Eine Geschichte (der Wassertropfen)


Ich bin heute ein wenig durch München getingelt, ohne festem Ziel. Fuhr ein Stück mit der Tram, schaute mir die Theatinerkirche an, schlenderte durch den Hofgarten und dann an der Isar zurück zur Tramhaltestelle. Da der Fluß noch viel Wasser hat, rauschte und donnerte es an einer Betonstufe besonders. Ein ergreifendes Naturschauspiel. Ich sah dem lange zu, weil man die gewaltige Energie regelrecht spürte. Und da fiel mir der Satz ein: Es war einmal ein Wassertropfen…
und nun wieder zuhause vollendete ich die kleine Geschichte:

Es war einmal ein kleiner Wassertropfen. Er schwamm in der Isar, was ihm gar nicht gefiel. Da war es voll und eng und laut, alles was er nicht ertrug. Ständig wurde er angerempelt, mal schwamm er oben, mal unten nahe am Grund. Außerdem floß der Fluß so schnell, kaum hatte er sich orientiert, war auch schon wieder alles anders. Mal musste er in letzter Sekunde einem Brückenpfeiler ausweichen und dann wieder spielenden Kindern. Oder Hunden. Die waren besonders unberechenbar, weil sie oft auch Wasser tranken und das war wirklich das letzte was er erleben wollte: Den Schlund hinabsausen in einem müffelnden Magen landen, dann durch weitere Organe geschleust und zum Schluß als stinkendes Pipi enden.

Im Fluß lauerten aber auch andere Tiere: Immer wieder kam ein Fisch vorbei der ihn nur doof anglotzte. Was? Was ist los? Hab ich was falsch gemacht? Will er was von mir? Es nervt dachte er. Um seine Laune etwas zu heben, träumte er von dem großen Baum, auf dem er mal als Tautropfen saß.Das war toll! So ganz alleine, höchsten das mal eine Ameise vorbeischaute, aber die ignorierte ihn. Er konnte sich sonnen und wärmen und ausbreiten. Die Stille war herrlich und von hoch droben konnte er alles in Ruhe beobachten. Die ersten Jogger, die Hunde die ihm nicht gefährlich werden konnten, ein Vogel der neben ihm trillierte, Leute die sonst wohin hetzten. Manche sprachen in ein kleines schwarzes Brett, manche hatten Knöpfe in den Ohren und wieder andere ein Gefäß in der Hand aus dem sie hin und wieder einen Schluck nahmen.
Kompliziert muss das als Mensch sein, dachte er weiter, um was die sich immer kümmern mussten. Haare, Kleidung, Essen, andere Menschen…nein mit solch schweren Gedanken wollte er sich nicht weiter belasten.

Er träumte lieber weiter vom Baum. Am liebsten mochte er sanfte Birken, die hatten kleine süße Blätter und eine lichte Krone, so dass er viel von seiner Umgebung sah. Ganz oben in duftenden Nadelbäumen saß er auch gerne, weil es sooo gut roch, aber es war auch ein wenig heikel, weil er auf der Spitze balancieren musste und leider oft genug hinunterfiel. Lieber ein großer Laubbaum, da konnte er sich auf einem Blatt schön ausbreiten und dann wenn die Sonne warm genug war, von ihr aufsaugen lassen. Er spürte dann in sich ein sanftes kribbeln, das immer stärker wurde, bis er sich in 1000 kleine Tropfen auflöste und zu einem winzigen Dampfwölckchen wurde und in die Luft getragen wurde. Ganz toll war es, wenn dann ein leichter Windhauch kam. Hui da wurde ihm oft ein wenig schwindelig, aber es war ein schöner lustiger Schwindel.Er wurde ganz leicht und konnte loslassen. Frei fühlte er sich, er war aber auch ein wenig gespannt wo er dann landen würde. In einem Garten oder wie letztens auf diesem komischen heißen Blech das sich rasend schnell auf Rädern bewegte? Oder auf einem Dach oder…

Weiterlesen „Eine Geschichte (der Wassertropfen)“

Oh du schreckliche Weihnachten

Das war mit eines der blödesten Weihnachten die ich je hatte. Aber war ja irgendwie auch klar. Im Moment funktioniert nix, das Bett nicht, die Waschmaschine kaputt, bei der erneuten Lieferung sollte die alte „neue“ natürlich mitgenommen werden, stand aber so nicht im Auftrag, jetzt stehen hier 2 Maschinen, der Techniker (!) der nicht mal die Hausklngel findet usw….

