Laß mich!

Alles wollen was von mir.
– Die Cousine die sich mal wieder treffen will. Ich will nicht, Familie ist eh schon immer schwierig und wenn ich grad so dünnhäutig bin wie derzeit, ist das erst recht schlecht. Außerdem nervt mich ihre „heile Welt“.

– Der Typ der ständig Kontakt will. LASS MICH!

– Die ältere Dame, das ich ihr mal wieder helfe. Man seit Jahren werd ich die nicht los, immer wieder taucht sie auf. Ich will nicht. Auch nicht nur die 1,5 Stunden um das nötigste zu machen. Sie jammert dann. Und wie die jammern kann! Heut bin ich ihr blöderweise voll in die Arme gelaufen, gestrahlt hat sie, gefreut hat sie sich: „Dich wollt ich schon anrufen, ob du mir nochmal…?!?“ Hundeblick. Ständig mich umarmt. Am Arm gestreichelt.
Kann die nicht endlich mal sterben. Was? Das hab ich grad gedacht? neinnein

-Dann kommt bald wieder der Hausmeister angeschissen, ob ich wieder 2 Wochen mich um die Blumen kümmern kann? Nein. Eigentlich nicht. Und uneigentlich erst recht nicht. Das wollte ich schon letztes Jahr eigentlich nicht. Weil es meine Ängste triggert. Auch wenn alle zufrieden waren, das will beim Hausmeister was heißen, der ist extrem penibel! Wenn ich dem nein sage, der is so furchtbar schnell gekränkt, den seh ich ja 2-3x die Woche. Eine Ausrede erfinden? Ich bin selbst nicht da? Schwierig, weil mich ja andere Leute auch sehen.
Im Grunde kann es mir soooooooo schnurz sein, was der denkt. Aber haha Sozialphobie streckt den Mittelfinger aus

Ich hasse Sozialkram. Ich will auf eine einsame Insel. SOFORT!
Ich erinnere mich an einen Sommer, ich glaub es war 2010. Ich war in so einem desaströsen Zustand, dass ich in eine Klinik fuhr. Die war aber so schrecklich, dass ich abends schon wieder zuhause war. Und ich sagte niemanden bescheid. Außer der Freundin die sich um meine Wohnung kümmern sollte und einer anderen engen Freundin. Alle ließen mich in Ruhe weil sie dachten, ich sei weg.

Himmlisch war das, himmlisch!

Alte Muster, neue Männer


Mit A. aus dem Chat nun das zweite Mal getroffen. Es ist interessant, denn ich möchte alte bekannte Muster durchbrechen. Eines ist: flirten! Mir wurde klar, dass ich früher sehr oft flirtete (und mehr) weil ich dachte, dass es erwartet wurde und es dem anderen gefällt. Was ich wollte stand ja eh nie zur Debatte… Und man kann damit gut die eigenen wirklichen Gefühle wie z.B. Unsicherheit überspielen. Und es hat auch was mit „den anderen besänftigen“ zu tun. Flirten aus Angst.
Ich habe bei Männerbegegnungen selten wirklich nachgedacht: Will ich mit dem Kontakt haben? Wenn ja, welche Art von Kontakt? Was will ich ihm wann erzählen? Wie nah will ich ihn an mich ranlassen? ect. Ich habe nie/selten agiert, sondern immer re-agiert.

Das ist dieses Mal anders: Ich weiß, dass ich nicht verliebt bin. Aber ich finde ihn irgendwie gut (allein zu sehen, wie sehr er strahlt und winkt und sich freut, wenn wir uns sehen ist zu goldig, aber hat auch was sehr kindliches!), wenn auch ein wenig langweilig. Klassische Beziehung ist eh nichts für mich, auch da darauf achten ihm keine Hoffnungen zu machen.
Sätze bei denen allerdings meine innere Alarmglocke losging: „bei mir läuft die Geschirrspülmaschine meistens nur 1x die Woche, dann wenn die Biergläser leer sind.“
Und: „Jetzt hab ich dir geschrieben und war 2 Stunden sauer, weil du nicht geantwortet hast, bis ich feststellte, dass ich nicht abgeschickt habe!“ Da bekam ich große Augen. Dass ist auch das auffälligste an ihm: als wir nur im Chat schrieben, bekam ich zu 95% innerhalb von 5 Minuten eine Antwort, wenn ich mich einloggte. Angeblich hat er einen doch recht anspruchsvollen Job, wie kann man da stundenlang nebenher chatten?

Jetzt hat er meine Nummer und es ging nun einige Tage so, dass wir fast den ganzen Tag schrieben. Ich weiß, dass mir das auf Dauer zuviel ist, egal bei welchem Menschen. Da kommt wieder das Muster „Erwartungen erfüllen“. Gestern wollte ich mal alleine sein. Auch virtuell. Ich wollte in meinen Gedanken versinken und nach innen schauen und nicht nach außen. Also: ihm NICHT antworten. Da kam wieder mit aller Macht das „Erwartungen erfüllen“ zurück. Es zuppelte und ziepte in mir: „ach nur schnell zurück schreiben.“ In der früh wünschte ich ihm einen schönen Montag und dann kam von mir nix mehr. Von ihm kam am Nachmittag dann eine kurze Meldung und auch da schwieg ich. Weil ich nicht wollte.
Das hat was sehr süchtiges bei ihm, auch seine Putzaktionen kommen mir leicht übertrieben vor.
Vielleicht hat er doch mehr mit alten bekannten Täterstrukturen gemeinsam als mir lieb ist. Weil erst dachte ich noch: oh mal ein anständiger und lieber Kerl, der sein Leben im Griff hat usw.  Aber dieses ständige in Kontakt-sein-wollen, nicht allein sein können (?) ist mir nicht geheuer. Ich glaube, dass er jemanden sucht, der ihn rettet, ihm ist oft langweilig, aber er macht trotzdem nichts, er arbeitet, schaut TV und hängt chattend am Handy. Fertig. Kontakte zu anderen hat er anscheinend auch nicht soviele. Ich bin nicht seine Therapeutin, nicht seine Prinzessin, nicht sein Mutterersatz. Ich muss ihn nicht retten!
Ich muss schauen, dass ich nicht coabhängig reagiere!

