Uuuund…tschüß!

Das mit dem Chattypen hatte ja noch kein (für mich) klares Ende. Also schrieb ich ihn nochmal an und konfrontierte ihn mit seiner „Anhänglichkeit“.
Nun entlarvter er sich selbst:
Er wollte mir mit der letzten Nachricht „nur ein Lächeln aufs Gesicht zaubern“! (och süß oder??? *schmelz*, ne natürlich nicht, er wollte nur wieder Aufmerksamkeit, da ich ihm 1 Tag lang nicht antwortete!!!)
„woher hätte ich wissen sollen, dass du grad wieder keine Lust auf Kontakt hast?“ Normale Menschen warten eine Antwort ab und schicken nicht gleich weitere 2-3 Nachrichten (außer man macht sich ernsthaft Sorgen um den anderen, oder es fällt einem noch was ein, aber das kommt MAL vor und nicht IMMER!).

„wenn dir was nicht passt, kannst du es ja nett!! sagen!“ HAB ICH HAB ICH HAB ICH, hat nur nichts genutzt!
„nach deinem letzten Shitstorm hab ich penibel drauf geachtet, dass das nicht passiert“ (Shitstorm? Das war eine etwas deutlichere Grenzsetzung meinerseits nachdem du meine netten Hinweise ignoriert hast! Und wenn er so penibel drauf geachtet hat, warum kamen dann weitere Nachrichten?)
„hmmm, ich glaub du verwechselst mich da mit jemanden?“
HAHAAAHAAAHAAA….ohgott, das is erbärmlich! Fällt jemanden was auf? Keinerlei Einsicht, Verantwortung oder Entschuldigung von ihm. ICH bin die komische. Aber auf diese Masche und vor allem Diskussion lass ich mich nicht ein:
Ja klar, Kontakt löschen, fertig

Sich von einem anhänglichen Typen/Täter zu trennen ist nicht ungefährlich. Sie sind verletzt, wütend, enttäuscht. Verlassen werden ist nie schön, aber für jemanden der andere mißbraucht um sich selbst wertvoll zu fühlen, eine Katastrophe. Manche ticken dann völlig aus. Frauen, die sich trennen wollen, sind sehr oft in Gefahr. Und wenn der Expartner sie umbringt, heißt es in den Medien „Eifersuchtsdrama“ oder Beziehungstat. Nein ich übertreibe leider nicht.
Ich habe extremes Stalking nach einer Trennung schon erlebt. Ich hatte einen Personenschützer monatelang an meiner Seite, weil der Ex überall auftauchte wo ich war. Das letzte das ich von ihm mitbekam war unsere zertrümmerte Haustür, die aus Glas war.
Ich verlasse jetzt wieder einen Mann, der extrem anhänglich, übergriffig und egozentrisch ist. Ich bin vorsichtig. Ich schaue mir meine Umgebung genauer an (schaue ob seinAuto irgendwo steht), die Wohnungstür sperre ich schon seit Jahren innen zu und Fenster bleiben nachts auch nie auf. Aber ich darf mich auch nicht zu sehr reinsteigern

Warum ich das nochmal so aufschreibe? Für mich, zum später nochmal nachlesen, wenn ich wieder mal nicht auf mein Bauchgefühl höre oder überlege warum ich damals diesen Typen aus meinem Leben schmiß. Interessant auch: Mein Körper weiß alles. Während dieser kurzen Zeit des Kontakts mit ihm, hatte ich wieder alle körperlichen Hochstreßsymptome und natürlich keine Nachtruhe. Selbst wenn ich noch Zweifel an meiner Sicht der Dinge hätte , spätestens da würde klar werden, was Sache ist!

Trauma —> Grenzverletzung


Jetzt wundere ich mich nicht mehr, warum ich die letzten Monate in allerlei Süchten festhing und immer wieder wie „scheinbar aus dem Nichts“ Suizidgedanken hatte. Ich war/bin massiv getriggert, wenn nicht gar retraumatisiert.
Durch die ersten Anzeichen von psychischer Gewalt, von dem Chattypen. Und ich sah die Anzeichen, aber redete es mir schön (man kann ja auch nicht bei jedem Husten gleich ne Lungenentzündung vermuten.)
Die ich ja leider zur Genüge kenne. Von meinen Eltern und mit dem Typ mit dem ich mal wohnte.
Psychische Gewalt ist ein Angriff auf deine Identität, auf deine Ich-struktur, auf deinen innersten Raum. Es ist ein benutzen und mißbrauchen deiner Person.
Du darfst nicht mehr fühlen was du fühlst, sondern nur noch die Gefühle haben, die dem Täter passen.
Du darfst nicht mehr die Gedanken haben die du hast
die Bedürfnisse die du hast
die Vorlieben die du hast
die Wünsche die du hast
die Eigenständigkeit die du hast…außer es nützt dem Täter was.


