Grenzgeschichten

Cohängigkeit lässt sich einfach beschreiben mit: zuwenig (oder gar keine) Distanz. Zuviel verstricken mit den Gedanken, Gefühlen, Problemen, Situationen ect. der anderen. Deswegen kann Kontakt mit anderen Menschen so sehr erschöpfen, deswegen kann ein Großstadtbummel zur Reizüberflutung führen, deswegen wird man wütend auf Freunde und Familie.

Endlich weiß ich warum ich die letzten Monate soviele Kloträume hatte. Ich wußte zwar dass die immer was mit Grenzen zu tun haben, aber ich fand und fand nicht heraus, um welche Situation es derzeit gerade geht. Nun weiß ich es, zu sehr verstrickt mit J. Prompt träumte ich heute nacht wieder: Ich durchstreifte Räume und da waren auch Sanitärräume dabei, aber ich suchte kein Wc, wunderte mich aber, dass die Badewannen so frei und ungeschützt rumstanden und ich mir dachte, dass ich da nicht baden und entspannen könne, wenn da jederzeit einer vorbeilatschen kann.

Das andere Traum war dann noch treffender: Meine Wand zum Nachbarn bestand nur aus Brettern und 2 fehlten, so dass ein Loch da war. Ich lief dem Handwerker der dafür zuständig war übern Weg und bat ihn das zu richten. Er hatte aber keine Bretter dabei und fand eine andere Lösung: er versetzte alle Bretter ein Stück so, dass nach jedem Brett ein Spalt war, also sah mein Nachbar ja noch mehr von mir! Das ging gar nicht, ich fühlte mich noch ungeschützter als mit dem einen Loch und bat ihn das zu ändern, nämlich dass eine geschlossene Bretterwand da steht (für mich einstehen, was einfordern, jeah!!) er grummelte und füllte den Zettel mit dem Auftrag aus, dann Ende.

Die Realität sah damals tatsächlich fast so aus: Als ich einzog fehlte die Trennwand der Dachterrasse zum Nachbarn. Ich konnte also nie meine Balkontür offen lassen, wenn ich z.B. im Bad war. Aber auch sonst war es unangenehm, weil er sich oft ans Geländer lehnte und so tat als ob er rausschaut, stattdessen aber so halb zu mir rüberlinste und mich schonmal rief. Wir hatten uns auch angefreundet und einiges zusammen unternommn, aber ich bat ihn dann bitte wie alle anderen Menschen, einfach zu klingeln. Er murrte und meinte, dass sei doch übern Balkon einfacher. Wir kamen dann wegen was anderem in einen leichten Streit und daraufhin, erst nach 1,5 Jahren!!!! bat ich ihn, die Trennwand wieder einzubauen, die stand nämlich bei ihm. Daraufhin bekam ich Poston seinem Rechtsanwalt (!!). Total gestört. Es vergingen nochmal 2 oder 3 Monate wo er das Teil dann mitten in der Nacht wieder einbaute. Unser Kontakt war daraufhin beendet und es  gruselt mich heut noch wenn wir uns mal übern Weg laufen

Der Kick

Wenn ich das Thema erwischt habe, um das es gerade in meinem Leben geht (vor allem eben wenn es mir schlecht geht) wird mir leichter ums Herz und manchmal gibts so ein wohliges kribbeln im Bauch. Auch wenn das Thema schmerzhaft und schwierig ist. Aber wenn ich es mal zu fassen kriege, kann ich was tun, besser als im trüben zu fischen. Orientierungslos, schwammig, unklar ist immer doof.
Heute so beim Spaziergang hatte ich noch eine Erkenntnis. Was ist denn so reizvoll an emotional unerreichbaren Menschen? Es ist der Kick, wenn sie einem mal emotionale Nähe schenken! Wie wenn man eine Diät macht, hungert und dann ein Stückchen Schokolade. Mmmhhh, woah, wow, super! Die Endorphine sprudeln, das tut gut! So ist es auch mit einem süchtigen Menschen, wenn er mal wirklich zugewandt ist oder aufmerksam oder liebevoll.
Nunja, möchte man meinen, aber warum dann nicht zu einem Menschen gehen, der das öfters macht? Das ist langweilig, kein Drama, keine Anspannung, außerdem kenne ich das nicht, da bin ich von jeher gleich mißtrauisch…und zuviel Zuwendung ist ja auch nicht gut, das bin ich ja gar nicht wert. Tja…

