Mal weich, mal hart

Ich bin gerade erstaunt, wie sehr unterschiedliche ich mich behandel (naja so neu ist diese Erkenntnis nicht).
Gerade in Bezug auf Arbeit: oft bin ich da sehr hart mit mir, prügel mich durch, mache zuviel, zu schnell, erlaube mir keinerlei Fehler, bin also sehr streng mit mir. Übergeh mich oft.
Und derzeit bin ich da sehr weich, sehr übervorsichtig, ich mag nicht wehleidig sagen, das habe ich zuoft im falschen Zusammenhang gehört und meistens wenn ich nicht verstanden wurde.
Zur Veranschaulichung: ich musste heute, Sonntag arbeiten. Für gestern abend war aber eine Veranstaltung geplant die wir gebucht hatten. Und ich hatte Bedenken: ob ich das schaffe, und das mir das eigentlich zuviel ist, weil Samstag wirds sehr spät abends, dann mit Schienenersatzverkehr ewig rumfahren, kurz schlafen, wieder Schienenersatzverkehr fahren, um dann weiter in der Areit körperlich hart arbeiten zwischen 3-5 Stunden (je nachdem wie die Ferienwohnung hinterlassen wurde). Nein, das geht nicht, ich wollte am liebsten jedem sagen: ich kann nur kurz schlafen, ich muss dann arbeiten, ich, ich ich, arme Socke, das ist ganz was außergewöhnliches, bitte bachtet mich und diese stressige Situation, fasst mich mit Samthandschuhen an usw. Also mich da irgendwie wichtig machen. (Dabei hab ich vor wenigen Tagen erst gelesen, dass die meisten Lokführer nur alle 3 Wochen, 2 Tage hintereinander frei haben! Also DIE dürften sich mokieren).
Ich konnte mich dann da selber ein wenig rausziehen, dass ich ja die Tage davor und danach ruhiger verbringen werde und eine Nacht mit wenig Schlaf ist jetzt kein Drama usw. Irgendwie einen kindlichen Anteil beruhigen.

Es ging dann auch alles gut. Die Fackelwanderung mit einem Nachtwächter durch München war lustig und unterhaltsam, dazu die warme Nacht und Vollmond (!) am wolkenlosen Himmel, die vielen Menschen die noch durch die Stadt streiften und einfach, dass man mal wieder was anderes macht. Die Heimfahrt verlief reibungslos. Schlaf war wie zu erwarten kurz und schlecht, dafür waren dann brave Gäste da, die keinen Saustall hinterließen und ich nach 3,5 Stunden wieder heim fuhr.
Das Wochenende tat gut. Mal wieder ein wenig gefordert werden, raus kommen, was erleben, was neues sehen, lachen, viele Menschen sehen, davon einige schräge, komische, seltsame, nette…Nachtleben halt. Ich schmore ja derzeit sehr im eigenen Saft und da kommt man schonmal auf schräge Gedanken undso. Ich fühle mich jetzt wohl. Wieder normaler. Irgendwie zurecht geruckelt und gut geerdet. Weniger im Kopf

2 Kommentare zu „Mal weich, mal hart“

  1. Zuviel/Zuwenig Reize erscheint mir persönlich auch als eine Gratwanderung … und nicht immer ist die gleiche Intensität gut für mich! Die Armut an Reizen oder „guten“ Herausforderungen kann auch die Selbstsabotage befördern, so hab ich das gerade selber wieder erfahren. Pufferstunden und mögliche Pausen plane ich inzwischen ein. Das kann aber auch mal heissen, dass ich mich unterwegs oder auf Arbeit einen Moment auf ein Klo zurückziehe, während einer Reise in Ruhe in einem Park abhänge oder so … einfach mal ein Break einzubauen kann alles mögliche sein … Diese Möglichkeiten zu haben und zu sehen, das erweitert meine Handlungsfähigkeit und meinen Spielraum, manchmal auch die räumliche Dimension meiner Unternehmungen.

    Ganz liebe Grüsse
    Anne

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    1. Armut an Reizen, passender Ausdruck, wozu ich auch noch einen Post in Bearbeitung habe. Nämlich dass man sich auch zu sehr daran gewöhnen kann, berühmte Komfortzone undso ;)) das Problem, ich brauch zum runterfahren und wirklichen entspannen sehr viel Zeit, deswegen kann ich einige Tage/Wochen sehr hochtourig unterwegs sein und brauch dann aber auch viele Tage/Wochen der Ruhe. Bis ich überhaupt mal ruhig werde…da is es leider mit nem Break im Park nicht getan. Aber ich konnte immerhin in der Arbeit entspannt sein und vor mich hinwerkeln und wirklich nur das allernötigste machen.
      Bei mir hilft am besten Kommunikation nach innen: ja das ist jetzt doof, aber der SEV ist auch nicht ewig, super dass du die Arbeit geschafft hast, dafür ist jetzt 2 tage auch Ruhe und es steht nichts an …usw. oder während ich auf die Bahn warte nicht am Handy daddeln (noch mehr Reize!) sondern Bauch entspannen, auf atmung achten, ins Leere schauen sowas…ja es gibt viele Strategien. Liebe Grüße zurück! 😉

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