Symbiosetrauma, es gibt kein Ich mehr, sondern nur noch ein Wir. Viele halten das leider für die wahre Liebe. Aber es ist nur Sucht, ein brauchen und gebrauchen des anderen…
Was löste ein ungutes Bauchgefühl bei mir aus?
– er vergaß oft was ich ihm erzählte, also persönliches von mir
– er lenkte oft auf seine Situation, auf seine Probleme, was er heut gemacht hat usw.
– kaum ernsthafte Gespräche, fast immer nur rumblödeln und blabla, sehr viel sexuelle Inhalte, aber auf kindische Art, so Witze die sich 9-jährige erzählen.
– immer erreichbar, fast egal wann ich ihm schrieb, oft hatte ich nach 1-5 Minuten eine Antwort
– sehr anhänglich
– kaum soziale Kontakte oder irgendwelche Interessen/Hobbys
– zwanghafte Züge und abgeschottet von seinen wahren/tieferen Gefühlen (z.B. machte er eine Kreuzfahrt durch die Karibik, da wär es doch „normal“ dass man auf meine Nachfrage mehr davon erzählt als: war ganz nett.)
Ich tue mich schwer damit mir zu verzeihen, dass ich es SAH, aber nichts machte und meine eigenen Grenzen (ich will das nicht, hier stimmt was nicht) wieder mal überlatscht habe.
Klar ich weiß, man reinszeniert oft seine Vergangenheit, aber nach sovielen Jahren und Therapie, IMMER NOCH? Endet das nie?

Jetzt kann ich was tun, in die Handlungsfähigkeit kommen.

Also, was hilft in der derzeitigen Situation?
Hab das Buch wieder gelesen: Bis hierher und nicht weiter von Rolf Seelin. Sehr hilfreich, leicht lesbar. Alles was mir derzeit wieder Sicherheit gibt, ist erlaubt, ach was, ein MUSS! Lange weite Klamotten: OK! Keine fremden Menschen: OK! Lieber daheim verkriechen:OK. Sonnebrille und Kopfhörer wenn ich rausgehe: OK! Meine inneren Grenzen wieder stabilisieren, die Innenministerin wieder aktivieren (die Selbstfürsorge erlaubt) oder die inneren Wächter, je nachdem was stimmiger ist. Bewegung wenn die innere Unruhe zu krass ist. Das ist mit das beste Hilfsmittel, weil es auf mehreren Ebenen hilft: Es macht angenehme gute Gefühle, es entspannt, ich baue Muskeln und Ausdauer auf was mich sicherer fühlen lässt (gut verankert im Körper und das Wissen: zur Not kann ich weglaufen, zuschlagen), erhöht Selbstwertgefühl, ich fühl mich einfach stärker, fitter, schlafe manchmal auch besser.
Keinen Druck machen, jetzt irgenwas zu müssen. Wenn es grad geht, leg ich mich auch mal eine Stunde an den See, wenn es zu sehr streßt fahre ich wieder, wenn ich nachts nicht schlafen kann: aufstehen was anderes machen, ich kann mich ja tagsüber nochmal hinlegen..usw.

Ich hatte mich wieder selbst verloren, war wieder viel zu viel beim anderen und nicht bei mir. Es fühlt sich immer noch verboten an, die anderen nicht zu beachten (also fremde Menschen in  der S-bahn zum Beispiel) und bei mir zu bleiben. Energetische Abgrenzung: sich eine Membran, Hülle oder Käfig um einen rum vorstellen (was sich halt am besten anfühlt), oder ein Schild vor dem Oberkörper.
Bei mir bleiben. Energie folgt der Aufmerksamkeit
Dami Charf Videos anschauen hilft auch, ich mag ihre ruhige, natürliche Art.
Zuhause werkeln (basteln, putzen, Blumenpflege, aussortieren…) tut auch gut

Wochenrückblick 27.Mai 2023

-Tipp: In der App Cogito (gratis) gibt es täglich Selbsthilfeübungen zum Thema psychische Gesundheit, Selbstwert ect. Mir gefällt sie, manche Übungen kenne ich, manche sind für mich unbrauchbar, manche sind neu und finde sie komisch und manche kenne ich natürlich noch nicht und sie gefallen mir und sind brauchbar. Eine davon ist: Binden Sie gedanklich ihre derzeitigen Sorgen und Probleme an einen Luftballon (oder an viele) und lassen sie bewußt los. Schauen Sie wie der Ballon höher und höher steigt und vomWind weggetragen wird.
Die Vorstellung ließ mich sofort einmal tief durchatmen und ich fühlte mich erleichtert. Tolles Werkzeug. Ich glaub ich werde da ein paarmal auch meine Ängst hinhängen oder nervige Menschen!

erstaunt bin ich weiterhin, wie kalt mich das Thema Garten lässt. Die Schlüsselübergabe war kein Problem. Es war auch keinerlei inneres hadern in mir (wie ich das sonst von mir kenne, wenn Bauch und Hirn sich streiten) ob ich es vielleicht nicht doch probieren, soll, ob es ein Fehler ist. Solche Gedanken tauchten nur ganz kurz auf (ich glaub eher proforma, aus Gewohnheit). Es ist glasklar:NEIN ich mache das nicht. Vielleicht ist es ein Schutz von der Psyche: Die Absage hat so weh getan, war so extrem aufwühlend, ich lass mich da auf nix mehr ein, nicht dass es wieder mal so weh tut. Viel eher ist aber wohl der Hauptgrund, dass ich derzeit keinerlei Verantwortung für irgendwas außerhalb meiner selbst tragen kann. Und mit mir bin ich weitaus genug beschäftigt.
Außerdem fand ich es auch ein wenig dreist von der Frau mir Honig ums Maul zu schmieren, ihre Aussage war: „und wenn wir in den Ferien wegfahren (fast alle Ferien!) dann hast den Garten komplett für dich alleine!“ die Realität hieß aber: es sollte schon täglich (mal auch alle 2 Tage) gegossen werden.
Und warum sagte sie damals nicht gleich: Gießen und im Garten verweilen ist erlaubt, nur halt nicht arbeiten! Dann wäre das für mich eine viel bessere Aussicht gewesen.
Sie hat den Garten seit 13 Jahren und erzählte mir selbst von den anderen Leuten die ihr halfen. Warum blieb keiner? Warum ein dauernder Wechsel? Warum hat sie der Kleingartenvorstand so aufn Kieker?
Egal. Es ist vorbei. Abhaken unter „Erfahrungen“.
Nun las ich, dass 3 Monate die S-bahn eh nicht an genau dem Bahnhof hält, an dem ich immer aussteigen müsste um in den Garten zu kommen. Interessant 😉

