um dann zu kündigen.

Wenn mir jemand sagte: oh du arbeitest im Kiga, das könnte ich nicht, das ist echt harte Arbeit, oder: die Nerven hätte ich nicht..dachte ich immer das is halt so Geschwafel was die Leute reden. Wie sie halt zur OP-Schwester auch sagen: uh das könnte ich nicht, das viele Blut.

Ich habe IMMER die Schuld bei mir gesucht, dass ich diesen Job nicht gut gemacht habe und letztendlich versagt habe.

Dass aber das ganze System krank ist und das ja schon über 20 Jahre und die damalige Zeit für mich auch traumatisierend war, das dämmerte mir heute. Und es kommt wieder ein Baustein dazu, warum ich mit dem Arbeitsleben so Schwierigkeiten habe. (dazu kamen damals ja noch die jahrelangen häuslichen Traumata von denen ich schon vorbeschädigt war, keine Selbstfürsorge, keine Regulationsmechanismen, Coabhängigkeit, in der Zeit auch schlechte Partnerbeziehungen, Schulden usw..)

Ich hatte seitdem immer ein sehr krasses Unbehagen bis Fluchtimpulse, wenn ich an Kindergärten vorbei ging, wo die Kinder gerade draußen spielten. Oder überhaupt wenn ich was von/über Kindertagesstätten hörte/las…es war schrecklich…

Eigentlich wollte ich gar nicht so ausführlich drüber schreiben, weil es mich total aufwühlt, aber irgendwie musste das jetzt raus.

Ich glaube es ist Vergebungsarbeit dran, an mir selbst, an mein 20-jähriges ICH das so dermassen überfordert und alleine war…

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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