Dass ich auch immer so verlorene Typen anziehe…

Ich und die Menschen

Ich weiß nicht ob das noch was wird. Mit den Menschen und mir. Wie gehen andere Menschen mit diesen alltäglichen Verletzungen, Ignoranz, Belästigungen, Grausamkeiten, Gemeinheiten, Ärger, Mißbrauch um? Ich pack das immer weniger. Und ja meine Schublade mit all diesen Sachen ist auch mehr als voll, seit Jahrzehnten schon. Und ja aufgrund dessen bin ich besonders sensibel in Sachen Kränkungen und Verletzlichkeit. Das weiß ich schon. Aber wissen und fühlen sind halt auch zwei paar Stiefel.


Neuestes Ding: Nachbarin. Ich halt ja schon Abstand zu ihr weil mich ihr immer gleiches Gejammer und Gemecker einfach nur nervt. Das ertrag ich mal in nem kurzen Plausch im Treppenhaus, aber nicht an einem ganzen Abend. Auch sonst haben wir nichts gemeinsam. Ihr sind Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten ganz wichtig und sonst nix. Ich gehe gerne ins Arthouse-Kino, lese gern wissenschaftliches Zeug, die ZEIT, Bücher über Philosophie, Soziologie und Psychologie und alles was mich sonst noch so interessiert, überhaupt benutze ich gern mein Gehirn. Ich bastel, male und stricke, mache Sport und Ausflüge….usw.
Wir hatten nun schon länger keinen Kontakt mehr. Nun kam von ihr ne Nachricht…blaundblupp. Ok, ich schrieb zurück. Später sah ich, dass ihre Tochter in Urlaub fuhr. Ach daher weht der Wind. Sie ist alleine, da wird ihr schnell langweilig (sie BRAUCHT andere Menschen), da lädt sie mich aufn Wein ein, damit sie jemanden hat. Kein Ding, jeder hockt mal gelangweilt rum und fragt sich wen man anrufen kann, zum plaudern. Aber bei ihr ist das immer so. Sie benutzt NUR. Keinerlei Interesse am anderen. Ich bin mir sicher, dass sie mich auch eher verachtet und bei anderen über mich lästert, weil ich schonmal schlunzig rumlaufe oder es Tage gibt an denen ich viel schlafe oder Geschirr in der Küche steht. Sie dagegen geht aufgebrezelt bis ultimo zum putzen (in ein leeres Büro!) und jeder Wassertropfen muss sofort weggeputzt werden und jeden Tag gesaugt. Das ist mir auch egal, soll sie machen, es geht mir nur drum: was haben wir gemeinsam und was bringt mir der Kontakt? NIX. Genau. Die Vorstellung, dass ich mich selbst bei mir zum Wein einlade, gemütlich alleine in meiner Wohnung, mit meiner Musik, ohne ihr Geschnatter, lässt mich tief aufatmen. Die Sache ist klar 🙂


PS: im übrigen ist ihre Schwester, mit der sie sehr engen Kontakt hat (tägl. mehrmals telefonieren, dazwischen noch Nachrichten oder Treffen usw.) schwer depressiv.  Da ich solche Energieräuber nur zu gut kenne und ja vor kurzem wieder gemerkt habe, was das mit MIR macht, wäre es echt interessant, wie es ihr gehen würde, wenn sie mal 2 Wochen keinerlei Kontakt zu ihrer Schwester hätte

Sonntagstipps

– Trainiere nicht nur Deine Bauchmuskeln, sondern erst recht dein Bauchgefühl! Viele Gewaltopfer erzählen, dass sie zuvor schon ein komisches Gefühl hatten. Lieber einmal zuoft weggehen, was abbrechen ect. wenn die innere Sirene angeht, stimmt dieses Gefühl meistens!

– „Bevor du dir selbst eine Depression diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht von Arschlöchern umgeben bist.“ Es ist mir scheißegal wer das angelich gesagt hat. Der Satz ist SOOO wahr. 3 Wochen keinen Kontakt zu J.: ich blüh auf, fühle mich leicht und gut gelaunt, mache wieder Dinge die mir Spaß machen, spüre mich selbst wieder. Dann wieder nur kurzen Onine-Kontakt, mit Planung eines Ausfluges: Schwupp, meine Laune sinkt in den Keller, ich habe wieder mehr Angst, ich fühle mich schlecht und abgetrennt von mir und meinen Gefühlen un Bedürfnissen. Wieder kein Kontakt: es geht mir blendend!
Alles klar. Ein Energieräuber wie er im Buche steht. Verständlich warum da kein Antidepressiva hilft und Therapieplanung ist auch wieder gestrichen, ich brauche sie schlicht nicht mehr.
Ich habe das schonmal so krass gespürt, nämlich als ich den letzten Kontakt (nämlich den zu meinem Vater)zu meiner Ursprungsfamilie kappte. Zu meiner Mutter und Schwester hatte ich schon länger keinen Kont mehr und von meinem Vater distanzierte ich mich auch mehr und mehr, bis hin zu Telefonnummer- und Emailänderung. Und dann: Ein so intensives aufatmen, dass ich fast problemlos das rauchen aufhören konnte! Lebenslust und Energie durchströmten mich und ich hatte endlich die Kraft meine Lebensprojekte umzusetzen, mich auf mich zu konzentrieren und man weiß ja: Energie folgt der Aufmerksamkeit!
Also: checke regelmäßig die Menschen in deinem Umfeld.

