After Corona

Kaum mehr hört man etwas über Inzidenzien, Masken oder Tests. Und wahrscheinlich sind alle sehr froh drum (klar, ich auch!).

Heute Nacht las ich einen Bericht von einem Psychotherapeuten, wie es ihm in dieser Zeit ging. Wie sollte er mit der Patientin umgehen, die keine Maske ertrug, ohne in heillose Panik zu verfallen? Darf er dem Mann der endlich seinen Waschzwang im Griff hatte, bitten sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren? Und was ist mit der Videosprechstunde? Kann die Frau wirklich offen und frei reden, oder steht ihr kontrollierender Mann im Hintergrund der ganz und gar nicht mit der Therapie einverstanden ist?

Vielen, schreibt er, denen es vorher schon schlecht ging, ging es während des Lockdowns oft noch schlechter, keine Tagesklinik, keine Selbsthilfegruppen, vielleicht auch keine Arbeit die noch etwas Halt im Leben gab, Rückfälle in Süchte usw.

Ich überlegte dann so, wie das bei mir ist und konnte stolz und erfreut feststellen, dass ich mich da gut durchgewurstelt habe. Klar habe ich grad zum Schluß sehr gelitten, weil auch mein hilfreiches schwimmen mir fehlte und ich viel weniger Ausflüge machen konnte, da ja selbst in der Bahn 3G galt. Das war hart. Aber als alles wieder erlaubt war, war ich die erste die wieder raus ging und Dinge machte! Das war nicht selbstverständlich.

Ich habe über 30 Jahre mein Leben NICHT selbst gestaltet. Es wurde gestaltet oder ergab sich irgendwie, ich flipperte so rum. Mein umdenken geschah durch die Tagesklinik, in der eigenverantwortliches Handeln ganz groß thematisiert wurde. Nicht mehr Opfer sein. Raus aus der Erstarrung. Ganz konkret wurde das natürlich an Weihnachten besprochen: Welche Pläne kann ich machen, damit ich gut durch diese schwierige Zeit komme? Und ich stellte fest, ich hatte schnell brauchbare Ideen. Ich hatte nur den Stups der Erlaubnis gebraucht, den mir die Therapeuten gaben: Ja du darfst gut für dich sorgen! Da spürte ich das prickelnde Gefühl voller Energie durch die Eigenmacht! Wow! Und rettete mir auch später und heute noch so einige schwierige Tage.

Von da an wurde es fester Bestandteil meines Lebens (abunzu vergess ich das noch, aber ich komme schneller wieder dahin zurück): ich machte große und kleine Ausflüge, plante Sonntage, machte Pläne für Urlaube, legte mir in manchen Sachen eine Routine fest, suchte und fand Beschäftigungen und hatte immer wieder kreative Ideen für Probleme. Ich baute mir selbst den Handlauf für mein Leben, an dem ich mich entlang tasten konnte. Manchmal brauchte es noch eine extra Krücke, aber das ist vollkommen okay!

Und so schaute ich auch in der Coronazeit: was geht denn trotzdem? Was muss ich tun, damit ich dieses oder jenes doch tun kann? Wie gehe ich innerlich mit Gefühlen des Ärgers, der Angst ect. um? Ich war nicht mehr ausgeliefert. Und das wichtigste: ich fühlte mich auch nicht mehr so schlimm hilflos wie früher! Ein starkes und stärkendes Gefühl.

Dass mir manche Coronamaßnahmen natürlich positiv zuspielten, half mir vielleicht auch zusätzlich. Abstand halten, half mir mich sicherer zu fühlen, Maske tragen, machte mich weniger sichtbar, Freizeiteinrichtungen die geschlossen waren, nahmen wir den oft sehr massiven Druck da mitmachen zu müssen – egal wie es mir dabei geht oder ob ich das überhaupt will!

In diesem Sinne tut es auch mal gut, mir selber bewußt zu machen, dass ich inzwischen schwierige Situationen auch meistern kann, stolz auf mich bin und auch andere positive Seiten an mir erkenne

Du darfst nicht fühlen!