– Fragte ich mich letztens noch, ob mich irgendwas an dem Typ triggert und dass dann verneinte, weil ich dachte das mich nur das oberflächliche BlaBla nervt, kam ich nun dahinter, dass er mich mit seinem egozentrischen, aufdringlichen Verhalten sehr wohl triggert! Und WIE! Das ich das immer noch erst so spät checke find ich furchtbar. Diese Energievampire hatte ich doch schon oft genug in meinem Leben himmelarschundzwirn

– deswegen ein passendes Lied: Aus gegebenen Anlass: Arschlochallergie von Martina Schwarzmann


Meine spontane Kritzelei dazu war dann:
Padauz und Gloria
war schon wieder ein Schwein da
raubt mir Zeit und Kraft
und meinen Lebenssaft!
Er hing sich an mich wie eine Klette
weil, ich bin ja auch so eine Nette
Ich sagte nicht NEIN und nicht STOP
und er raste in mein Leben, mit Galopp
Ständig schrieb er mir
war getrieben wie ein Tier
Hobbys, Freunde hatte er keine
außer seiner Putzsucht, bei ihm war immer! alles! reine!
Schluß, Stop, aus
ich schmiß ihn aus meinem Leben raus.
Kann wieder atmen, lachen, mein Leben machen

– Marsch: und weil mich Trigger immer extrem hochfahren lassen bis hin zu Bluthochdruck (ICH! wo ich eher immer so bei 92 zu 56 rumdümpel) ich nervös und hektisch und dauernd hellwach bin, bin ich mal wieder stramm marschiert. Einfach 10km den Isarweg Richtung München. Ich musst mich nicht orientieren, auf nichts achten, einfach latschen, Kopf leer bekommen, atmen, Körper auspowern. Tat gut!

– passender Traum: es gibt ja Nachtträume wo man genau sieht, dass man das erlebte irgendwie verarbeitet. Also zum Beispiel spielt in meinem Traum eine Schauspielerin eine große Rolle, von der ich am abend einen Film gesehen habe.
Dann gibt es noch die Träume, die auch das erlebte verarbeiten, aber das durch die Blume, leicht verschlüsselt machen. Einen davon hatte ich letztens: Ich bin mit einem Freund/Bekannten in Amerika in einem FastFood-Restaurant mit Bedienung. Doch uns ignorierte man, wir wurden noch nichtmal nach Getränken gefragt. Wir saßen „verhungernd“ da. Später als wir uns (ich glaub in einem anderen Rasaurant, in dem uns das wieder passierte) beschwerten, wurden wir ausgelacht. Erst recht als ich mitteilte, dass ich die Sprache nicht könne.
Übersetzte hieß das für mich: Ich war wieder zu lange mit jemanden im Kontakt, der mich weder nährte noch sich sonstwie irgendwie um mich kümmerte. (Zwar nährt ein fast-foodessen nicht besonders, aber es macht zumindest satt). Ich bekam gar nichts, nicht mal eine kleine Aufmerksamkeit, noch nichtmal ein Getränk!

-gelohnt: ich bin weiterhin sehr begeistert von den Merinoschuhen. Da haben sich die 120,- echt gelohnt: Biegsame Sohne, keine zu starke Dämpfung (damit die Fußmuskeln nicht faul werden und zu Fehlstellungen führen!) sehr leicht und witzigerweise gewöhne ich mich da nicht dran, fast jedesmal wenn ich die trage denke ich mir: huch so leicht! Und das Fußklima ist so angenehm, keine schwitzigen Füße mehr! Weil die Feuchtigkeit durch die Wolle gleich nach außen transportiert wird. Super

Nähe – Distanz

Mir wird langsam bewußt, dass mich chatten ähnlich stresst wie realer Kontakt zu Menschen. Nicht ganz so, aber doch ordentlich. Wenn ich zudem bedenke, dass ich meistens abends chatte, ist es nicht verwunderlich, wenn ich schlecht schlafe, angespannter werde, auch ängstlicher und generell unzufriedener.
Wenn ich mich dann noch erinnere, dass es lange Zeiten gab, in denen ich ich fast nur von Kaffe und Zigaretten ernährte, vornehmlich vorm Chat, wird mir ganz anders.
Ich war innerlich leer und bedürftig und suchte im Chat mein Glück. Aber da sind meistens auch leere, bedürftige Menschen wie ich immer wieder feststelle. Zum Beispiel der eine Mann. Wir können super plaudern, haben ähnlichen Humor, können rumalbern aber auch mal (einigermaßen) ernsthaft „reden“. Er ist IMMER online. Wenn ich dem schreibe habe ich zu 90% nach 5 Minuten eine Antwort. Egal ob er arbeitet, einen Film schaut oder die Wohnung putzt. Er zerstreut quasi seine Energie immer. Er sucht sein Glück im außen. Selbst 3 große Urlaube allein in diesem Jahr (davon eine Kreuzfahrt in die Karibik, wo jeder irgendwie berührt oder was auch immer wäre) erfüllten ihn nicht. Ich habe den Eindruck er ist von sich selbst abgekapselt. Von seinen wahren Bedürfnissen und Gefühlen. Kenn ich ja. Von mir. Aber ich werd immer bewußter und ich mag mich nicht mehr von Leuten benutzen lassen, die meinen sie können von mir Energie saugen um ihre eigene Leere zu füllen.

