- geplant: war ein Überraschungsbesuch für meine Cousine, zu ihrem Geburtstag. Als Hilfe brauchte ich natürlich meine Tante. Die meinte aber: du, Inzidenzwert ist bei uns knapp bei 200 und ihr ist das zu gefährlich und sie is eher für daheim bleiben. Hab ich akzeptiert, kein Problem. Dann hatte meine Cousine das rausgefunden und hatte sich soooo sehr über meine Idee gefreut, dass sie sogar ihren Mann auf Arbeit anrief (was sie normal nur im Notfall macht) und dann mir bescheid gab, also wenn ich immer noch kommen wolle, ich sei willkommen, also fuhr ich. Die Zugfahrt tat unwahrscheinlich gut, weite Natur, schneebedeckte Berge, hügelige Wiesen, kleine Wälder, schnuckelige Bauerndörfer….Allgäu halt, bei strahlendem Sonnenschein und warmen 16 Grad! Seit Wochen starre ich hier auf Häuser, Wände, U-bahnmauern und sonstigen hässlichen Kram. Ich schaue ja imer völlig entsetzt wenn jemand sagt: XY is so eine schöne Stadt! Für mich gibt es keine schönen Städte, es mag schöne Orte geben (aber eine ganze Stadt ist nie schön), für mich ist eine Stadt das Krebsgeschwür der Erde.
Bei der Cousine war es wie immer anstrengend (aus diversen Gründen) und auf Heimfahrt packte mich die altbekannte Traurigkeit: warum hab ich so ein verkorkstes Leben, was den Namen Leben manchmal gar nicht verdient. Wie diese kleine Familie miteinander umgeht, wieviel die miteinander sprechen, das rede ich wenn es hochkommt in einer ganzen Woche, diese Selbstverständlichkeiten: Auto fahren, seit der Schulzeit derselbe Freundeskreis, Haus kaufen, Kind bekommen, heiraten, Vollzeit arbeiten, das alles mit einer unglaublichen Heiterkeit, Lässigkeit und Fröhlichkeit. Während ich ständig damit beschäftigt bin die Basics einigermaßen in Schuß zu halten: keine weiteren Schulden anhäufen, ohne Panik bei jemanden Kaffe trinken, meine 3 Std. Arbeit die Woche, ansonsten Sozialhife und Erwerbsunfähigkeitsrente, Schlafmedikament, keine Beziehung, keine Karriere, kaum Selbstwertgefühl, zur Tafel gehen, Prostitutionsvergangenheit, keine Familie usw. es kommt mir so vor als hätte meine Cousine ihre eigene Bäckerei aufgemacht, während ich immer noch lerne aus was Mehl gemacht wird.
- Ostern: streßt mich normalerweise, weil viele freie Tage hintereinander und ich glaube, dass ALLE anderen in tollen Orten Ferien machen, ein rauschendes Fest mit ihrer riesigen Familie feiern oder zumindest ganz außergewöhnliche Ausflüge machen, nur ich hocke einsam zuhause rum. Was ja nicht stimmt, ich mache auch tolle Ausflüge oder habe schöne Zusammenkünfte mit meinem Freunden und manchmal urlaube ich sogar an schönen Orten, aber mein Hirn meint halt mir das einreden zu müssen. Jetzt wo also Lockdown gilt, entspanne ich mich sofort. Der Erwartungsdruck Ostern besonders feiern zu müssen (wo ich noch nichtmal sonderlich religiös im katholischen Sinne bin, obwohl ich 4 Jahre Reli bei einer waschechten Nonne hatte, samt allerlei Beichten beim Pfarrer und Zwangsgottesdiensten) fällt nun weg. Aufatmen. Entspannen und Ostern neu planen: Sport und Bewegung werden an erster Stelle stehen. Meine Kondition weiter ausbauen tut mir nämlich so richtig gut!
- Frage: warum macht Milka eigentlich keine lila Schokolade? Dürfte ja nicht allzu schwer sein: weiße Schokolade mit Lebensmittelfarbe pimpen? Wär doch DER Verkaufsgag, vielleicht sollte ich die Idee denen mal verkaufen…?
- stark: ich fand das sehr stark, dass sich Frau Merkel hingestellt hat (und zwar persönlich und nicht durch einen Pressesprecher und auch nicht schriftlich) und gesagt hat: sorry war mein Fehler! Meinen Respekt hat sie! Die meisten hätten das knallhart durchgezogen, weil man ja sonst sein Gesicht verliert oder anderes Egogetue.
