Leben ohne Drama


Nun bin ich seit 9,5 Jahren in voller Erwerbsminderungsrente, und seit 2 Jahren in unbefristeter. Heißt: Läuft, ohne erneuter Überprüfung, bis zu meiner Altersrente in über 25 Jahren. 25 Jahre! Was ne Zeit! Vor 25 Jahren bin ich nach München gezogen, mit zarten 16 Jahren. Zu einem Psychopathen von gestandendenen 24 Jahren. Was dann noch alles passierte, soll jetzt gar nicht groß Thema sein, aber es passierte viel! Viele verschiedene Jobs, Wohnungen, Lebensmodelle, Beziehungen, Freundschaften, Hobbys. Wilde Zeiten, schlimme Zeiten, doch ich kann schon sagen, dass ich viel erlebt habe!


Selbst die Anfangszeiten in der Rente waren spannend, trotz Angststörung allein ins Halllenbad, alleine an die Nord-und Ostsee – finanziert durch Prostitution, auch da natürlich immer was los…dann hörte ich das auf. Auch alleine verreisen war nicht mehr spannend und aufregend sondern nur noch einsam.
Nebenher immer in Konfrontation mit meinen Symptomen, die ja bei PTBS doch vielfältig sind, immer wieder versuchen, das zu bessern, zu heilen, einen vollen Minijob hinzubekommen, sowas wie ein normales Leben, zumindest ansatzweise. Alles scheiterte…


Was also nun? Was kann ich noch ausprobieren? Was noch machen? Diese geschützten Arbeitsplätze sind nichts für mich, da werde ich aggressiv.
Was tun in Rente? Stellen sich viele Menschen ab 60 diese Frage. Nur, ich bin Anfang 40, das kommt noch erschwerend hinzu. Ich sehe was andere 40-jährige geschafft haben und schaffen. Mit Mitte 20 darf man noch orientierungslos sein, oder mal arbeitslos, oder was versemmeln, mal straucheln, aber immer? Bis über 40? Irgendwann sind doch die Flausen weg! Es sind ja keine Flausen , es sind Traumafolgestörungen! Ach jetzt willste dich auf deiner Krankheit ausruhen und das immer als Ausrede benutzen?
Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr.


Meine Therapeutin meinte heute wieder (ich hatte nach langer Zeit doch mal wieder einen Notfalltermin, auch wenn mir der nicht sonderlich viel brachte, ich glaub die Zeit bei ihr ist definitiv vorbei): Sie schaffen viel mehr, als sie glauben, sie sind kompetent, souverän, sie schaffen viel, wenn sie müssen (ach bin ich doch einfach nur faul oder übernehmen doch nur innere Kinder ständig die Führung?). Klar kann ich funktionieren, wenn es sein muss, aber das hat mich ja erst in diese Scheiße geritten, dass ich mal NICHT gesagt habe:macht euren Scheiß alleine, dass ich immer für alle da war, dass ich immer alles managte, dass ich die Elternrolle für meine Eltern übernahm, weil die so süchtig, unreif und unselbstständig waren/sind.
Ich funktionierte immer, bei den schlimmsten Typen die mich dafü bezahlten, im schlimmsten Ausbeuterjob, mit den schlimmsten Krankheiten: ich komm klar, ich schaff das! Ich mach das! Und wenn ich vor Erschöpfung zusammenbrach: habe ich mich dafür geschämt, habe ich mich noch mehr angetrieben, noch mehr versucht um endlich wieder „auf Spur“ zu kommen, noch mehr gemacht!
Letztens fragte mich ein Bekannter, ob ich am Flohmarkt helfen wolle. Ehrenamtlich natürlich: Ein Stand am Wochenmarkt, der Sachen verkauft, der Erlös kommt dem Seniorenheim zuguten. Nur alle 2 Wochen für 2 Std. Früher hätte ich natürlich sofort JA gesagt. Coabhängigkeit deluxe! Heute: Nope weder will noch kann ich das. Und es ist mir egal! Juhu!


Mein Leben war geprägt von Drama und Adrenalin. Immer Chaos, immer Schulden, keine Verwurzelung, Trauma, Trigger, Mißbrauch, Verrat…und jetzt: Nix. Einfach nur Ruhe. Und ich halte es nicht aus.
Trotzdem ist mein derzeitiges Mantra: ich akzeptiere…
ich akzeptiere, dass ich nur kurz schwimme, weil ich zu ko bin. Und nur kurz auf der Liegewiese bleibe, weil ich mich zu ungeschützt und panisch fühle. Ich akzeptiere, dass ich derzeit nur meine Sachen machen kann, dass ich keine Kraft für „Juhu es ist kein Lockdown mehr und dafür Sommer!“ habe. Ich akzeptiere…
aber es fällt mir schwer…sehr schwer..ich versuche neues Drama in mein Leben zu holen…um dann am nächsten Tag dem Drama zu sagen: ne du, sorry, doch nicht…
Mit 32 Jahren in EU-Rente zu kommen, muss man auch mental verarbeiten, das kommt gefühlt erst jetzt dran. Weil ich merke: Der Zustand (mein innerlicher und äußerlicher) der bleibt so! Da ist nix mit großer Veränderung oder gar Verbesserung! Wie ich früher immer hoffte…
Für viele wäre in so einer Situation die Drogen der Ausweg. Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage, da bin ich Schisser…Alkohol und Essen sind Alternativen. Wenn auch keine besseren.
Das einzig spannende derzeit im Leben ist: Wie wird das Wetter? Und welcher Tatort/Polizeiruf kommt am Sonntag?
Tja, so siehts aus…