Es treibt mich weiter um, wie sehr ich wieder in der Gefühlsverleugnung war. Und umso besser geht es mir jetzt, dass ich mich wieder spüre! Klar ich merke, dass ich seit über einem Jahr keine Therapie habe, denn dort fiel es mir leichter anzuschauen was dann da „schlimmes und überwältigeendes“ in mir lorderte, aber ich kann ja nicht lebenslang in Therapie gehn.
Du sollst nicht fühlen ist kein kirchliches Gebot, abr es war in unserer Familie eines.
Ich habe Angst: ach da brauchst du keine Angst haben, das ist gleich vorbei und tut gar nicht weh (was selten stimmte, was doppelt schlimm war weil so musste ich meine Angst und meinen Schmerz/Leid unterdrücken)
Ich will das nicht: ja aber da musst du halt jetzt durch
Wenn ich still war: jetzt sei halt nicht so bockig…
aber auch bei „schönen“ Gefühlen. Wenn ich zum Beispiel aufgeregt war (egal ob wegen was schlimmes oder schönen, hat sich meine Stimme „überschlagen“ und es hörte sich sehr nasal an, die Energie das kribbeln im Bauch strömte quasi durch eine Nase, was Anlass war das sich meine Familie über mich lustig machte und mich beschämte. Ausdruck von Lebensfreude durch tanzen oder singen? Die spinnt…jeder Gefühlsausdruck wurde immer bewertet.

Noch heute erwische ich mich dabei, mir zu verbieten zu tanzen wenn ich Lust drauf habe und ein Lied im Radio kommt das ich mag, oder mal vorm Spiegel bissl rumzualbern …das ist KINDISCH.
Ich habe ein Foto wo ich es endlich deutlich sehe und einen Beweis habe: Es war abends auf der Theresiewiese, wir wateten auf den Bus der uns nach Berlin zur Loveparade bringen sollte. Ich war immer ein leidenschaftlicher Technofan und endlich sollte es auf DIE Party gehen. Es ging eine Sektflasche rum, ich trank, tanzte und lachte verschmitzt in die Kamera, meine Schwester daneben schaut mich voller Verachtung an.


Ich verbot mir zu fühlen. Ich fühlte nicht, dass der Beruf der Kinderpflegerin mir überhaupt nicht taugt, aber ich dachte halt, mei wem macht Arbeit schon Spaß. Dass sie das sehr wohl tun kann, erfuhr ich leider erst später.
Das ich den Typ mit dem ich zusammen wohnte und so tat als wären wir ein Paar, nocht nicht mal leiden konnte geschweige denn liebte, spürte ich ebenso nicht. Wir hielten Händchen, knutschten, verbrachten unsere Freizeit mit einander, fuhren in Urlaub, hatten Sex und ich mochte ihn nicht. Nicht seine Tics, nicht seinen extremen Zigarettenkonsum, nicht seine Schlaksigkeit und schon gar nicht keine krankhafte Kontrolle. Ich merkte das erst als ich immer kränker wurde und ein Arzt vertraulich mit mir sprach und mich auf etwas aufmerksam machte.
In der Sexarbeit spürte ich keinen Ekel, keinen Widerwillen, nur wenn ich Angst spürte nahm ich diese ernst und traf mich nicht mit Typen die mir komisch vorkamen.

Mit Gefühlen umgehen habe ich in meiner Familie nicht gelernt, alle unterdrückten ihre eigenen, mein Vater verlies vor lauter Angst das Haus nicht mehr, meine Muter soff und meine Schwester wurde das perfekte Vorzeigekind (und Jugendliche) eiskalt und sadistisch.
Als ich anfing mithilfer ersten Therapien meine Gefühle zu entdecken und sie ernst zu nehmen wurde ich ganz schnell das schwarze Schaf in meiner Familie. Ich entschied nämlich so Sachen wie: Nein ich möchte nächsten Sonntag nicht zu Besu kommen, nein ich will nicht die Geldkarte von Papa, nein ich möchte dieses Jahr Weihnachten anders feiern, nämlich auf einer Party. Ab da wurden alle Manipulationen und Erpressungen noch schärfer und somit offensichtlicher. Das war nicht leichter, bestätigte mich aber, das ich auf dem richtigen Weg bin, zumal es mir körperlich und seelisch um Welten besser ging!