-Wenn du gut mit dir selbst in Kontakt bist, wirst du dich (fast) nie mehr einsam fühlen! Es ist eine der besten Investitionen in dein Leben, dich um diesen Kontakt sehr gut zu kümmern. Dann gelingen meistens auch die anderen Kontakte besser.

– Wenn du merkst dass ein Mensch in deiner nahen Umgebung Alkohol, Medikamente, Drogen ect. mißbraucht, mißbraucht er sehr wahrscheinlich auch Menschen (egal in welcher Hinsicht: finanziell, emotional, sexuell…) also lauf! Da das oft nicht geht, pass sehr gut auf dich auf, halte größtmöglichen abstand zu dieserPerson. Sie hinterlassen meistens nur verbrannte Erde und ihr ganzes Umfeld ist verletzt, wie nach einem Granateneinschlag. Die Splitter streuen weit!

Und zur Stärkung nun noch zwei Affirmationen:
Unumkehrbar stehe ich fest dazu, das ich mein eigenes Ding machen darf!
Mit aller Kraft wird es mir klar wie Kloßbrühe, dass NEIN! ein vollständiger Satz ist.

In diesem Sinne: Euch allen einen kraftvollen, lebendigen, lustvollen, liebevollen und fürsorglichen Sonntag 🙂

Grenzgeschichten

Cohängigkeit lässt sich einfach beschreiben mit: zuwenig (oder gar keine) Distanz. Zuviel verstricken mit den Gedanken, Gefühlen, Problemen, Situationen ect. der anderen. Deswegen kann Kontakt mit anderen Menschen so sehr erschöpfen, deswegen kann ein Großstadtbummel zur Reizüberflutung führen, deswegen wird man wütend auf Freunde und Familie.

Endlich weiß ich warum ich die letzten Monate soviele Kloträume hatte. Ich wußte zwar dass die immer was mit Grenzen zu tun haben, aber ich fand und fand nicht heraus, um welche Situation es derzeit gerade geht. Nun weiß ich es, zu sehr verstrickt mit J. Prompt träumte ich heute nacht wieder: Ich durchstreifte Räume und da waren auch Sanitärräume dabei, aber ich suchte kein Wc, wunderte mich aber, dass die Badewannen so frei und ungeschützt rumstanden und ich mir dachte, dass ich da nicht baden und entspannen könne, wenn da jederzeit einer vorbeilatschen kann.

Das andere Traum war dann noch treffender: Meine Wand zum Nachbarn bestand nur aus Brettern und 2 fehlten, so dass ein Loch da war. Ich lief dem Handwerker der dafür zuständig war übern Weg und bat ihn das zu richten. Er hatte aber keine Bretter dabei und fand eine andere Lösung: er versetzte alle Bretter ein Stück so, dass nach jedem Brett ein Spalt war, also sah mein Nachbar ja noch mehr von mir! Das ging gar nicht, ich fühlte mich noch ungeschützter als mit dem einen Loch und bat ihn das zu ändern, nämlich dass eine geschlossene Bretterwand da steht (für mich einstehen, was einfordern, jeah!!) er grummelte und füllte den Zettel mit dem Auftrag aus, dann Ende.

Die Realität sah damals tatsächlich fast so aus: Als ich einzog fehlte die Trennwand der Dachterrasse zum Nachbarn. Ich konnte also nie meine Balkontür offen lassen, wenn ich z.B. im Bad war. Aber auch sonst war es unangenehm, weil er sich oft ans Geländer lehnte und so tat als ob er rausschaut, stattdessen aber so halb zu mir rüberlinste und mich schonmal rief. Wir hatten uns auch angefreundet und einiges zusammen unternommn, aber ich bat ihn dann bitte wie alle anderen Menschen, einfach zu klingeln. Er murrte und meinte, dass sei doch übern Balkon einfacher. Wir kamen dann wegen was anderem in einen leichten Streit und daraufhin, erst nach 1,5 Jahren!!!! bat ich ihn, die Trennwand wieder einzubauen, die stand nämlich bei ihm. Daraufhin bekam ich Poston seinem Rechtsanwalt (!!). Total gestört. Es vergingen nochmal 2 oder 3 Monate wo er das Teil dann mitten in der Nacht wieder einbaute. Unser Kontakt war daraufhin beendet und es  gruselt mich heut noch wenn wir uns mal übern Weg laufen