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Unter Druck


Heute mal wieder das vierteljährliche Hallo beim Psychiater. Dass ich nun immens erschöpft und ausgelaugt bin nach dem ganzen Streß mit dem Wasserschaden. Er fragt: „wie lange sind Sie nun wieder daheim?“ ich sage: „Über 8 Wochen.“ Er nickt langsam, meint: „Das wird vermutlich noch eine Weile dauern.“ Ich nicke auch…traurig. Der Kopf will mal wieder mehr: Hinaus, Auflüge machen, das schöne Wetter genießen, Freibad, Biergarten, Dachterrassenbar, radeln. Ich mache mir selber Druck. Da ist es auch nicht förderlich, dass ja nun „endlich wieder alles auf hat und man soviel machen darf“! Ich mache mir noch mehr Druck, das auch genießen zu müssen, das auch machen zu müssen! Der nächste Herbst kommt bestimmt und ich vermute mindestens ein Lockdown auch nochmal.
Ich bin müde. Ich bin schlapp. Nach dem Arztbesuch und einem Kaffe auf dem Friedhof (wer das irgendwie anstößig findet, das machen da viele, die meisten joggen sogar durch) und einem Besuch im Biosupermarkt, fahre ich heim, schon in der S-Bahn kann ich kaum mehr gerade sitzen. Schnell die 250m heim, ab ins Bett. Da tief und fest schlafen.
Was meinte der Arzt? Dass ich trotzdem schwimmen gehen sollte, dass es daheim nicht bessr wird?
Da bin ich anderer Meinung. Ich kenne mich inzwischen und weiß: je mehr ich mich in Ruhe lasse und wirklich erhole, desto schneller gehts mir auch wieder besser. Ich habe aber keine Lust und erst recht keine Kraft auf diese Erklärungen und Diskussionen.
Ich habe einen Cortisol-speicheltest gemacht: In der Früh war er im unteren Normbereich, da sollte der Wert eigentlich am höchsten sein, damit man kraftvoll in den Tag starten kann und vor allem, dass man Kraft für den ganzen Tag hat!
Ich hab mal in einem Buch gelesen, in dem die Frau zum Arzt sagt: Am liebsten würde ich 3 Wochen nur im Bett bleiben und schlafen.“ Da sagt er: „Machen Sie das, vielleicht braucht genau das ihr Körper!“ Fand ich sehr erleichternd.
Ich kann mich schwer in Ruhe lassen. Akzeptieren, dass ich derzeit soviel Ruhe brauche, dass ich oft nichtmal lesen und einen Film schauen kann.
Passend dazu fand ich heute das Wort: Prekastination. Das Gegenteil von Prokastination. Also man erledigt immer alles sofort (früher nannte man das Streber). Ich kann das auch nicht, den leergegessenen Teller aufm Tisch stehen lassen und nicht ich zurück in die Küche bringen. Ich übe es aber manchmal.
Mich in Ruhe lassen. Wieder mal. Wieder mal üben und akzeptieren. Und schauen was geht und was nicht…

Wochenrückblick 27.Juni 2021

Abgrenzung: ich hasse das wenn ich mich so schutzlos fühle und nach draußen muss. Weil ich weiß, die anderen merken das auch. Da kommen viel mehr blöde Anmachsprüche, ich werd fast übern Haufen gefahren, angeglotzt usw…ich musste aber trotzdem raus und setzte mich mal wieder in die S-Bahn. Rein nach München. Nach genau 1 Haltestelle settzt sich ein Typ neben mich und zack hatte ich seinen nackten Unterarm an meinem nackten Unterarm. ARRRGH. Arschloch. Er redete mit seinem Kumpel in einer undefinierbaren Sprache, sonst hätte ich schon was gesagt. Ja ich ging davon aus, dass er kein deutsch versteht. Ach war das die letzten Monate schön, als man in so einer 4-er Sitzgruppe alleine saß, weil alle brav Abstand hielten.
Weiter in München, ich schlenderte ein wenig rum, holte Kontoauszüge und einen Kaffe, saß auf der Parkbank. Auf einer von vielen, die da in einem Halbkreis stehen. Setzt sich ein Typ auf die Bank neben mir, aber ganz rechts, also so nah wie möglich an mir dran, ich saß weit links, wegen Schatten undso. In dem Moment wo er saß, spürte ich: da kommt gleich was. Keine 2 Minuten später: „Tschuldige?! Können wir ein wenig reden?“ Ich schaute rüber, verzog keine Miene, sagte klar und bestimmt NEIN und sah wieder in mein Handy. Kein Kommentar von nebenan. Er ging dann noch sehr umständlich an mir vorbei um seinen Kaffebecher wegzuwerfen, ich bin dann irgendwann gegangen (und zwar in dem Moment wo ich wußte dass die Fußgängerampel hinter mir grün ist, damit ich möglichst schnell aus seinem Blickfeld bin).
Ich find das immer so krass, wie das andere merke, dass man grad so verletzlich/grenzoffen ist. ABER ich konnte mich gut abgrenzen. Den Typen in der S-Bahn hab ich dann lang genug bös angeschaut, so dass er mich auch ansah und ein wenig zusammenzuckte aber trotzdem seinen Arm nicht wegnahm.

