Wochenrückblick 6.August 2021

– Bahn: die nächsten Wochen heißt es: Baustelle bei der Bahn. Heißt: Umweg und Bus. Heißt: ich habe mir keine Monatsfahrkarte gekauft, weil ich dann nur wenn ich muss oder nur 1-2x im Monat nach München fahre. Fahr ich halt mehr mitm Radl oder mache mehr hier in der Umgebung, da habe ich eigentlich auch schon seit Jahren bestimmte Ausflüge vor, kann ich jetzt also machen..

– gefreut: eine unfassbar lecker riechende Bodylotion bei der Tafel bekommen. Richtig nobel und riecht super indisch: süß und würzig, könnt ich verschlingen 😉 noch besser: Eine Woche später das passende Massageöl dazu bekommen. Riecht etwas anders (aber genauso gut) weil es eine andere Trägersubstanz hat. Irre glücklich!

– traurig: das war ja abgefahren: ich träumte nachts was blödes (genaueres weiß ich nicht mehr) sehr unangenehm, aber kein schlimmer Albtraum, aber doch so heftig, dass ich anscheinend davon so halb aufwachte. Und immer als ich so im Halbschlaf an den Traum dachte, zogs mir alle Gesichtszüge nach unten, volle Traurigkeit, aber so stark, wie ich es noch nie erlebte. Wirklich unbeschreiblich! Als ob da ganz seicht durchschien wieviel Traurigkeit ich noch nicht wirklich gefühlt habe aus der Vergangenheit, Krass.

– gekauft: Trampolin mit Gummiseilen. Will ich auch schon seit Ewigkeiten mir kaufen, habe ein Trampolin mit Stahlfedern und das ist halt doch sehr hart, aber so zum testen und schauen war das damals billig und recht. Ich wußte, dass der Afbau des Trampolins etwas schwierig ist, weil man die Gummiseile selber aufziehen muss und da natürlich immer mehr Spannung drauf kommt. Ich sag mal so, beim 4. Seil war ich der Meinung: ich schreib eine Kleinanzeige: Suche kräftigen Menschen für Trampolinaufbau:20,-Euro. ABER: ich habs dann doch geschafft. So die ersten 6 Seile waren echt übel, dann gings leichter, ich hab zwar geschwitzt wie Sau und 2 Stunden gebraucht. Aber hej, ich habs ALLEINE geschafft. ich hab danach Videos gesehen, wie Männer an dem Mechanismus scheiterten und nicht an der Kraft, den muss man nämlich auch erstmal durchschauen. Und dann das erste Mal gaaanz voichtig draufgestiegen: hält das alles auch?? und jeah ein sanftes schweben, ein weiches wippen, voll cool! Macht mega Spaß! Ob nur joggen oder tanzen, egal, man muss nicht richtig hüpfen. Und: es war günstig: von 120,- auf 65,- runtergesetzt, dann hatte ich von einem Tester-job noch einen 35,- Gutschein: tadaaa 30 Tacken! Geil!

– doof: ich hab mich (anscheinend) selber aus dem Online-Banking ausgesperrt. Super. Ich dachte mir noch: mach das heute nicht (Onlinebanking) weil irgendwie fühl ich mich heut außerhalb dieser Welt und Zeit. Naja…

– zurück zum Tatort: Ich radelte nochmal zu dem Hotel, wo ich im Frühjahr 2 Monate lebte. Ich wollte einfach ne Radltour machen und in der Nähe gibts nen See. War schon komisch, wieder dort zu sein. Vor allem der Lichteinfall ist ja nun anders und alles begrünt. Und das positivste: es hat mich nicht getriggert. Es war sogar eine kleine Zärtlichkeit zu spüren, dass ich damals hier eine Bleibe fand. Was mich bestätigt, dass es zwar extrem anstrengend und belastend war, aber NICHT retraumatisierend! Und als ich durch das Viertel radelte und eine dunkelhäutige Frau mit einem Glitzerhut und einem wallendem Umhang sah, musste ich innerlich ein wenig schmunzn, achja die leicht schrägen Leute hier…

– sei fleißig! Frühmorgends 1 Stunde spazieren gewesen, an der Haustür begegnet mir ein Nachbar: er fröhlich: „Na? Schon fleißig gewesen?“ Eigentlich nicht, aber ich will mich grad nicht unterhalten, also nicke ich. Er zufrieden: „so ists recht!“ HA! Wenn der wüßte….