Rückfall: destruktives Verhalten

Ich bin sehr erschrocken darüber, was gestern passiert ist. Vor allem was massive Grenzverletzungen (die ich mir selber antat!) für Auswirkungen haben. Dieses innere zittern und beben, die exreme Anspannung. Erstarrter Fluchtreflex und gleichzeitig irgendwie im Überlebensmechanismus.
Normalerweise agiere ich in solch einem Zustand wie aufgedreht: ich schaue nur noch Filme (am besten welche die mich zusätzlich triggern), werde hibbelig, kaufe viel oder suche ewig im Netz nach dem richtigen (meist was ich eh nicht brauche) ich flitze von einem Eck ins andere.
Heute habe ich das nur ein bisschen. Eher sitze ich verdattert da und staune: so schlimm ist Grenzverletzung. Sooft habe ich mir das früher auch angetan (Übergriffe gab es natürlich en mass auch durch andere Menschen), aber es ist fast nochmal schlimmer, wenn man es sich selbst antut, auch wenn mir der Wirkmechanismus der Erstarrung klar ist und auch dass es ein gelerntes Verhalten ist, das mich früher schützte. Ich war die ruhige brave, damit nicht noch mehr Streß entsteht im Familiensystem. Von daher merke: ruhige Kinder sind nicht immer toll oder nur gut erzogen, nein manchmal ist es ein Totstellreflex oder die pure Resignation: wenn eh niemand kommt, wenn ich schreie, lass ich es halt.


Sooft bin ich über mich selbst gelatscht UND über die Nachwirkungen. Anstatt hinzuschauen, warum kann ich grad kaum atmen, verkrampft der ganze Bauch, warum hüpfe ich von einer Internetseite zur Nächsten usw. nach der Grenzverletzung ist vor der Abspaltung.


Was aber ist passiert?
Seit 2,5 Jahren kenne ich einen Mann mit dem ich gerne Körperlichkeit leben kann. Das ist für mich schon wie ein 5er im Lotto. Weil ich mich damit eben sehr schwer tue oder schlicht keine Körpernähe mag. Ihn aber fasse ich liebend gerne an, die Chemie passt einfach und ich bin gerne in seiner Nähe.
Nun haben wir uns über 6 Monate nicht mehr gesehen und dann brauche ich in der Regel erst wieder eine Zeit zum auftauen, zum warm werden. Meist brauch ich erst wieder ein Date nur mit Kaffe trinken und/oder spazieren gehen, bevor ich es genießen kann, wenn wir uns näher kommen.
Das gute bei ihm ist: er macht keinerlei Druck: ob wir uns nur zum Kaffe trinken treffen oder wild über uns herfallen: alles ist ok. Auch wenn ich mich leicht wegdrehe, weil ich noch nicht intim angefasst werden will, registriert er sofort und hält sich zurück.
Aber mein „vorauseilender Gehorsam“ wurde mir früher so perfekt eingedrückt, dass ich mein innerliches Stop gestern komplett überging, nur weil ER ins Schlafzimmer ging. Und nein er wendet keinerlei Psychospielchen an, die erkenne ich. Ich ging nicht bis zum Äußersten (immerhin) aber trotzdem war es mir viel zu schnell, viel zu nah. Mein Automatismus sprang an und ich tat wo ich dachte, das will er jetzt.
ER, nicht ICH.


Ich hätte ja auch in der Schlafzimmertür stehen bleiben können und sagen: „Äh du… das geht mir grad zu schnell, bleiben wir auf der Couch?“
Die Angst vor seiner Reaktion wenn ich Widerstand leiste ist immens. Nicht persönlich von seiner Reaktion direkt  (wie gesagt er macht keinen Druck), aber es gab genug Männer in meinem Leben, die mich dann mit Nichtbeachtung bestraften und das wohlgemerkt in einer Situation in der sie mich vorher von allen Kontakten isolierten, so dass ich von diesem Mann der mich nun nicht mal mehr anschaute, abhängig war. Absolut desatrös für das Seelenheil, vor allem weil auch mein Vater das machte und ich noch sehr jung war. Natürlich versuchte ich daher, dass das nie mehr passierte. Also tat ich alles was er wollte (ja wir fahren jeden Sonntag zu deiner Oma, ja ich besuche dich,  ja ich rauche mit, obwohl ich es hasste im Schlafzimmer zu rauchen,  ja ich hol Dich vom Bahnhof ab, ja ich liebe dich auch *kotzwürg…usw).
Wahnsinn.


Bei mir sein und zu spüren was ich grad will und was nicht ist das eine, dass in vielen kleinen Schritten gelernt werden muss (vor allem bei Menschen die von nahen Bezugspersonen über einen längeren Zeitraum mißbraucht wurden, in deren Psyche so herumgefuhrwerkt wurde, dass sie da oft nur noch einen Scherbenhaufen haben!)
UND dass dann auch noch nach außen zu kommunizieren, wäre dann quasi die Goldmedaille bei Olympia.
Es tut mir leid, dass ich gestern so mit mir umgegangen bin. Ich war den Abend in einem tranceähnlichen Zustand und fiel um kurz nach 20 Uhr total kaputt ins Bett.
Ich vergebe mir und versuche den Schaden zu heilen und fürsorglich mit mir umzugehen