– toll! Das war mal wirklich ein außergewöhnliches Gewitter. Ich mag ja Sommergewitter eh total gern. Aber das war kein normales: normalerweise zieht von Nordwesten eine schwarze Wolkenbank her, es fängt zu stürmen an, dann zu regnen, blitzen, donnern und ist über kurz oder lang vorbei.
Am Montagabend zogen die Wolken von Süden Richtung Westen und sie waren bauschig und zerfranst und dazwischen der blaue Himmel, waren nur hellgrau und formten wilde Figuren, als sie dann auf die dunkelgrauen Wolken aus Westen trafen gab es kleinere Blitze, dann größere, dann welche hinter den Wolken so dass man es nur schimmern sah. Kein Wind, kein Regen. Die Blitze wurden größer, so dass es oft hellrosa mit lila gemischt sehr hell aufblitzte, es sah aus als ob hoch droben am Himmelszelt sich zzwei Truppen bekriegen würden. Die Front! Mittendrin wieder kleine Babyblitze und ein toben der Wolken. Wer gewinnt? ch war gebannt und gleichzeitif tiefenentspannt. Naturphönomene zu beobachten beruhigt mich zutiefst. Und sei es nur eine Ameise die ein riesengroßes Blatt herum schleppt oder die kleinen Mäuse im S-Bahngleis herumwuseln. Erst spät als ich zubett ging, setzte der Regen ein.

– das Leben der anderen: mein Leben ist so fad und leer und langweilig, dass ich schon anfange von den Leben der anderen zu erzählen (in einer Begegnung mit jemand anderem). Das wiederum finde ich eigentlich erst recht langweilig und möchte ich mir auf gar keinen Fall angewöhnen.

 – Selbstwertgefühl, so wechselhaft wie das derzeitige Wetter, irgendwie auch interssant und spannend, aber das meiner Umwelt zu erklären is manchmal etwas schwierig…wenn ich am Montag total schlapp und deprimiert auf der Couch hänge, mich am Freitag mit einem (bekannten) Typen auf ein Techtelmechtel treffe. Eine totales rauf und runter wie ich mich fühle und ein ständiges hin und her was ich will. Es nervt.

– heavy metal: ahhh siedenheiß ist mir mein Eisenmangel wieder eingefallen. Ich wollt ja mal vor Jahren (!) auf einen richtig hohen Wertkommen, um mal zu sehen wie sich das so anfühlt. Wie im Grunde Männer immer fit rumlaufen (die haben gern Spiegel von über 100ng/l Ferritin, während unsereiner mit 20 abgespeist wird, weil ein Mangel ja erst ab 10/15- je nach Labor, anfängt. Las ich letztens bei Strunz: unter 140 hat er erst gar kein Training angefangen! Seinen Ironman (!) hat er mit 300 ng/l geschafft! Also in letzter Zeit mal wieder vergessen Tabletten zu nehmen. Hausarzttermin bekam ich erst Ende Juli, wollte ja meinen Wert wissen…und ich spekulier ja schon länger auch auf Infusionen, wobei sich da wie sooft die Geister scheiden, die einen sagen: Zu hohes Risiko! Die anderen sagen: Papperlapapp man muss es nur richtig machen…Bisher fand ich keinen der das machen wollte/konnte. Also wieder mal bissl recherchiert und in München eine Ärztin (die da vielleicht mehr Verständnis hat) gefunden, die auch Infusionen gibt. Mich gemeldet und 3 (!) Tage später Termin gemacht. Jo sagt sie, machen wir Ferritin-Status, aber sie gibt keine Infusionen mehr. Gnaaa…Warum? Wollte sie nicht sagen…aha. Naja wenigstens den Wert mal erfahren. Gibts nächste Woche.
Schade fand ich, dass sie Lactoferrin nicht kennt (ich liebe es, wenn Ärzte so unwissend sind). Denn das ist ein Protein, das für eine bessere Eisenaufnahme sorgt. Hat also selber kein Eisen, macht daher auch keine Magen-Darm-Beschwerden, ist bissl teuer, aber egal.

– Apropo Doc: holte ich mir mal die Auswertung vom Langzeit-EKG (im März gemacht). Ahh jetzt weiß ich warum ich mich morgends oft so komisch fühle. So irgendwie zittrig und dusselig, aber nicht so wenn der Blutdruck im Keller ist…anders…ich hatte an dem Tag zu der Zeit 160 Puls! Und das nur weil ich aufstand, Frühstück machte, ins Bad ging usw…gut es war zu der Zeit des Wasserschadens, wo ich im Hotel lebte und gefühlt immer unter Adrenalin stand. Na nun kann ich DAS Gefühl auch zuordnen. Auch war ersichtlich, dass ich auch nachts oft über 100 bpm also äh Herzschläge komme…glaub kaum, dass das erholsam ist…

– Apropo Puls: war ich arbeiten. War grad so fertig, noch am zusammenräumen, hör ich nen Schlüssel im Schloß. Kam der Bewohner früher heim. Der der auch noch so unfassbar sexy aussieht und bei dem ich schonmal träume wenn ich seine Wäsche bügel…öhm..tja…ich vermute mein Puls ging auf 260 rauf und ich wußte, dass man mir die Panik auch ansah, was das ganze noch mehr in Panik, Scham usw. treibt. Ich hasse das…Smalltalk war natürlich dann schwierig. Kopf leer, was das zusammensuchen meiner Sachen und planen der nächsten Schritte fast unmöglich machte…peinlich…echt…aber noch schlimmer is dann das grübeln danach: Was hab ich blödes gesagt? Wie sah ich aus? Was denkt der jetzt von mir? Wie findet er mich überhaupt? Wie findet er meine Arbeit, weil er hat so ganz kritisch sich umgesehen…usw. Angststörung fuck you!

