Sonntagstipps

– Trainiere nicht nur Deine Bauchmuskeln, sondern erst recht dein Bauchgefühl! Viele Gewaltopfer erzählen, dass sie zuvor schon ein komisches Gefühl hatten. Lieber einmal zuoft weggehen, was abbrechen ect. wenn die innere Sirene angeht, stimmt dieses Gefühl meistens!

– „Bevor du dir selbst eine Depression diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht von Arschlöchern umgeben bist.“ Es ist mir scheißegal wer das angelich gesagt hat. Der Satz ist SOOO wahr. 3 Wochen keinen Kontakt zu J.: ich blüh auf, fühle mich leicht und gut gelaunt, mache wieder Dinge die mir Spaß machen, spüre mich selbst wieder. Dann wieder nur kurzen Onine-Kontakt, mit Planung eines Ausfluges: Schwupp, meine Laune sinkt in den Keller, ich habe wieder mehr Angst, ich fühle mich schlecht und abgetrennt von mir und meinen Gefühlen un Bedürfnissen. Wieder kein Kontakt: es geht mir blendend!
Alles klar. Ein Energieräuber wie er im Buche steht. Verständlich warum da kein Antidepressiva hilft und Therapieplanung ist auch wieder gestrichen, ich brauche sie schlicht nicht mehr.
Ich habe das schonmal so krass gespürt, nämlich als ich den letzten Kontakt (nämlich den zu meinem Vater)zu meiner Ursprungsfamilie kappte. Zu meiner Mutter und Schwester hatte ich schon länger keinen Kont mehr und von meinem Vater distanzierte ich mich auch mehr und mehr, bis hin zu Telefonnummer- und Emailänderung. Und dann: Ein so intensives aufatmen, dass ich fast problemlos das rauchen aufhören konnte! Lebenslust und Energie durchströmten mich und ich hatte endlich die Kraft meine Lebensprojekte umzusetzen, mich auf mich zu konzentrieren und man weiß ja: Energie folgt der Aufmerksamkeit!
Also: checke regelmäßig die Menschen in deinem Umfeld.

-Wenn du gut mit dir selbst in Kontakt bist, wirst du dich (fast) nie mehr einsam fühlen! Es ist eine der besten Investitionen in dein Leben, dich um diesen Kontakt sehr gut zu kümmern. Dann gelingen meistens auch die anderen Kontakte besser.

– Wenn du merkst dass ein Mensch in deiner nahen Umgebung Alkohol, Medikamente, Drogen ect. mißbraucht, mißbraucht er sehr wahrscheinlich auch Menschen (egal in welcher Hinsicht: finanziell, emotional, sexuell…) also lauf! Da das oft nicht geht, pass sehr gut auf dich auf, halte größtmöglichen abstand zu dieserPerson. Sie hinterlassen meistens nur verbrannte Erde und ihr ganzes Umfeld ist verletzt, wie nach einem Granateneinschlag. Die Splitter streuen weit!

Und zur Stärkung nun noch zwei Affirmationen:
Unumkehrbar stehe ich fest dazu, das ich mein eigenes Ding machen darf!
Mit aller Kraft wird es mir klar wie Kloßbrühe, dass NEIN! ein vollständiger Satz ist.

In diesem Sinne: Euch allen einen kraftvollen, lebendigen, lustvollen, liebevollen und fürsorglichen Sonntag 🙂

Rückfall: destruktives Verhalten

Ich bin sehr erschrocken darüber, was gestern passiert ist. Vor allem was massive Grenzverletzungen (die ich mir selber antat!) für Auswirkungen haben. Dieses innere zittern und beben, die exreme Anspannung. Erstarrter Fluchtreflex und gleichzeitig irgendwie im Überlebensmechanismus.
Normalerweise agiere ich in solch einem Zustand wie aufgedreht: ich schaue nur noch Filme (am besten welche die mich zusätzlich triggern), werde hibbelig, kaufe viel oder suche ewig im Netz nach dem richtigen (meist was ich eh nicht brauche) ich flitze von einem Eck ins andere.
Heute habe ich das nur ein bisschen. Eher sitze ich verdattert da und staune: so schlimm ist Grenzverletzung. Sooft habe ich mir das früher auch angetan (Übergriffe gab es natürlich en mass auch durch andere Menschen), aber es ist fast nochmal schlimmer, wenn man es sich selbst antut, auch wenn mir der Wirkmechanismus der Erstarrung klar ist und auch dass es ein gelerntes Verhalten ist, das mich früher schützte. Ich war die ruhige brave, damit nicht noch mehr Streß entsteht im Familiensystem. Von daher merke: ruhige Kinder sind nicht immer toll oder nur gut erzogen, nein manchmal ist es ein Totstellreflex oder die pure Resignation: wenn eh niemand kommt, wenn ich schreie, lass ich es halt.