Die Sache mit der Normalität

Wer will schon durchschnittlich sein? Wer will nicht was besonderes sein?
https://www.psymag.de/9609/auf-dem-weg-zur-ich-staerke-ich-schwaeche-2/
Ich fand gestern diesen interessanten Artikel, der mich sehr nachdenklich machte und in dem ich mich wieder erkannte.
Er spricht Tacheles und wirft nicht mit Wattebällchen, das finde ich gut, auch wenn die Selbsterkenntnis gerade nicht schön ist und auch etwas ziept, aber manchmal muss das eben sein.
Angestochen hat mich der Punkt NORMALITÄT, dass ich-schwache Menschen sich einerseits danach sehnen, andererseits diese scheuen, weil „das machen ja die meisten Menschen schon und ich will was besonderes sein“. Ja das klingt nach Narzissmus und hat durchaus etwas damit zu tun.
Man hat das Gefühl, wenn man nicht als bonders heraussticht, geht man erst recht unter in der Masse, doch oft ist das Gegenteil derFall.
Wo sich kein stabiles Selbst bilden konnte, macht sich das Ego breit. Mit diesem Thema beschäftige ich mich schon seit einigen Wochen.
Den Mangel an Aufmerksamkeit durch andere Menschen versucht man dadurch zu kompensieren (auch keine Neuheit) indem man auffällt und zumindest oberflächliche Aufmerksamkeit bekommt.
Ich weiß noch, es war in der 5.Klasse und meine Eltern lebten im Trennungsjahr. Es ging mir hundsdreckig, ich hätte die Klasse fast wiederholen müssen und da war U. eine neue Mitschülerin (die Klasse wurde neu zusammengewürfelt) und eine hervorragende Zuhörerin. Ihr klagte ich immer mein Leid. Sie nahm mich ernst, fühlte mit, das tat so gut. Überhaupt war die Scheidung meiner Eltern was besonderes, denn vor 30 Jahren, in einem kleinen hochkatholischen Dorf, war das noch etwas neues. Keiner machte sowas. Scheidung, so war man damals der Meinung, sei genauso schlimm für Kinder wie wenn sie verprügelt und in der Wüste ausgesetzt wurden. Ich war was besonderes. Ich hatte Aufmerksamkeit. Da spürte ich das erste Mal den „Kick“ daran.
Das normale, verlässliche mied ich. Ich hatte nicht die ersten intimen Kontakte mit gleichaltrigen, sondern mit älteren Männern die ich über Kontaktanzeigen traf. Die folgenden Beziehungen waren auch immer stressig und mißbräuchlich. Ein verlässlicher liebevoller Mann? Nein danke, zu langweilig. Später zog oft um, hatte dauernd verschiedene Jobs und einen auffallenden  Kleidungsstil, provozierende Tatoos und Piercing samt bunten Haaren durften nicht fehlen, das bei einer Größe von 183cm verfehlte selten seine Wirkung, zudem ich schon als Kind hörte, wie hübsch ich doch sei, mit diesen eisblauen Augen…
Auch die Jobs waren selten normal, es waren immer die krassesten, anstrengsten, schwierigsten oder das wa „man nicht macht“ wie Aktmodel oder später im Erotikbereich.

Ja oft verachtete ich offen was „alle machten“: Faschingsumzug mitmachen, zum Trachtenverein und/oder Schützenverein gehen, den Sommer toll finden, Weihnachten bei der Familie feiern, Haus bauen, jahrelang im selben Job sein..sowas eben.
Ich habe mich allem verweigert, fühlte mich den Hippies nahe, interessierte mich für barfuß Leben, las bei den glücklichen Arbeitslosen und das Recht auf Faulheit. Schon immer hingezogen zu den schrägen Vögeln, zu den Süchtigen und Heimatlosen.
Es gab Zeiten da fühlte ich den Kick „wie krank ich sein muss, um mit 32 Jahren in Rente gehen zu müssen!“
Wieder was besonderes…was anderes. Seht her, wie traumatisiert ich bin.

Wenn man kein Selbst hat, fühlt man sich ausgeliefert, hilflos. Wenn ich in mir keine Heimat finde, fühle ich mich ständig angegriffen und bin äußerst mitßtrauisch anderen gegenüber und unterstelle ihnen, dass sie mir nur böses wollen, auch diesen Zusammenhang kann man gut in dem Artikel nachlesen.
Auch dass sie Dinge, die sie nicht schaffen dessen Stellenwert überhöhen, das wäre bei mir Thema Arbeit. Es gibt ja noch andere Bereiche im Leben, aber dass ich nicht arbeiten kann, aber einerseits irgendwie doch will, was zur Folge hat, dass ich es immer wieder versuche und dann wieder aufgebe, nagt ebenso am Selbstwert.
Der eh schon kaum vorhanden ist und um das zu vertuschen komme ich arrogant rüber.

Mit eine Rolle spielt sicher auch, dass ich an den hohen Adrenalinspiegel gewöhnt bin. Ich brauche hohe, starke Reize. Zuause gab es wenig Normalität, noch weniger Geborgenheit, Sicherheit und Hilfe. Ich war sehr auf mich alleine gestellt und immer sehr angespannt, alles war brüchig.

Das heißt jetzt nicht, dass ab sofort alles easy ist, ich heiraten, in einen Yogakurs gehen und mehr arbeiten werde. Die Schwierigkeiten sind ja durchaus da, aber ich möchte das nicht mehr noch mehr künstlich aufbauschen.
Nur etwas mehr Normalität wagen…ich wurd ja schon ruhiger, die Kleidung unauffälliger, die Piercings (fast)weg, seit 15 Jahren nicht umgezogen, rauchfrei, schuldenfrei, keine Drama-Beziehung, der Versuch den Marktsonntag zu genießen schlug fehl, ich war extremst gestresst und zum Ende hin kurz vor der Panikattacke. Aber ich muss ja nicht alles mögen.