Dabei sind Gefühle weder gefährlich noch schlimm. Sie wollen meistens nur wahr und ernst genommen werden. Das muss man aber erstmal wissen UND ausprobieren, dass das wirklich so ist. Es muss nicht gleich weitreichende Konsequenzen haben. Nur weil mich mein Mann grad nervt heißt das nicht dass wir uns gleich scheiden lassen müssen, nur weil ich heute keine Lust auf Arbeit habe, heißt das nicht dass ich kündigen und ab sofort unter der Brücke schlafe muss.
Klar manchmal muss man auch handeln, ich hatte irgendwann all die Schikanen meiner Familie so satt, dass ich mit 32 Jahren sagte: So Schluß aus, ich will keinen Kontakt mehr zu euch, macht euren Scheiß alleine! Und fast zeitgleich konnte ich das rauchen sein lassen! Ich musste mithilfe der Zigaretten nichts mehr wegdrücken. Das jährt sich nächsten März nun zum 10. mal und das macht mich stolz.

Das wir leider derzeit wieder in einem Klima des „du darfst nicht fühlen“ sind, triggert mich. Wenn jemand Bedenken wegen Corona hat, sei es an der Krankheit an sich, wegen der Impfung oder wegen der Politik wird man sofort als rechter, verblödeter, verschwurbelter, asozialer Esoteriker/Volldepp/ect. hingestellt.

Eine Autorin die mir geholfen hat, meine Gefühle wieder zu entdecken ist Safi Nidiaye. Sie schreibt klar und gut verständlich, immer wieder hole ich mir ihre Bücher hervor.
Ein anderes Buch, das mir die Augen öffnete war: Gefühlsstau von Hans-Joachim Maaz, ich las es eher weil es darin um das politische System der DDR ging und mich das schon immer faszinierte und interessierte, wie die Menschen das damals erlebten, wie es ihnen ging, wie sie das aushielten. Das Buch fesselte mich, manchmal spürte ich so eine extreme Unruhe und Wut in mir, dass ich es weglegen und mich erstmal irgendwie austoben musste. Bis ich erkannte: So war unser System in der Familie auch! Ich wurde massiv getriggert. Mir gingen die Augen auf. Es war schmerzhaft aber auch sehr hilfreich zu erkennen: Mein Widerstand und meine Rebellion und meine Abneigung gegenüber meiner Familie haben einen Grund!

Nunja, heute muss ich zum Glück nicht wieder bei 0 anfangen. Ich bin schneller bei meinen Gefühlen. Manchmal stelle ich sie mir als Wesen vor: Die gebeugte Angst, die plumpe gemächliche Gelassenheit, manchmal rede ich mit inneren Anteilen, mit dem ängstlichen Kind, mit der eigenbrötlerischen Jugendlichen, auch das hilft…da findet jeder seine eigene Methode.

Im Land der Dichter und Denker wär es schön, wenn man abundzu auch auf seine Gefühle schaut und dass diese eine Berechtigung haben. Den Weg des Herzens gehen

Weitere Einschränkungen

Diese Hetzte gegen Ungeimpftte finde ich unerträglich. Es sind nicht nur die ungeimpften die „schuld“ an der derzeitigen Lage sind, da spielt mehr rein. Unter anderem auch Bettenabbau wegen Personalmangel oder dass die Impfung nicht richtig wirkt, das Virus sich dauernd verändert oder die vielen gefälschten Impfausweise um dann ohne Maske alles tun zu dürfen. Ich bin weiterhin ungeimpft. Weil sich alles in mir gegen „diesen kleinen Pieks“ wehrt. Ich habe meine Gründe warum ich nicht mit diesem derzeitigen Zeugs geimpft werden möchte.
Wieder etwas zu tun, wogegen ich mich wehre, nur damit es den anderen in den Kram passt, no sorry das habe ich schon immer so gemacht. immer gegen mein Gefühl, gegen meine Warnung, gegen meine Bedürfnisse.
Wenn es unbedingt sein muss, dann ein Totimpfstoff. Aber der kommt anscheinend erst im Frühjahr.