Sooft bin ich über mich selbst gelatscht UND über die Nachwirkungen. Anstatt hinzuschauen, warum kann ich grad kaum atmen, verkrampft der ganze Bauch, warum hüpfe ich von einer Internetseite zur Nächsten usw. nach der Grenzverletzung ist vor der Abspaltung.


Was aber ist passiert?
Seit 2,5 Jahren kenne ich einen Mann mit dem ich gerne Körperlichkeit leben kann. Das ist für mich schon wie ein 5er im Lotto. Weil ich mich damit eben sehr schwer tue oder schlicht keine Körpernähe mag. Ihn aber fasse ich liebend gerne an, die Chemie passt einfach und ich bin gerne in seiner Nähe.
Nun haben wir uns über 6 Monate nicht mehr gesehen und dann brauche ich in der Regel erst wieder eine Zeit zum auftauen, zum warm werden. Meist brauch ich erst wieder ein Date nur mit Kaffe trinken und/oder spazieren gehen, bevor ich es genießen kann, wenn wir uns näher kommen.
Das gute bei ihm ist: er macht keinerlei Druck: ob wir uns nur zum Kaffe trinken treffen oder wild über uns herfallen: alles ist ok. Auch wenn ich mich leicht wegdrehe, weil ich noch nicht intim angefasst werden will, registriert er sofort und hält sich zurück.
Aber mein „vorauseilender Gehorsam“ wurde mir früher so perfekt eingedrückt, dass ich mein innerliches Stop gestern komplett überging, nur weil ER ins Schlafzimmer ging. Und nein er wendet keinerlei Psychospielchen an, die erkenne ich. Ich ging nicht bis zum Äußersten (immerhin) aber trotzdem war es mir viel zu schnell, viel zu nah. Mein Automatismus sprang an und ich tat wo ich dachte, das will er jetzt.
ER, nicht ICH.


Ich hätte ja auch in der Schlafzimmertür stehen bleiben können und sagen: „Äh du… das geht mir grad zu schnell, bleiben wir auf der Couch?“
Die Angst vor seiner Reaktion wenn ich Widerstand leiste ist immens. Nicht persönlich von seiner Reaktion direkt  (wie gesagt er macht keinen Druck), aber es gab genug Männer in meinem Leben, die mich dann mit Nichtbeachtung bestraften und das wohlgemerkt in einer Situation in der sie mich vorher von allen Kontakten isolierten, so dass ich von diesem Mann der mich nun nicht mal mehr anschaute, abhängig war. Absolut desatrös für das Seelenheil, vor allem weil auch mein Vater das machte und ich noch sehr jung war. Natürlich versuchte ich daher, dass das nie mehr passierte. Also tat ich alles was er wollte (ja wir fahren jeden Sonntag zu deiner Oma, ja ich besuche dich,  ja ich rauche mit, obwohl ich es hasste im Schlafzimmer zu rauchen,  ja ich hol Dich vom Bahnhof ab, ja ich liebe dich auch *kotzwürg…usw).
Wahnsinn.


Bei mir sein und zu spüren was ich grad will und was nicht ist das eine, dass in vielen kleinen Schritten gelernt werden muss (vor allem bei Menschen die von nahen Bezugspersonen über einen längeren Zeitraum mißbraucht wurden, in deren Psyche so herumgefuhrwerkt wurde, dass sie da oft nur noch einen Scherbenhaufen haben!)
UND dass dann auch noch nach außen zu kommunizieren, wäre dann quasi die Goldmedaille bei Olympia.
Es tut mir leid, dass ich gestern so mit mir umgegangen bin. Ich war den Abend in einem tranceähnlichen Zustand und fiel um kurz nach 20 Uhr total kaputt ins Bett.
Ich vergebe mir und versuche den Schaden zu heilen und fürsorglich mit mir umzugehen

Sei nicht lieb, sei echt!