Es reicht schon mich nicht immer anders zu fühlen, ich habe mit anderen Menschen mehr gemeinsam, als das was uns trennt. Raus aus der emotionalen Isolation. Raus aus dem Extrastatus. Ich habe in der Trauma-klinik mich mal tatsächlich gewehrt, gegen eine „Extrawurst-behandlung“. Ich war schon wieder anders, weil ich damals nicht mit anderen Menschen essen konnte. Vor lauter Panik und Anspannung (da brach nach einer Extrembelastung die PTBS so richtig aus) ging das einfach nicht. Nur wollte ich dieses Mal nicht wieder auffallen, aber die Ärzte sahen meine große Not und über 6 Std. Tagesklinik plus 1Std. Fahrzeit, da muss man was essen. Also nahm ich Brotzeit mit und aß draußen im Park.

Witzigerweise wurde mir nach dem oben genannten Titel ein anderer vorgeschlagen: Mentale Hocheffizienz oder: Das Gefühl nicht in die Welt zu passen. Da hatte er mich wieder, der Kick: Ja mein Geist ist auch so überaktiv, ja ich bin ja auch so hochsensibel, ja ich fühle mich auch immer so anders!
Der Kick dauerte nur kurz, ich kam mir selbst wieder auf die Schliche. Die Falle schlug wieder zu.
Nein ich denke genausoviel wie andere, vielleicht ein wenig anders, mehr um die Ecke, wenn ich mehr spüre oder von meiner Umwelt mitbekomme liegt das höchstens an der Überaufmerksamkkeit durch jahrelange Traumata, die kann ich nicht verleugnen, aber ich kann an der Entspannug arbeiten: Jetzt, hier ist als gut

Rache ist süß

Gestern spätnachmittag, ich ging nochmal eine Runde spazieren, kam mir so der Gedanke, wie ich wieder Kontakt zu meinem Vater aufnehmen könnte, nach fast 10 Jahren Funkstille (ich habe den Kontakt abgebrochen) nur um den Spieß umzudrehen.


Ich mache all das, was er mir angetan hat. Ja nicht sehr kreativ in Sachen Rache, aber es tat gut mich diesen süßen Rachephantasien hinzugeben. Vom Opfer zum Täter werden mag nicht gut sein, aber was ist in dieser Welt schon gut, nein das klingt jetzt wieder zu pessimistisch und verdirbt mir die gute Laune, die das Gedankenspiel mir bringt.


Er ist ein einsamer alter Mann und wahrscheinlich würde er ziemlich schnell auf den Zug aufspringen, den ich ihm vorbei schicken würde. Der lieben Tochter, die ich spielen würde, die sich Sorgen um ihn macht, dass es doch schade wäre wenn wir so im Schweigen verweilen, wer weiß wieviel Zeit uns noch bleibt laberlaber-heuchelheuchel.


Ich würde ihm in Aussicht stellen ihn vielleicht auch mal wieder zu besuchen…je öfter er nachfragt wann das denn sei, desto mehr ließe ich ihn emotional am ausgestreckten Arm verhungern. So wie er es mit mir gemacht hat. Ich kenne all die Psychospielchen und wenn mir mal nichts mehr einfiele, müßte ich nur im Buch „Die Masken der Niedertracht“ nachlesen.
Ich würde ihm auch unpersönliche Sachen schenken, irgendein Geraffel aus meinem Keller was ich eh nicht mehr brauche. Und er natürlich auch nicht, aber das wäre mir wurscht.
So wie er es getan hat.
Ich würde ihn zuscheißen mit Links zu stundenlangen Technoplaylisten, so wie er mir einen USB-Stick schenkte mit 900 Lieder voller Rockmusik, wo er genau weiß das höre ich NIE.
Ich würde all das verhöhnen und verachten was ihm wichtig ist und was er mag. Aber natürlich nur wenn ich von anderen Leute erzählen würde, denen genau das auch wichtig ist.
Ich würde ihn als schwach, alt, gebrechlich nennen, während es mir immer gut ginge, ich würde ihn zuschwafeln voller Lügen, dass ich einen tollen Mann an meiner Seite hätte, wir viel unternehmen usw.
Er wäre der Schwache und ich würde ihm helfen. Jetzt wäre ich oben und er unten
Ich würde ihn in Sicherheit wiegen und auch gegen diese Scheißpolitik und all die Ausländer schimpfen, auch wenn das nicht meine Meinung ist, einfach um ihn ein wenig einzulullen, dass wir was gemeinsam hätten. WIR gegen den Rest der Welt!
Ich würde ihn anlügen, dass ich Geld bräuchte…für irgendwas muss dieser Vater ja zu nutze sein.
Ich würde alles nehmen was ich kriegen könnte, umsäuseln würde ich ihn, umhegen und sanft bitten und theatralisch aufseufzen bzw. mich eisig beleidigt zurückziehen, nur damit er merkt dass er ganz alleine ist.

Eotionale Erpressung, habe ich von dir höchstpersönlich gelernt.

Berechnend ist das? Jawoll. Ist es. Wer weiß, vielleicht schleime ich mich so sehr ein, dass ich die Alleinerbin von seinem Haus werde, in dem er mich nicht aufnahm, als ich in großer Not und obdachlos war.