Ich dachte ja ich fahre mal wieder weg. Und ich dachte mir. Wien soll ganz schön sein. Von München gibts ja eine recht flotte Direkverbindung mit dem Zug und ich hab mir eine schöne Ferienwohnung angesehen. Zumindest sah das auf den Fotos schön aus. In Wahrheit war die Hälfte kaputt, die Küche und das Wohnzimmer waren nicht wirklich sauber, das Bad zum Glück schon, überall hing der süßliche Duft eines billigen Raumsprays in der Luft (was mich an die Stundenhotel erinnerte und latente Übelkeit aufkommen ließ) die Matratze war stockhart und das ganze Viertel drumherum ziemlich abgeranzt. Allein das Treppenhaus sah aus, als ob da seit 20 Jahren nicht mehr gemalert wurde. Das Restaurant das ich mir aussuchte um Essen zu holen, weil ich null Bock auf Kocherei hatte, bot ein dermaßen schlechtes Essen an, wie ich es selten erlebte. Alles in allem: die pure Verwahrlosung.
Da saß ich nun, allein in der schäbigen Bude (wenigstens war sie groß) in einer fremden Stadt, an Weihnachten. Gibt es was deprimierenderes???
Dazu war ich von den letzten Wochen immer noch in einer leichten Reizüberflutung die ja durch eine neue Stadt, fremde Verkehrsmittel und einer unbekannten Wohnung nicht besser wurde.
Ich wollt nur noch heim. 4 Nächte hatte ich gebucht, nach 2 bin ich wieder heimgefahren. Urlaub abgebrochen. Auch noch nie gemacht und es fühlte sich richtig an! Die Vermieterin fragte noch nichtmal warum. Ich fand noch ein günstiges Zugticket, das alte konnte ich stornieren, mit einer kleinen Bearbeitungsgebühr, meine Sitzplatzreservierung konnte ich einfach verschieben. Beide Fahrten waren ruhig, komplikationslos und nie saß jemand neben mir, das Abteil war nie halb gefüllt. Ich genoß die Ausicht vom oberen Deck, las oder döste. 4 Stunden Zeit.

Nein, inzwischen find ich Urlaub alleine scheiße. Früher war das aufregend, mit einer Angststörung wegzufahren kostet schon Nerven. Aber schon die letzten beiden Urlaube fühlte ich mich so verloren und verlassen, das sind sehr bekannte alte Gefühle, die ich eigentlich nicht mehr fühlen wollte und so drückte ich die weg. Jetzt ging das halt nicht mehr und sie platzen pompös herein.
Von daher überlege ich mir seit gestern, wie denn mein zukünftiges Urlaubkonzept aussehen soll. Hotel geht ja höchstens 2 Nächte, weil das sozialphobisch zu anstrengend für mich ist. Es gibt einige in unserer Familie die nie in Urlaub fahren. Es steht ja auch nirgends geschrieben, dass man das tun muss 🙂
Auf jeden Fall werde ich mir da so meine Gedanken machen und vor allem: Hinfühlen, was ich wirklich will und was mir gut tut, was ich zum entspannen wirklich brauche und ob man wirklich soviel von der Welt real sehen muss oder ob es nicht reicht darüber zu lesen oder sich einen Film anzuschauen oder einfach im Kopf zu reisen.