– Schlaf: teilweise sehr gut geschlafen, wie geil! So tiefenentspannt! So erholt! Ich kenne das seit Jahren nicht mehr! Immer fertig, immer gestresst, immer nervös, immer an die 10 manchmal 11 Stunden Schlaf und trotzdem nicht fit, weil die Tiefe fehlte,  gebeugt gehen, weil keine Kraft mehr usw…Jetzt merke ich auch erst, wie oft ich esse, nasche weil ich denke ich brauche Energie, ich bin hungrig, der Blutzucker ist unten, aber das Essen macht mich nicht fit, weil es eigentlich an gutem Schlaf mangelt. Hoffe das hält an!

– Stadt/Land erwachsen sein…. ich kam so ins überlegen, weil ob die ländliche Umgebung in der ich jetzt wohne mich nicht antriggert, an den guten Teil meiner Kindheit, den ich so sehr vermisse und so gerne wieder hätte! Weil im Hotel (in der Stadt) fühlte ich mich taffer, fitter, erwachsener…

– Job: Zuhause für andere Leute bügeln ist eigentlich ein guter Job, nur schwer zu bekommen. Man muss nicht außer Haus, man hat mit sauberen Sachen zu tun und ich find bügeln ja eher meditativ und mag es. Letztens mit einer Frau geschrieben, die dafür jemanden sucht. Aber ehrlich für einen ganzen Korb 10,-?? Ich weiß ja nicht wie groß der Korb ist, da gib es ja unterschiedliche Größen, aber da ist man locker 1,5 Std. am tun. Und ne da streikt was in mir. Ich hab keinen Bock mehr mich ausnutzen zu lassen. Ob die Leute da mal überlegen ob sie sich für den Preis hinstellen würden?

– Heuleritis: Irgendwie schon witzig, dieser eine Tag im Monat an dem ich nicht nah am Wasser gebaut bin, sondern IM Wasser gebaut habe und dann auf meiner Couch sitze und egal welche Nachrichten oder Dokus ich schaue, ich muss dann immer heulen. So richtig so Rotz und Wasser…regelrecht gebeutelt hats mich als ich die Reiterin bei Olympia sah, deren Pferd mehrmals die Sprünge verweigerte, mein Gott was für ein Drama!
Inzwischen lass ich mich da einfach in Ruhe und weiß: tue nix was du bereuen könntest, also nicht dem Ex ne Nachricht schreiben, keine Briefe wegwerfen, keinen Urlaub buchen oder so. Ich weiß ja: morgen ists vorbei, da krieg ich meine Tage. Da bin ich dann nur schlapp und müde. Apropo wer was zum schmunzeln will, gebe bei Youtube: Miss Allie Dieter ein und lausche 😉

Innere Emigration

Wie gesagt, genieße ich die derzeitige Phase der 95% Selbstbestimmung sehr. Ich brauch im Außen sehr wenig, kaufe nur das nötigste (was meinen strapazierten Finanzen auch mal gut tut), habe mich total in mein Innerstes zurückgezogen und bin nur mit meinen Gedanken völlig zufrieden. Ich könnte es auch leicht autistische Phase nennen…


Kleinigkeiten lassen mich extrem glücklich sein z.B. vormittags mich einfach auf den Balkon setzen und einen Kaffe samt Schokokeks genießen. Und nichts tun MÜSSEN. Was nicht heißt, dass ich nur faul rumliege. Nein Dienstag früh bin ich um 6.30h aufs Radl gestiegen und 30 km geradelt, mit kurzer Pause am See.
In solchen Phasen bin ich als totale Eigenbrötlerin höchst zufrieden (was erklärt warum ich da besonders gern ganz früh unterwegs bin), ich finde mich so wie ich bin völlig in Ordnung, ich stehe ZU MIR, bin absolut BEI MIR. Ein viel zu selten(es) erlebtes Gefühl! Wie würde ich leben, wenn ich das schon viel früher gehabt hätte? Es ist als ob mein Gehirn neu verschaltet worden wäre oder nun ein anderer Teil aktiv ist. Jedenfalls sind die ganzen Antreiber-und Täterstimmen im Urlaub und halten auf gut deutsch einfach mal die Fresse.
Das in den Tag hinein leben ist meine größte Energietankstelle! Und das völlig gratis, ohne teuren Urlaub, ohne irgendwelche sündhaft teuren Seminare/Therapien oder esoterischen Klimbim.