Wann war er mal wirklich für mich da?
Wann hat er mich jemals wirklich gesehen mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen?
Wann war ich mal nicht die Erweiterung seines Selbst, das sein Ego schmeicheln, seine Zeit vertreiben, seine Gefühle auffangen und seinen Rücken kraulen sollte?
Ich war seine Ersatzfrau, weil er zu feige für eine Partnerschaft auf Augenhöhe war.
Ich war seine Ersatzmama, weil seine schon lange tot ist.
Er hat mich benutzt
Er hat mich mißbraucht
Jetzt soll er mal spüren wie das ist.

Ich muss gestehen, mich diesen Gedanken hinzugeben fühlte sich kraftvoll an, so ein kribbeln im Bauch, so ein fester Blick, so eine Kraft und eine Faust in der Tasche. Dir blödes Arschloch zeig ichs.
Aber es wird bei diesen Gedanken bleiben. Ich habe das nicht nötig und es ist auch total sinnlos. Schlimmstenfalls verletze ich mich selbst dabei, weil ich ja nicht weiß wie sadistisch, hinterhältig und böse dieser Mann inzwischen ist. Dass wir keinen Kontakt mehr haben ist Strafe genug. Keiner mehr da, der sein Ego füttert und ihn bewundert und besucht.
Sich mit einem waschechten Narzissten anzulegen kann sehr übel ausgehen. Ich habe viele von denen kenngelernt. Ich halte lieber Abstand.

Aber das Gedankenspiel zeigt mir: darüber nachzudenken und es zu tun, da ist schon nochmal eine große Hemmschwelle dazwischen. Zum Glück. Ich glaube das nennt sich Gewissen. Oder Moral oder gesunder Menschenverstand oder wie auch immer.
Ich habe mich entschieden es nicht zu tun.
Meine Eltern haben sich anders entschieden. Sie taten es mir an (meine Mutter tat das mehr offen böse, während mein Vater mehr mit Zuckerbrot und Peitsche agierte, meine Mutter hat sich in den letzten 40 Jahren ihr Hirn weggesoffen, sie befindet sich kurz vorm Endstadium der Alkoholsucht, der brauche ich nichts mehr antun, die siecht eh nur noch vor sich hin, die lasse ich einfach in Ruhe).
Mir kann keiner mehr erzählen: sie wußten es nicht besser, sie haben ihr bestes getan. Nein, auch sie hätten mal aufhorchen können, nach innen lauschen und sich fragen: was tue ich hier eigentlich meinem Kind an? Wie gehen wir miteinander um?
Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht meinen Eltern zu erklären wie man respektvoll miteinander umgeht und was mich stört. Schade, dass ich da soviel Energie verbrauchte, denn sie WOLLTEN es einfach nicht wissen bzw. wußtenes sehr wohl und taten es trotzdem.
Sie hatten ihre Gründe.

Menschen, nahe

Es war letzte Woche, als ich mit J. abends essen ging und auf dem Heimweg erzählte ich ihm, dass ich letztens alte Tagebücher von mir gelesen hatte (ich weiß nicht mehr wie wir darauf kamen) und zwar die von 2009 und 2012 und dass das mit meine schlimmsten Jahre waren und dass es mich nicht mehr wundert, dass ich da zusammenklappte und dass dann der Kontaktabbruch zur Familie kam und Rentenbewilligung undso.
Wenige hundert Meter später waren wir beim Thema „meine Familie“ und ich ließ so ein paar relativ harmlos Beispiele fallen, wie meine Eltern so tickten. Wir warteten zusammen auf die Bahn, es war dunkel und keiner von uns besoffen, noch nicht mal angeschickert.
Und auf einmal sagt J. Dinge wie, dass er niemanden kennt der so selbstständig ist wie ich und so schlau und kreativ und noch ganz viele Lobe (nennt man das so?).
Und es war weder anmachend, noch irgendwie schwülstig, sondern ganz spontan und offen aus reinstem Herzen. Ich wußte gar nicht wo ich hinschauen sollte und wie reagieren. Ich sah weg, meine Augen wurden feucht und es kam die Bahn. Wir drückten uns ganz fest aneinander, er hatte auch feuchte Augen und stieg in die Bahn, ich machte mich die wenigen Meter zu Fuß auf dem Heimweg, auf dem ich kurz heulte.
Weil es mich so berührte, weil mir schon lange, sehr lange nicht mehr jemand so ehrlich sowas nettes sagte. Weil ich mich von ihm so gesehen fühlte. So erkannt. Es war Nähe zwischen uns und davor habe ich Angst.


Irgendwann gehen ja doch alle Freundschaften kaputt, irgendwann muss man sich doch wieder trennen, irgendwann tut der andere mir doch wieder weh. Also ließ ich das ganze gar nicht so nah an mich heran. Was mich irgendwie erschreckte. Aber es ist sicherer. Der letzte Mann mit dem ich freundschaftlich verbunden war, fragte dann doch eines Abends, als ich bei ihm übernachtete, ob er ihn nicht doch mal kurz, nur ganz kurz reinstecken dürfe.
Menschen sind scheiße und Nähe ist gefährlich.
Aber J. trieb das weiter um und wir schrieben paar Mails. Er war erschüttert zu hören was ich erleben musste und wie kann so eine junge Psyche stark und groß werden, wenn sie nie Unterstützung und Geborgenheit bekam? Und weitere Zeilen dieser Art. Sehr schön und treffend beschrieben, nur…auch das höre ich nicht zum ersten Mal von Leuten die relativ behütet aufwuchsen und nie größere Krisen zu bewältigen hatten. Aber was hilft mir das? Nix.
Und außerdem grübelte ich weiter…das waren ja Lappalien die ich ihm erzählte, das war ja noch nicht mal die Spitze des Eisberges, das waren grad mal die Schneeflöckchen auf der Spitze des Eisberges! Würde ich ihm von den wirklich fiesen Sachen erzählen, würde er wahrscheinlich nen Herzinfarkt bekommen.