Wie auch immer, ich bin so froh wieder zuhause zu sein und werde erstmal Schlaf nachholen

Die Arbeit und die Zukunft

Heute war ich arbeiten und es war gut. Ich merke das immer wieder, dass mir alle 14 Tage 1 Arbeitstag am besten bekommt. So habe ich es vor dieser Stelle eigentlich auch immer gemacht, aber die Dame zog dann leider weiter weg. Und dann dachte ich mir, na gut dann probiere ich es in der neuen Stelle eben wöchentlich (weil die das so wünschten).
Für mich wurde es heute nochmal so richtig klar, dass ich wohl Ende März da aufhören werde.


Der für mich ja nun 3. Lockdown hat mich sehr viel Kraft gekostet. Seit November war wieder nichts möglich. Isolationshaft quasi. Sogar noch schärfer als die ersten beiden, weil ja beim ÖPNV auch noch 3G dazu kam.
Somit war einfach mal ne Fahrt nach München, um dort zu spazieren (was mir oft schon hilft nicht zu sehr zu versinken) sehr kompliziert, weil es hier im Dorf zu wenig freie Testtermine gibt. Schon gar keine spontanen!
Aber bis Ende März müßte auch ich geimpft sein oder/und auch einiges wieder gelockert sein.
Und dann will ich viele Ausflüge machen und das wichtigste: wieder 1x die Woche schwimmen.
Mein Ideenbuch ist seit Jahren voll mit Ausflugszielen, Wandertips und sonstigen. Wann will ich das endlich mal machen? Muss ja nicht alles sein, aber doch vieles.
Zumal es ja endlich hier auch ein sehr günstiges Sozialticket für den Nahverkehr gibt: Die Monatskarte kostet mich 36,-Euro, nur Mo-Fr zwischen 6-9h darf ich nicht fahren, ansonsten immer! Die normale Montaskarte kostet über 95,-!

Diese Aussicht lässt mich heute  mal wieder Antrieb und Vorfreude fühlen, was ich echt schon lange nicht mehr hatte.
Und endlich überhaupt mal wieder eine Zukunftsaussicht zu haben, lässt den Frühling in meinem Kopf explodieren

Das kleine Glück

„Bevor Sie bei sich selbst eine schwere Depression oder Antriebsschwäche diagnostizieren, stellen Sie sicher, dass Sie nicht komplett von Arschlöchern umgeben sind.“

Die Frage ist also: Von welchen Leuten bin ich umgeben?

Müssen ja nicht mal lauter Arschlöcher sein. Womöglich sind sie nur anders. Leben nur anders. Und wollen, dass Du’s genauso machst. Wollen Dich einspannen für ihre Zwecke. Mögen die Abweichler nicht. Können nicht damit umgehen. Fühlen sich bedroht von allem, was für sie nicht normal ist. (von hier: https://mymonk.de/keine-depression/)

Ich habe mich diese Woche von zwei Männern ferngehalten, die mich gelinde gesagt etwas nervten. Meine Laune stieg deutlich, auch mein Antrieb, so dass ich gestern einen sehr langen Radausflug alleine total genossen habe. Was ja schon lange nicht mehr vorkam.

Ich besah mir einen Naturlehrpfad (leider etwas verwaist), turnte an den freistehenden Turngeräten herum (leider etwas eingerostet, ich), genoß die frische, würzige Morgenluft um 7 Uhr, beobachtete eine sich putzende Wespe, fotografierte ein Sonnenblumenfeld, kurvte kreuz und quer durch den Wald, mal langsam, mal schneller, verspeiste einen Müsliriegel und einen Apfel, grüßte Gassigeher und andere Radler, verfuhr mich einmal, sonnte mich auf einer Bank oben auf einem Hügel und fiel 3 Stunden später glückselig aber total ko ins Bett um einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu halten.

Wieder mehr bei mir angekommen. Unbezahlbar!

Da macht’s IHHAAAAAHHH

Als ich vor einigen Wochen nach „tiergestützter Theraoie“ oder sowas in der Art suchte, fand ich „Eselwandern“. Och dachte ich mir, das wär ja auch mal schön.

Ich schrieb die Dame an und so fuhren wir (A. und ich) zum schönen Ammersee.