Wenn dich jemand verlässt, ist das schmerzhaft,
wenn du dich selbst verlässt, ist das desatrös.

Dass ich gestern im Chat mal bei mir und meinen Gedanken, Gefühlen und Bedürfnissen blieb löste wohl einen schon sehr festsitzenden Knoten. Ich kam wieder bei mir selber an. Und es kam viel Energie. Viel Wut. Viel Aggression.
Gleich nach dem sehr kurzen Frühstück heute (ich musste an die Luft!) ging ich über eine Stunde recht flott über die Feldwege, danach brachte ich Müll weg, ging einkaufen, setzte mich auf mein Rudergerät und da merkte ich es: all die Wut wollte mal raus, Schimpfwörter, schnaufen, nicht die lieb reizende sanfte nette ruhige Frau, nein eine gereizte, aggressive, kraftvolle, berauschte (kein Alkohol), verschwitzte Frau voller Grimassen und Flüche saß da und ruderte und ließ all die Energie raus, die (leider mal wieder) seit wann? unterdrückt wurde, zwischendrin wollte ich was anderes machen, wollte mich zurückhalten, weil erst Sport, dann duschen, dann alles andere. Aber SCHEIß DRAUF! Also schrubbte ich mittendrin wie eine wahnsinnige mein Bad. Samt Fliesen. Ruderte weiter. Schimpfte auf die fucking Coronapolitik, erst recht auf den Arsch von bay. Ministerpräsident, natürlich auf meinen Vater, dann auf irgendeine Bekannte usw….ARRRGHHH tat das gut!
Das muss raus! Dann Musik laut aufgedreht, tanzen, hüpfen, weiterschnaufen, scheiß Nachbarin verhöhnen die sich für was besseres hält, daweil ist die auch nur ne Putzfrau undso ging es munter weiter…


Ich glaube das deswegen Frauen öfter depressiv sind. Weil sie ihre Aggression (was ja nichts anderes als Energie ist) sooft unterdrücken müssen. Wie sieht das denn aus, eine wütende Prinzessin im rosa Tütü? Nicht schön..nein mein Kind, sei brav, reg dich nicht auf, sei lieb, der Onkel hat das nicht so gemeint, komm iss ein Stück Kuchen, hat die Mami extra für dich gebacken (anlügen muss man sich auch noch lassen).
Während Jungs animiert werden sich zu wehren, sich den Ball zu schnappen, zurückzuhauen, dem anderen zeigen wos lang geht, dass man das nicht mit sich machen lässt!
Nein, nun ist meine innere Ronja Räubertochter dran..harhar….Mittagsschlaf? Heut nicht. Ich bin voller Energie, fast etwas manisch, aber es fühlt sich gut an, lebendig, warm, kraftvoll, Suizidgedanken? Never! Bevor ich mich umbringe, bring ich lieber jemand anderen um, der das auch verdient hat!


Selbstentfremdung…schrecklich…man fühlt sich hilflos, ausgeliefert, kränkbar, wenn man nicht mal sein Selbst mehr hat…was denn dann?
Depression – Aggression sagen ja schon die Wörter….da helfen auch keine bunten Pillchen…eher ne Runde TaeBo, Kissen verprügeln oder die Wand anschreien. Oder alles zusammen.
Ich habe wieder Zugang zu mir…lange genug hats gedauert. Leider.
Aber jetzt genieß ich noch ein wenig Energie. Meine. Da läuft grad so ein tolles Lied….
Tanzende Grüße