In solchen Phasen wär ich in einem Häuschen in der schwedischen Pampa höchst glücklich. Aber es reicht auch nur darüber zu lesen. Zum Beispiel das Buch: Ein Jahr am Meer oder mein früheres absolutes Lieblingsbuch: Unter dem Tagmond. In dem eine kautzige Eigenbrötlerin sich in einen leerstehenden Wasserturm auf Neuseeland zurückzieht, dem Whisky frönt und ihre Gitarre jedem Menschenkontakt vorzieht. Herrlich! Naja leider bleibt es nicht dabei, da ein stummer Junge und dessen Vater in ihr Leben treten (nein es wird nicht kitschig-romantisch eher ziemlich grausam und gewalttätig.

Ich hatte auch schon überlegt, ob da nun meine innere Jugendliche am Steuer hockt, weil es so eine Ähnlichkeit von pubertärer Verweigerungshaltung und teilweise Rebellion ist (wie gesagt früher mehr und heftiger!). Aber was juckts mich. Solange ich einigermaßen auf Spur bleibe, ist alles gut.
In solchen Phasen bin ich heilfroh, keine Kinder zu haben oder irgendwen pflegen zu müssen oder sonstige Verpflichtungen zu haben. Ich will einfach nicht und ich will auch nicht mehr wollen! Ich will dem Hedonismus frönen, mir die Sonne aus, wahlweise in, den Arsch scheinen lassen  und endlich mal richtig entspannen (die Ängste sind so gut wie weg oder nur untergetaucht, egal), genießen und es mir einfach gut gehen lassen.
Inzwischen weiß ich auch, dass diese Phase nur der Ausgleich von einer vorherigen Phase ist. In einer extremen, voller Druck und müssen, voller Verantwortung und kaum Selbstbestimmung, mit viel Ohnmacht und Wut und Ärger. Von daher ist das eine sehr gesunde Reaktion und es wäre jammerschade, da mit Psychopharmaka gegenzusteuern (was ich auch gar nicht im Sinne habe, ich denke nur an andere Menschen, die das vielleicht so ähnlich erleben und dann noch mehr Druck von ihrer Umwelt erleben: „Das geht doch nicht! Du kannst doch nicht, du musst doch, wenn das JEDER täte.. usw…!“
Tun was man will, sofortige Bedürfnisbefriediung, sich seinen Launen hingeben…ist das wirklich frei?
Es ist mir egal. JETZT tut es mir gut und wie gesagt: ich habe mich im Blick.

Und jetzt erstmal: Lieblingsmusik auflegen, Milchkaffe machen…und irgendwo war da noch ein Schokokeks 😉

Ganz entspannt


Das derzeitige Gefühl das in mir vorherrscht ist: Erleichterung: Nichts tun müssen, was ich nicht will, nicht irgendwohin müssen, wohin ich nicht will. Freiheit pur.


