Mit A. aus dem Chat nun das zweite Mal getroffen. Es ist interessant, denn ich möchte alte bekannte Muster durchbrechen. Eines ist: flirten! Mir wurde klar, dass ich früher sehr oft flirtete (und mehr) weil ich dachte, dass es erwartet wurde und es dem anderen gefällt. Was ich wollte stand ja eh nie zur Debatte… Und man kann damit gut die eigenen wirklichen Gefühle wie z.B. Unsicherheit überspielen. Und es hat auch was mit „den anderen besänftigen“ zu tun. Flirten aus Angst.
Ich habe bei Männerbegegnungen selten wirklich nachgedacht: Will ich mit dem Kontakt haben? Wenn ja, welche Art von Kontakt? Was will ich ihm wann erzählen? Wie nah will ich ihn an mich ranlassen? ect. Ich habe nie/selten agiert, sondern immer re-agiert.
Das ist dieses Mal anders: Ich weiß, dass ich nicht verliebt bin. Aber ich finde ihn irgendwie gut (allein zu sehen, wie sehr er strahlt und winkt und sich freut, wenn wir uns sehen ist zu goldig, aber hat auch was sehr kindliches!), wenn auch ein wenig langweilig. Klassische Beziehung ist eh nichts für mich, auch da darauf achten ihm keine Hoffnungen zu machen.
Sätze bei denen allerdings meine innere Alarmglocke losging: „bei mir läuft die Geschirrspülmaschine meistens nur 1x die Woche, dann wenn die Biergläser leer sind.“
Und: „Jetzt hab ich dir geschrieben und war 2 Stunden sauer, weil du nicht geantwortet hast, bis ich feststellte, dass ich nicht abgeschickt habe!“ Da bekam ich große Augen. Dass ist auch das auffälligste an ihm: als wir nur im Chat schrieben, bekam ich zu 95% innerhalb von 5 Minuten eine Antwort, wenn ich mich einloggte. Angeblich hat er einen doch recht anspruchsvollen Job, wie kann man da stundenlang nebenher chatten?
Jetzt hat er meine Nummer und es ging nun einige Tage so, dass wir fast den ganzen Tag schrieben. Ich weiß, dass mir das auf Dauer zuviel ist, egal bei welchem Menschen. Da kommt wieder das Muster „Erwartungen erfüllen“. Gestern wollte ich mal alleine sein. Auch virtuell. Ich wollte in meinen Gedanken versinken und nach innen schauen und nicht nach außen. Also: ihm NICHT antworten. Da kam wieder mit aller Macht das „Erwartungen erfüllen“ zurück. Es zuppelte und ziepte in mir: „ach nur schnell zurück schreiben.“ In der früh wünschte ich ihm einen schönen Montag und dann kam von mir nix mehr. Von ihm kam am Nachmittag dann eine kurze Meldung und auch da schwieg ich. Weil ich nicht wollte.
Das hat was sehr süchtiges bei ihm, auch seine Putzaktionen kommen mir leicht übertrieben vor.
Vielleicht hat er doch mehr mit alten bekannten Täterstrukturen gemeinsam als mir lieb ist. Weil erst dachte ich noch: oh mal ein anständiger und lieber Kerl, der sein Leben im Griff hat usw. Aber dieses ständige in Kontakt-sein-wollen, nicht allein sein können (?) ist mir nicht geheuer. Ich glaube, dass er jemanden sucht, der ihn rettet, ihm ist oft langweilig, aber er macht trotzdem nichts, er arbeitet, schaut TV und hängt chattend am Handy. Fertig. Kontakte zu anderen hat er anscheinend auch nicht soviele. Ich bin nicht seine Therapeutin, nicht seine Prinzessin, nicht sein Mutterersatz. Ich muss ihn nicht retten!
Ich muss schauen, dass ich nicht coabhängig reagiere!
Dass ich auch immer so verlorene Typen anziehe…
Kommt mir vieles sehr bekannt vor.
Mir mag inzwischen zwar vieles bewußt geworden sein in Sachen Trauma, Konditionierung und re-inszenierung – aber ich bin mir ziemlich sicher, dass da trotzdem noch etliche Dinge „vollautomatisch“ ablaufen.
Das Ding mit den Männern kenn ich auch zu gut.
Selbst bei meinunserem Ehemann jetzt ist klar, dass auch ER voll ins Muster paßt.
Bezüglich seiner Erziehung z.Bsp. und diesem Mama-Ding, oder der „Lebensunfähigkeit“ und der Angstthematik.
Früher (also, als wir uns kennenlernten), da liefen unsere gegenseitigen „sich-Bedingenden“ völlig unreflektiert; man kannte das alles. Es war irgendwie gewohnt und vertraut – und zwickte zeitgleich schmerzhaft.
Der große Unterschied, den er zu anderen Männern macht ist,
dass auch er daran arbeiten will; es TUT.
Die Dinge ändern sich – auch hierin bedingen wir uns irgendwie gegenseitig.
Die Änderungen beim einen, führen oder unterstützen auch die Änderungen beim anderen – wechselseitig.
Wir können und wollen BEIDE daran arbeiten.
Ich glaube, der Punkt ist nicht, dass ein möglicher Partner (noch) Schwächen oder Eigenschaften HAT, die an die eigene Kindheit erinnern.
Womöglich liegt ja genau auch hier die Chance.
Der wirkliche Punkt ist, ob er so bleiben will
oder ob er selbst bestrebt ist, zu heilen und zu wachsen.
Und dann können diese Triggerpunkte – so schmerzhaft sie auch sein mögen – wertvolle Hinweisgeber sein, woran und wie man noch arbeiten kann.
Alles Liebe ❤
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Der Punkt ist, dass ICH aufhören will schon wieder zu psychologisiern/zu retten: der is letztes Jahr 3x in Urlaub gefahren, aber wirklich gefallen hat es ihm nich und er macht das ja auch nur um Zeit totzuschlagen, er langweilt sich, er versucht seine innere Leere mit äußeren Dingen zu füllen blabla…
0it solchen Gedanken kann ich mich den ganzen Tag beschäftigen, das is ungesund, das is viel zu sehr verstrickt und das wird gefördert, wenn wir den ganzen Tag miteinander in Kontakt sind und sei es nur chattend
Ich glaube auch, dass er mit psychischen Dingen sich kaum beschäftigt und das is auch völlig egal, ich mag wegkommen von dem: ich weiß was dem anderen fehlt, was er tun müßte, wie er warum tickt.
Ich möchte bei mir bleiben:was will ICH, welchen Kontakt will ich, will ich auch immer nur rumblödeln oder mal ernstere Themen, will ich ihn treffen, wenn ja wo, wenn nein kann ich das ungute Gefühl ihn zu enttäuschen aushalten usw…
Ja mich werden wahrscheinlich auch immer Menschen anziehen, die wie die Family funktionieren, das kennt man ja usw. nur ob ich immer gleich handeln muss is die andere Sache 🙂
Und klar, wenn man in irgendeiner Weise miteinander verbandelt ist (bei Euch ja noch mehr, da schon lange verheiratet) ist das wie ein Mobile: bewegt sich der eine, bewegt sich der andere zwangsweise auch, fragt sich nur in welche Richtung 😉
Innerlich Abgrenzung üben…puh
Liebe Grüße ;))
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