Mir wird bewußt, diese meine Angst wird immer bleiben. Die Spuren im Gehirn sind schon zu tief eingefahren und die ererbte Prädisposition dazu war wahrscheinlich auch schon immer da.
Ich habe die Angst immer verdrängt. Ich habe im Sportunterricht nicht gesagt: vor dieser Übung habe ich Angst (und da waren echt krasse Sachen dabei) sondern ich konnte mich immer hinter Kopfschmerzen verstecken, die mir auch jeder abnahm, weil ich mit 5 Jahren mal einen schweren Radunfall hatte.
Ich wand mich immer aus Situationen vor denen ich angst hatte. Allerdings kam hinzu dass in unserem familiären Umfeld ein Klima der Gehässigkeiten war und wer über Gefühle sprach wurde lächerlich gemacht oder ignoriert. Aber ernsthaft damit umgehen, war nicht. Ein Kind spürt sowas früh und schnell und merkt, dass es sich mit dem Spruch „ich habe Angst“ so verletzlich macht, dass da gleich noch die Angst vor Ausgrenzung (tödlich für ein Kleinkind) obendrauf kommt und so lernt man abspalten.
Angst? Ich? Nein. Ich war teilweise ne wilde Nudel. Angst konnte ich schon immer wegdrücken, lachen und machen. Nur der Angstschweiß der war nervig, aber mit weiten Oberteilen oder sich öfters umziehen gibt es genug Handlungsstrategien.
Ich habe meine Angst nie ernst genommen! Erst als sie übergroß war und mein Leben buchstäblich lahm legte, musste ich was tun.
Jetzt ist sie wieder auf dem Level, dass ich zwar leben kann, es aber enorm anstrengend ist. Die ständigen Gedanken wie das jetzt aussieht was ich mache, ob das andere sehen und kommentieren, ob ich mich wieder blamiere, dazu der Rundumblick die Überaufmerksamkeit: ist Gefahr in der Nähe? Is der Typ da nicht viel zu nah? usw.
Von Leistung erbringen fange ich erst gar nicht an. Da ist die Gefahr am größten verurteilt und bewertet zu werden.
Es kostet sehr viel Kraft ständig diese Angst zu verstecken. Also vor mir selber. Bloß nicht irgendwas vermeiden wegen der Angst! Immer mitten durch! Zähne zusammen (mach ich inzwischen 24h jeden Tag), Arschbacken zusammen (dito), Bauch einziehen, Luft anhalten (jupp auch) und dann looooos! Da wo die Angst ist, da gehts lang?
Was aber wenn nicht? Was wenn ich endlich mal sage: oh da habe ich zuviel Angst davor, das mache ich nicht.
Das habe ich deswegen nie gemacht, weil ich nie so werden wollte wie mein Vater: 15 Jahre zuhause. Arbeitsunfähig. Nur mal ne Runde mit dem Auto, aber auf gar keinen Fall aussteigen und auch auf Termindruck (13h an der Schule uns Kinder abholen) ging sehr schwer, was zur Folge hatte, dass wir viele viele Tage blöd da standen, weil alle Busse weg und kein Vater da. Ging im Kindergarten schon los.
Ich will hinaus ins Leben in die Welt. Was erleben. Ja ich fahre alleine längs durch Deutschland an die Nordsee und mache da alleine eine Woche Urlaub. Und manchmal traue ich mich nicht bis zum Briefkasten.
Was, wenn ich öfters diese Angst ernst nehmen würde? Muss ja nicht jedes Mal sein.
Oh die Gruppe Jugendlicher da vorne ist mir nicht geheuer, gehe ich mal lieber andersrum.
Nein wenn noch jemand in der Arbeit anwesend ist, dann kann ich nicht arbeiten.
Ich schreibe lieber ne Email, weil mich telefonieren zu sehr stresst.
Führt das wirklich immer mehr in die Vermeidung und zu noch mehr Rückzug oder gewinne ich da nicht eher mehr Kraft und Selbstwertgefühl, weil ich auch auf mich höre und meine Gefühle beachte?
Angst sie begleitet mich schon so lange…
Uaaarrrh, krass!!! laluna, ich les nur deinen ersten Satz und noch gar nichts weiter und wieder passt deines genau in meine Aktualität.
„Mir wird bewußt, diese meine Angst wird immer bleiben.“
Das war bei dir vor 4 Tagen. Bei mir genau vor 5 Tagen, dass ich weinend bei einer Freundin saß und ihr genau diese Erkenntnis mitgeteilt habe. Die Angst wird bleiben.
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OHA, das is echt krass…ich habe das bei psychischen Sachen schon öfters erlebt…ob es da nicht doch eine gewisse Synchronizität gibt?!
Jedenfalls: schöne Scheiße…ich möchte mich immer auf das konzentrieren, was geht, was gut läuft. Aber wenn ich nur irgendwo Workshop lese oder wie Leute Spaß bei irgendwas haben, was bei mir nur grauen und gruseln auslöst, dann wird mir das wieder knallhart vor Augen geführt, was bei mir alles nicht geht.
Ich hab auch manchmal den Eindruck, dass körperlich behinderte sich da leichter tun, ich staune jedenfalls sehr oft, was die sich alles zutrauen und schaffen und ihr Handycap in was positives umzuwandeln…
Wenn Du magst *knuddel*
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Geht mir auch so, dass mir das öfter bei psychischen Sachen, bei bestimmten Menschen auffällt. Vermute auch jedes Mal, dass da energetisch was gleiches läuft, auch wenn die Geschichten drum herum sehr unterschiedlich sind. Trotzdem erstaunt es mich jedes Mal aufs Neue. 😀
Vergleiche kann ich nicht ziehen. Dazu kenne ich zu wenig körperlich Gehandycapte.
Weil ich auch wieder so in den Blick auf das was nicht geht gerutscht bin, hab ich mir aufgeschrieben, was ich alles schon erreicht und bewirkt habe. Auch oder gerade für andere. Das lässt sich sehen und ich freue mich darüber, dass ich doch etwas in die Gesellschaft gebe. 🙂
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Super! Das is doch schonmal ein Schritt raus aus der Hoffnungslosigkeit 😉 Liebe Grüße!
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