Also für mich: Lockdown. Weil hier im Großraum München ist seit einigen Tagen 2G. Und nun auch noch 3G für Öffis! Mir ist mir der letzte Anker genommen worden, weil dass das einzige ist, was mich etwas aufbaut: Woanders hinfahren auf nen Kaffe oder zum spazieren. Es stärkt mein Immunsystem und hält mich einigermaßen am Boden.Das ist pure Seelenhygiene, weil ich eh zu 90% alleine in meiner Wohnung hocke!
Ich fahre nicht zu den Stoßzeiten, halte Abstand, trage Maske. Alle Türen werden bei jedem Halt geöffnet. Das ist spätestens alle 5 Minuten der Fall. Sehr viele Studien beweisen, dass die Ansteckungsgefahr im ÖPNV (mit Maske, Abstand ) sehr gering ist. Bei Fernverkehr/Flieger mag das anders aussehen, das weiß ich nicht.

Es geht mir schlecht. Ich fühle mich mal wieder völig ausgegrenzt. Bin wieder die komische, werde groß angesehen, wenn ich sage: nein, nicht geimpft. Wenn alle im Lockdown wären, wärs egal. Zwar auch schwierig, aber machbar. Das ist wie wenn du als arbeitsloser Mensch in einem Haus lebst wo 90% der Bewohner auch arbeitslos sind, dann fühlst dich da etwas verbundener, eingebundener und nicht so alleine. Wenn aber in diesem Haus alle arbeiten, plus hohem Lebensstandart den sie dir auch ständig vor Augen führen, dann fühlst du dich scheiße. Aber so richtig.
Ich habe ein sehr großes Autoritätsproblem. Mein Autonomiebedürfnis ist immens groß. Ich krieg sonst die Krise. Das hat viel mit Selbstbestimmung und Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit zu tun, was bei traumatisierten Menschen meistens ein großes Thema ist.
Klar kann ich mit Test fahren. Aber es ist nur 1x pro Woche gratis (gut das ginge noch, aber nur wenn ich am Wochenende nicht arbeiten muss), und dann haben wir nur 2 Teststellen, die jeweils nur wenige Stunden offen haben, in einem Ort mit 16.000 Menschen. Den Rest kann man sich denken. Spontan geht da gar nichts, ich müßte mir an die 6-7 Tage im voraus einen Termin reservieren lassen, da aber mein Gesundheitszustand sehr schwankt, weiß ich nie ob ich da fähig bin außer haus zu gehen…
Ich kann ohne 3 G fahren und habe bei jeder Haltestelle Panik dass eine Kontrolle kommt und ich mich wie einen Scherverbrecher fühle. Da meine Anspannung auch ohne dem Mist schon immer sehr hoch ist und ich ja wegfahre um zu entspannen, um im seelischen Gleichgewicht zu bleiben, um meinen Schlaf zu verbessern und meine Kondition aufrecht zu halten, wäre das kontraproduktik.
Klar kann ich wie früher wochenlang zuhause hocken. Das geht. Fragt sich nur wie. Ich habe mir mühsam erarbeitet, dass ich rausgehen kann, für ein einigermaßen normales Leben (wovon ich immer noch himmelweit entfernt bin), ich habe mir erarbeitet, dass ich trotz Angst schwimmen gehe oder eine neue Strecke wandere. Ich habe mir erarbeitet, dass ich trotz Angststörung unter Leute gehe.
Ich resigniere.
Ich verdränge.
Wir haben erst Mitte November. Wie soll ich das bis zum nächsten Frühjahr überstehen?
Von einem Tag zum anderen Tag leben. Nicht in Katastrophenstimmung geraten. Entspannen so gut es geht. Hoffen, dass das Wetter nicht zu kalt und naß wird, sodass ich meinen Aktionsradius wenigstens mit dem Fahrrad erweitern kann. Wissen, dass auch diese Zeit vorbei geht. Nochmal hoffen, dass diese Maßnahme vielleicht doch wieder gekippt wird. Mir guten Lesestoff besorgen. An all die anderen Menschen denken, denen es genauso geht…
Ein sehr passender Artikel von der Sibylle Berg (die ich sehr mag und ihre Sachen gerne lese):
https://www.spiegel.de/kultur/corona-pandemie-vierte-welle-anleitung-zum-ueberleben-ohne-mentale-schaeden-a-c7685755-0d65-43a1-bda8-4adc88cf26ee