-Obst: Ich weiß auch nicht was das ist…ich nehme gerne Obst von der Tafel mit. Vor allem weil es kleinere Mengen sind. Im Geschäft gibts da ja oft nur abgepackte Großpackungen. Aber dann liegts daheim und nach und nach werfe ich das meiste doch weg, weil ich es nicht esse und es schlecht wird. Warum mag ich kein Obst mehr? Ich hab schon fast eine Abneigung dagegen. Esse ich es nur (das wenige) weil es heißt, man muss Obst essen? Hm ich werde mal nichts mehr mitnehmen und wenn ich mal auf irgendwas richtig Lust habe (am ehesten noch saurer Apfel) dann kauf ich es mir halt…

Wochenrückblick 18. Juni 2021

– blau gemacht: weder konnte noch wollte ich arbeiten. Nur knatschig und kaputt. Fuhr stattdessen an See. 2x schwimmen, bissl sonnen. Machte auch keinen Spaß, aber trotzdem besser als arbeiten oder zuhause hocken.

– Nein sagen: kam die Frage von N. ob ich nicht dochmal auf Abruf den Hund hüten könne. Auch mal tageweise mit übernacht. Hmmm…hmmmm…überlegt, weil mein altes Muster: Na klar mach ich das! Ohne nachzudenken und nachzufühlen, ansprang. Ich habe ein wenig nachgefragt, nochmehr Infos eingeholt und dann festgestellt: NEIN, ich will nicht. Zum einen hat der Hund eh Probleme woanders zu sein. Ich hab Probleme wenn über Nacht noch jemand in der Wohnung ist (und ja da ist es inzwischen egal ob menschliches oder tierisches Wesen), als „einen Gefallen tun“ sind wir nicht eng genug befreundet und will ich auch nicht werden. Und ich mag den Hund noch nichtmal sonderlich. Also NEIN gesagt. Puh. Anstrengend. Schlechtes Gewissen und Scham kamen sofort um die Ecke…

– Vorsicht! Hörte sich gut an: Kokosjoghurt. Nahm ich mit um daheim festzustellen: fermentiert. Ab in Müll. Das hätt mich wohl 2 Tage histamintechnisch vollkommen ausgenockt! Überhaupt diese fuckingscheißdrecks Histaminintoleranz hat mich anderweitig mal wieder ausgeknockt. Musste ja auch mal wieder ein Kraut probieren. 3 Tage war ich nur schläfrig, musst ans atmen denken (was jetzt im Schlaf eher suboptimal ist), grottenschlechte Laune, aggressiv und weinerlich und einfach beschissen. Nahm dann 3 Kohletabletten in Wasser aufgelöst. 2 Stunden später merkte ich wie sich der Schleier im Kopf lichtete, ich wacher wurde. Am nächsten Tag: Fit, wach, gute Laune, Lust was zu machen. Hab ich dann auch gemacht: In der Wohnung gewerkelt, mit einem Freund einen Ausflug geplant, Körperpflege usw. Und mal wieder der Gedanke: wenn es mir öfters so ginge, würde ich auch mehr in meinem Leben schaffen und es nicht sooft verpennen. Also: endlich mal aufhören mit irgendwelchen Versuchen von Nahrungsergänzungsmitteln, die viel Geld kosten und meistens nur schaden. Stattdessen das Geld sinnvoll ausgeben in: frische Nahrungsmittel und auch wieder mehr Daosin und DNCG (Cromoglycinsäure) und klar auch beim Essen drauf schauen. Aber da merke ich bei letzterem, die mentale Kraft habe ich nicht. Wenn ich eine Nußecke beim Bäcker seh: Haben will! Nicht immer aber sehr oft. Wie so ein Kleinkind.

– ohne PC: Mein PC steht weiterhin im Keller und mir geht es sehr gut damit. Ich bin darüber immer noch sehr erstaunt. Nur mit dem Tablet geht super. Ich schau nur kurz das was ich nachschauen will, oder machen will und dann kommts wieder ins Regal. Manches ist via APP sogar einfacher, übersichtlicher, zum Beispiel der Blog hier. Nachteil ist das blöde Touchscreen. Ich verkrampfe sehr beim antippen weil man oft was falsches ausversehen erwischt und dann wieder zurück oder ganz neu suchen muss, das ist halt eher fitzelig und ich hab im rechten Nacken schon eine arge Verspannung bekommen, obwohl ich nicht viel mache.

– Leerlauf: vielleicht kommt aber die derzeitige Langewle und Leere auch daher, weil ich nicht mehr soviel Zeit am PC vertrödel. Aber ich wüßte im Moment auch nicht, was ich da auch machen sollte.