A. kenne ich ja noch nicht so lange, aber er machte von Anfang an einen sanftmütigen, herzlichen Eindruck. Und auch da bestätigte sich dieser wieder: Er kam gleich mal mit zwei vollen Kaffetassen daher, weil wir noch eine Stunde Autofahrt vor uns hatten. Super mitgedacht! Und auch sonst merke ich, das auch er eher introvertiert ist. Ruhig, beobachtend und wenn er was sagt, merkt man: das hat er sich vorher schon 5x durchn Kopf gehen lassen. Aber auch so sind seine Überlegungen sehr tiefgründig und interessant, wo wir dann imer was zu plaudern haben. Aber wir können auch gut schweigen.

Er ist auch fürsorglich und hat schnell gemerkt, wenn ich wo nicht weiter kam, dann hat er geholfen. Auch seine Offenheit:“Warst du davor auch so nervös?“ gefällt mir.

Macht wirklich Spaß mit ihm was zu unternehmen!

Und wie wars? Schön, aber auch ganz schön anstrengend.

Zum Glück waren wir insgesamt nur 8 Leute und 4 Esel.

Ich brauche ja eigentlich immer sehr lang, um mich an eine neue Situation zu gewöhnen. Ich hätte lieber erstmal 10 Minuten am Zaun gestanden, als gleich loszulegen:

Sehr schnell rein in den sehr kleinen Offenstall mit 10 Tieren und 8 Menschen. Ohne vorher mal Besprechung was wie und so. Es waren teils sehr große Esel da, vor denen ich schlicht Angst hatte. Somit kam ich auch schnell in eine Überforderung. Dann auch gleich ran an die Tiere und bürsten. Nunja ich konnte aber gut bei mir bleiben, mir Ecken suchen und ausweichen wenn ich zwischen zwei Tieren stand. Und auch einfach mal fotografieren.

Als sie uns die Tiere vorstellte die mitgingen kamen wir auch zur Walli. Eigentlich Valentina, weil sie am 14. Februar auf die Welt kam und so sangen wir vereint noch ein nachträgliches Geburtstagsständchen. Den Punkt“ besinge einen Esel“ kann ich also von meiner To-Do-Liste abhaken.

Ich wollte unbedingt mit Walli gehen weil ich ihre ruhige Art sofort merkte. Und wir bekamen sie! Wir harmonierten super, sie wollte immer am Schluß gehen, ich auch und sie war sehr gemächlich und sanft. Auch schon 19 Jahre alt. Die anderen jungen Esel sprangen schonmal den Hang hoch oder so, das wäre mir viel zu stressig gewesen.

Denn auch so war es eine Herausforderung das Tier zu leiten und Grenzen zu setzen. Die Bestimmtheit und Konsequenz ging bei mir schnell flöten.

Und so ging es los, hinein in den Wald. Erst auf breiten Forstwegen, aber mindestens 4-5x querfeldein durch den Wald. Sehr schwieriges Gelände, wo ich so schon Schwierigkeiten habe, aber noch mit Esel an der Leine und dann extrem steile Hänge rauf und runter. Das war nicht professionell. Meine Nerven wurden arg strapaziert, als es dann auch noch durch zwei niedrige Bäche ging, von Stein zu Stein quasi hüpfen, dazu lagen durch den Sturm noch viel große Äste und Bäume im Weg ARGH.

Die Landschaft war traumhaft immer wieder mit Fernblick zu den Alpen.

Dazu herrliches Wetter mit 10 Grad und Sonnenschein.

Es war noch eine Familie mit zwei Kindern so um die 10 Jahre dabei und da hatte die Leiterin viel zu tun. Immer wieder eingreifen, erklären, korrigieren, Esel einfangen. Die Kinder hatten selbst im schwierigen Gelände immer das Seil in der Hand, die Eltern machten fast nix. Die armen Kinder, auch überfordert, wie soll man so einem großen Tier die Richtung anzeigen? Manchmal wurde die Leitung auch laut, wurde schnell hektisch und wirkte ebenfalls leicht überfordert.