Schlechte Nachrichten

Nein damit meine ich nicht nur die gestrigen neuen Coronaverkündungen (dazu später mehr), ich meine was der Handwerker gestern so vorfand, wegen dem Wasserschaden: Die Wand hinterm WC ist vom Boden hoch ca. 20 cm stark verschimmelt (Gipswände die innen hohl sind, da gedeiht sowas leider wunderbar und nicht sichtbar von außen), die Wand zum Wohnzimmer ist sehr feucht, und der kleine Aufbau neben der Dusche auch. Das kommt jetzt alles zum Gutachter und der muss zusammen mit Hausverwaltung/Versicherung ect. nun entscheiden was wann gemacht wird. Die verschimmelte Wandteile müssen raus, das bedeutet: WC und Waschbecken abmontieren, Wände einreißen, viel Staub und Dreck. Ebenso andere Wandteile. Ich hätte dann quasi ein Bad mit „unten ohne“, vorübergehend. Aber ohne Sanitäranlagen mit dem ganzen Dreck in 35 qm, nicht wirklich bewohnbar während der Sanierungsarbeiten.

Einerseits macht mir das extremen Streß, weil ich schonmal wohnungslos war und ich mir diese Wohnung während der Traumatherapie/Stabilisierungsphase als einen sicheren Ort (nicht den von der Imaginationsübung) erschaffen habe. Vor einigen Jahren war Vermieterwechsel und ich lebte im Dauerpanikmodus weil ich nicht wußte, was das nun für ein Mensch ist und ob der dann selber einziehen will oder überhaupt. Diese Unsicherheit war schlimm. Zum Glück hatte ich Glück und einen sehr netten und anständigen jungen Familienvater erwischt, der sich sehr schnell und umfassend um alles kümmert, wenn was anfällt und wir uns gut verstehen.

Es gab Zeiten da war selbst der Termin mit dem Wasserableser ein extrem starker Trigger, wo ich Stunden davor und Stunden danach zu nichts fähig war, außer Löcher in die Luft zu starren. Einfach weil es eine Grenzüberschreitung war, ein eindringen in meinen Raum, das ich nicht selbstbestimmt zugelassen habe.

Das geht jetzt schon etwas besser, auch weil ich mir erlaube, damit starken Streß zu haben und den nicht noch unterdrücke und mich selbst dafür zu verurteilen. Und gut für mich sorge, damit ich im erwachsenen Teil bleibe. Dieses Jahr hatte ich schon sehr viele Handwerker da, erst der Rollo, dann der Küchenablauf und jetzt der Wasserschaden. Ich funktioniere. Ich biete was zu trinken an, schaue hin und wieder ein wenig zu, wenn ich wissen will was da gemacht wird, stelle Fragen, versuche normal zu atmen, bin freundlich. Aber das ist nur Fassade. Innen drin ist weiter Hochstreß, nur lass ich den jetzt nicht überhand nehmen und dissoziiere nicht mehr so extrem weg. Das kann danach passieren, wenn ich wieder alleine bin, das ist ok. Da bootet sich quasi mein System neu, ich verarbeite alles, lasse die Anspannung in einer Putzaktion (damit es wieder meins ist) los und komme wieder in einen Normalzustand. Ganz doof ist es, wenn ich schon abgedriftet bin und es dann nochmal klingelt weil der Handwerker was vergessen hat…so wie gestern. Und dann wollte er auch noch was wo ich nicht sicher war, ob das jetzt richtig ist ihm zu geben. Ich konnte nicht mehr denken. Ich war fahrig. Wußte auch nicht wo jetzt die Unterlagen sind und überhaupt fühlte ich mich nicht mehr sicher, weil ich schon „weg“ war. Es ging dann, er fotografierte das Blatt und ging wieder und ich war noch desolater als eh schon.