– wichtig sein. Jeder kennt bestimmt einen Menschen der sich immer aufplustert und sich wichtig macht und man selber senkt sich: ach macht der sich wieder wichtig. Das nervt, ist aber in einem gewissen Rahmen wichtig für unser Seelheil. Jemandem wichtig sein, etwas wichtig finden. Mir fehlt das derzeit sehr, noch habe ich im Moment das Gefühl das ich jemandem wichtig bin, noch ist mir etwas wichtig(sei es Dinge, Projekte, Vorhaben, Pläne). Der Mensch muss auf etwas hinagieren, weil sonst die Gefahr der Psychose und Neurose steigt (aus dem Buch „Wer ein Warum zu leben hat). Für etwas brennen, ein Ziel haben, ein Interessensgebiet. Dann habe auch ich das Gefühl lebendig zu sein, mit mehr Energie….
Nach meinem 1.Zusammenbruch war dies das Thema: ich komme aus einer alkoholkranken Familie. Da gab es viel zu lesen, zu erkennen, zu verstehen, ich besuchte Selbsthilfegruppen und tauschte mich mit vielen Menschen aus, wovon einige auch eine zeitlang Freunde wurden.
Nach meinem 2. Zusammenbruch kam das Thema auf: Woher kommt meine Erschöpfung? Und ich befasste mich intensiv mit Nährstoffen, Neurotransmittern, Vitaminen, Mineralien usw. was könnte mir fehlen? Ich habe unfassbar viel Geld dafür ausgegeben, einiges half, anderes war erst recht schädlich. Aber so kam ich auf die Histaminintoleranz die ich habe und die mich sehr beeinträchtigt.
Weiter ging es in der Prostitution wo ich auch immer zu tun hatte: schreiben, Termine ausmachen, abchecken , Treffen usw.
Aber es sind auch kleinere Sachen: als ich die Mikrojobs enteckte via Smartphones war ich mit Freunde und großem Interesse dabei, war in vielen interessanten Firmen und durfte alles mögliche testen oder arbeitete nur mit dem Handy und verband das mit einer großen Radrunde. Dann war natürlich auch andere Arbeit immer wier Thema: Voller Minijob oder stundenweise weiter arbeiten, wenn ja wo? Und dann mit den altbekannten Schwierigkeiten (Erschöpfung, soziale Angst, Prfektionismus…) fertig werden…
Es sind aber auch oft kleinere Sachen, wie ein bestimmtest Buch endlich in der Hand zu halten und lesen zu können oder einen Ausflug in eine unbekannte Gegend zu machen, wo ich schon lange hinwollte….
Und so ein Halt, so ein Bezugsthema, eine Bezugsperson, ein Inhalt fehlt mir derzeit im Leben und da muss sich bald was ändern. Gestern versank ich wieder in diesem leeren Raum und hatte einen heftigen Weinausbruch wie schon lange nicht mehr. Ich musste mich medikamentös runterregulieren damit ich schlafen konnte, denn nur das hilft in dem Moment.
Seit 9,5 Jahren bin ich in EU-Rente, mir gehn die Themen aus, womit ich mich beschäftigen könnte und was mich auch wirklich interessiert!
Echt zäh zur Zeit…

– geklärt: J. eine Mail geschickt, und das mit meiner Wut auf ihn angesprochen. Wenn ich bedenke was mir das früher Panik bereitet hatte: etwas klären, etwas unangenehmes ansprechen! Da habe ich echt dazu gelernt. Und auch jetzt war es eine gute Erfahrung. Wir sind gut im Kontakt. Klären das auf. Tut gut und ist echt schön

Ich stehe nicht mehr zur Verfügung

Manchmal platzt der Knoten. Endlich. Wurde auch Zeit. Der Druck stieg schon wieder. Die Wut, die Aggression, die Suizidgedanken.

Heut Mittag schon mit einer Bekannten kurz gequatscht, was ich mir selber für einen Druck mache: Zu müssen. Zu sollen. Mal alles gut sein lassen. Mich gehen lassen. Genießen. Entspannen. Uff, das fällt mir so schwer…Sie meinte dann so: „komisch seit ich Corona hatte kann ich das richtig gut. Fenster dreckig? Mir egal. Küche schaut aus? Ich fahr erst mal an den See.“ Moah möcht ich bitte schön ne Scheibe ab haben!


Dann am Nachmittag verteil ich den Obstkuchen quer auf der Couch auf die (natürlich frisch gewaschene) Decke, auf mich und aufm Boden. Super!
Ich geh duschen und beim Haare abrubbeln reiß ich mir den Ohrring raus, der natürlich ins Waschbecken fliegt und im Abfluß versinkt. Also Syphon abschrauben. Ohrring gerettet. Aber wenn man eigentlich so ko ist, dass man eigentlich nur schlafen will, sind solche Mißgeschicke extrem nervig.
Warum gehts mir ausgerechnet gerade heute wieder so extrem dreckig?


Ich war gestern mal wieder mit J. unterwegs. Und nachdem wir so 20 Minuten unterwegs waren spürte ich schon wieder so eine Wut in mir aufkommen. Wie rücksichtslos kann man bitteschön sein? Der fährt einfach mitm Radl wie es ihm grad passt. Ob da wer ist (ich) oder wie oder was, er kriegts nicht mit. Solche Scheuklappen! Wie überlebt man das? Ich krieg die Krise! Einfühlungsvermögen, mitdenken? Fehlanzeige. Der fährt auf der linken Seite aufm Weg in der Kurve und als hoppla! Gegenverkehr kommt weiß er nicht wo er hinfahren soll und riskiert fast einen Zusammenstoß. Versteh ich nicht. Und ich fühl mich da wieder in der Aufpasser-Mitdenker-Rolle, fühl mich verantwortlich, mitschuldig. Hallo? Bin ich seine Mutter? Seine Betreuerin? NEIN!  Spaß macht das so nicht.
Ne so geht das nicht weiter und fand einen tollen Buchtitel: Ich stehe nicht mehr zur Verfügung! Geil! DAS Motto für alle Coabhängigen 😉 Und sofort bestellt.Es geht nämlich nicht immer nur um sichtbare, praktische Hilfe sondern ich glaube um energetisches. Ich bin die Tankstelle für alle möglichen Leute und gehe selber leer aus. Ich komm mir schon selber wie so ein Coronavirus vor mit den ganzen Zapfsäulen nach außen: bitte bedient euch, ich war schon immer für andere da, ich bins immer noch und natürlich freuen sich darüber alle. So. Damit ist jetzt Schluß.
Allein sich hinzustellen, Brust raus, Schultern nach hinten/unten, fester Stand und sagen/denken: ich stehe nicht mehr zur Verfügung! Bringt unglaubliche Kraft! Kraft zu mir! Mich emotional etwas zurück zu ziehen muss ich noch üben. Hier hast du deine Verantwortung zurück. Und ich übernehm Verantwortung für mich, das heißt auch, dass es wohl eine etwas unangenehme Mail für J. geben wird.

