Einfach mal wieder austicken. Ich glaube das wäre nicht das schlechteste. Einfach ein Cut Ein RESET. Irgendwas tun was nicht so normal ist.
Klar das naheliegende ist: Boehse Okelz aufdrehen, laut mitgrölen und viel Alkohol trinken. Hmmm…ich weiß nicht. Früher war das alles mögliche: ganz früher von zuhause weglaufen oder mit dem Lehrer einen üblen Streit anfangen oder Schule schwänzen, da waren dann alle herrlich schockiert weil „man das echt nicht von mir dachte!“ Hehe, jaja ich kann auch anders…
Weiter gings mit abrasierten Haaren oder einem Tatoo oder einem Nasenpiercing nachhause kommen…so mit 15 oder 16 Jahren.
Auch ganz oben in Sachen sich wieder spüren: Schulden machen, kaufen, aber auch sich provozierend anziehen, auffallend: Zebrahose, bunte Haare, derbe Schuhe, viel Schmuck, intensive Schminke…
Und den Kick suchend: beim Bodypainting mitmachen, vor tausenden Leuten nur mit etwas Farbe: ab auf die Bühne Performance zeigen, Blitzlichtgewitter…was für ein Adrenalinrausch. Generell viel modeln, natürlich Akt, weil angezogen kann ja jeder…
Dann auch „gerne“ gemacht: viel mit Männern getroffen, später ja auch gegen Geld.
Oder mich mit der Polizei anlegen, als ich beim schwarzfahren erwischt wurde und meine Personalien nicht angeben wollte, tja da kam die Polizei. Da wurde ich noch renitenter, es tat gut, es war wie ein Rausch, die 2 Kontrolleure von der Bahn plus 2 Polizisten und ich aufm Bahnsteig. Die Blicke der anderen Fahgäste, angeekelt, glotzend, abwertend…jaaa ihr elendigen Spießer hättt ich gern geschrien, seid ihr nur brav und arbeitssam, schau nicht so blöd du Arschloch usw…am nächsten Tag saß ich geduckt und reuig auf dem Polizeirevier, schämte mich. Der Bemte war aber zum Glück sehr nett. Gab trotzdem 100,- Strafe plus noch die Strafe und Nachzahlung vom schwarzfahren.
Aber ich wurde mal wieder gesehen, wurde sichtbar, bekam Aufmerksamkeit. Ich habe früher als ich im Kindergarten gearbeitet habe, die rebellischen Kinder so gut verstanden aber helfen konnte ich ihnen auch nicht.
Immer ausbrechend, was tun was keiner von mir denkt, schockieren, rebellisch sein, der gewissenhaften, stillen, fügsamen, hübschen Mieterin, Mitarbeiterin, Freundin…
Eher harmlos, aber gut tuend: austoben auf Raves, Technopartys, die Nacht durchtanzen, ohne Drogen, wenig Alkohol, Music is the only drug. Herrlich! Kopf aus, Körper an.
Füher natürlich auch viel rauchen, das konnte ich dann lassen.
ABER: heute vormittag wahnsinniger Suchtdruck: Zigaretten! Letztens schon: eine rauchende Frau neben mir, da hätt ich der schon fast die Kippe gekaut. What? Echt? Nach 10 Jahren?!? Fuck!
Ich kann tatsächlich Leute verstehen, die losziehen, um sich mit irgendwem zu prügeln…Sich spüren, kraftvoll, Adrenalin, Dopamin, unvernünftig sein, lebendig werden.
Nicht mehr brav und nett und lieb sein. Nein scheiße nochmal, wild werden und fluchen, Regeln brechen, schreien, unbürgerlich werden, lieber aggressiv statt depressiv. Mal wieder loslassen und nicht immer SO VERNÜNFTIG sein, verdammte scheiße!!!!
Und klar wenn der Schmerz zu heftig wird und kein Ausweg in Sicht und nichts mehr hilft dann natürlich Suizidgedanken und Versuche. Ich weiß noch bei meinen 2 schlimmsten und ernsthaftesten Versuche die Ruhe danach und das innere aufgeräumt sein und die neue Hoffnung: ich krieg mein Leben wieder auf die Reihe.
In mir hat sich soviel aufgestaut, sovieles „nicht dürfen“ wegen Corona, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, ich brauch ein Ventil. Ein Ventil das mir hilft und nicht schadet. Ich hab weder Lust auf neue Schulden, noch auf Nikotinabhängigkeit, noch auf Polizei, noch sonstwas.
Ich kann Leute auch verstehen die sich ritzen. Genau an dem Punkt bin ich grad, nur das ich mich nicht ritze. Ich hab mir immer andere Selbstschädigungen ausgesucht. Aber im Moment ist der Verstand, die Kontrolle im Kopf zu groß. Selbst wenn grad die Musik laut ist, denk ich an die Nachbarn…obwohl die sich ja die letzten 10 Jahre einen Scheiß um ihren Lärm gedacht haben. Und was ich schonmal getan habe, macht selten ein zweites Mal Spaß. Das kickt nicht mehr.