Deswegen werde ich bei täglichem Kontakt aggressiv. Übrigends egal bei welchem Menschen, den kann ich noch so sehr mögen, zuviel Nähe ist für mich Gift (es gibt von Miss Allie dazu einen schönen Song: Zu nah). Auch das wird mir erst jetzt so langsam bewußt. Und Ärger/Wut ist ein gutes Zeichen, da wird eine Grenze überlatscht, da passt was nicht, da heißt es: Hinschauen! Ich durfte in meiner Familie keinerlei Anzeichen von Unmut, Ärger oder Wut zeigen. Und so verinnerlicht, habe ich das früher sofort weggedrückt, wenn ich nur den Anflug solcher Gefühle habe. Das hat sich geändert. Ich nehme es wahr. Oft noch sehr spät, aber besser als nie. Ahhh da stimmt was nicht, da passt mir was nicht, was ist es? Kann ich es ändern? Früher habe ich mit dem Finger auf andere gezeigt:weil der so und so ist, dies und jenes macht, geht es mir schlecht, werd ich wütend, usw. Das ist Opferdenken.

Der Typ ausm Chat zwingt mich ja nicht täglich mit ihm zu schreiben. ICH habe die Entscheidung. Das Problem: Ich weiß, dass er es gerne hätte. Und da springt das coabhängige Verhalten an: Ich meine, mich so verhalten zu müssen, wie es IHM passt. Tue ich es nicht, kommt extreme innere Unruhe in mir auf und lieber schreib ich dann halt schnell zurück, als diese Unruhe auszuhalten oder bekämpfe sie anderweitig  mit naschen, kaufen, Alkohol ect.
Das werde ich mal als Übung für die nächsten Tage hernehmen. Es ist ja ein kindlicher Teil der diese Unruhe hat: wenn ich meinen Eltren nicht gefalle, niht tue was sie von mir wollen/erwarten, verlassen sie mich und ich werde elendig sterben oder mich noch gnädigerweise da wohnen lassen, aber mit Nichtbeachtung strafen, wie so einen nasskalten, dreckigen Lappen.
Heute werde ich für diesen Kindanteil da sein und ihm Sicherheit und Geborgenheit vermitteln

Ich und die Menschen

Ich weiß nicht ob das noch was wird. Mit den Menschen und mir. Wie gehen andere Menschen mit diesen alltäglichen Verletzungen, Ignoranz, Belästigungen, Grausamkeiten, Gemeinheiten, Ärger, Mißbrauch um? Ich pack das immer weniger. Und ja meine Schublade mit all diesen Sachen ist auch mehr als voll, seit Jahrzehnten schon. Und ja aufgrund dessen bin ich besonders sensibel in Sachen Kränkungen und Verletzlichkeit. Das weiß ich schon. Aber wissen und fühlen sind halt auch zwei paar Stiefel.


Neuestes Ding: Nachbarin. Ich halt ja schon Abstand zu ihr weil mich ihr immer gleiches Gejammer und Gemecker einfach nur nervt. Das ertrag ich mal in nem kurzen Plausch im Treppenhaus, aber nicht an einem ganzen Abend. Auch sonst haben wir nichts gemeinsam. Ihr sind Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten ganz wichtig und sonst nix. Ich gehe gerne ins Arthouse-Kino, lese gern wissenschaftliches Zeug, die ZEIT, Bücher über Philosophie, Soziologie und Psychologie und alles was mich sonst noch so interessiert, überhaupt benutze ich gern mein Gehirn. Ich bastel, male und stricke, mache Sport und Ausflüge….usw.
Wir hatten nun schon länger keinen Kontakt mehr. Nun kam von ihr ne Nachricht…blaundblupp. Ok, ich schrieb zurück. Später sah ich, dass ihre Tochter in Urlaub fuhr. Ach daher weht der Wind. Sie ist alleine, da wird ihr schnell langweilig (sie BRAUCHT andere Menschen), da lädt sie mich aufn Wein ein, damit sie jemanden hat. Kein Ding, jeder hockt mal gelangweilt rum und fragt sich wen man anrufen kann, zum plaudern. Aber bei ihr ist das immer so. Sie benutzt NUR. Keinerlei Interesse am anderen. Ich bin mir sicher, dass sie mich auch eher verachtet und bei anderen über mich lästert, weil ich schonmal schlunzig rumlaufe oder es Tage gibt an denen ich viel schlafe oder Geschirr in der Küche steht. Sie dagegen geht aufgebrezelt bis ultimo zum putzen (in ein leeres Büro!) und jeder Wassertropfen muss sofort weggeputzt werden und jeden Tag gesaugt. Das ist mir auch egal, soll sie machen, es geht mir nur drum: was haben wir gemeinsam und was bringt mir der Kontakt? NIX. Genau. Die Vorstellung, dass ich mich selbst bei mir zum Wein einlade, gemütlich alleine in meiner Wohnung, mit meiner Musik, ohne ihr Geschnatter, lässt mich tief aufatmen. Die Sache ist klar 🙂


