Wochenrückblick 21. Januar 2022

– mal wieder Zähne: tun weh, jeweils die hintersten oben. Links ist es schlimmer und da dachte ich, dass da hoffentlich nix an der Brücke ist. Aber dann wanderte es nach rechts und da wurd mir klar, ich presse zur Zeit leider wieder viel die Zähne zusammen. Also: lockern und massieren mehrmals täglich dran denken.

– froh: ich hatte ja vor Jahren das Jugendamt angeschrieben, weil ich schlimmer Zustände bei einer Bekannten sah. Also wirklich wie man es im Trash-TV sieht: extrem dreckige Wohnung und ein katastrophaler Umgang mit den Kindern. Die Frau ist nett und eigentlich nicht dumm (sie nimmt aber starke Medikamente gegen ihre Psychose und das merkt man dann schon), sie liebt auch ihre Kinder das glaub ich ihr wirklich, aber es hapert halt hin und vorne. Sie ist überfordert, der Mann ist nur selten da und so versank alles immer mehr in der Verwahrlosung. Mir taten die Kinder so leid. Eh schon verhaltensauffällig und in speziellen Betreuungseinrichtungen. Monatelang sah ich mir das an, dann konnte ich nicht anders und schrieb das Jugendamt an. Die waren dann tatsächlich gleich am nächsten Tag vor Ort.
Letztens telefonierten wir mal wieder und ich erfuhr, dass das Jugendamt über 3 Jahre fast jede Woche vorbeischaute und auch Unterstützung gab: Haushaltsführung und Kindererziehung. Klar war es manchmal nervig meinte sie, aber es war auch gut. Das hat mich sehr erleichtert und ich hoffe sie bleibt auf ihrem guten Weg, dass die Kinder nicht wieder leiden müssen.

– Beschäftigungstherapie oder: wenn dir die Realität eine runterhaut. Ich kanns ja nicht lassen: Jobanzeigen durchzuschauen. Vielleicht finde ich ja doch irgendwas nettes, kleines, passendes. Es MUSS was passieren, ich drehe sonst langsam durch…und Funfact sich stundenlang mit Suizidgedanken zu befassen wird auch irgendwann mal langweilig.
„Weißt du,“ erzähle ich einer (neuerdings runtergestuften) Bekannten: „Son kleiner Onlineshop die Hilfe brauchen, das wär was, da werkel ich allein im Lager, suche die Sachen zusammen, drucke die Rechnung/Lieferschein aus, papp es zu, fertig.“ Es ist handwerklich, ich seh das Ergebnis, braucht nicht viel Konzentration, ich bin alleine und Onlineshops sind mir schon seit über 10 Jahren sympathisch, da ich selber ein häufiger Kunde dessen bin.
Was les ich? Im Nachbarort sucht ein kleiner Onlineshop…ja genau, eine kleine Hilfe für den Versand und so. Leider stand nicht dabei wieviele Stunden und es wird um Anruf gebeten. Ich mach ja immer mehr, immer öfter lieber alles schriftlich.
Naja ich hab mir dann so die Anlernphase vorgestellt, weil das bestimmt irgendein PC-Programm ist, das ich sicher nicht kenne und vor lauter Aufregung kann ich weder klar sehen noch denken und die Chefin denkt sich nur: was für ne Eule hab ich mir da denn angelacht…oder ich hab einfach so Stress weil ich jetzt in dem Gebäude bleiben muss oderoderoder.
Naja ich suchte dann mal wieder nach paar Forenbeiträgen zu Arbeitsangst und soziale Phobie am Arbeitsplatz…und was liest man sehr oft? Wenn du da nicht dagegen angehst, wirds immer schlimmer, willst du echt mit 30 schon in Rente gehen, nur noch dahin vegetieren? Willst Du der Angst diese Macht über dein Leben geben? usw.
Ich bin viel dagegen angegangen und trotzdem mit Anfang 30 in Rente geschickt worden und ja die Angst hat die Macht über mein Leben übernommen. Komplett.
Vielleicht hab ich zuviel gemacht oder das falsche, ich weiß es nicht und ich kann auch immer noch nicht diesen Zustand akzeptieren, dass die Angststörung so chronisch wurde, dass fast nur noch dahin vegetieren geht.
Vielleicht sollte ich einfach „Berufstätigkeit“ spielen: ich bin mittags immer Köchin, wenn ich den Blog schreibe, eine Journalistin, wenn ich Sport mache, bin ich Fitnesstrainerin. So wie Kinder das auch machen. Aber scheiße ich bin 41 jahre alt!?!
Vielleicht sollte ich doch einfach mal dort anrufen, hingehen, mir das anschauen? Damit ist ja noch nix verloren oder abgemacht…