Menschen, nahe

Es war letzte Woche, als ich mit J. abends essen ging und auf dem Heimweg erzählte ich ihm, dass ich letztens alte Tagebücher von mir gelesen hatte (ich weiß nicht mehr wie wir darauf kamen) und zwar die von 2009 und 2012 und dass das mit meine schlimmsten Jahre waren und dass es mich nicht mehr wundert, dass ich da zusammenklappte und dass dann der Kontaktabbruch zur Familie kam und Rentenbewilligung undso.
Wenige hundert Meter später waren wir beim Thema „meine Familie“ und ich ließ so ein paar relativ harmlos Beispiele fallen, wie meine Eltern so tickten. Wir warteten zusammen auf die Bahn, es war dunkel und keiner von uns besoffen, noch nicht mal angeschickert.
Und auf einmal sagt J. Dinge wie, dass er niemanden kennt der so selbstständig ist wie ich und so schlau und kreativ und noch ganz viele Lobe (nennt man das so?).
Und es war weder anmachend, noch irgendwie schwülstig, sondern ganz spontan und offen aus reinstem Herzen. Ich wußte gar nicht wo ich hinschauen sollte und wie reagieren. Ich sah weg, meine Augen wurden feucht und es kam die Bahn. Wir drückten uns ganz fest aneinander, er hatte auch feuchte Augen und stieg in die Bahn, ich machte mich die wenigen Meter zu Fuß auf dem Heimweg, auf dem ich kurz heulte.
Weil es mich so berührte, weil mir schon lange, sehr lange nicht mehr jemand so ehrlich sowas nettes sagte. Weil ich mich von ihm so gesehen fühlte. So erkannt. Es war Nähe zwischen uns und davor habe ich Angst.


Irgendwann gehen ja doch alle Freundschaften kaputt, irgendwann muss man sich doch wieder trennen, irgendwann tut der andere mir doch wieder weh. Also ließ ich das ganze gar nicht so nah an mich heran. Was mich irgendwie erschreckte. Aber es ist sicherer. Der letzte Mann mit dem ich freundschaftlich verbunden war, fragte dann doch eines Abends, als ich bei ihm übernachtete, ob er ihn nicht doch mal kurz, nur ganz kurz reinstecken dürfe.
Menschen sind scheiße und Nähe ist gefährlich.
Aber J. trieb das weiter um und wir schrieben paar Mails. Er war erschüttert zu hören was ich erleben musste und wie kann so eine junge Psyche stark und groß werden, wenn sie nie Unterstützung und Geborgenheit bekam? Und weitere Zeilen dieser Art. Sehr schön und treffend beschrieben, nur…auch das höre ich nicht zum ersten Mal von Leuten die relativ behütet aufwuchsen und nie größere Krisen zu bewältigen hatten. Aber was hilft mir das? Nix.
Und außerdem grübelte ich weiter…das waren ja Lappalien die ich ihm erzählte, das war ja noch nicht mal die Spitze des Eisberges, das waren grad mal die Schneeflöckchen auf der Spitze des Eisberges! Würde ich ihm von den wirklich fiesen Sachen erzählen, würde er wahrscheinlich nen Herzinfarkt bekommen.


Ich bin ganz schön kaputt. Und inzwischen auch noch so kalt wie der Eisberg. Gefühlskalt. DAS erschreckt mich wirklich. Denn normalerweise gebe ich mich mit Haut und Haaren demjenigen hin, der mir so nahe kommt, der mich erkennt und sieht und wahrhaft mitfühlt. (und hoffentlich endlich endlich das einsame, verlassene Kind inmir rettet).
Aber ich bin vorsichtiger geworden. Kein Mensch kann dich retten. Ich bleibe also emotional etwas auf Abstand. Immerhin ich habe endlich dazu gelernt. Blöd ist nur, dass der jetzige Abstand genauso weh tut, wie der wenn man sich hingibt und dann fallen gelassen wird. Nur das ich es jetzt selbst entscheide.
Scheiße ist beides. Und die Isolation tut verdammt weh. Aber, sicher ist es…

Erwachsen werden

Manchmal frage ich mich schon, ob meine „schlechte Arbeitsmoral“ wirklich nur eine Traumafolgestörung ist. Ja, ich habe mit drohendem Autonomieverlust/ ausgeliefert sein (ich MUSS da jetzt bleiben und das und jenes machen) und mit der Angst vor Bewertungen (soziale Phobie) extreme Probleme,
aber es wäre auch interessant zu erfahren, wie es mir ergehen würde, wenn ich gewisse Dinge anders erlebt hätte. Das wären konkret 2 Sachen:


