– Arbeit: Bisher habe ich bei der Marktforschungsfirma nie Aufträge angenommen, in denen ein Videomeeting stattfand. Mir is das nicht geheuer, ich wußte das ich mich da nich wohl fühle. Nun habe ich aber doch mal etwas angenommen, denn es war extrem gut bezahlt und es ging um meine Arbeitsmaterialien wie Reinigungsmittel und Reinigungsgeräte. Was jetzt wirklich keinen interssiert, außer einem Team die genau diesen Markt erforschen, um evl. Dinge zu verbessern (oder einfach um mehr Zeug verkaufen zu können). Mir egal, mir tat es gut, dass an meinem Job Interesse gezeigt wurde.
Ein Interview, eine Stunde lang.
Ich war extrem nervös vorher und während dessen. Weil ich nicht wußte, ob das mit der Technik klappte. Klappte natürlich erstmal nicht, weil ich nur einfache Geräte habe. Mir „gegenüber“ saßen dann zwei Männer (auch das noch,streßt gleich doppelt, obwohl die wirklich nett und sympathisch waren) mit hochprofessionellem Equipment. Und dann sieht man sich ja selber im kleinen Bild, wie einen die anderen jetzt sehen. OH NO! Schlimm, ganz schlimm. Ich habs über die Bühne gebracht, aber es beschäftige mich den ganzen restlichen Tag. Fuck Grübelei. Ich kann an diesem Interview nix mehr verbessern. Es ist vorbei! Aber eins kann ich: Es in Zukunft anders machen: Sollte ich nochmal so einen Auftrag annehmen: Kopfhörer mit Mikro benutzen (habe ich schon bestellt) und den Bildschirm anders positionieren.
Ich möchte auch sehen was gut lief: Ich loggte mich pünktlich ein, ich nahm daran teil (da gibts bestimmt einige die das vergessen oder dann doch nicht wollen und überhaupt nicht erscheinen), ich verstand alles, es ging keine Türklingel und auch sonst wurden wir nicht gestört, weder vom Papgei 😉 noch von Kind ect. Ich konnte das Gespräch sogar aufheitern und mich zwischendurch auch etwas entspannen (wieder gerade hinsetzen, Bauch locker lassen, atmen, mir Zeit zum überlegen geben). Außerdem habe ich festgestellt, dass die wenigsten Menschen solche Videochats mögen.
– Erwachsene: Immer wieder das Themmm erwachsen-sein. Es ist zwar ok Geld zu sparen, wenn ich was improvisiertes oder gebasteltes benutze, es hält mich aber oft klein.. Wenn ich mich wieder erwachsen verhalte: Bestimmte Kleidung anziehen, richtige Frisur machen und nicht schnell einen Knödel zusammenschustern ect. fühle ich mich soviel besser und dem Alltag gewappneter. Das ist immer sehr deutlich zu spüren. Und während ich kochte fiel mir ein: Aber dann ignorierst du die innere Jugendliche! Du drückst sie wieder weg, so wie sie schon immer weggedrückt wurde! Sie darf wieder nicht sein! Schmerz kam in mir auf, ich schnappte nach Luft und dann: NEIN! Ich verlasse nicht die Jugendliche sondern ich entlaste sie und ich entlasse sie aus der Verantwortung die viel zu viel für sie ist. Weil wenn die Jugendliche so präsent ist, will sie ja nicht nur Kapuzenpullis tragen, sondern auch arbeiten gehen, einkaufen (was meist in Schulden endet) und eben den ganzen Alltag managen und das ist ungut. Einmal ist es ZUVIEL und dann oft impulsiv und selbstschädigend.
– ich krieg langsam aber immer öfter so einen emotionalen Würgereiz wenn ich „Suchen Reinigungsfee“ oder „Bügelfee“ lese. Warum muss man die weibliche Mitarbeiterin immer noch so verniedlichen? Oder „Zimmermädchen“, ganz schlimm…wenn ich einen Maler bestelle schreib ich ja auch nicht: „suche Farbenzauberer“ oder bei einem Handwerker: „suche Schraubenjunge“.