PS: im übrigen ist ihre Schwester, mit der sie sehr engen Kontakt hat (tägl. mehrmals telefonieren, dazwischen noch Nachrichten oder Treffen usw.) schwer depressiv.  Da ich solche Energieräuber nur zu gut kenne und ja vor kurzem wieder gemerkt habe, was das mit MIR macht, wäre es echt interessant, wie es ihr gehen würde, wenn sie mal 2 Wochen keinerlei Kontakt zu ihrer Schwester hätte

Sonntagstipps

– Trainiere nicht nur Deine Bauchmuskeln, sondern erst recht dein Bauchgefühl! Viele Gewaltopfer erzählen, dass sie zuvor schon ein komisches Gefühl hatten. Lieber einmal zuoft weggehen, was abbrechen ect. wenn die innere Sirene angeht, stimmt dieses Gefühl meistens!

– „Bevor du dir selbst eine Depression diagnostizierst, stelle sicher, dass du nicht von Arschlöchern umgeben bist.“ Es ist mir scheißegal wer das angelich gesagt hat. Der Satz ist SOOO wahr. 3 Wochen keinen Kontakt zu J.: ich blüh auf, fühle mich leicht und gut gelaunt, mache wieder Dinge die mir Spaß machen, spüre mich selbst wieder. Dann wieder nur kurzen Onine-Kontakt, mit Planung eines Ausfluges: Schwupp, meine Laune sinkt in den Keller, ich habe wieder mehr Angst, ich fühle mich schlecht und abgetrennt von mir und meinen Gefühlen un Bedürfnissen. Wieder kein Kontakt: es geht mir blendend!
Alles klar. Ein Energieräuber wie er im Buche steht. Verständlich warum da kein Antidepressiva hilft und Therapieplanung ist auch wieder gestrichen, ich brauche sie schlicht nicht mehr.
Ich habe das schonmal so krass gespürt, nämlich als ich den letzten Kontakt (nämlich den zu meinem Vater)zu meiner Ursprungsfamilie kappte. Zu meiner Mutter und Schwester hatte ich schon länger keinen Kont mehr und von meinem Vater distanzierte ich mich auch mehr und mehr, bis hin zu Telefonnummer- und Emailänderung. Und dann: Ein so intensives aufatmen, dass ich fast problemlos das rauchen aufhören konnte! Lebenslust und Energie durchströmten mich und ich hatte endlich die Kraft meine Lebensprojekte umzusetzen, mich auf mich zu konzentrieren und man weiß ja: Energie folgt der Aufmerksamkeit!
Also: checke regelmäßig die Menschen in deinem Umfeld.

-Wenn du gut mit dir selbst in Kontakt bist, wirst du dich (fast) nie mehr einsam fühlen! Es ist eine der besten Investitionen in dein Leben, dich um diesen Kontakt sehr gut zu kümmern. Dann gelingen meistens auch die anderen Kontakte besser.

– Wenn du merkst dass ein Mensch in deiner nahen Umgebung Alkohol, Medikamente, Drogen ect. mißbraucht, mißbraucht er sehr wahrscheinlich auch Menschen (egal in welcher Hinsicht: finanziell, emotional, sexuell…) also lauf! Da das oft nicht geht, pass sehr gut auf dich auf, halte größtmöglichen abstand zu dieserPerson. Sie hinterlassen meistens nur verbrannte Erde und ihr ganzes Umfeld ist verletzt, wie nach einem Granateneinschlag. Die Splitter streuen weit!

Und zur Stärkung nun noch zwei Affirmationen:
Unumkehrbar stehe ich fest dazu, das ich mein eigenes Ding machen darf!
Mit aller Kraft wird es mir klar wie Kloßbrühe, dass NEIN! ein vollständiger Satz ist.

In diesem Sinne: Euch allen einen kraftvollen, lebendigen, lustvollen, liebevollen und fürsorglichen Sonntag 🙂

Rückfall: destruktives Verhalten

Ich bin sehr erschrocken darüber, was gestern passiert ist. Vor allem was massive Grenzverletzungen (die ich mir selber antat!) für Auswirkungen haben. Dieses innere zittern und beben, die exreme Anspannung. Erstarrter Fluchtreflex und gleichzeitig irgendwie im Überlebensmechanismus.
Normalerweise agiere ich in solch einem Zustand wie aufgedreht: ich schaue nur noch Filme (am besten welche die mich zusätzlich triggern), werde hibbelig, kaufe viel oder suche ewig im Netz nach dem richtigen (meist was ich eh nicht brauche) ich flitze von einem Eck ins andere.
Heute habe ich das nur ein bisschen. Eher sitze ich verdattert da und staune: so schlimm ist Grenzverletzung. Sooft habe ich mir das früher auch angetan (Übergriffe gab es natürlich en mass auch durch andere Menschen), aber es ist fast nochmal schlimmer, wenn man es sich selbst antut, auch wenn mir der Wirkmechanismus der Erstarrung klar ist und auch dass es ein gelerntes Verhalten ist, das mich früher schützte. Ich war die ruhige brave, damit nicht noch mehr Streß entsteht im Familiensystem. Von daher merke: ruhige Kinder sind nicht immer toll oder nur gut erzogen, nein manchmal ist es ein Totstellreflex oder die pure Resignation: wenn eh niemand kommt, wenn ich schreie, lass ich es halt.