- erkannt: ich bin einer Einstellung/einem Glaubenssatz auf die Spur gekommen: Ich bin meinen direkten Nachbarn unterlegen. Beide direkten Nachbarn, also links und rechts wohnen seit Fertigstellung des Hauses dort UND sind Eigentümer ihrer Wohnungen, während ich 3 Jahre später einzog, als Mieterin und auch noch als kranke, erwerbsunfähige, Rentnerin und Sozialhilfeempfängerin. Bin ich deswegen weniger wert? Oder weniger richtig? Der rechte Nachbar, ein alleinstehender Mann hat auch arge Probleme (wir hatten mal näheren Kontakt) hat sich nie um seine Tochter gekümmert, ist total paranoid und oft ist tagelang sein Rolladen unten und manchmal sieht er wie der Tod persönlich aus, aber er geht halt Vollzeit arbeiten und fährt BMW…und die links, naja denen hab ich ja die Polizei geschickt, soviel dazu. Auf jeden Fall glaube ich hilft mir die Erkenntnis nun, dass ich mich gleichwertiger in dem Haus fühle und diese Wohnung genießen und bewohnen darf und mich frei bewegen darf. Die anderen sind nicht über mir oder besser oder so…
- Schreck: ich schreibe meinem Vermieter dass die Handwerker in der Wohnung nun richtig loslegen und es dort wie nach einem Bombenanschlag aussieht, ob er was wegen neuen Fliesen weiß? Kommt glatt zurück: „ja ich weiß, hab ich gesehen, war Montag drin“…und noch 2 Fotos von den neuen Fliesen, die auf meinem Balkon gemacht wurden. WHAT? Der war da einfach drin, ohne das ich es weiß, mir wurde so richtig schlecht, meine Arme schliefen ein, denken war nicht mehr, nur noch Schockstarre…was für ein Vertrauensbruch! Ich kann das Gefühl nur mit einem grauen Grauen beschreiben…ganz ganz ätzend. Nach 20 Minuten schrieb ich kühl zurück: „Achso? Du warst da? Hättest ja was sagen können“, daraufhin rief er mich sofor an, was er nie macht, wir schreiben immer nur, oder ich ruf ihn an, wenn mir das Geschreibsel zu lang/kompliziert ect. ist. Wir konnten das auch gut klären, er sagte mir warum es dazu kam undso. Und ich erfuhr noch weitere Infos und ich konnte wieder etwas entspannen. Trotzdem, das hat das ganze echt nochmal verschärft…ächz.
Ich habe ihm nochmal geschrieben dass das ganze grad viel mit Vertrauen zu tun hat und ich einfach bescheid wissen möchte, wann er in der Wohnung ist. Hat er verstanden. Macht er. Kurz und knapp geklärt…jeah früher hätte das Tage in mir geschmort, ich wär „komisch“ zu ihm geworden, er wüßte nicht was nun los ist. So haben wir beide Klarheit und das Ding ist aus der Welt. Super Gefühl!
Das Ganze hat auch mit meinem großen Thema MEINS zu tun. In meiner Kindheit war es verboten eine eigene Identität zu entwickeln, ich hatt meinen Eltern zur Verfügung zu stehen für ihre emotionalen (selten körperlichen) Bedürfnisse. Sie brauchten mich. Und es war und ist Schwerstarbeit für mich „meines“ zu entwickeln. Was ist mein Bedürfniss, wie will ich leben, wohnen, wen lieben usw. Noch schlimmer wurde es als ich 11 Jahre alt wurde und wir nach der Scheidung umzogen. Mein Zimmer war ein Durchgangszimmer. Hieß: mein gehasser Stiefvater latschte zu allen möglichen und unmöglichen (nachts neuen Wein holen) Zeiten da durch in sein Büro. Er klopfte zwar immer (außer nachts) aber es riss mich immer aus meiner Sicherheit raus, aus meiner Konzentration, aus meiner Innenwelt, die ich als introvertierte zum aufladen dringend brauche. Am Wochenende war ich dann immer in unserer alten Wohnung bei meinem Vater und natürlich feierten meine Mutter samt neuem Mann dann ordentlich Party, wie das halt Alkoholiker machen. Als ich dann mal feststellte, dass während meiner Abwesenheit ein fremder Mann in meinem Bett schlief und ich mich da tierisch aufregte kam nur ein lapidares: dann bezieh ich dir halt das Bett frisch… was eigentlich selbstverständlich gewesen wäre. Ich weiß nicht welche Typen das waren und was die da sonst noch in meinem Zimmer taten.