Nun gehts mir wieder etwas besser. Ich kann wieder entspannnter atmen. Ich fühle mich wieder. Ich fühle mich erleichtert. Der Druck ist weg.


Da gibts grad noch R. der auch nur immer schreiben will wenn ihm langweilig ist oder wenn er Komplimente/Aufmerksamkeit braucht und mir Fotos schickt. Und auch witzig, dass D. sich mal wieder meldete und erzählte dass er nun 2 Jahre eine Freundin hatte. Die auch immer da war und alles funktionierte und er sich dann schon fragte, ob er die noch liebe. Tja da war kein Drama, kein kämpfen, sondern eine bodenständige, verlässliche Frau. Haha dachte ich, da verwechselt noch jemand Drama mit Liebe.
Nunja, jetzt bin ich gespannt auf das Buch

Wochenrückblick 13. Juni 2021

– Montag: ach was bin ich diesen Monat froh um meine Monatskarte für die Bahn. Montagfrüh war mir nach: Raus hier! Ich musste in der Innenstadt eh noch zwei Dinge erledigen und danach gings an die Isar. Durch grüne Gänge, so dicht war das Blätterdach am Weg, herrlich, dazu kaum Menschen und noch der nasse Regengeruch der letzten Tage in der Luft. Ich ging bis zum Rosengarten. Da explodierte förmlich der Duft: voller Blüten hing da alles! Das angenehme in dem Garten: überall stehen frei Stühle herum. Man kann sich also einen nehmen und in irgend eine geschützte Ecke verziehen. Und lesen. Oder nur schauen und genießen. Was trinken und essen. So angenehm für mich Sozialphobiker. Ich hasse es immer auf diesen Bänken direkt am Wegesrand zu sitzen, wo alle naslang jemand vorbei schluft. Leider war es etwas kühl und ich ohne Jacke und es sah so aus, als ob es bald wieder regnen würde. Also zog ich von dannen, mit der Gewissheit: ich komm bald wieder!

– Dienstag: dachte ich, ich müsste schwimmen, weil ich das doch jetzt nutzen muss, und das Wetter schön war und überhaupt. Naja keine gute Idee. Nach 3 Bahnen setzte ich mich mißmutig in die Wiese. Kaputt, müde, schlecht gelaunt. Da saß ich dann noch eine dreiviertelstunde. Versuchte zu entspannen, redete mir ein wenigstens ein wenig Sonne (Vit.D!) zu genießen und somit wenigsten auch die Zeit rumzubringen. Half aber nix. Sondern nur: heiße Dusche und dann heim! Am Bahnhof prompt um 1 Minute die S-bahn verpasst. Auch schon lange nicht mehr passiert. Scheißtag.

– Mittwoch: musste zur Tafel, hatte zwar eigentlich genug im Kühlschrank/Tiefkühler (außerdem hab ich derzeit 0,0 Hunger, was ich in den letzten Wochen futtern konnte, ist jetzt vorbei, zum Glück, denn ich brauch kein Übergewicht) aber irgendwie musste ich unter Leute und zwar in genau dem Setting: lockeres plaudern. War dann auch ne nette Gruppe von insgesamt 4 Frauen, die sich in der Konstellation glaub noch nie unterhielten. Erstaunlich lustig und erfrischend!

– Donnerstag: zur Arbeit geschleppt. Weil: irgendwas muss ich tun, nur daheim sitzen macht das Ganze nicht besser, außerdem ist es finanziell diesen Monat eine Katastrophe! Schon lange nicht mehr so schlimm gewesen, kann vermutlich 2 Rechnungen nicht bezahlen. Nunja.
In der Arbeit verging die Zeit einfach nicht, obwohl ich genau das wie immer machte, wollte und wollte der Uhrzeiger nicht weitergehen…menno…

– Freitag: bissl spazieren, ko rumgelegen

– Samstag: rächte sich das „über die Grenze gehen“ der Woche. Lag nur völlig ko rum und schlief sehr viel. Laune: Monströs schlecht!

– Sonntag: Dasselbe wie Samstag, wollte aber zmindest mal kurz raus an die Luft, also aufs Radl. Viel zu weit gefahren, dachte ich schaffs nicht mehr heim, total kraftlos, schlapp, kaputt, daheim nur noch ins Bett gefallen und 2 Stunden tief geschlafen.

-Entspannung: is das einzige was mir derzeit gut tut. Immer wieder checken: Muskeln entspannt? Atmen! Raus in die Natur wo niemand ist. Löcher in die Luft schauen. Oft ist ein Film schon zu stressig. Pflanzliches zur Beruhigung einnehmen. Selber keinen Druck für irgendwas machen. In dem Tempo Dinge erledigen wie es gut tut (gestern staubsaugen, heute nass durchwischen, langsam gehen usw.). Das Gute wahrnehmen und genießen! Ruhige Musik. Dösen. Kein Koffein! Das fällt mir grad schwer…weil durch die hohen Streßhormone, schlafe ich nicht tief, ergo bin ich tabsüber meist sehr platt, das verleitet was zum aufputschen zu nehmen, das aber wiederum verschlechtert den Schlaf. Vielleicht hol ich mir die koffeinfreie Cola, weil manchmal brauch ich einfach Limo.