Normalerweise bin ich ziemlich zwanghaft unterwegs: MAN macht dies und jenes…ob ICH das will ist da erstmal zweit-bis drittrangig. Ich stehe da unter einem immensen Druck alles richtig machen zu müssen. IMMER! Alles! Ich stehe unter Adrenalin, bin voll im Aktionismus, ich bin hibbelig und aufgedreht und gleichzeit natürlich völlig erschöpft, weil das ein wahnsinniger Streß ist. Kann man sich vorstellen. Ich komm dagegen nicht an, ja es ist leicht zwanghaft.
Und irgendwann kippt es. Ich und müssen? Pfff am Arsch! Arbeiten? Völlig überbewertet. . Ich gehe voll in die Verweigerungshaltung. Ich will ständig Kaffe trinken (das ist in dieser Phase komischerweise IMMER so, schon interessant!) und tue es einfach. 3 Tage hintereinander Alkohol trinken? Ja von mir aus. Was ausgemachtes absagen? Jupp, ohne schlechtem Gewissen. Mein innerer Hippie blüht auf. Früher ging das ins Extrem (wie sooft bei mir) und ich wollte auch ständig barfuß laufen, nur noch vom Flohmarkt Sachen kaufen, extrem minimalistisch leben, las nur noch Thoreau und sonstiges aus dieser Aussteigerszene. Der Höhepunkt war dann als ich mich wirklich in so einer Selbstversorgerkommune im spanischen Busch wiederfand. Aber da ich den widerlichen Typen, der sich als Guru in der ach so gleichwertigen Gemeinschaft aufspielte absolut nicht leiden konnte und auch nicht das Kompostklo und die schmierige Küche auch nicht, blieb ich genau 1 Nacht! Und war seitdem geläutert.
Ich beschäftige mich immer noch gern mit diesen Themen, aber ich sehe es nun auch realistisch: Ich schätze meine eigene Wohnung und das deutsche Sozialsystem sehr und muss nicht mehr völlig gegen den Strom schwimmen, um hauptsache DAGEGEN zu sein!

Manchmal zieh ich noch meinen knallroten Dreadlock-Haargummi an mach mir mittags auf dem Balkonboden sitzend ein Radler auf, während ich „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ oder „Ich bleib so scheiße wie ich bin“ lese, um dann mal wieder auf derbstem laut aufgedrehtem Techno abzutanzen.
Das erste Mal genoß ich diese Freiheit mit Anfang 20. Ich war krankgeschrieben mit eine der ersten Depressionsphasen im Erwerbsleben (in der Jugendzeit gings los, aber da fiel es nicht so auf, weil ich mich nicht alleine versorgen musste). Ich war im Chat und lernte einen Typen kennen, wir schrieben paar Tage und dann fragte er mich, ob ich mit nach Dänemark will, er muss da geschäftlich hin. Mit dem Auto. Na klaro, ich war dabei. Während er also seinen Geschäftstermin hatte, ging ich spazieren und saß lange am Meer. Montagvormittag. Und ich war pur erleichtert! Endlich der ganze Druck weg. Die ganze Verantwortung. Einfach nur genießen.


Wer jetzt sagt: naja das würde mir schon auch gefallen, wer würde das nicht gern machen?
Ich empfehle dann das Buch: Sie haben es ja gut gemeint von Giger-Bütler. DA wird einem klar, wie sehr manche Menschen (die dann gern später depressiv werden) schon jahrelang unter diesem „funktionieren müssen“ leiden. Ich war selber geschockt, als ich das las und mich wieder erkannte: Achso, das erleben andere Menschen/Kinder nicht so? Wenn ich bedenke, dass ich ab dem Kindergartenalter spürte wie brüchig mein Umfeld war und wie sehr ich oft auf mich selber zurückgeworfen war und Verantwortung übernahm dann wundert mich gar nicht, dass ich so wurde, wie ich wurde. Eigentlich „arbeitete“ ich somit ab meinem 5. Lebensjahr. Ab da war ich sehr ernst, pflegeleicht und wusste was zu tun ist. Mit Leichtigkeit durchs Leben gehen? Fehlanzeige. MChum alle anderen kümmern, damit uns das alles nicht um die Ohren flog…

Umso froher bin ich dann um diese sehr seltenen Phasen, wo ich nicht immer korrekt sein muss, sondern auch mal gepflegt fünfe gerade sein lassen kann. Mich treiben lassen, den Kontakt zu mir selber genießen, im Flow sein, genau spüren auf was ich Lust habe, mich verwöhnen, endlich für mich da sein, total im Innen lebend, kontemplativ den Tag verstreichen lassen, mal lesend mal einen Film schauend, dösen, malen…
Heute achte ich aber drauf, dass ich nicht mehr ins Extrem rutsche: ich zahle meine Rechnungen, ich kümmere mich um einen neuen Ausweis, ich putze meine Wohnung usw.
La dolce vita! 😉

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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