1. ich bekam 12 Jahre mit, dass man auch leben kann, wenn man nicht arbeitet. Mein Vater arbeitete in dieser Zeit nicht (weder in einem Lohnverhältnis noch in der Hausarbeit) er frönte seinen Hobbys und schlief viel und lange. Dass er eine heftige Angststörung hatte und vieles nicht machen KONNTE erfuhr ich ab dem Zeitpunkt als ich in den Kindergarten kam und er mich manchmal nicht abholen konnte (Haus verlassen und so war für ihn halt oft schwierig), das hieß: ich fuhr mit dem Taxi heim oder wartete ewig lange bis meine Mutter mit dem Fahrrad kam, mich in den Bus setzte und mit dem Radl hinterher fuhr. Er überwand seine Angststörung als er arbeiten und sich um sich selber kümmern MUSSTE. Meine Mutter hatte das alles nämlich irgendwann satt (kann ich echt verstehen und wunderte mich wie lange sie das überhaupt aushielt!), sich scheiden ließ und mit uns Kindern wegzog. Gut, seine Angststörung war zwar „weg“ dafür explodierte sein Narzissmus: er kontrollierte vor allem mich um so mehr und machte mich zu seiner Bezugsperson. Er manipulierte, erpresste emotional und erkaufte sich meine Zuwendung, bis auch ich mit Anfang 30 von seinen Psychospielchen die Schnauze voll hatte und den Kontakt kappte.
Die Frage ist: Gäbe es keine Rente und/oder keine Grundsicherung für mich, würde dann das mit dem arbeiten bei mir klappen? Weil ich ja „müsste“?

Weiterlesen „Erwachsen werden“

Stille Gewalt

Wenn ich sage, dass ich in meinem Leben sehr viel Gewalt erlebt habe, hat man die schlimmsten Dinge im Kopf: Grün und blau geschlagen, eingesperrt usw.
Es gibt aber die leise Gewalt, die umso zerstörender wirkt, weil nicht sichtbar und man somit eher an sich zweifelt (ich bin halt nur empfindlich, eigentlich hat er ja nichts gemacht).


Wenn ich sage, dass meine Mutter Alkoholikerin ist, hat man auch hier die schlimmsten Bilder im Kopf: Vermüllte Wohnung, dreckige Kleidung, Hunger, usw. auch das war nicht so, sie war halt „nur“ nicht emotional DA. Aber das ist ein anderes Thema.


Zurück zur Gewalt. Zur leisen. Sie ist psychisch: Verhöhnen, demütigen, auslachen (natürlich immer ohne Zeugen), in der Not nicht helfen, trösten, das Kind somit gnadenlos überfordern, ihm die Verantwortung überlassen…
Später in der „Partnerschaft“ ging es weiter mit sozial isolieren, extremer Kontrolle (sogar der Toilettenbesuch wurde kommentiert oder beobachtet, jaaa durchs Schlüsselloch), abwerten, Geld abnehmen (natürlich gut gemeint, weil er dass dann aufs Urlaubskonto einzahlt-haha) usw.

Das war jetzt nur eine kleine Auswahl, ich mag jetzt nicht alles breit treten wie noch Mobbing in der Schule usw.


Und dann beim nächsten Partner eine Steigerung: die sexuelle Gewalt. Aber auch hier, nicht das was man denkt: das grobe vergewaltigen oder so…nein. ER bediente sich halt nur in jeder gemeinsamen Nacht im Schlaf an mir (Jahre später erfuhr ich, dass das auch Vergewaltigung ist!). Das war unsere Beziehung. Keine Gemeinsamkeiten, keine Unternehmungen, keine wirklichen Gespräche, keine Nähe (im übrigen war der Kerl erst 5 Jahre bei der Bundeswehr und ging danach zur Polizei würg). Eiskaltes benutzen: Du bist für die Befriedigung meiner Bedürfnisse da. Zu nichts anderem. Das ist deine Lebensberechtigung. Das hatte ich ja schon im Elternhaus gelernt, das ich kein ICH zu haben habe.