Auf der anderen Seite ist da eine große Gelassenheit (oder eine Art aufgeben? Da bin ich mir weiterhin sehr unsicher): Ja mei ist halt jetzt so, dann geh ich halt ins Hotel oder in eine Ferienwohnung, irgendwann ist das auch vorbei. Das sagt der Verstand. Das Körpergedächtnis meldet sich mit allen Streßsymptomen die ich so kenne. Vor allem weil jetzt alles unsicher ist. Ich hoffe der genaue Plan was gemacht wird, steht bald.

Dann die Frage: ins Hotel? Da fühl ich mich ja eher immer beobachtet und wenn ich eh schon im Streß bin und theoretisch das Personal jederzeit ins Zimmer kommen könnte…eher ungut. Dann eher Ferienwohnung, wo ich selber tun und lassen kann wie es mir beliebt, da hab ich zwar wieder Hausarbeit aber das ist ja auch gut zur Beschäftigung/Zeitvertreib und eben Streßabbau!

Und dazu die neuen Coronaregeln. Auch hier sagt der Verstand wieder: och diese Eingrenzung tut auch mal recht gut (vor allem mit der 15km-Regel), mich überfordern ja diese tausend Möglichkeiten die ich theoretisch wahrnehmen könnte total, ich erstarre dann und mache nicht soviel wie ich gerne möchte. Aber auch hier andererseits: Mein Traumagedächtnis jault auf: da bestimmt jemand wieder über mich! Angst vor Autorität! Angst vor Kontrollverlust! Schockstarre usw. UFF….

Zum Glück sitzt einigermaßen die Selbstfürsorge, wobei ich letztends auch wieder rückfällig in Sachen Selbstschädigung wurde (ich überlege noch ob ich dazu noch was schreibe), aber der gute Umgang überwiegt doch eher…

Von daher war ich gerade 1 Stunde im Schnee spazieren, dann in meiner kleinen Zeltsauna und jetzt mit Buch auf die Couch. Ich genieße meine Wohnung derzeit noch mehr, als eh schon…kein Wunder bei den Aussichten….

Nach mir die Sintflut

Kennt ihr dieses leicht angenehme gruseln, wenn man selbst in Sicherheit ist und dem stürmenden Sommergewitter draußen zuschaut? Mit Starkregen oder sogar Hagel und peitschendem Wind, ein Sturm der alles auf links dreht und es so dunkel wird, dass man meint die Sonne ging in Rente…

Ich habe dieses gruseln auch jetzt hin und wieder wegen Corona. Bzw. dem was unsere Politiker da veranstalten. Das totale schrotten unserer Wirtschaft. Es wird nichts mehr so wie vorher. Wir erleben gerade historische Zeiten.

Heute las ich in einem Blog: „es wird übel. Ganz übel.“ In den Nachrichten kam, dass 20 % der kleineren Firmen Insolvenz anmelden werden. Hier in Deutschland. 20 Prozent!

Hohe Arbeitslosigkeit, soziale Unruhen, Bürgerkrieg, 3.Weltkrieg? Sooo unrealistisch ist das nicht. Dazu kommt wahrscheinlich wieder ein Dürrejahr was das Ganze im wahrsten Sinne des Wortes noch mehr an-und aufheizen kann.

Und wieder stehe ich, wie beim Sommergewitter am Rande. In (vermeintlicher) Sicherheit. Schaue mit leichter Überheblichkeit auf das was da so grad passiert. Beobachte. Genau. Jobverlust? Schulden? Mahnungen? Hab ich alles schon durch. Das juckt mich nicht mehr.

Seit ich das durch habe, brauche ich wenig. An materiellem. Das werden jetzt die anderen auch lernen müssen.