– Mittwoch: mir gehts sehr gut, ich bin locker drauf, erledige viel ohne sonderlich nervös zu sein und/oder mir allzuviele Gedanken zu machen um das was um mich herum geschieht oder wie ich jetzt aussehe wenn ich das und jenes mache (wie das halt sozoalphobischtypisch-komisches Wort- so ist). Als es dann auch noch mit einem Freund an einen See geht, zu einem langen Spaziergang in der Sonne (endlich mal wieder) plus Brotzeit und Glühwein, ist mein Glück perfekt. Mir geht es so gut wie schon lange nicht mehr. Ich fühle mich, als ob ich von einem fernen, dunklen Planeten heimkomme. Erstaunlich. Und ich genieße es in vollen Zügen.
Auf der Heimfahrt fiel mir ein, dass ich ja gestern mal wieder das weiße Pulverchen genommen habe und DAS nimmt mir die Angst ausm Kopf. Das hat noch kein Medikament geschafft (ganz selten und vielleicht eher anfangs mal Tavor, aber nicht SO) so dass ich mich einfach normal fühle. Im hier und jetzt. Nicht dieses gedrückte, grüblerische. Aber wenn ich es 2x die Woche nehme, ist beim 2.Mal die Wirkung kaum da. Schade, aber ich bin ja froh überhaupt mal was gefunden zu haben was mir irgendwie Erleichterung verschafft.
Und nur das Pülverchen nehmen und auf der Couch hocken bleiben hat auch wenig Effekt, aber die Kombi machts!
Auf der sonst strunz langweiligen Heimfahrt (weil ich die Strecke halt schon sooft gefahren bin und es nicht mehr sehen kann) ich hatte nix zu lesen dabei, fiel mir was ein: ich könnte ja nach irgendwas Ausschau halten, was ich noch nie gesehen hab und wurde sofort fündig: ein auffälliger Baum, sehr hoch mit knorriger kurzer Krone und später noch so einen alten US-Police-wagen in schwarz weiß! Ha!
Achja und weil ich grad so locker drauf war, hab ich „natürlich“ bei dem Onlinehandel angerufen. War aber nix gescheites. Aber es tat gut, dass ich es gemacht habe.

– Beschäftigungstherapie Teil 2: Mehr Hundekontakt wünsch ich mir ja schon länger, deswegen schau ich auch immer mal bei den Tierbetreuungs-Anzeigen. Wieder was gefunden was sich gut anhörte. Jedoch: Mein Körper schickte Alarmstufe rot: 4 Nächte schwitzte ich durch, von erholsamen Schlaf war da natürlich nicht mehr die Rede. Bis ich abgsate und fast sofort in einen kurzen aber sehr tiefen Schlaf fiel.
2011 als ich einen Pflegehund immer mittags hatte war ich noch voll im Funktionsmodus gepaart mit Coabhängigkeit, da ging das, es machte mir auch Spaß und damals war es auch genau das richtige, aber jetzt anscheinend nicht mehr.
Dami Charf letztens gehört. dass,  wir das was wir nicht können oft schlecht loslassen können. Der Übergewichtige kämpft oft sein ganzes Leben gegen diese Kilos und der andere der gerne eine große Familie gegründet hätte, bleibt alleine. Schon Buddha sagte Leben ist Leiden. Tja…
Erfolgreiche Menschen beschäftigen sich mit ihren Stärken und bauen diese aus, während ich ständig meine Energie verschleudere mit Dingen die ich nicht (mehr) kann.
Also möchte ich wieder mich mehr mit den Dingen beschäftigen die mir gut tun, mir Energie geben statt nehmen, vor allem aber die mich angsttechnisch nicht überfordern!
Da wären: Sport, Natur beobachten/bewußt wahrnehmen, kreatives werkeln, Literatur fast die ganze Bandbreite. Das ist doch was!
Ja bis ich es wieder vergesse und wieder was versuche, wofür ich icht geeignet bin.