Es ging weiter in die Prostitution (irgendwie eine logische Folge von der ganzen Vorarbeit die da geleistet wurde, ich hatte weder meine Grenzen/Wünsche im Blick, noch ein Selbstvertrauen oder gar ein Selbstwertgefühl.)
Aber auch hier: Leise Gewalt. Kein Zuhälter, keine Zwangsprostitution, kein Straßenstrich, keine 15 Stunden-Schicht im anonymen Bordell. Ich wurde so „gut drauf vorbereitet“ dass ich von ganz alleine nun die Gewalt an mir selbst ausübte. Ich hatte 30 Jahre lang vorher die Bedürfnisse der anderen befriedigt, warum sollte ich das jetzt nicht einfach weiter machen und wenigstens Geld dafür bekommen? (im übrigen bezahlte mich mein Vater auch, es war nur als „Hilfe“ deklariert, weil er mich erst so klein machte das ich mir nichts mehr zutraute, dadurch ständig arbeitslos war und dann kam er als Retter ins Bild und gab mir ganz gönnerhaft eine EC-Karte-doppelwürg).
Ich verdrängte, dass ich die Vergewaltigungen weiter zuließ.


Ich wußte wie man Gemütlichkeit herstellt, wie man jemandem das Gefühl gibt, das er toll ist, ich las die Wünsche an deren Augen ab, bevor sie selbst überhaupt merkten was sie wollen (gelernt ist halt gelernt). Ich war verständnisvoll, stilvoll gekleidet, hatte Interesse an den Freiern (Interesse an mir wäre mal angebrachter gewesen, aber immer verboten: Der andere ist IMMER wichtiger als ich), dezent geschminkt, die nette Frau von nebenan, die nicht zickig war, die dem Kerl umgarnte und lobte, die nachfragte wie der Urlaub war. Die, die sich selbst einredete das freiwillig zu machen. Die sich benutzen ließ. So wie sie seit ihrer Kindheit benutzt wurde. Es war Normalität.


Dadurch dass das alles so „sanft und leise“ ablief, war es weniger spürbar. Es tat weniger weh. Ungute Bauchgefühle kann man eher ignorieren und verstecken als ein blaues Auge. Nur irgendwann ist das Fass der Ignoranz voll und es kommen so seltsame Symptome daher wie: totale Erschöpfung, Panikattacken (wie ich dann heraus fand meistens bei Menschen mit Täterstrukturen und da ist es höchst gefährlich diese Warnhinweise mit Tavor zu unterdrücken!!! Das ist lebensgefährlich!!!), Antriebslosigkeit, Suizidgedanken usw.


Manchmal, wenn ich solch toxischen Menschen begegne kann ich rechtzeitig Reißaus nehmen. Nicht antworten, löschen, blocken. Manchmal ist die Sehnsucht nach dem Bekannten und „wenn ich mich jetzt endlich mal richtig verhalte ist derjenige doch noch lieb und nett und fürsorglich zu mir, dann kann ich auch all den alten Schmerz heilen!“ so groß, dass mich solche Menschen anziehen wie ein Magnet (oder besser: wie Scheiße die Fliegen). Ich begebe mich wie hypnotisiert wieder in den Strudel der Verwirrung (Gaslighting), des abscannens (mal sehen bei welchen Sprüchen sie zusammen zuckt, da setze ich dann den Hebel an), des abwertens (ganz nebenbei mit freundlicher Stimmung einen gehässigen Kommentar fallen lassen), des beleidigt seins, wenn es nicht so läuft wie derjenige will…usw. Die ganze Palette des narzisstischen Mißbrauchs.

Aufhören mir selbst Gewalt anzutun (trotz Krankheit zum arbeiten zwingen) und aufhören Gewalt zuzulassen. Manchmal gelingt mir das eine, manchmal das andere besser. Ich übe und übe und bin wachsam und manchmal auch gnädig mit mir, wenn ich wieder in die Scheiße trete.

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. Antoine de Saint-Exupéry

Eine Art Tagebuch

Amat victoria curam