Sooft bin ich über mich selbst gelatscht UND über die Nachwirkungen. Anstatt hinzuschauen, warum kann ich grad kaum atmen, verkrampft der ganze Bauch, warum hüpfe ich von einer Internetseite zur Nächsten usw. nach der Grenzverletzung ist vor der Abspaltung.


Was aber ist passiert?
Seit 2,5 Jahren kenne ich einen Mann mit dem ich gerne Körperlichkeit leben kann. Das ist für mich schon wie ein 5er im Lotto. Weil ich mich damit eben sehr schwer tue oder schlicht keine Körpernähe mag. Ihn aber fasse ich liebend gerne an, die Chemie passt einfach und ich bin gerne in seiner Nähe.
Nun haben wir uns über 6 Monate nicht mehr gesehen und dann brauche ich in der Regel erst wieder eine Zeit zum auftauen, zum warm werden. Meist brauch ich erst wieder ein Date nur mit Kaffe trinken und/oder spazieren gehen, bevor ich es genießen kann, wenn wir uns näher kommen.
Das gute bei ihm ist: er macht keinerlei Druck: ob wir uns nur zum Kaffe trinken treffen oder wild über uns herfallen: alles ist ok. Auch wenn ich mich leicht wegdrehe, weil ich noch nicht intim angefasst werden will, registriert er sofort und hält sich zurück.
Aber mein „vorauseilender Gehorsam“ wurde mir früher so perfekt eingedrückt, dass ich mein innerliches Stop gestern komplett überging, nur weil ER ins Schlafzimmer ging. Und nein er wendet keinerlei Psychospielchen an, die erkenne ich. Ich ging nicht bis zum Äußersten (immerhin) aber trotzdem war es mir viel zu schnell, viel zu nah. Mein Automatismus sprang an und ich tat wo ich dachte, das will er jetzt.
ER, nicht ICH.


Ich hätte ja auch in der Schlafzimmertür stehen bleiben können und sagen: „Äh du… das geht mir grad zu schnell, bleiben wir auf der Couch?“
Die Angst vor seiner Reaktion wenn ich Widerstand leiste ist immens. Nicht persönlich von seiner Reaktion direkt  (wie gesagt er macht keinen Druck), aber es gab genug Männer in meinem Leben, die mich dann mit Nichtbeachtung bestraften und das wohlgemerkt in einer Situation in der sie mich vorher von allen Kontakten isolierten, so dass ich von diesem Mann der mich nun nicht mal mehr anschaute, abhängig war. Absolut desatrös für das Seelenheil, vor allem weil auch mein Vater das machte und ich noch sehr jung war. Natürlich versuchte ich daher, dass das nie mehr passierte. Also tat ich alles was er wollte (ja wir fahren jeden Sonntag zu deiner Oma, ja ich besuche dich,  ja ich rauche mit, obwohl ich es hasste im Schlafzimmer zu rauchen,  ja ich hol Dich vom Bahnhof ab, ja ich liebe dich auch *kotzwürg…usw).
Wahnsinn.


Bei mir sein und zu spüren was ich grad will und was nicht ist das eine, dass in vielen kleinen Schritten gelernt werden muss (vor allem bei Menschen die von nahen Bezugspersonen über einen längeren Zeitraum mißbraucht wurden, in deren Psyche so herumgefuhrwerkt wurde, dass sie da oft nur noch einen Scherbenhaufen haben!)
UND dass dann auch noch nach außen zu kommunizieren, wäre dann quasi die Goldmedaille bei Olympia.
Es tut mir leid, dass ich gestern so mit mir umgegangen bin. Ich war den Abend in einem tranceähnlichen Zustand und fiel um kurz nach 20 Uhr total kaputt ins Bett.
Ich vergebe mir und versuche den Schaden zu heilen und fürsorglich mit mir umzugehen

Rache ist süß

Gestern spätnachmittag, ich ging nochmal eine Runde spazieren, kam mir so der Gedanke, wie ich wieder Kontakt zu meinem Vater aufnehmen könnte, nach fast 10 Jahren Funkstille (ich habe den Kontakt abgebrochen) nur um den Spieß umzudrehen.


Ich mache all das, was er mir angetan hat. Ja nicht sehr kreativ in Sachen Rache, aber es tat gut mich diesen süßen Rachephantasien hinzugeben. Vom Opfer zum Täter werden mag nicht gut sein, aber was ist in dieser Welt schon gut, nein das klingt jetzt wieder zu pessimistisch und verdirbt mir die gute Laune, die das Gedankenspiel mir bringt.


Er ist ein einsamer alter Mann und wahrscheinlich würde er ziemlich schnell auf den Zug aufspringen, den ich ihm vorbei schicken würde. Der lieben Tochter, die ich spielen würde, die sich Sorgen um ihn macht, dass es doch schade wäre wenn wir so im Schweigen verweilen, wer weiß wieviel Zeit uns noch bleibt laberlaber-heuchelheuchel.