Solch Katastrophenszenarien sind mir vertraut. Leider. Vielleicht ist es deswegen ein „angenehmes“ gruseln? Ich musste und muss (immer noch) lernen die guten Zeiten einfach zu genießen und mir nicht selber Dramen zu schaffen, weil ich einen hohen Adrenalinspiegel gewöhnt war/bin.

Ich kenne aber auch diese Weltuntergangsstimmungen. Auch die sind mir sehr vertraut und in die lasse ich mich derzeit hin und wieder hinein fallen, wie in eine weiche Hängematte. Von mir aus geht die Welt unter, mir scheißegal.

Trotzdem frage ich mich in diesen Zeiten noch mehr: Was brauche ich wirklich? Was ist mir wichtig? Die Miete ist bezahlt, der Kühl-und Kleiderschrank ist voll. Wichtig sind mir Erlebnisse, draußen sein, meinen Körper bewegen, Natur genießen. Wir haben erlebt, wie schnell uns unsere Bewegungsfreiheit genommen werden kann. Noch mehr als früher genieße ich das JETZT. Das kann mir keiner nehmen. Also los. Raus. Solange es noch geht. Ich verschließe nicht die Augen und tue so, als ob alles gut ausgehen würde, will aber auch nicht ständig und alles schwarz sehen. Ein gesundes abwägen ist angesagt.

Und so fuhr ich heute um kurz nach 7h ein Stück mit der Bahn und ging zu Fuß ins nächste Dorf. Mitten durch einen wildgewachsenen Mischwald, dazwischen sumpfige Wiesen und ein breiter Bach. Unzählige Vögel zirrpten, trällerten und zschilpten. Ich stand staunend vor umgestürzten Bäumen, die die ganze Erdkrume auf einer Breite von locker 3 Metern hochhoben. Auch so schauerlich schön. Die frische würzige Luft vom gestrigen Sturm und Gewitter sog ich in meine gesunden Lungen. Kräftigen muss man sie! Ich ging versunken in Gedanken, schaute hier Blümchen und da den wilden Wolkenformationen zu. Hörte ein platschen und sah einen kleinen Biber wegschwimmen.

Im Dorf angekommen gönnte ich mir einen Latte Macchiato. Seit ein paar Jahren mein persönlicher Luxus. Coffe to go. Ich liebe es. Nach wenigen Metern war ich auch schon wieder am Bahnhof und fuhr zufrieden, entspannt und voll mit Sauerstoff zurück.

Natürlich mit Maske.

Ich kann die Haltung und die Aussage, dass wenn morgen die Welt unterginge, ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen würde, nun bestens verstehen!

In diesem Sinne, mache ich mir jetzt noch einen leckeren Milchkaffe und genieße einen Keks und meine Lieblingsmusik, lege die Beine hoch und gebe mich meiner Zufriedenheit hin, dass jetzt in diesem Moment alles gut ist. Weder Geldsorgen, noch Schmerzen, noch sonstiges Leid gibt es gerade. Dafür bin ich sehr sehr dankbar!

Pathetische, düstere und zufriedene Grüße 😉

Es ist soweit

Nun ist sie auch bei mir eingekehrt: Langeweile.

Ich hab Lust auf Abwechslung, auf Flohmarkt, schwimmen gehen, mich massieren lassen. Oder eine Kunstaustellung besuchen und mit jemand essen gehen.

Auch wenn mir das vorher schon bewußt war, jetzt wurde es nochmal deutlicher: das ich den Fokus mehr auf SEIN statt auf HABEN legen möchte. ErLEBEN. Somit das Leben füllen.

Gestern war ich gut beschäftigt mit Radlwerkstatt, Radlrunde und 2 Plaudereien. Heute war ich sehr lange radeln und habe mir mal wieder indisches Essen bestellt (immerhn auch eine Abwechslung).

Morgen vormittag muss ich auf ein großes Paket warten und dafür nutze ich die Zeit für Haushaltsarbeiten und wenn das Wetter noch mitspielt, werde ich vielleicht mal an den See.

Und so hangel ich mich weiter…von Tag zu Tag.

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. Antoine de Saint-Exupéry

Eine Art Tagebuch

Amat victoria curam