Allein diese zwei Wörter Leere und Einfachheit beruhigen mich schon ungemein.
Noch beruhigender finde ich es, wenn wirklich Leere und Einfachheit um mich herum herrschen würde! Freie Flächen finde ich beruhigend. Sehr beruhigend! Mein zerrüttetes Nervensystem mag Klarheit. Ich merke das jedesmal wenn ich meinen Tisch komplett abräume, zum abwischen. Dann schaue ich drauf und denke, nein fühle viel mehr einfach nur: Ahhhh! Und Erleichterung!
Deswegen las ich Murakami so gern. In seinen Geschichten sind nicht nur die Wohnungen spartanisch eingerichtet, sondern auch die Lebensweise und Essenszusammenstellungen der Protagonisten ist einfach und übersichtlich.
Ich hätte das auch gerne. Einzig mein hungriger Geist und meine Neugierde lassen immer viel zuviel Gerümpel entstehen. Nein es ist kein Gerümpel, aber Zeugs. Allein die Ecke neben dem Sofa, da liegt eine Zeitung, mein Tagebuch, das Programm eines großen Kulturhauses, eine Zeitschrift, ein Rätselheft und 2 Bücher die ich derzeit lese. Auf dem Sofa das Strickzeug. Mein Schreibtisch ist übersät von Zettel, auf dem einen stehen Dinge die ich im Netz nachschauen will oder kaufen oder sonstige Ideen, auf dem anderen was ich im Blog schreiben will, dazu noch Flyer von der Krankenkasse oder sonstiger Bürokram. Die Küche ist selten wirklich komplett aufgeräumt. Ich koche fast immer richtig, weil ich Fertignahrungsmittel nicht vertrage. Warum also die Pfanne spülen und aufräumen, wenn ich sie in wenigen Stunden eh wieder brauche?
Oben im Schlafzimmer steht noch meine Infrarotsauna. Mal hier mal dort mein Trampolin und andere Sport/Beschäftigungssachen. Im Bad genauso, ich bin gar nicht so die Kosmetiktante, aber je älter man wird desto mehr braucht man hier was für die trockene Kopfhaut, da was zusätzliches fürs Zahnfleisch…
Und ich lebe nur auf 38qm. Dazu eine sehr reiche Innenwelt, wo ich immer mit irgendwas beschäftigt bin. Ich glaube das ist der Grund warum mir so selten langweilig wird. Ich bin so vielseitig interessiert! Dazu kommt noch das riesengroße WWW wo man ja immer was lesen, schauen und hören kann, weswegen ich immer noch einen richtig großen PC habe und kein Laptop oder so, was eben zusätzlich Platz braucht.
Ich bin so vielseitig interessiert. Ich habe gelernt, dass es die High-Sensation-Seeker gibt. Oder eben auch:Scanner! Das Buch von Barbara Sher: *Du musst dich nicht entscheiden, wenn du 1000 Träume hast* hat mir sehr gut gefallen und ich habe es schon mehrmals durchgelesen. Trotzdem bin ich von diesen 1000 Möglichkeiten oft auch einfach nur erschlagen und erstarre. Ich bin verwirrt, was soll ich tun, welchen Weg einschlagen, wie leben….?
Wenn ich in den Urlaub fahre, suche ich mir immer sehr minimalistische Ferienwohnungen aus und es war mir noch nie langweilig. Ich reise auch immer mit kleinem Gepäck. Und trotzdem ist da zuhause die Angst. Vor Mangel. Und witzigerweise auch eine Angst vor Leere. Was wenn ich es brauche und nicht habe? Ist eigentlich der Kernsatz der ganzen Sache! Was wenn ich es brauche und nicht habe…interessant…
Ich beneide Leute die so streng minimalistisch wohnen. Oft schaue ich mir die im Netz an, weil es mich eben -oh wunder- beruhigt. Und doch kann ich es nicht. Und will es wohl auch nicht. Weil es mich, witzigerweise, auch beruhigt wenn ich mich mit all meinem Kram beschäftige. Weil ich es gern tue! Weil das meine Hobbys sind. Mein Lebensinhalt. Meine Arbeit! Ich liebe es aufzuräumen, auch auszusortieren, wieder neu einräumen. Denn manchmal überkommt es mich doch und ich räume alles weg, was ich nicht unmittelbar brauche. Und mein Keller? Der ist normal gefüllt. Wenig Altlasten/Müll, paar Kartons, mein Fahrrad, Lebensmittelvorräte, ein wenig Deko und Farbe. Kindheitskiste und Saisonkleidung finden sich da auch.
Jetzt aber geh ich erstmal meine Küche aufräumen…