Ich würde ihm in Aussicht stellen ihn vielleicht auch mal wieder zu besuchen…je öfter er nachfragt wann das denn sei, desto mehr ließe ich ihn emotional am ausgestreckten Arm verhungern. So wie er es mit mir gemacht hat. Ich kenne all die Psychospielchen und wenn mir mal nichts mehr einfiele, müßte ich nur im Buch „Die Masken der Niedertracht“ nachlesen.
Ich würde ihm auch unpersönliche Sachen schenken, irgendein Geraffel aus meinem Keller was ich eh nicht mehr brauche. Und er natürlich auch nicht, aber das wäre mir wurscht.
So wie er es getan hat.
Ich würde ihn zuscheißen mit Links zu stundenlangen Technoplaylisten, so wie er mir einen USB-Stick schenkte mit 900 Lieder voller Rockmusik, wo er genau weiß das höre ich NIE.
Ich würde all das verhöhnen und verachten was ihm wichtig ist und was er mag. Aber natürlich nur wenn ich von anderen Leute erzählen würde, denen genau das auch wichtig ist.
Ich würde ihn als schwach, alt, gebrechlich nennen, während es mir immer gut ginge, ich würde ihn zuschwafeln voller Lügen, dass ich einen tollen Mann an meiner Seite hätte, wir viel unternehmen usw.
Er wäre der Schwache und ich würde ihm helfen. Jetzt wäre ich oben und er unten
Ich würde ihn in Sicherheit wiegen und auch gegen diese Scheißpolitik und all die Ausländer schimpfen, auch wenn das nicht meine Meinung ist, einfach um ihn ein wenig einzulullen, dass wir was gemeinsam hätten. WIR gegen den Rest der Welt!
Ich würde ihn anlügen, dass ich Geld bräuchte…für irgendwas muss dieser Vater ja zu nutze sein.
Ich würde alles nehmen was ich kriegen könnte, umsäuseln würde ich ihn, umhegen und sanft bitten und theatralisch aufseufzen bzw. mich eisig beleidigt zurückziehen, nur damit er merkt dass er ganz alleine ist.

Eotionale Erpressung, habe ich von dir höchstpersönlich gelernt.

Berechnend ist das? Jawoll. Ist es. Wer weiß, vielleicht schleime ich mich so sehr ein, dass ich die Alleinerbin von seinem Haus werde, in dem er mich nicht aufnahm, als ich in großer Not und obdachlos war.

Wann war er mal wirklich für mich da?
Wann hat er mich jemals wirklich gesehen mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen?
Wann war ich mal nicht die Erweiterung seines Selbst, das sein Ego schmeicheln, seine Zeit vertreiben, seine Gefühle auffangen und seinen Rücken kraulen sollte?
Ich war seine Ersatzfrau, weil er zu feige für eine Partnerschaft auf Augenhöhe war.
Ich war seine Ersatzmama, weil seine schon lange tot ist.
Er hat mich benutzt
Er hat mich mißbraucht
Jetzt soll er mal spüren wie das ist.

Ich muss gestehen, mich diesen Gedanken hinzugeben fühlte sich kraftvoll an, so ein kribbeln im Bauch, so ein fester Blick, so eine Kraft und eine Faust in der Tasche. Dir blödes Arschloch zeig ichs.
Aber es wird bei diesen Gedanken bleiben. Ich habe das nicht nötig und es ist auch total sinnlos. Schlimmstenfalls verletze ich mich selbst dabei, weil ich ja nicht weiß wie sadistisch, hinterhältig und böse dieser Mann inzwischen ist. Dass wir keinen Kontakt mehr haben ist Strafe genug. Keiner mehr da, der sein Ego füttert und ihn bewundert und besucht.
Sich mit einem waschechten Narzissten anzulegen kann sehr übel ausgehen. Ich habe viele von denen kenngelernt. Ich halte lieber Abstand.

Aber das Gedankenspiel zeigt mir: darüber nachzudenken und es zu tun, da ist schon nochmal eine große Hemmschwelle dazwischen. Zum Glück. Ich glaube das nennt sich Gewissen. Oder Moral oder gesunder Menschenverstand oder wie auch immer.
Ich habe mich entschieden es nicht zu tun.
Meine Eltern haben sich anders entschieden. Sie taten es mir an (meine Mutter tat das mehr offen böse, während mein Vater mehr mit Zuckerbrot und Peitsche agierte, meine Mutter hat sich in den letzten 40 Jahren ihr Hirn weggesoffen, sie befindet sich kurz vorm Endstadium der Alkoholsucht, der brauche ich nichts mehr antun, die siecht eh nur noch vor sich hin, die lasse ich einfach in Ruhe).
Mir kann keiner mehr erzählen: sie wußten es nicht besser, sie haben ihr bestes getan. Nein, auch sie hätten mal aufhorchen können, nach innen lauschen und sich fragen: was tue ich hier eigentlich meinem Kind an? Wie gehen wir miteinander um?
Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht meinen Eltern zu erklären wie man respektvoll miteinander umgeht und was mich stört. Schade, dass ich da soviel Energie verbrauchte, denn sie WOLLTEN es einfach nicht wissen bzw. wußtenes sehr wohl und taten es trotzdem.
Sie hatten ihre Gründe.

Du darfst nicht fühlen!

Es treibt mich weiter um, wie sehr ich wieder in der Gefühlsverleugnung war. Und umso besser geht es mir jetzt, dass ich mich wieder spüre! Klar ich merke, dass ich seit über einem Jahr keine Therapie habe, denn dort fiel es mir leichter anzuschauen was dann da „schlimmes und überwältigeendes“ in mir lorderte, aber ich kann ja nicht lebenslang in Therapie gehn.
Du sollst nicht fühlen ist kein kirchliches Gebot, abr es war in unserer Familie eines.
Ich habe Angst: ach da brauchst du keine Angst haben, das ist gleich vorbei und tut gar nicht weh (was selten stimmte, was doppelt schlimm war weil so musste ich meine Angst und meinen Schmerz/Leid unterdrücken)
Ich will das nicht: ja aber da musst du halt jetzt durch
Wenn ich still war: jetzt sei halt nicht so bockig…
aber auch bei „schönen“ Gefühlen. Wenn ich zum Beispiel aufgeregt war (egal ob wegen was schlimmes oder schönen, hat sich meine Stimme „überschlagen“ und es hörte sich sehr nasal an, die Energie das kribbeln im Bauch strömte quasi durch eine Nase, was Anlass war das sich meine Familie über mich lustig machte und mich beschämte. Ausdruck von Lebensfreude durch tanzen oder singen? Die spinnt…jeder Gefühlsausdruck wurde immer bewertet.