Eine alleinstehende Dame die da öfters mitgeht war auch mal sichtlich genervt, weil es so arg unruhig war. Aber dann geh ich doch nicht noch extra in schwieriges Gelände. Nunja.

Irgendwann kam die Leitung zu uns und meinte, das es ihr leid täte das wir da jetzt so untergingen und sie gar nicht so für uns da sein könne. Ich fand das völlig ok, wir hatten als Schlußlicht unsere Ruhe, keiner hinter uns, wir konnten plaudern oder einfach schweigen. Nein meinte sie, sie hätte dann noch was extra für uns. Ein besonderes Geschenk. Tatsächlich schenkte sie uns eines ihrer selbstgeschriebenen Bücher. Was mir fast schon unangenehm war. Es ist ein hochwertiges Sachbuch, das sich um die partnerschaftliche Kommunikation, Haltung, aber Körpersprache auch Arbeit der Esel und tiergestützte Therapie dreht.

A. und ich wechselten uns immer ab mit der Führung. Er ist da nervenstärker und hat auch schon mehr Erfahrung mit großen Tieren. Da war ich sehr dankbar.

Alles in allem (mit kleiner Mittagspause) waren wir dann doch 5 Stunden wandern.

Zum Schluß bekam jeder noch den Eselführerschein ausgestellt und dann gab es noch ein Quiz: jeder sollte schätzen wieviel der Esel wiegt, den er als Partner dabei hatte. Und TADA ich lag mit meinen geschätzten 200kg nur um 6 kg daneben und belegte somit Platz 1. Ich hab mich total gefreut und gewann einen Plüschesel. Der nun einen Ehrenplatz bekommt und natürlich Walli heißt.

Wochenrückblick

Diese Woche stand ganz unter dem Motto: Ich muss mal raus, ich brauch mal Urlaub.

So spontan wie das klingt, war es natürlich nicht. Als neurotischer Mensch mit Angststörung muss das alles geplant sein (auch wegen günstiger Bahntickets wenn man frühzeitig bucht).

Ja und wo warst Du?

In Schwerin! Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern. Eine kleine schnuckelige Stadt. Meine ideale Größe von 90.000 Einwohnern! Ich habe mich da sehr wohl gefühlt. Das auch an der 60qm-Altbauwohnung, sehr nahe an der Innenstadt aber absolut ruhig, lag.

Na du lässt es ja krachen!

Ach so teuer war die gar nicht. Aber ich wollte unbedingt eine Badewanne haben!

Da sich der Trauma-Sturm ja ein wenig gelegt hat, hatte ich zwar teilweise Streß, aber alles in allem lief es echt gut. Im Zug und mit der Vermieterin, beim Essen und auf meine Bedürfnisse schauen (z.B. einen Nachmittag in der Wohnung verschlunzen mit baden und schlafen und lesen. Urlaub ist was mir gut tut).

Aber ich ging und fuhr auch kreuz und quer durch die Stadt. Und ich machte eine 15km lange Wanderung von Schloß zu Schloß wo mich auf Schloß Wiligrad ein entzückendes Gartencafe erwartete. Der Weg war sehr schmal, teils stark überwuchert, so dass man sich schon fragen konnte: bin ich noch richtig? Ich hatte aber nie Angst, ich wußte: das stimmt hier schon und ging frohen Mutes weiter. Wenig Menschen, ein ganzer Steg für mich und meine Pause alleine, ganz viel Wasser und Wald und Weite. Genau meins! Aber auch viel Kultur, allerlei Veranstaltungen und Märkte und Museen und Künstler. Genau meine Stadt!

Allerdings war der Anfang zäh. Als ich ankam schüttete es in Strömen, ich war allein, in der Fremde und mir war zum heulen. Ich wollte nur noch heim. Aber immerhin konnte ich die Sprache, hatte eine sehr saubere große helle Unterkunft nur für mich alleine, hätte theoretisch jederzeit wieder nach Hause fahren können. Aber ich hatte ja die Gewissheit: Sind ja nur 4 Nächte, schaus dir halt mal an. Flüchtlinge haben das nicht! Wie elend ist denen zumute? Ich konnte das sehr gut nachfühlen an diesem Abend.

