DoppelHuch

Da war ich gestern schon erstaunt, als mir der erste Kunde mitteilte, dass ich die nächsten 3 Wochen nicht kommen brauche, da sie nicht da sind. Aha. Warum muss man das immer am letzten Tag erst sagen? Nunja.
Ich brauchte ne ganze Weile um diese Info zu verdauen. Die nächsten 3 Wochen also nur sehr wenig arbeiten.  Gefiel mir einerseits, wegen spürbarer Überlastung. Andererseits klar finanzielle Sache.

Heute kam die Kündigung vom zweiten Kunden, der kann sich das nicht mehr leisten, würde sich evtl. im neuen Jahr wieder melden. Um diese Info zu verarbeiten brauchte ich noch länger. Diesen Monat also keine Arbeit, außer ich finde Einmalaufträge. Viel frei, wenig Geld. Das ist jetzt nicht so neu für mich. Eher die Tatsache, dass der Grund von außen kam und nicht von mir. Heißt: früher ging/kündigte ich, weil ich nicht mehr konnte/wollte.

Mir scheint das Universum hat da seine Hände im Spiel: „Die macht ja doch keine Pause, helfen wir mal nach.“
Also ohne schlechtes Gewissen: langsamer machen, weniger machen, viel lesen, wieder mehr zentrieren statt zerstreuen, mehr zuhause sein, Schlaf nachholen.
5 Jahre am Stück habe ich mit extem wenig Geld und genauso wenigen Terminen gelebt. Es geht ich kann das, kein Grund zur Panik. Teilweise ging ich 2x im Monat arbeiten. Nicht mehr. Sammelte mich, aß weniger (weil das emotionale essen wegfiel)  ließ mir viel Zeit, sah 1x am Tag Mails ect. Sachen am Computer (und nicht dauernd am Smartphone), lebte sehr minimalistisch und es tat mir gut. Ich bin ja einfallsreich, gern improvisierend und bescheiden.

Die hektische Zeit genieße ich schon auchmal, aber es verbraucht auch viel an Energie, an Dingen, an unnützem. Es ist mehr Schein, als Sein.
Also: November, Zeit der Muse

Innere Emigration

Wie gesagt, genieße ich die derzeitige Phase der 95% Selbstbestimmung sehr. Ich brauch im Außen sehr wenig, kaufe nur das nötigste (was meinen strapazierten Finanzen auch mal gut tut), habe mich total in mein Innerstes zurückgezogen und bin nur mit meinen Gedanken völlig zufrieden. Ich könnte es auch leicht autistische Phase nennen…


Kleinigkeiten lassen mich extrem glücklich sein z.B. vormittags mich einfach auf den Balkon setzen und einen Kaffe samt Schokokeks genießen. Und nichts tun MÜSSEN. Was nicht heißt, dass ich nur faul rumliege. Nein Dienstag früh bin ich um 6.30h aufs Radl gestiegen und 30 km geradelt, mit kurzer Pause am See.
In solchen Phasen bin ich als totale Eigenbrötlerin höchst zufrieden (was erklärt warum ich da besonders gern ganz früh unterwegs bin), ich finde mich so wie ich bin völlig in Ordnung, ich stehe ZU MIR, bin absolut BEI MIR. Ein viel zu selten(es) erlebtes Gefühl! Wie würde ich leben, wenn ich das schon viel früher gehabt hätte? Es ist als ob mein Gehirn neu verschaltet worden wäre oder nun ein anderer Teil aktiv ist. Jedenfalls sind die ganzen Antreiber-und Täterstimmen im Urlaub und halten auf gut deutsch einfach mal die Fresse.
Das in den Tag hinein leben ist meine größte Energietankstelle! Und das völlig gratis, ohne teuren Urlaub, ohne irgendwelche sündhaft teuren Seminare/Therapien oder esoterischen Klimbim.

In solchen Phasen wär ich in einem Häuschen in der schwedischen Pampa höchst glücklich. Aber es reicht auch nur darüber zu lesen. Zum Beispiel das Buch: Ein Jahr am Meer oder mein früheres absolutes Lieblingsbuch: Unter dem Tagmond. In dem eine kautzige Eigenbrötlerin sich in einen leerstehenden Wasserturm auf Neuseeland zurückzieht, dem Whisky frönt und ihre Gitarre jedem Menschenkontakt vorzieht. Herrlich! Naja leider bleibt es nicht dabei, da ein stummer Junge und dessen Vater in ihr Leben treten (nein es wird nicht kitschig-romantisch eher ziemlich grausam und gewalttätig.

Ich hatte auch schon überlegt, ob da nun meine innere Jugendliche am Steuer hockt, weil es so eine Ähnlichkeit von pubertärer Verweigerungshaltung und teilweise Rebellion ist (wie gesagt früher mehr und heftiger!). Aber was juckts mich. Solange ich einigermaßen auf Spur bleibe, ist alles gut.
In solchen Phasen bin ich heilfroh, keine Kinder zu haben oder irgendwen pflegen zu müssen oder sonstige Verpflichtungen zu haben. Ich will einfach nicht und ich will auch nicht mehr wollen! Ich will dem Hedonismus frönen, mir die Sonne aus, wahlweise in, den Arsch scheinen lassen  und endlich mal richtig entspannen (die Ängste sind so gut wie weg oder nur untergetaucht, egal), genießen und es mir einfach gut gehen lassen.
Inzwischen weiß ich auch, dass diese Phase nur der Ausgleich von einer vorherigen Phase ist. In einer extremen, voller Druck und müssen, voller Verantwortung und kaum Selbstbestimmung, mit viel Ohnmacht und Wut und Ärger. Von daher ist das eine sehr gesunde Reaktion und es wäre jammerschade, da mit Psychopharmaka gegenzusteuern (was ich auch gar nicht im Sinne habe, ich denke nur an andere Menschen, die das vielleicht so ähnlich erleben und dann noch mehr Druck von ihrer Umwelt erleben: „Das geht doch nicht! Du kannst doch nicht, du musst doch, wenn das JEDER täte.. usw…!“
Tun was man will, sofortige Bedürfnisbefriediung, sich seinen Launen hingeben…ist das wirklich frei?
Es ist mir egal. JETZT tut es mir gut und wie gesagt: ich habe mich im Blick.