– relax! Ich bin weiterhin verwundert, wie ich nun schoneit einigen Wochen „ticke“. Gelassener, teilweise fast schon stoisch. Es passieren weiterhin soviele blöde Sachen, und klar bin ich oft genervt, aber mei, es gibt schlimmeres, und die meisten Sachen lassen sich lösen, da hab ich schon ganz andere Kaliber geschafft. Ist es ein endlich gewachsenes Selbstvertrauen? Ich erlaube mir auch mehr. Ich muss nicht immer alle unangenehmen Gefühle und Zustände aushalten. Ja ich darf mich mal MAL (!) in Süchte flüchten, ich darf auch verdrängen oder mich mit Aktionismus und Arbeit ablenken. Das hab ich alles immer verteufelt weil das in unserer Family exessiv gelebt wurde/wird und mir das großen Schaden zufügte. Aber im Rahmen und solange ich wieder die Bremse finde ist das doch in Ordnung. Und es tut gut. Auch kann ich mich punktueller besser entspannen und genauso kann ich viel eher spüren: jetzt muss ich mich auspowern, jetzt brauch ich Bewegung oder nur ein wenig dehnen und strecken. Somit bin ich sehr gut in meinem Körper präsent, im Jetzt und kann wahrscheinlich deswegen so gut, erwachsen und souverän auf das Leben reagieren.
Auch mache ich mir weniger Druck: In den seltesten Fällen geht es um Leben und Tod. So hat es sich für mich aber fast immer angefühlt! Klar, wenn ich in Kindanteilen hänge, fühlt sich das Leben lebensbedrohlich an, wenn ich „verlassen werde“. Oder mich auch nur jemand schimpft oder mit mir nicht zufrieden ist. Jetzt schau ich auch mal auf meinen Vorteil und nicht immer nur darauf, dass es allen anderen passt. Ich bin auch mal arschig oder lüge. Es müssen mich nicht alle mögen oder gar lieben.
– Tafel: ich hatte die letzten Tage noch so Lust auf einen Marzipanstollen, aber wurde ja schon alles in den Geschäften weggeräumt. Außer bei der Tafel, da gabs noch welche! Sogar so kleine, die mir ja völlig reichen. Mit Marzipan! Das Glück liegt im kleinen! 😉
– gefreut: Über die Wertschätzung für meine Arbeit. Und, dass ich bei der Stromabrechnung ein 78,- Euro zurück bekomme!
– erziehe deine Zahnärztin: die neue ist wirklich nett und sehr bemüht mir die Prozedur eines Zahnarztbesuches so angenehm wie möglich zu machen. Aber ich glaube so ganz hat sie nicht kapiert, was eine Zahnarztangst ist, nämlich: weniger die Angst vor Schmerzen, die gibt es dank Betäubung ja kaum mehr, sondern eher das ausgeliefert sein ist ja das schwierige. Keine Kntrolle zu haben und nicht reden zu können. Und es ist NICHT hilfreich, über 2 Minuten ganz langsam die Betäubung zu spritzen „damit es nicht so unangenehm ist“. Ich erklärte ihr dann, dass mich das viel mehr streßt, weil ich ja in dem Moment nicht weg kann und der Gedanke, dass da grad eine Nadel in meinem Zahnfleisch steckt und ich STILL halten muss, meine Anspannung enorm erhöht. Deswegen hasse ich auch Blutabnehmen so. Sie guckte mich groß an, nickte und schrieb das in meine Patientenakte, damit sie es das nächte mal weiß. Wow. Immerhin. Auch gibt es inzwischen eine Oberflächenbetäubung, damit man den Einstich der Spritze nicht so merkt. Auch super!
Aber da merke ich nochmal was der Knackpunkt ist: ich muss mich ABSOLUT drauf verlassen können, daswenn ich das Stopzeichen gebe, sie sofort aufhört. und nicht noch ein: „habs ja gleich“ kommt. Weil WENN ich mich schon melde (was extremen Streß bedeutet, weil dann weiß ja mein Gegenüber dass das für mich eine Schwachstelle ist und könnte es zu seinem Vorteil nutzen…alles schon erlebt) bin ich ja meist schon über meiner Grenze. Auch finde ich Handzeichen als Stopsignal nicht so hilfreich, weil die das oft nicht sehen. Die Ärztin und die Arzthelferin haben ja meist ihre Konzentration oben im Mund.