Ich konnte aber wiederum auch ein wenig die Fremdenfeindlichkeit nachvollziehen (nicht gutheißen!), ich sah genau 1 halb verschleierte Frau und da stutzte selbst ich kurz, weil das dort so selten ist. Farbige Menschen sah ich gar nicht, aber ein paar Asiaten wo nicht klar war, ob das auch Touristen sind. So, man kennt den Anblick nicht, ist irritert, fremdelt, fragt was ist das für eine, was will die hier, das braune Rad ist da nicht mehr weit entfernt. Ich sah aber auch ein Graffiti an einer Hauswand: ein Gedenken für einen jungen Mann der von Neonazis getötet wurde!

Ja und das Wetter? Wurde besser: Sonnig, warm, immer mit einer frischen Brise. Die Luft war super! Klar bei soviel Seen, denn auch die Ostsee ist ja nicht mehr weit entfernt. Nachts regnete es wohl mehrmals. Geschlafen habe ich ganz hervorragend, was mich wieder auf die Frage bringt, warum das zuhause so selten ist.

Alles in allem ein wirklich gelungener Ausflug. Aber ich freute mich dann auch wieder auf mein Zuhause und auf „was zu tun“. Meine Wohnung steht noch und eingebrochen wurde auch nicht. Und heut morgen hab ich gleich mal wieder eine Radlrunde durchs Dorf gedreht. Alles gut.

Ein paar Fotos:

Die drei Musketiere

Ich war jetzt 2 Tage in Lindau am Bodensee. Alleine, ohne dort jemanden zu kennen, mit Bahn und im Hotel. Da letztens schon ein einfacher Besuch im bekannten Schwimmbad schon schwierig war, hatte ich natürlich gehadert ob das so gut wäre. Aber manchmal hilft so ein Cut. So was gänzlich anderes zu machen. Vor allem nicht in der bekannten Umgebung.

Es ging. Ich war 2 Tage viel unterwegs und die Nacht war megabeschissen, dank Papierwände des 3-Sterne-Hotels. Selbst Ohrstöpsel brachten nix.

Jedenfalls wurde mir auf dieser kleinen Reise etwas noch bewußter. Wie diese Gefühle ein Recht auf „Da sein“ haben. Der unternehmungslustige Teil wollte ganz ganz dringend mal wieder wegfahren! Was Neues erleben! Raus kommen. Der ängstliche Teil war da, hielt sich aber gut in Grenzen. Der depressive Teil schlufte ganz hinten wie ein Pubertier lustlos wie beim letzten Familienurlaub mit und gab so Kommentare wie:“ ja Sonne, und? Kunstausstellung, man du wirst so richtig altbacken, guck mal alle wirklich alle kommen als Pärchen, man das is so peinlich, müüüde müüüdee…“Diese Trantüte überdeckte das ganze schon sehr. Aber der unternehmungslustige Teil wollte das einfach machen. Punkt.

Ergo: Ich habs geschafft, mit vielen „ich muss das jetzt so und so machen, weil ich sonst zuviel Panik habe, aber das ist okay und ich schäme mich deswegen nicht, kriegt ja eh keiner mit!“

Teilweise konnte ich es auch echt genießen! z.B. Sonnenuntergang vom Zimmer aus sichtbar!

Und teilweise war mir einfach nur sauschlecht.

Der unternehmungslustige Teil ist zufrieden auch wenn er etwas mosert: mit Spaß wär das alles noch toller gewesen. Ja mei, ich kann auch nicht zaubern.

Der ängstliche Teil wurde viel kleiner (nicht nur wegen 1 Tavor am Montag und einer halben am Dienstag). Sondern einfach: hej ich hab mich getraut und ich habs geschafft!