Ich bin ganz schön kaputt. Und inzwischen auch noch so kalt wie der Eisberg. Gefühlskalt. DAS erschreckt mich wirklich. Denn normalerweise gebe ich mich mit Haut und Haaren demjenigen hin, der mir so nahe kommt, der mich erkennt und sieht und wahrhaft mitfühlt. (und hoffentlich endlich endlich das einsame, verlassene Kind inmir rettet).
Aber ich bin vorsichtiger geworden. Kein Mensch kann dich retten. Ich bleibe also emotional etwas auf Abstand. Immerhin ich habe endlich dazu gelernt. Blöd ist nur, dass der jetzige Abstand genauso weh tut, wie der wenn man sich hingibt und dann fallen gelassen wird. Nur das ich es jetzt selbst entscheide.
Scheiße ist beides. Und die Isolation tut verdammt weh. Aber, sicher ist es…

Ich stehe nicht mehr zur Verfügung

Manchmal platzt der Knoten. Endlich. Wurde auch Zeit. Der Druck stieg schon wieder. Die Wut, die Aggression, die Suizidgedanken.

Heut Mittag schon mit einer Bekannten kurz gequatscht, was ich mir selber für einen Druck mache: Zu müssen. Zu sollen. Mal alles gut sein lassen. Mich gehen lassen. Genießen. Entspannen. Uff, das fällt mir so schwer…Sie meinte dann so: „komisch seit ich Corona hatte kann ich das richtig gut. Fenster dreckig? Mir egal. Küche schaut aus? Ich fahr erst mal an den See.“ Moah möcht ich bitte schön ne Scheibe ab haben!


Dann am Nachmittag verteil ich den Obstkuchen quer auf der Couch auf die (natürlich frisch gewaschene) Decke, auf mich und aufm Boden. Super!
Ich geh duschen und beim Haare abrubbeln reiß ich mir den Ohrring raus, der natürlich ins Waschbecken fliegt und im Abfluß versinkt. Also Syphon abschrauben. Ohrring gerettet. Aber wenn man eigentlich so ko ist, dass man eigentlich nur schlafen will, sind solche Mißgeschicke extrem nervig.
Warum gehts mir ausgerechnet gerade heute wieder so extrem dreckig?


Ich war gestern mal wieder mit J. unterwegs. Und nachdem wir so 20 Minuten unterwegs waren spürte ich schon wieder so eine Wut in mir aufkommen. Wie rücksichtslos kann man bitteschön sein? Der fährt einfach mitm Radl wie es ihm grad passt. Ob da wer ist (ich) oder wie oder was, er kriegts nicht mit. Solche Scheuklappen! Wie überlebt man das? Ich krieg die Krise! Einfühlungsvermögen, mitdenken? Fehlanzeige. Der fährt auf der linken Seite aufm Weg in der Kurve und als hoppla! Gegenverkehr kommt weiß er nicht wo er hinfahren soll und riskiert fast einen Zusammenstoß. Versteh ich nicht. Und ich fühl mich da wieder in der Aufpasser-Mitdenker-Rolle, fühl mich verantwortlich, mitschuldig. Hallo? Bin ich seine Mutter? Seine Betreuerin? NEIN!  Spaß macht das so nicht.
Ne so geht das nicht weiter und fand einen tollen Buchtitel: Ich stehe nicht mehr zur Verfügung! Geil! DAS Motto für alle Coabhängigen 😉 Und sofort bestellt.Es geht nämlich nicht immer nur um sichtbare, praktische Hilfe sondern ich glaube um energetisches. Ich bin die Tankstelle für alle möglichen Leute und gehe selber leer aus. Ich komm mir schon selber wie so ein Coronavirus vor mit den ganzen Zapfsäulen nach außen: bitte bedient euch, ich war schon immer für andere da, ich bins immer noch und natürlich freuen sich darüber alle. So. Damit ist jetzt Schluß.
Allein sich hinzustellen, Brust raus, Schultern nach hinten/unten, fester Stand und sagen/denken: ich stehe nicht mehr zur Verfügung! Bringt unglaubliche Kraft! Kraft zu mir! Mich emotional etwas zurück zu ziehen muss ich noch üben. Hier hast du deine Verantwortung zurück. Und ich übernehm Verantwortung für mich, das heißt auch, dass es wohl eine etwas unangenehme Mail für J. geben wird.

Nun gehts mir wieder etwas besser. Ich kann wieder entspannnter atmen. Ich fühle mich wieder. Ich fühle mich erleichtert. Der Druck ist weg.


Da gibts grad noch R. der auch nur immer schreiben will wenn ihm langweilig ist oder wenn er Komplimente/Aufmerksamkeit braucht und mir Fotos schickt. Und auch witzig, dass D. sich mal wieder meldete und erzählte dass er nun 2 Jahre eine Freundin hatte. Die auch immer da war und alles funktionierte und er sich dann schon fragte, ob er die noch liebe. Tja da war kein Drama, kein kämpfen, sondern eine bodenständige, verlässliche Frau. Haha dachte ich, da verwechselt noch jemand Drama mit Liebe.
Nunja, jetzt bin ich gespannt auf das Buch

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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