Montag: ein vorletztes Mal ins Hotel, das ganze Zeug holen. 2 Koffer und 2 große Schachteln. Soviel Zeug, in so einem kleinen Zimmer. Naja. Ich habe akzeptiert, dass ich nie der ultra-Minimalist werde und gerne a) eine Auswahl habe (sei es an Beschäftigungsmöglichkeit oder Kleidung) und b) auch gerne was in Reserve habe und c) auch bestimmte Sachen zum wohl und sicher fühlen brauche. Zulange habe ich „karg“ gelebt: nein ich brauche nix warmes zum anziehen, nein ich brauche überhaupt nichts weder an materiellen noch an seelischen, ich habe keine Bedürfnisse usw…
mich gelassen: Schon letztes Wochenende bin ich dauernd in komatösen Schlaf gefallen. Die ganze Anspannung fällt nun ab. Ich kenne das von mir. Und heute zwinge ich mich zu nichts mehr. Ich weiß, dass es von alleine besser wird und zwar schneller wenn ich mich einfach in Ruhe lasse und nicht denke: aber die Sommerkleidung musst du in den Schrank räumen, die eine Pflanze muss unbedingt umgetopft werden, der Boden gewischt, eingekauft, damit die Tiefkühltruhe wieder voll ist… usw….wenn ich etwas davon wirklich machen will, mache ich es. Ansonsten ist da nichts dabei was überlebensnotwendig wäre und nicht noch 2 Wochen warte könnte.
Selbstschädigung: ich muss noch ordentlich weiter Gluten essen. Es ist eine Sucht. Und als Datum wo ich damit wieder aufhöre, habe ich mir den Freitag gesetzt, da gebe ich den Schlüssel im Hotel ab und gönne mir davor noch ein großes Stück Kuchen samt Coffe to go, das ich als Abschiedritual im Zimmer esse. Komisch, dass ich mich mit etwas „belohne“ was mich eigentlich schädigt. Diffuse Selbstverletzung…
Freitag: ich war tatsächlich um 10h schon im Hotel (samt großem Frühstück) obwohl die Übergabe erst um 13h war. Aber irgendwie zog es mich da nun hin (ne ich versteh mich auch nicht, erst wollt ich immer weg und jetzt hin)…aus einem Grund: ich wollte das leere Zimmer samt Sonnenschein (Ostseite) genießen. Diese visuelle Ruhe und dabei ein neues Buch anfangen. Was ich auch tat. Es war ein sehr schöner Abschied. Und als der Zimmerschlüßel dann weg war, kam ein ganz ganz ganz tiefer Atemzug.
Widerstand: aber wie oft fällt es mir noch schwer mir gutes und schönes zu gönnen. Nun hatte ich ja viel Wäsche auf einmal und so dachte ich: rentiert es sich mal das Bügeleisen rauszuholen und das alles zu bügeln. Aber wie ungenau ich das tat, nur so das gröbste mal rüber, während ich in der Arbeit da ganz penibel bin. Bei mir is es „egal“, wenn es verwaschene zerknitterte Shirts sind. Ich hab mich auch unglaublich schwer getan, noch im Hotel ein paar Sachen anzuziehen und sie dann wegzuwerfen, weil echt „hinüber“, aus Angst dass nichts neues schönes nachkommt. Angst vor Mangel! Auch wenn ich in der Wohnung einen kleinen Dreck sehe, der wäre mit einer Handbewegung und in 10 sec. weg, aber ne da baut sich innerlich eine riesen großen Hürde auf und ich komm da nicht drüber und lasse es. Bestes Beispiel: Meine neue Duschwand mag ich von vornherein nicht so verkalken lassen, also möchte ich nach den duschen einfach mit so einem Wischer einmal alles abziehen, wie gesagt das dauert wenige Sekunden, ich aber habe das Gefühl ich tue was verbotenes, verschleudere meine Kraft und die Aktion sei völlig abnormal…
Oder noch ein Beispiel: ich habe mir einen neuen Ceranfeldschaber gegönnt. Für sagenhafte 3,99€! Seit Jahren werkel ich da mit einem total verrosteten (!) Teil herum…maaannn….