-knubbeliges: hatte ich schon lange an einem Fuß zwischen den Zehen: Da wuchs was. Und da das mit meiner Selbstfürsorge manchmal son Ding ist, hab ich jetzt solange gewartet bis es weh tat. Nunja. Also geschaut wo es hier medizinische Fußpflege gibt: die eine erreichte ich nie. Die anderen hatten Termin in 5 Wochen. Hautarzt nimmt keine neuen Patienten an, ABER es gibt ne Notfallsprechstunde. Hm, ich also hin wo mir gleich gesagt wurde, wenn ein dringender Patient kommt (starke Schmerzen, Abzeß, ect.) könne man mir nicht garantieren, dass ich dran komme. Ok Versuch wars wert. Nach mir kamen noch 4 Leute für die Notfallsprechstunde. Ich sah meine Chancen schwinden. Nach 40 Minuten Wartezimmerwarterei immer wieder Anflug von Panik. Scheiße hatte nix zu lesen dabei, Zeitschriften gibts nicht mehr, Handyakku fast leer…und dann: wurde ich als erste aufgerufen. Juchu. Eine sehr nette Ärztin erwischt, Fazit: Nö kein Hühnerauge. Warze! Ihhh. Naja. Also Lösung und Anleitung für die nächsten Wochen bekommen. Erleichterung.

– entdeckt: eine tolle glutenfreie Bäckerei in München! Das Mischbrot von denen schmeckt wie ein „normales“ so ein Landbrot mit Sauerteig. mega! Noch megaerer wär wenn sie es aufschneiden würden, weil es doch sehr weich ist, aber das sag ich denen, vielleicht nehmen sie ja den Kundenwunsch mit auf. Auch das Körnerbrot ist lecker aber für morgens zu schwer für mich und ich esse nur früh Brot. Dafür sind die süßen Teilchen auch super. Von der Innenstadt nur 3 Tramhaltestellen entfernt, also kann ich da mal wenn ich eh in München unterwegs bin, leicht mal was mitnehmen

Wochenrückblick 4.Juni 2021

entdeckt: es gibt sogar ein Diabetesmuseum!

– geärgert: dass ich mir eine Tageskarte extra kaufte obwohl ich mir dann eine Monatskarte kaufte, hätte ich da mal früher dran gedacht. Naja…

– innere-Anteile-Arbeit: tut gut wieder mehr nach innen zu kommunizieren. Habe ich die letzten Monate sehr vernachlässigt, da musste ich funktionieren und habe mich (leider mal wieder) nach innen eher abgeschottet, wollte quasi sowenig wie möglich mit mir selbst zu tun haben. Kurz darauf hatte ich einen sehr schönen Traum, meine Mutter hatte mir zum Geburtstag ganz was tolles geschenkt, viele kleine Sachen, ganz liebevoll verziert und gebastelt und ich spürte im Traum wie gut das tat wenn es für mich getan wird, als wirkliches Geschenk und nicht weil somit die Mutter gut dasteht und Lob für sich bekommt. So war das immer in unserer Familie, es wurde nicht wirklich was für den anderen getan, um ihm wirklich zu helfen oder ihm wirklich eine Freude zu machen, sondern immer nur damit der andere gut dasteht und man dankbar sein muss undso…Habe den Traum und das Gefühl des „gesehen werdens“ so sehr aufgesaugt und genossen!

– genossen: Sonne! Wärme!

– gemacht: einen Ausflug: normalerweise mache ich an Sonntage oder Feiertagen keine größeren Ausflüge, weil mich die ach so (vermeintlich) glücklichen Familien/Paare traurig oder aggressiv oder beides nacheinander machen. Aber am Donnerstag (Fronleichnam in Bayern) musste ich raus und ich wußte auch wohin: In eine Kleinstadt südlich von München, da wollte ich schon lange mal (wieder) hin. Ganz früh bin ich schon los (um den Massen zu entkommen) um in der S-Bahn festzustellen: Die ist voll. Mist. Als aber wirklich ALLE an einem Bahnhof ausstiegen, andem auch ein Zug Richtung Berge hält war ich schon fast euphorisch: die ganze Bahn bis zur Endhalestelle für mich alleine 🙂
Es ging dann entlang der Loisach hoch in einen kleinen Bergwald. Sehr idyllisch, sehr ruhig. Oben am Kamm teilweise eine super Panoramasicht zu den schneebedeckten Bergen. Auf der anderen Seite wieder runter, an der Loisach wieder Richtung Altstadt. Da machte ich pause und überlegte was ich noch machen will, noch rüber zur Isar oder nach Hause oder wieder Richtung München und da irgendwo nochmal aussteigen? Ich machte erstmal Pause und entschied, ich geh mal Richtung Isar und sollte mir das zu weit, zu laut (an der Bundesstraße entlang) werden, kann ich immer noch umdrehen.


