Mir hat das nie jemand gezeigt/gesagt, dass ich Macht habe, das ich eigenmächtig handeln kann. Dass es mir dann um welten besser geht! Klar in der Familie wäre das gefährlich geworden, da war extreme Unterwerfung und Anpassung gefordert. Und später habe ich mir immer ähnliche Menschen gesucht, die das auch von mir verlangten.
Später in Kliniken und Therapeuten wurde einem immer suggeriert: wenn du nur brav das Progeamm befolgst, könnte es eventuell sein, dass es dir besser geht, oder bei manchen üblen Therapeuten kam ein unterschwelliges: „nur ich kann dir helfen“, zutage, was wieder Abhängigkeit förderte.
Nur eine Klinik vermittelte Selbstverantwortung. Wir übten ganz praktische: wie sieht mein Wohlfühlplatz aus? Wieviel Abstand zu anderen brauche ich, wieviele Decken, eher dunkel oder hell usw. Diese Klinik ließ uns selbst entscheiden: Willst du Feldenkrais? Willst du die Abgrenzungsübung mitmachen? Alles war nur ein Angebot und kein Pflichtprogramm. Wir wurden ermuntert hinzufühlen: Stimmt das für mich? Will ich das? Es war ok eine Therapiestunde zu verlassen, es war ok das Haus zu verlassen (klar sollte man bescheid sagen, damit die einen nicht suchten), diese Freiheit, dieser Mut zur Selbstständigkeit, zur Eigenheit war so heilsam, so wunderbar.
In die eigene Macht und Stärke kommen tut so gut. Nicht hilflos dahocken sondern machen. Ich spüre ein Bedürfnis. Ich kümmere mich darum, dass es befriedigt wird.Allein das aktive um mich kümmern, ist heilsam, da ist es fast zweitrangig ob dann das Bedürfnis wirklich gestillt wurde.
Handlungsfähig werden. Ich war so lange erstarrt (traumabedingt). Ich hing immer noch im Trauma fest. Das passiert auch heute noch hin und wieder. Aber wenn ich jetzt mal einen schlechte Tag habe, fällt mir ein, dass es irgendwann mal wieder einen sonnigen Tag/einen schönen Ausflug/ ein tolles Erlebnis geben wird. Das SAH ich früher nicht. Hallo Tunnelblick. Ich weiß jetzt, dass ich mich nicht immer so schlimm/ängstlich/deprimiert fühlen werde.
Ich bin nicht mehr hilflos ausgeliefert. Ich kann was tun. Und DAS ist für mich Ausstieg aus dem Trauma. Nicht Heilung vom Trauma.