Und der depressive Teil guckt leicht erfreut: „darf ich dann morgen im Bett liegen, oder einfach nur daheim bleiben  und keinen sehen und nix machen müssen?“

JAAA das darfst du sehr gern!

Mit dieser Sichtweise setze ich mich weniger unter Druck: das jetzt schaffen zu müssen MIT super Laune PLUS Megaerfolg! Und packe überhaupt auch wieder erst was an und versinke nicht total.

Innere Kompromisse schließen. Innere Gespräche führen. Rücksicht nehmen. Dem anderen mal was gönnen und ihm zuliebe was mitmachen, aber auch deutliche Grenzen setzen, wenn was zuviel wird. Wie in einer guten Familie. Also nicht in meiner, sonst müßte ich sowas nicht erst mühsam mit Ende 30 lernen.

Morgenimpressionen

Rehe hüpfen durchs taunasse Gras.

Der Fasan läuft in den Straßengraben.

Der Schwan putzt sich ausgiebieg, während der sich sanft vom Wasser schaukeln lässt.

Die Amsel brüllt mir ins Ohr.

Der Grünfink ist zu faul zum fliegen und hüpft hinter den sicheren Zaun.

Hummel saust haarscharf an mir vorbei.

Kleine Maus fand heut Nacht den Tod.

Die Sonne knallt mir ins Gesicht.

Ein gelbes Ungetier versperrt mir den Weg. Ach ne es ist die Postbotin.

Morgenstund hat Fahrrad unterm Arsch.

Von Fell und Schnäbel und Klauen

Umgeben von Wald und Vogelgezwitscher, hinter leichtem Dunst scheint die Sonne durch. Die Wölfe balgen sich, die Pfauen schrenen sich an und schlagen dann wieder ihre wunderschänen Räder, ganz oben in der Tanne ein Storchennest, einer fliegt los und schräg ins Gelände hinein, ein Schmetterling klaut mir die Vorfahrt und ich schleiche mich an den Luchs heran, der sich wiederum an ein Eichhörnchen anschleicht, das aber weiß, dass ein Zaun dazwischen ist und wedelt ällabätsch keck mit dem buschigen Schwanz. Dem Wolf schmeckt die gerupfte Taube nicht und weder Ponys noch Esel haben Lust auf Streicheleinheiten. Menno. Ich schaue dem Adler tief in die Augen und der Uhu erschreckt sich flatternd in die sichere Höhe. Entzückend die Kamerunschafbabys deren Nabelschnur noch bluig am Bauch hängt und mähend nach ihrer Mama schreien, die Biberrattenbabys sind genauso goldig wie die Meerschweinchenbabys und bei den Ziegen habe ich das große Glück, dass eines der Kitzlein so nah am Zaun schläft, dass ich es minutenlang streicheln kann. Derb stinkend die Wildschweine (samt Frischlinge natürlich) und lauernd die Waschbären. Die Braunbären fläzen sich faul im Gebüsch und die Elche sind noch nicht da.

Immer wieder und überall wird angemotzt, angerempelt oder laut schreiend einer verjagt: ej das ist meine Frau, mein Apfelstück, du kommst mir zu nah, du bist auf meinen Fuß getreten. Kurz und knapp, weiß jeder wo er dran ist. Keine langen Diskussionen.

Ich war im Wildpark und auf dem Nachhauseweg nahm ich noch eine Maulwurftorte mit.

Erstaunlich wie lange ich das verdrängt habe, dass ich so gerne Tiere beobachte. Ej ich bin cool und abgeklärt und so ein Streichelzoo ist nur was für Kinder. Mir egal. Ich hatte viel Spaß und hab ordentlich Kraft getankt!

Alleine verreisen

Gerade war ich 5 km spazieren, im Regen, nachdem ich 2 Nächste kaum schlafen konnte und mir einfiel: äh vielleicht hast jetzt auch mal echt genug gepennt und brauchst Bewegung? Und dem war so. Der Kopf ist wieder frei und ich hab mir so meine Gedanken gemacht:

Nachdem ich gestern meine Bahnfahrkarten kaufte (dank Gutscheinen ect. günstig und mit Sitzplatzreservierung und 1. Klasse *freu*) dachte ich ein wenig über das Reisen nach.