Schwimmender Sonntag

Nach fast 5 Monaten war ich endlich heute wieder schwimmen, nachdem ja 2G weggefallen ist. Gefreut habe ich mich nicht. Die Freude starb irgendwann in den letzten Wochen. Weil ich öfters dachte, dass ich nun endlich wieder schwimmen kann, aber erst kam ewig der Impfstoff nicht, dann wurde dies und jenes wieder verlängert und geändert. Es war einfach zermürbend. Trotzdem bin ich heute losgefahren, weil ich wußte: es tut mir trotzdem gut und die Freude kommt auch wieder irgendwann. Aber ich wurde nochmal auf die Probe gestellt: Normal brauche ich 35 Mins in dieses Hallenbad (ich wechsel gerne durch) aber nun brauchte ich 1,5 Std. meine Nerven! Erst kam gar keine Bahn, dann war Baustelle, dann 20 Minuten Takt bei der anderen Bahn, die normal alle 5-10 mins fährt, dann noch umsteigen wegen Gleisarbeiten…irre. Aber dann war es soweit: ich zog die erste Bahn und ZACK verkrampfte sich schmerzhaft mein Nackenmuskel. Menno. Es wurde aber besser und ich hatte sogar eine Bahn für mich alleine, ganze 45 Minuten lang und als so langsam die kinderreichen Familien eintrudelten ging ich wieder und genoß einen leckeren Cappichino samt netter Begegnung mit dem Inhaber des angrenzenden Cafes. Ein Gastronom durch und durch. Super!
Interessant war ein junges Pärchen im Schwimmbecken, sie standen da rum und redeten, dazwischen heftige Küsse, dann weiterreden. Ich beobachtete sie ein wenig und wenn ich vorbei schwamm lauschte ich ein wenig. Als ich sie nur sah und noch nicht hörte dachte ich so: ah er ein Südländer Typ Schönling, sie sah ich nur von hinten, er eher kühl, sie total anhänglich. Als ich vorbei schwamm meinte er grad: Ja Vergebung ist das A und O. Ach dachte ich…lass mich raten, du hast Scheiße gebaut und säuselst nun deiner Freundin wieder die Ohren voll. Ich beobachtete weiter, er sah sie nie an, sondern redete immer mit Blick an ihr vorbei.
Wahrscheinlich hat er für jeden Wochentag ne andere Freundin. Egal. Ich beschäftigte mich dann wieder mit meinen Themen und finde es weiterhin erstaunlich wie ein Alkoholiker in meiner Nähe solche Auswirkungen auf mich hat. Das ist irre. Der Wahnsinn, leider im negativen Sinne. Der Fokus wandert wieder mehr zu mir zurück. Und das tut gut

Wochenrückblick 1.April 2022

Ein wunderschönes kleines Video: https://youtu.be/WLOU9PeuKvI
Ode an das Leben

– Ich stehe nicht mehr zur Verfügung. Es tut mir weiter gut wieder in der Literatur bezgl. Coabhängigkeit und Sucht zu lesen und auch online in einem Alkoholikerforum in dem natürlich auch Angehörige sind. Ich erkenn mich wieder in sovielem…Ist ja alles nix neues für mich, aber es braucht mal wieder eine Art Auffrischung, weil ich ziemlich in alten Mustern wieder hänge…

Ja dieses emotional am langen Arm verhungern lassen oder dass man sich wie die persönliche Assistentin fühlt (weil man auf alles schaut, organisiert, macht und tut) und wenn es dem Nichttrinker mal schlecht geht, weiß der Trinker nichts damit anzufangen, bügelt ab, verharmlost, rationalisiert alles. Weiter: das Selbstmitleid des Trinkers, aber auch die körperlichen Symptome des Trinkers: das zittern der Hände, das schwitzen (gut das hab ich auch schnell wenn ich unter starkem Streß stehe und was feinmotorisches machen muss, wo mir womöglich noch jemand zuschaut), aber auch die schleichende Verwahrlosung der Körperpflege, wenige soziale Kontakte, ständigen Begründungen fürs trinken „das hab ich mir jetzt verdient“ oder „da brauch ich erstmal was kühles“ und natürlich die Fahne. Vor paar Wochen begrüßte mich J. , er umarmte mich, wir trafen uns mittags und er hatte so ne richtige heftige alte Fahne, also kein frischer Biergeruch wenn man grad getrunken hat, oder auch wenn man mehr trank wenige Stunden später, ne so richtig verfault, muffig vom Vorabend. Da wollt ich schon fast so halb erheiternd sagen: „Boah wo warst du denn? Riechst ja we ne Schnapsleiche!“ Aber als brave Coabhängige „bloß nix gefährliches ansprechen, den anderen nicht beschämen oder in die Bredouille bringen“ schwieg ich.