Später in der WG hasste ich es dass sich jemand auf mein Bett setzte, zum Glück hatte ich 2 Zimmer, so dass ich eines als Schlafzimmer, das andere als Wohnzimmer nutzte.
Auch jetzt noch mag ich es am liebsten wenn Freunde in meiner Wohnung stocksteif am Tisch sitzen bleiben. Ich hatte mal einen Kumpel der fühlte sich wie zuhause bei mir und so benahm er sich auch. Nahm alles in die Hand, machte einen Saustall, benutzte einfach meine Sachen usw. Auch eine andere bekannte fläzte sich völlig selbstverständlich auf mein Sofa samt Decke, während ich wie belämmert am Tisch saß (das Sofa war zu klein für 2 Personen, außer man wollte knutschen) als ob ich eine Fremde wäre.
Früher hatte ich schon Hochstreß wenn der Heizungsableser oder ein Handwerker vorbei kam, WÄHREND ich mit dabei war. Jetzt sind die ja dauernd in der Wohnung und ich bin 10km weg. Schrecklich!
Bei mir wurden zuoft Grenzen überschritten, sei es von Ärzten, sogenannten Freunden (egal ob platonisch oder erotische), Schwestern, Eltern, Mitschüler. Ich kann es nicht mehr ertragen.
Es ist für mich daher der absolute Horror, dass derzeit wildfremde Menschen (ständig wechselnde, weil immer andere Handwerkerfirma, mal Sanität, dann Innenausbau, dann die Wasserschadenfirma…) in meinem Reich alles auf den Kopf stellen, während ich nicht mal dabei bin. Früher war schon der Heizungsableser Hochstreß, aber das dauerte 3 Minuten UND ich war in der Wohnung. Beim letzten Besuch musste ich feststellen, dass sie einige meiner Sachen hoch ins Schlafzimmer getragen haben: wie… die haben das angefasst???? Die waren da oben???
Und dann marschiert auch noch der Vermieter ohne mein Wissen da rein. Ich weiß echt nicht wie lange ich das noch aushalte…wochenlange Grenzüberschreitungen….
- gelesen: In einem Buch lautete ein Kapitel: Was ist, wenn die anderen mich für verrückt halten? Das lässt mich als Teilzeit-Sozialphobikerin natürlich aufhorchen, wo regelmäßig meine Entscheidungen danach getroffen werden, ob das die anderen jetzt komisch/blöd oder sonstwie halten würden (natürlich immer negativ, dass andere mich auch toll ect. finden, kommt natürlich überhaupt nicht in Betracht!).
Jedenfalls las ich da: Seien Sie ganz beruhigt: Wenn man für verrückt gehalten wird, kann man endlich machen was man will. Wie haben sowieso keine Kontrolle darüber, was die anderen über uns denken. Ob sie uns als sympathisch, doof oder arrogant empfinden, ist ihre Sache und kann nicht manipuliert werden. Dann kann man doch gleich bleiben, wie man ist, oder?
JA! JA! JA! - zurück: so die erste Tüte mit Zeug kam schon wieder zurück. Vom Hotel in meine Wohnung. Das mag unsinnig sein oder was auch immer, egal, ich brauch das für mein Gefühl. Außerdem is hier echt wenig Platz. Die Handwerker haben Montag um halb 8 begonnen die Wände nun wieder neu aufzubauen. Das hat mich schon erleichtert, weil „nächste Woche“ hätte auch Mittwoch oder Freitag heißen können. Langsam stellt sich Erleichterung ein, ich spüre wieder öfters gute Laune und einfach ein „Ende ist in Sicht“.
Heute Sonntag war ich nochmal in der Wohnung, weil ich mich in Ruhe ohne Handwerker da umschauen wollte und siehe da: Es wurde schon neu gefliest, sieht super aus. Vorher ein blaugrau mit Sprenkel (was das ganze eher düster machte, aber man sah auch nicht den Staub/Haare gleich, wurde es jetzt an den Wänden ein mattes creme und am boden ein helles grau, macht das gleich viel heller und optisch größer. Im Wohnzimmer wurden die Wände neu geweißelt, weil das Wasser ja sehr unschöne Flecken hinterließ und sogar meine dunkelrote Wand strichen sie neu, megasuper, denn da gab es vorher schon einige Kratzer und Flecken aber ich hatte keinen Farbrest mehr - gegönnt: vor lauter nasskaltem Wetter, Wohnungsfrust, Lockdownmüdigkeit und Co habe ich mir einmal Fußpflege gegönnt. War so lala. Hat aber irgendwie rotzdem gut getan