Früher bin ich nur mit Freund/Freundin verreist, ganz früher auch mit Familie wobei sich das arg in Grenzen hielt. Nachdem ich mich 2012 von der Familie sehr distanzierte, stand die Frage im Raum: Wie Weihnachten verbringen? Mir war schnell klar: Wegfahren! Aber allleine? Mit einer Angststörung ist der normale Alltag schon aufregend genug, erst recht wenn sowas besonderes wie eine Reise dazu kommt. Also fing ich ganz klein an: Mietete mir eine Ferienwohnung, da konnte ich mich selbst versorgen. Und es war innerhalb von Oberbayern. Nur nicht überfordern. Es war toll! Ich fühlte mich sehr stark, das ich das schaffte! Es machte Spaß! Immerhin genieße ich es sehr, wenn ich Neues sehe und erlebe. So machte ich das immer weiter, mein Radius erweiterte sich stetig aber langsam. Nicht nur zu Weihnachten war ich unterwegs. In einem Herbst traute ich mich nach Hamburg. Später auch an Ost-und Nordsee. Tolle Sache! Aber immer Selbstversorgung. Alleine ins Kino gehen, kein Problem, alleine essen gehen dagegen sehr…

Jetzt im Herbst war ich ja für 1 Nacht in Straubing, im Hotel. Und es tat soooo gut. Endlich nicht einkaufen/kochen/aufräumen müssen.

Wie soll mein zukünftiges reisen aussehen? Denn das einfach so verreisen, alleine in der Ferienwohnung wird mir langsam zu fad. Die Idee das mit Haus/Tiersitting zu verbinden bietet schonmal Abwechslung, aber bringt wieder Verantwortung und Arbeit mitsich, was dazu führt, dass ich mehr in die Coabhängigkeit wieder rutsche…

Gestern abend kam mir die Idee, dass ja meine Krankenkasse auch was anbietet: Präventionsreisen. Kurzurlaub in Hotel mit verschiedenen Anwendungen (ala Kur) mit Zuschuß bis zu 160,-Euro.  Ich schaute mir die Angebote an, da gefiel mir schon z.B. 3 Übernachtungen im Bayrischen Wald mit Therme, Massagen ect. für 219 Euro (Zuschuß schon abgezogen). Das wär doch was fürs nächste Jahr! Und das Problem mit dem Speisesaal/Restaurant? Auch da gibt es Möglichkeiten: Halbpension nehmen, mir erlauben eine ruhige Ecke zu suchen, mich mit Handy, Zeitung ect. abzulenken, 1/2 Tavor/starke Baldrian nehmen, oder wenn gar nix mehr geht, geht immer noch die Leberkässemmel vom Metzger ohne das als Vollversagen zu bewerten.

Könnte spannend und schön werden…aber auch eine Herausforderung.

PS: ich hatte auch schonmal eine Auslandsreise gebucht, aber das stornierte ich wieder, war wohl doch noch nen Schritt zuviel, da so alleine…

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

Rapunzel´s Turm

(K)PTBS für Anfänger, Fortgeschrittene und Angehörige

TRAUMALEBEN

Leben mit Entwicklungstrauma / komplexer PTBS & Traumafolgestörungen

Al-Anon Blog

Deutschsprachige Beiträge und Informationen zu Al-Anon

minchen‘s blog 

über psychisch kranke Eltern

galgenzork

chronisch

Hanni hat Heimweh

Auf der Suche nach Ruhe und Sicherheit, aber leider nur stark im Auffinden von Chaos und Gespenstern.

Sick Girl

Depression

Herzensgrenze

Überleben als Introvertierte mit dem Wrong-Planet-Syndrom

Hochsensibel und Multipassioniert

Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. Antoine de Saint-Exupéry

Eine Art Tagebuch

Amat victoria curam