– erheiternd: in einem Thread gelesen, in dem sich Sozialphobiker austauschten, musste oft schmunzeln und erkannte mich überall wieder. Auch da gab es einige Mitschreiber die sich regelmäßig total überfordern und sich dann wundern, warum sie nur kaputt in der Ecke liegen, aber auch sonst. wo sie Schwierigkeiten haben, worüber sich die meisten Menschen nicht mal Gedanken machen und welche Strategien sie anwenden undso. Fühlte mich nicht mehr so alienmäßig.

– Aussicht: ein introvertiertes Wochenende: ich hab ne Idee für ein neues Bild, Lesestoff ist genug da, schneien soll es auch viel und ich habe nix vor. Hurra

2 Kommentare zu „Wochenrückblick 21. Januar 2022“

  1. Ich finde es gut, dass du bei dem Onlineshop angerufen hast. 🙂

    Je mehr man aus Angst vermeidet, desto kleiner wird der eigene Bewegungsraum. Und der Körper bekommt so keine Chance zu lernen, dass die angstbesetzten Situationen stressig, aber eigentlich nicht so schlimm sind. Das ist so geschrieben zwar eine simple Erkenntnis, aber mir geht es jedenfalls so, dass ich mir das immer wieder in Erinnerung rufen und einfach „erleben“ muss … . Ich finde neue, unbekannte Situationen mit am schwierigsten. Wenn man noch nicht weiß, was alles konkret auf einen zukommt und ob man dem gewachsen ist.

    Natürlich sollte man sich auch nicht zu allem überwinden und (völlig) überfordern. Es ist ganz sicher auch im Vorfeld schwierig einzuschätzen, ob man sich etwas trotz aller Angst trauen sollte oder ob Vermeiden ausnahmsweise gesünder wäre.

    „Berufstätigkeit spielen“ finde ich gar keine schlechte Idee.^^ Aber mehr so im Sinne von Fake it, ´till you make it.

    Gefällt 1 Person

    1. Danke 😉 ja der Bewegungsraum wurde schon sehr klein, ist mir aufgefallen als ich merkte, dass ich mich vor allem drücke: Selbst ein neues Bild anfangen zu malen oder meine Haare nachzufärben, ich habs nun in Angriff genommen 😉 der erste Schritt ist ja der wichtigste heißt es immer ;))
      Leider checkt mein Körper das nicht, er fährt dAngstmaschinerie das nächste Mal genauso hoch. Leider. Sehr entmutigend und kräftezehrend. Deswegen hilft bei mir Konfrontationstherape null.
      Eigentlich mag ich neue Sachen und mag da sogar den leichten Nervenkitzel, aber nicht wenn es unter Beobachtung und mit Beurteilung ect ist.
      Stimmt das zu unterscheiden ist echt schwierig…habe schond as nächste Projekt vor Augen und auch da heißt es: völlig wahnsinnig in meinem Zustand oder ist das der Schritt zur Wandlung/Verbesserung/Erneuerung. Ich bin noch am rantasten und informieren 🙂

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