Und jetzt erstmal: Lieblingsmusik auflegen, Milchkaffe machen…und irgendwo war da noch ein Schokokeks 😉

Leere und Einfachheit

Allein diese zwei Wörter Leere und Einfachheit beruhigen mich schon ungemein.

Noch beruhigender finde ich es, wenn wirklich Leere und Einfachheit um mich herum herrschen würde! Freie Flächen finde ich beruhigend. Sehr beruhigend! Mein zerrüttetes Nervensystem mag Klarheit. Ich merke das jedesmal wenn ich meinen Tisch komplett abräume, zum abwischen. Dann schaue ich drauf und denke, nein fühle viel mehr einfach nur: Ahhhh! Und Erleichterung!

Deswegen las ich Murakami so gern. In seinen Geschichten sind nicht nur die Wohnungen spartanisch eingerichtet, sondern auch die Lebensweise und Essenszusammenstellungen der Protagonisten ist einfach und übersichtlich.

Ich hätte das auch gerne. Einzig mein hungriger Geist und meine Neugierde lassen immer viel zuviel Gerümpel entstehen. Nein es ist kein Gerümpel, aber Zeugs. Allein die Ecke neben dem Sofa, da liegt eine Zeitung, mein Tagebuch, das Programm eines großen Kulturhauses, eine Zeitschrift, ein Rätselheft und 2 Bücher die ich derzeit lese. Auf dem Sofa das Strickzeug. Mein Schreibtisch ist übersät von Zettel, auf dem einen stehen Dinge die ich im Netz nachschauen will oder kaufen oder sonstige Ideen, auf dem anderen was ich im Blog schreiben will, dazu noch Flyer von der Krankenkasse oder sonstiger Bürokram. Die Küche ist selten wirklich komplett aufgeräumt. Ich koche fast immer richtig, weil ich Fertignahrungsmittel nicht vertrage. Warum also die Pfanne spülen und aufräumen, wenn ich sie in wenigen Stunden eh wieder brauche?

Oben im Schlafzimmer steht noch meine Infrarotsauna. Mal hier mal dort mein Trampolin und andere Sport/Beschäftigungssachen. Im Bad genauso, ich bin gar nicht so die Kosmetiktante, aber je älter man wird desto mehr braucht man hier was für die trockene Kopfhaut, da was zusätzliches fürs Zahnfleisch…

Und ich lebe nur auf 38qm. Dazu eine sehr reiche Innenwelt, wo ich immer mit irgendwas beschäftigt bin. Ich glaube das ist der Grund warum mir so selten langweilig wird. Ich bin so vielseitig interessiert! Dazu kommt noch das riesengroße WWW wo man ja immer was lesen, schauen und hören kann, weswegen ich immer noch einen richtig großen PC habe und kein Laptop oder so, was eben zusätzlich Platz braucht.

Ich bin so vielseitig interessiert. Ich habe gelernt, dass es die High-Sensation-Seeker gibt. Oder eben auch:Scanner! Das Buch von Barbara Sher: *Du musst dich nicht entscheiden, wenn du 1000 Träume hast* hat mir sehr gut gefallen und ich habe es schon mehrmals durchgelesen. Trotzdem bin ich von diesen 1000 Möglichkeiten oft auch einfach nur erschlagen und erstarre. Ich bin verwirrt, was soll ich tun, welchen Weg einschlagen, wie leben….?

Wenn ich in den Urlaub fahre, suche ich mir immer sehr minimalistische Ferienwohnungen aus und es war mir noch nie langweilig. Ich reise auch immer mit kleinem Gepäck. Und trotzdem ist da zuhause die Angst. Vor Mangel. Und witzigerweise auch eine Angst vor Leere. Was wenn ich es brauche und nicht habe? Ist eigentlich der Kernsatz der ganzen Sache! Was wenn ich es brauche und nicht habe…interessant…

Ich beneide Leute die so streng minimalistisch wohnen. Oft schaue ich mir die im Netz an, weil es mich eben -oh wunder- beruhigt. Und doch kann ich es nicht. Und will es wohl auch nicht. Weil es mich, witzigerweise, auch beruhigt wenn ich mich mit all meinem Kram beschäftige. Weil ich es gern tue! Weil das meine Hobbys sind. Mein Lebensinhalt. Meine Arbeit! Ich liebe es aufzuräumen, auch auszusortieren, wieder neu einräumen. Denn manchmal überkommt es mich doch und ich räume alles weg, was ich nicht unmittelbar brauche. Und mein Keller? Der ist normal gefüllt. Wenig Altlasten/Müll, paar Kartons, mein Fahrrad, Lebensmittelvorräte, ein wenig Deko und Farbe. Kindheitskiste und Saisonkleidung finden sich da auch.

Jetzt aber geh ich erstmal meine Küche aufräumen…

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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Eine Art Tagebuch

Amat victoria curam