Ich ging unter einer Brücke durch wieder rauf zur Straße und stand vor einem kleinen Gebäude, das mich erstmal flashte. Diese Kleinstadt ist mir nicht unbekannt. Als Kind fuhr ich öfters (ich weiß nicht wie oft, glaube aber so 1-2x im Jahr) mit meiner Mutter zu einem Arzt. Wegen meinen Kopfschmerzen. Es war immer eine lange Fahrt und dann saßen wir lange im Wartezimmer (ich kann mich an jedes Detail erinnern),dann wurde ein EEG gemacht (sehr unheimlich für ein Kind, vor allem wenn die sehr mitfühlende Mutter einem sagt, dass die jetzt schauen, ob ich auch brav immer an sie denke), dann Gespräch. Als ich einmal las was das für ein Arzt ist: PSychiater und Neurologe weigerte ich mich da rein zu gehen. Ich! Zum Psychiater! Ich hatte keine Chance. Naja und danach gingen wir jedesmal in dieses Gebäude vor dem ich nun verdattert stand: „Frauenname“-Stüberl. So ne Boazn wo sich Berufsalkoholiker treffen und es Fertiggerichte aus der Mikrowelle gab. Einerseits mussten wir wohl auf den Bus zurück warten, der nur wenige Male täglich fuhr, andererseits, das wurde mir da so richtig klar, konnte meine Mutter ihren Alkohol nachtanken. Ob ihr niemals der Zusammenhang auffiel: ihre Sauferei und mein Besuch beim Psychodoc? Denn ich hatte nie Kopfschmerzen, ich merkte einfach, dass ich dadurch etwas Aufmerksamkeit bekam und es als Ausrede nutzen konnte vor Dingen, vor denen ich Angst hatte. Und da ich mit 5 Jahren einen schweren Fahrradunfall hatte, kaufte man mir das auch ab. So berechnend ist natürlich keine 6-jährige, dass mir das so bewußt war wie heute. Meine tolle Mutter sagte mir dann auch mal Jahre später, dass ich aufgrund des Unfalls ein Blutgerinnsel im Kopf hätte. So ein Unfug. Dazu hätte man ein bildgebendes Verfahren wie CT/MRT ect. gebraucht, das niemals gemacht wurde.
Als ich mich von dem Stüberl wieder löste (es war zum Glück eh geschlossen), ging ich die wenigen Schritte zu der ehemligen Arztpraxis. Da ist jetzt eine Anlaufstelle für Erziehungshilfen drin von einer caritativen Vereinigung. Auch passend. Hätte unserer Familie auch gut getan.

Ich fragte mich, wie es meiner Mutter wohl heute geht, sie hatte auch noch an dem Tag Geburtstag…
Den letzten Bericht von dieser Praxis habe ich mal in einer sehr verzweifelten Situation (eine Woche später Suizidversuch) vernichtet. Wahrscheinlich hoffte ich insgeheim: wenn der Bericht weg ist, sind auch die Probleme weg. Ich weiß nur noch bruchstückhaft was da drin stand.
Was mir bei dem Ausflug wieder gravierend auffiel: Dass es keinerlei emotionale Verbindung zu meiner Mutter gab: Da hatte ich sie mal einen halben Tag für mich alleine (keine Arbeit, keine anderen Männer, keine Schwester ect.) und trotzdem war sie so weit weg. Absolut unerreichbar! Wie unsichtbar. Wie eine fremde Frau die jetzt mit mir zum Arzt geht. So traurig.
Aber ich kenne die Stadt auch noch von zwei anderen Ausflügen als ich etwas älter war und ich ließ mich in dem Ort zweimal tätowieren. Und ich hatte sogar mal einen Exfreund der dort wohnte.
Nun, jetzt ging ich dann doch noch zur Isar hinunter und fand einen schönen Wald voller Trampelpfade, noch stiller als im Bergwald und kaum Menschen. Da dort nichts ausgeschildert war, musste ich mich auf meine Orientierung verlassen, was wunderbar funktionierte.
Dann fuhr ich zufrieden, etwas traurig und sehr erschöpft wieder nach hause

Kleine Schritte…

Ein dickes Seil besteht aus vielen dünnen Fäden.
Ich bin auf der Suche nach diesen Fäden, um mich dann mit dem Seil wieder aus dem Loch zu ziehen.
Schwimmen ist ein Lebenselexier für mich. Dieses Schwerelosigkeit, aber doch kraftvoll gegen das Wasser anschwimmen, das sich treiben lassen, schwebend. Einfach dieser andere Aggregatszustand…faszinierend.
Tja dank Corona, fiel das nun im wahrsten Sinne des Wortes sehr lange ins Wasser. Nichts ging mehr.
Vor 3 Tagen reservierte ich mir ein Ticket (muss man online machen). Heute war der Termin. In der früh dachte ich mit grauen daran, dass ich an dem doch recht kühlen Morgen, bestimmt nicht halbnackt vor fremden Leuten rumlatschen will. Und ich war müde…so müde…ich überlegte während des Frühstücks, ob es wirklich ein zuviel (also eine Grenze/Überforderung) wäre oder nur der innere Schweinehund und wie es mir gehen würde, wenn ich zuhause bliebe. Da war klar: ich fahr!
An der Kasse: wenige Leute. Am Checkpoint (QR-Code herzeigen) superfreundliches Personal. Oben: Sonnenschein. Maske weg, rein ins Wasser, das gar nicht so kalt war wie ich es in Erinnerung hatte. Und dann: Glitzerndes Wasser, freie Bahn, die ersten Schwimmzüge und ein fettes Grinsen im Gesicht! JUCHU!
Halbe Stunde durchgeschwommen (für einen total untrainierten Zustand recht gut, find ich). Leider war dann der Wind dermaßen heftig und kalt, dass ich recht traurig zu den Duschen latschte. Gerne wäre ich noch auf der Wiese in der Sonne liegen geblieben. Sonne, endlich wieder! Nach einer heißen Dusche und in den Klamotten stand ich unschlüssig herum. Ich wollte noch nicht heim.
Also im Kiosk einen Kaffe geholt und mich ganz weit hinten in die Wiese, da wo kein Mensch war, doch nochmal hingesetzt und ein wenig gelesen und entspannt und einfach in der Sonne gesessen.
Es tat so gut.
Ich mach mich weiter nach den dünnen Fädchen…
einen Schritt nach dem anderen

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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