-Flow: das ich mit Druck und „müssen“ sehr schlecht klar komme, ist mir ja schon lange bekannt. Derzeit gibt es immer wieder komplett freie Tage, ohne Termin, ohne müssen. Das brauche ich wie die Luft. Letztens sehr gut im Hier und jetzt gewesen, ich war mit den Gedanken fast nur in der Gegenwart, ich fühlte was ich brauche und auf was ich Lust habe, also machte ich erstmal wieder einen langen Spaziergang mit Kopfhörer, nach einer Dusche fuhr ich spontan (noch sowas was sogut wie nie vorkommt) nach München, weil ich schon lange ein Lokal suchen wollte, in dem ich früher oft war und dann fragte eine Bekannte noch nach einem kurzen Treffen, was ich gerne bejahte. Hätte ich mir diese 3 Sachen bewußt vorgenommen, es wäre mir zuviel gewesen! Meistens geht nämlich nur eines davon und nicht alles zusammen. Mehr Planlosigkeit tut mir anscheinend ganz gut. Tief im Herzen bin ich halt doch Hippie 😉
– Cousine: Wenn man lange und regelmäßig spazieren geht, kommt das Hirn in Schwung (und natürlich der Kreislauf usw.) und ich dachte an meine Cousine und wie ich das Treffen gestalten möchte und da ploppte es so in mir auf: Wäre sie nur eine Bekannte und nicht Familie, ich hätte keinen Kontakt mehr zu ihr! Uff! Das saß erstmal. Das arbeitet immer noch in mir.
– absolutley ausgesperrt: hab ich mich zum Glück nicht! Nein, so hieß ein Vortrag in einem großen Outdoorgeschäft von einem bekannten Reisejournalisten. Dem wurde das 2.Jahr der Corona-Pandemie zu langweilig und er überlegte sich was er trotz Lockdown, Beschränkungen usw. machen könnte. Er entschied sich für eine Reise nach England, auf der er keinen Innenraum betreten wollte. Also klar draußen schlafen geht noch recht gut, aber Körperpflege oder essen (er durfte ja auch keinen Supermarkt betreten) wurde zum Teil schwierig. Der Vortrag war interessant, mit tollen Bildern, lustigen Anekdoten und Erlebnissen. Zwischendrin las er auch aus seinem Buch vor. 5 Wochen dauerte seine geplante Route und seine Selfies vor der Reise und danach sprachen Bände. Wochenlang zuhause hinterließen ein verkniffenes Gesicht, 5 Wochen draußen unterwegs, zeigten einen strahlenden Kerl.
Ich bewundere ja solche Menschen, die sich das zutrauen, aber in der Hinsicht habe ich meinen Frieden mit mir gemacht. Ich bin auch gern draußen unterwegs, mir tut die Natur sehr gut und an einem Sommermorgen allein in einem See schwimmen oder zwei Stunden durch den Wald radeln machen mich glücklicher als jedes Geld, naja fast 😉 Aber „dank“ Angststörung ist es für mich oft schon ein Abenteuer in eine fremde Gegend zu fahren um dort einen längeren Spaziergang zu machen. Ich steh halt eher auf Mikroabenteuer. Jedem nach seinen Bedürfnissen. Ich weiß, dass mich lange Flüge, Klimawechsel, eine völlig andere Kultur oder einfach jeden Tag einen anderen Schlafplatz haben heillos überfordern würden. Und so lese ich gerne darüber wie das andere machen oder schaue mir eben so einen Vortrag an.
Auch tat es mir gut mal wieder rauszukommen, was zu unternehmen (auch wenn ich teils mit extremer Anspannung zu tun hatte, weil die Stühle so eng standen und ich oft einen Fluchtimpuls in mir spürte) und erst spät abends heimzukommen. Heute morgen fühlte ich mich wieder mehr im Gleichgewicht. Und müde. Aber das ist okay. Es hat sich gelohnt!
– Grenzen: ich telefoniere mit einem Mann, wegen einem Reinigungsauftrag. Es kommt raus, dass der Arbeitsort woanders ist, als in der Anzeige angegeben. Ich stutzte und sage „Oh da fahre ich über eine Stunde!“ er: „ach meine Mutter fuhr die Strecke früher auch 2-3x die Woche, das ist machbar!“ Spätestens DA wäre ich früher eingeknickt: achso, ja dann mach ich das auch.
Heute: schau ich mir die Bahnverbindungen an und spüre meine Abneigung da hinzufahren (tatsächlich sind es einfach 1,5 Std. sofern alles gut geht, verpasse ich den Anschlußzug, kann ich nochmal 20-40 Minuten draufpacken und wenn ich dann noch den Bus verpasse, mitten auf dem Land, fährt der bestimmt auch nicht alle 10 Minuten!)
Sage mir: nur weil das andere machen, muss ich das nicht auch machen, ich habe andere Grenzen und Bedürfnisse. Und klar ist es „machbar“, das ist Bungeejumping, Schlager hören und Sushi essen auch, mag ich aber auch nicht!
Fazit: Abgesagt.