Ich muss mich emotional wieder mehr lösen von den ganzen Verstrickungen. Bei mir bleiben und der Satz: Ich stehe nicht mehr zur Verfügung löst bei mir ein gutes Gefühl aus. Nämlich dass ich natürlich weiter da bin, aber gesund abgegrenzt, nicht mehr für Ausbeutung und Mißbrauch verfügbar, aber mit gesunder Zuneigung und Nähe-Distanz-Regulierung natürlich mit Wärme und ja manchmal auch Liebe. Und bin vor allem AUCH für MICH da! Ich stehe fest verwurzelt, aufrecht, stark da und wer was von mir braucht kann darum bitten und fragen, aber nicht mehr einfach hergehen und mir die Blätter und Blüten abreißen (um mal bei dem Bild zu bleiben). Wenn ich mich selbst gut versorgt habe und genug Nahrung, Licht und Wärme habe, damit ich gesund bleibe, dann gebe ich auch gerne was von meinem Überschuß ab.
Es gibt dazu die passende Herzmeditation in der man mit dem Körper z.B. eine Stop-Handbewegung macht, während die andere Hand auf dem Herz liegt und das abwechselnd macht und auch nacheinander in alle vier Himmelsrichtungen, dazu eine Musik die den passenden Takt vorgibt.
2 Tage kein Kontakt zu J. und ich merke wie ich immer mehr wieder bei mir und meinen Gefühlen ankomme. Ich habe Lust meine Lampe mal in einem anderen Licht scheinen zu lassen (was sie glücklicherweise kann und ich entscheide mich für ein sattes türkis…wow wunderschön. Später sehe ich mir einen Film an und lache mehrmals laut mit. Kam auch schon länger nicht mehr vor. Ich mache mal wieder eine andere Frisur als sonst und gehe mit schicken Stiefeletten einkaufen, in denen ich mich toll, schön und erwachsen fühle, außerdem trinke ich mal wieder eien Chai Latte den ich sehr mag, aber auch schon seit Monaten nicht mehr trank!  Kleinigkeiten, die mir aber zeigen, wie erstarrt ich war. Ich blühe wieder auf…langsam, aber immerhin!
Leichte Entzugserscheinungen gibt es auch: Zeiten, in denen ich alle 10 Minuten aufs Handy schaue, ob vielleicht doch ne Nachricht kam oder ob ich jenes Foto vielleicht posten soll um vielleicht eine Antwort zu bekommen und ich erwische mich mehrmals täglich dabei, wie ich mich gedanklich schon wieder mehr mit IHM und seinem Leben beschäftige statt mit mir und meinem Leben. Alles eine Frage der Übung.

– Streßreaktion: Heute nacht wachte ich mal wieder mit einer Panikattacke nachts auf, zum zweiten Mal innerhalb einer Woche. Ich wache nur so halb auf, merke aber dass es mir sehr schlecht geht, gefühlt bekomme ich keine Luft und mein Herz schlägt zwar nicht sonderlich schnell aber sehr stark, so als müßte es sich für jeden Schlag extrem anstrengen, es tut fast schon weh, dazu fühle ich mich schummerig und schlecht, habe auch leichte Orientierungsprobleme und noch eine vage Erinnerung an einen Alptraum (finde keine Tür, bin eingesperrt, gerate in eine gefährliche Situation sowas..), und ohne richtig wach zu werden schlafe ich auch schon wieder ein. Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch das Licht anmachen, mich hinsetzen und das Fenster aufmachen, einfach um wieder richtig anzukommen, das zu verarbeiten und mich zu beruhigen, wobei ich mich gar nicht so nervös fühle, nur sehr schlecht.
In der früh war ich weiterhin zittrig und sehr angespannt, statt das auszuagieren (wieder 3 Std. hektisch laufen) habe ich Gefühle zugelassen: Niedergeschlagenheit und Trauer. Das darf jetzt sein, auch wenn ich mich gleich mit einer Freundin zum Essen treffe. Und wenn ich wenig essen mag, weil ich grad auch sehr traurig bin, dann ist das so. Nach dieser Erlaubnis dass ich so sein darf wie ich grad bin und das ja der Freundin auch sagen kann, nicht dass sie meint es liegt an ihr, verschwand die Anspannung fast sofort und ich wurde viel ruhiger.
Und ganz ehrlich bin ich mir nicht so sicher, ob die Panikattacken nicht vom Nasenspray kommen, klingt erstmal komisch, aber die letzte Attacke nachts bekam ich auch, nachdem ich abends das Spray nahm, weil ich so schlecht Luft bekam (Nase zu). Und vor einem Jahr im Hotel hatte ich das fast jede Nacht, ich dachte das lag halt an der extremen Streßsituation, aber auch da nahm ich viel Nasenspray weil da die Luftfeuchtigkeit extrem niedrig war. Werde das mal weiter beobachten. Vermutlich macht das „schlecht atmen können“ Sinn, weil ich dann weniger hyperventiliere oder so…Werde also das Spray wenn dann eher tagsüber nehmen und auch eher dann wenn ich Sport mache und die Luft brauche.

– abgemeldet: Endlich von der Erotikplattform (in der ich früher meine Kunden suchte) komplett mein Profil gelöscht. Vorher ging das irgendwie noch nicht. Bei mir, innerlich. Auch wenn ich mich schon sehr lange mit niemanden von dort mehr traf, blätterte ich oft doch noch durch die Anzeigen und mit manchen schrieb ich auch. Jetzt also ist alles weg. Denn um mich erneut dort anzumelden, müßte ich mir erst eine neue Mailadresse zulegen und das ist ein größerer Aufwand und für mich ideal um nicht aus der Laune heraus wieder rückfällig zu werden

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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