Ich muss was neues finden, wo ich mal wieder gepflegt ausrasten kann.
Um danach wieder Ruhe zu haben…
Kann ich gut nachvollziehen. Einen sofortigen solchen Reset löst bei mir kaltes Wasser aus. Also jetzt zu der Jahreszeit in einen Bach oder See eintauchen wo man noch stehen kann. Wenns das Herz mitmacht auch ein möglicher Weg. So kann das Nervensystem aus der Blockade geholt werden. Habs mir noch verkniffen. Aber im.Mai geh ich wieder rein!
https://www.apotheke-leipzig.de/leben/den-vagusnerv-aktivieren-fuer-mehr-inneren-ausgleich
Den Link hatte ich nicht von dir, oder? *grübel*
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Danke, Dein Verständnis tut grad echt gut, weil ich mich schon ein bißchen geschämt habe, das so zu schreiben und veröffentlichen. Ja *lach* das könnte schon von mir sein 😉 hatte ich auch im Hinterkopf, aber festgellt, dass die Kälte noch unruhiger und aggressiver macht. Das Gegenteil war heut ganz gut: recht heiß duschen, aber auch erst nacdem ich eine Stunde bei 5Grad geradelt bin (da tat die kalte frische Luft extrem gut und der Wald natürlich auch und kaum Menschen sowiso ;)))
Ich glaub es geht derzet wieder mehr um Ausdruck der Gefühle. Wenn ich zu lange, zu angepasst und brav und unsichtbar bin, fängts zu brodeln an, bis der Deckel wegfliegt und es knallt. Ich versuche grad die Energie ins positive und e nicht selbstschädigende zu lenken…eben miviel Sport… Ausgleich ist das Zauberwort. 😉 Liebe Grüße
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Ich finde nicht, dass da was zum Schämen ist. Du bist ehrlich. Und ich glaube es geht vielen Frauen so. Weil wir darauf hin erzogen werden, uns angepasst und freundlich zu verhalten. Je älter ich werde, desto klarer scheints mir, dass ein Teil des Wahnsinns, der existenziellen Angst, die ich oft empfinde in extremen Situationen oder Momenten, einfach Energie und Gefühle sind, wo ich gewaltsam den Deckel drauf halte. Aus Gewohnheit. Der hormonelle Zyklus zeigt dann nur auf, wo die Schmerzen sind … wie ein Scheinwerfer!
Ich lese gerade „Ungezähmt“ von Glennon Doyle, ein Buch das ich sehr hilfreich finde, da geht es auch um diese innere angestaute Sprengkraft durch angestautes. Sie ist einen weiten Weg gegangen von der Bulimikerin zum Alkohol zur braven christlichen Familienmutti und Bloggerin … bevor sie sich aus dem heraus geschält hat. Das heisst nicht, dass jetzt einfach alles ‚gut‘ ist, aber sie fühlt ihre wahre Natur… und ich glaube darum gehts…
Mir kommt es sehr vertraut vor, was du schreibst. Wenn ich zu sehr in den Schubladen bin, zu sehr im Denken verhaftet, dann komm ich an den Punkt, wo es mich fast zerreisst. Ich hab nie wirklich gelernt, Gefühle zu fühlen und zuzulassen. Besser spät als nie 😉
Heisse Dusche ist doch schön! Das entkrampft auf jeden Fall… es ist eh individuell was am Besten tut. Ich sende dir eine Umarmung, die von Herzen kommt! (Wenn du magst!)
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Liebe Anne, ja das stimmt, diese „Anpassung“ bringt mich auch immer fast um. Sei brav, sei lieb, rieche immer gut, benutze keine Kraftausdrucke, sei bloß nicht aggressiv usw…Ungezähmt klingt sehr gut…hab hier glaub noch sowas wie „die wilde Frau“ als Buch, wär glaub auch mal wieder dran…
Decke drauf halten ergibt mit ziemlicher Sicherheit bei mir auch Panikattacken…
Ich bin immer wieder dran das zu lernen: Gefühle wahrzunehmen, fühlen, auszudrucken, das geht dann wieder ne zeit, dann gerät das in Vergessenheit, ich komme in alte Muster „sei lieb!“ ich implodiere, wundere micharum ichopreiv bin (kar unter-drückt) usw…
Nunja, wir sind aufm Weg 😉
Diese liebevolle, warme Umarmung nehm ich sehr gerne von Dir! 😉 Hab vielen Dank!
Ich wünsch Dir einen wunderbaren Wochenstart und sende herzlichste Grüße!!
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