Aber mir wird gerade klar, warum ich sooft lieber ausgehalten habe, als mich zu melden. (generell nicht nur beim Zahnarzt, auch bei anderen Ärzten, Jobs, Männern usw.) Aushalten/mitspielen war irgendwie einfacher, als Stop zu sagen und dann latscht der andere wieder über meine Grenze/meine Bedürfnisse. Oder fängt das diskutieren an (das hatte ich mal bei einer extrem schmerzhaften Thaimassage). Grenzen klar nach außen zeigen UND halten kostet extrem viel Kraft.
– stolz: ich habe das Weihnachtsgeld gut angelegt. In sinnvolle, schöne Sachen, die ich wirklich brauche. Und nicht wie früher für Plunder und Schrott. Aber die Hürde spüre ich immer wieder: ne sowas schönes tolles neues darfst du nicht haben! Kauf lieber billig, gebraucht und was nur so halb passt.
Ich bin es mir wert ! Mir schöne Sachen zu gönnen ist immer wieder ein Stolperstein für mich. Radfahren ist ja für mich sehr wichtig, bis ich jetz mal die Inspektion machen ließ, hab ich 3x den Termin verschoben und selbst dann bin ich mit einem großen Widerwillen da hingefahren. Im nachhinein bin ich natürlich froh das gemacht zu haben. Aber auch mir gute Fahrradkleidung zu kaufen, vergönne ich mir oft nicht. Seit ca 4 oder 5 Jahren habe ich eine lange Radhose für kältere Tage. Eine aus dem Supermarkt, glaub die kostete keine 20 Euro, hielt warm und war winddicht, aber eine Naht scheuerte immer unter der Pobacke, was natürlich irgendwann nervt und weh tut. Und außerdem sieht sie langsam fertig aus. Jetz sah ich eine neue Hose für fast 70,- Euro. Um Gotteswillen, sooviel Geld! Aber wenn die billige schon solange hielt, wird eine gute noch länger halten, was sind da 70,- für viele warme Radlrunden, in einer Hose in der ich mich nicht schämen muss. Und die gut passt!
Das Kleidungsthema ist für mich viel mit Scham behaftet. Solange immer nur das Zeug der anderen aufzutragen oder unpassende Sachen tragen zu müssen, oder die in welchen ich mich schämte, hinterließ tiefe Spuren.
Ich möchte in Zukunft beim Thema Kleidung weniger mit dem Verstand rangehen: für zuhause passts schon, zum Sport reichts ja, unterm Pulli sieht mans ja nicht usw. NEIN! Wenn es mir nicht gefällt, nicht passt oder sonstiges: dann weg! Ich will mich endlich im Großteil meiner Kleidung wertvoll und gut fühlen!
Und ich möchte wieder öfter elegantere Sachen anziehen. Darin fühl ich mich erwachsener, somit souveräner und weniger ängstlich.
Statt also das Geld für einen Urlaub zu sparen, der mir dann eh nicht gut tut, lieber in eine schöne Kleidung/Einrichtung investieren. Hui an DEN Gedanken muss ich mich erst gewöhnen.
Überhaupt, diese Kopfstimme…in der Arbeit benutzt einer der Bewohner ein tolles Waschmittel. Das riecht sehr gut. Ich würde es mir gerne kaufen. Es kostet nicht viel!!! Aber mein Kopf sagt: Du hast soviel Waschmittel im Keller (das gibt es regelmäßig bei der Tafel, aber halt nur das einfachste das kaum riecht, aber sauber macht).!! Ja und, ich schreibe es jetzt auf meinen Einkaufszettel: Waschmittel! Heißt ja nicht, dass ich es in Zukunft immer kaufen muss.
Oder das Bügelbrett, das is so winziges und windiges Ding, bei dem der neue Bezug nicht richtig passt. So ein neues Brett kostet doch auch nicht die Welt!
Und ja auch wenn der gute Erich Fromm viel Erfolg mit seinem Buch „Haben oder Sein“ hatte und da auch einiges wahres drin steht. Es macht was mit meinem Selbstwertgefühl, mit meiner Würde, wenn ich mich mit schönen Dingen umgebe die funktionieren und mir wirklich gefallen!
– Vorfreude: auf ein freies Wochenende. Es freut mich zwar, dass ich belastbarer geworden bin und wieder mehr machen kann, nur muss ich auch aufpassen, es nicht zu übertreiben. Daher werd ich mal wieder introvertieren, in meinem Kopf spazieren gehen und die letzten Tage verarbeiten oder einfach dösen und Akkus aufladen!