– alte Muster: hab noch so ein altes Muster entdeckt: ich war ja letztens so aggro, weil alle was von mir wollen. Aber ich war ja nur wegen einem Typen aggressiv, weil der meine Grenzen überlatschte. Und dann fühl ich mich sehr sehr wütend. Nicht schon wieder eine Grenzübertretung!! Und ich hatte früher immer nur ein Verhalten auf Lager um mich zu schützen: Rückzug. Umzug. Kontaktabbruch. Neue Umgebung. Neue Leute. Auch jetzt „erwischte“ ich mich wieder dabei, wie ich nach neuen Kontakten Ausschau hielt, oder mich eben im Hotelzimmer verstecken wollte. Das ist einfacher. Bis auch da wieder Schwierigkeiten/Konflikte/Dissonanzen auftauchen. Den Spruch: „ja aber wenn du wieder umziehst…dich selbst nimmst ja mit!“ hab ich immer lächelnd weggewischt. Du verstehst mich nicht…
Jetzt nachdem ich das mit dem Typen geklärt habe, wurde ich ruhiger. Und wieder weicher. Der Schutzwall sinkt etwas. Eigentlich will ich ja Kontakt. Diese einsame Isolation und oft Langeweile ist ja auch furchtbar. Es sind Menschen um mich herum, die Nähe wollen. Aber wenn ich mich verletzt fühle, fühlt sich Nähe bedrohlich an. Hab mir ja nicht umsonst den Stacheldraht tätowieren lassen.
Eigentlich wärs doch schön, einen Tag mit meiner Cousine und ihrer Tochter zu verbringen. Tiere schauen, spazieren, reden, lachen, gemeinsam essen.
Eigentlich ist es eine riesige Auszeichnung vom Hausmeister gefragt zu werden, ob man ihn vertritt und eigentlich ist es auch ein guter Job.
Eigentlich wär es eine Kleinigkeit der alten Dame die 2 Stunden zu helfen. Sie freut sich ja wirklich und wäre sehr sehr froh.
So hätte ich wieder eine Verbindung zum Leben, die sich sooft so bedrohlich anfühlt, aber eben auch so schön sein kann. Nährend, geborgen, gesehen und geschätzt werden (hilfe!), verbunden sein.
Trotzdem bleibt ganz viel Angst, Angst ist großer Streß, viel Streß löst bei mir Depressionen aus.
Der alten Frau wollte ich nun doch absagen. Wollte sie anrufen und musste feststellen, dass ich ihre Nummer nicht mehr habe. Klar letztes Jahr gelöscht, weil sie mich so nervte. Also ihr kurzerhand einen Brief geschrieben, den ich bei ihr direkt einwarf. Ende aus. Ohne schlechtem Gewissen. DENN, anstatt mich jetzt schäbig zu finde, finde ich es von ihr auch dreist mich jedesmal mit ihrem jammerigen Getue und Gehabe zu überreden. Seit Jahren zeige ich deutlich dass ich ihr ausm Weg gehe und nicht will! Mir wär das zu blöd. Sie kennt hier im Dorf soviele Leute, da wird es doch irgendjemand geben der ihr das macht. Nicht mehr mein Problem. Wir waren nie befreundet. Sie ist nur die Nachbarin einer früheren Arbeitsstelle. Und nur zum Verständnis: Sie ist keine hilflose Frau. Sie verlässt das Haus, sie macht ihren Haushalt, sie fährt Auto, auch in den Urlaub usw. Das wäre was anderes, wenn sie all das nicht mehr könnte und lebensnotwenige Hilfe wie einkaufen, kochen usw. bräuchte!
– überhaupt schreiben: ich hab in letzter Zeit kaum mein Tagebuch benutzt und wenn dann nur kurz. Letztes hatte ich aber so ein großes Thema innerlich zu bearbeiten, dass ich einen großen Schreibblock nahm. Und es sprudelte nur so aus mir heraus, seitdem schreib ich da nun öfters und viel. Warum? Mein aktuelles Tagebuch ist klein mit einem wunderschönen Einband, viel zu schade um es „vollzukritzeln“! Da musste ich erstmal draufkommen. Ich werde es nun natürlich noch vollschreiben und vielleicht auch mehr malen, oder mit selbst kreierten Tagessprüchen auffüllen und dann kommen wieder die dicken blanko 0815 Notizbücher her!
– Lieblingslied: da sitz ich nichtsahnen in meiner Bude, lass irgendeinen unbekannten Mix auf Youtube laufen und aufeinmal flashts mich total. Die Stimme, der Bass, das ruhige zwischendrin. Ich beende meine Tätigkeit und lausche nur noch. Höre es wieder, dieses mal lauter…wow Gänsehaut…und höre es nochmal diesmal tanze ich mit. Täglich brauche ich derzeit mehrmals das Lied: https://youtu.be/7o7zpdB7yOk
– Filme: Dieselben Filme öfter anzuschauen langweilte mich immer furchtbar. Ich nehme alles sehr genau auf und bin da oft intensiv dabei, quasi mittendrin. Und ich empfand es als Zeitverschwendung, weil „kenn ich ja schon“.
Nun ist das anders. Ich habe mehrere Lieblingsfilme und Serien, die ich inzwischen schon mehrmals mit Freude mir ansah. Und mir dazu auch erstmal die Erlaubnis geben musste.
Es kann auch entspannend sein, etwas anzuschauen was man schon kennt. Und irgendwas neues kann man trotzdem noch entdecken. Oder da man die Handlung schon kennt, kann ich mich mehr auf bestimmte Figuren konzentrieren oder mögliche Fehler suchen oder mehr tagträumen wie das wäre, wenn ich das erleben würde! Sehr spannend.
Aber auch entspannend, z.B. weil ich die Figuren mag. oder mich einfach mal ein wenig berieseln lassen möchte.
Doch noch etwas könnte eine Rolle spielen, warum ich es nicht mehr so langweilig finde Filme mehrmals zu schauen:
Ich glaube die heutigen Filme sind viel schneller als früher, mehr Bilderwechsel, viel mehr Handlung in sehr kurzer Zeit, oft mehrere Handlungsstränge gleichzeitig, ein hohes Tempo allgemein, da muss man viel mehr in kurzer Zeit verarbeiten