Noch heute erwische ich mich dabei, mir zu verbieten zu tanzen wenn ich Lust drauf habe und ein Lied im Radio kommt das ich mag, oder mal vorm Spiegel bissl rumzualbern …das ist KINDISCH.
Ich habe ein Foto wo ich es endlich deutlich sehe und einen Beweis habe: Es war abends auf der Theresiewiese, wir wateten auf den Bus der uns nach Berlin zur Loveparade bringen sollte. Ich war immer ein leidenschaftlicher Technofan und endlich sollte es auf DIE Party gehen. Es ging eine Sektflasche rum, ich trank, tanzte und lachte verschmitzt in die Kamera, meine Schwester daneben schaut mich voller Verachtung an.


Ich verbot mir zu fühlen. Ich fühlte nicht, dass der Beruf der Kinderpflegerin mir überhaupt nicht taugt, aber ich dachte halt, mei wem macht Arbeit schon Spaß. Dass sie das sehr wohl tun kann, erfuhr ich leider erst später.
Das ich den Typ mit dem ich zusammen wohnte und so tat als wären wir ein Paar, nocht nicht mal leiden konnte geschweige denn liebte, spürte ich ebenso nicht. Wir hielten Händchen, knutschten, verbrachten unsere Freizeit mit einander, fuhren in Urlaub, hatten Sex und ich mochte ihn nicht. Nicht seine Tics, nicht seinen extremen Zigarettenkonsum, nicht seine Schlaksigkeit und schon gar nicht keine krankhafte Kontrolle. Ich merkte das erst als ich immer kränker wurde und ein Arzt vertraulich mit mir sprach und mich auf etwas aufmerksam machte.
In der Sexarbeit spürte ich keinen Ekel, keinen Widerwillen, nur wenn ich Angst spürte nahm ich diese ernst und traf mich nicht mit Typen die mir komisch vorkamen.

Mit Gefühlen umgehen habe ich in meiner Familie nicht gelernt, alle unterdrückten ihre eigenen, mein Vater verlies vor lauter Angst das Haus nicht mehr, meine Muter soff und meine Schwester wurde das perfekte Vorzeigekind (und Jugendliche) eiskalt und sadistisch.
Als ich anfing mithilfer ersten Therapien meine Gefühle zu entdecken und sie ernst zu nehmen wurde ich ganz schnell das schwarze Schaf in meiner Familie. Ich entschied nämlich so Sachen wie: Nein ich möchte nächsten Sonntag nicht zu Besu kommen, nein ich will nicht die Geldkarte von Papa, nein ich möchte dieses Jahr Weihnachten anders feiern, nämlich auf einer Party. Ab da wurden alle Manipulationen und Erpressungen noch schärfer und somit offensichtlicher. Das war nicht leichter, bestätigte mich aber, das ich auf dem richtigen Weg bin, zumal es mir körperlich und seelisch um Welten besser ging!

Dabei sind Gefühle weder gefährlich noch schlimm. Sie wollen meistens nur wahr und ernst genommen werden. Das muss man aber erstmal wissen UND ausprobieren, dass das wirklich so ist. Es muss nicht gleich weitreichende Konsequenzen haben. Nur weil mich mein Mann grad nervt heißt das nicht dass wir uns gleich scheiden lassen müssen, nur weil ich heute keine Lust auf Arbeit habe, heißt das nicht dass ich kündigen und ab sofort unter der Brücke schlafe muss.
Klar manchmal muss man auch handeln, ich hatte irgendwann all die Schikanen meiner Familie so satt, dass ich mit 32 Jahren sagte: So Schluß aus, ich will keinen Kontakt mehr zu euch, macht euren Scheiß alleine! Und fast zeitgleich konnte ich das rauchen sein lassen! Ich musste mithilfe der Zigaretten nichts mehr wegdrücken. Das jährt sich nächsten März nun zum 10. mal und das macht mich stolz.

Das wir leider derzeit wieder in einem Klima des „du darfst nicht fühlen“ sind, triggert mich. Wenn jemand Bedenken wegen Corona hat, sei es an der Krankheit an sich, wegen der Impfung oder wegen der Politik wird man sofort als rechter, verblödeter, verschwurbelter, asozialer Esoteriker/Volldepp/ect. hingestellt.

Eine Autorin die mir geholfen hat, meine Gefühle wieder zu entdecken ist Safi Nidiaye. Sie schreibt klar und gut verständlich, immer wieder hole ich mir ihre Bücher hervor.
Ein anderes Buch, das mir die Augen öffnete war: Gefühlsstau von Hans-Joachim Maaz, ich las es eher weil es darin um das politische System der DDR ging und mich das schon immer faszinierte und interessierte, wie die Menschen das damals erlebten, wie es ihnen ging, wie sie das aushielten. Das Buch fesselte mich, manchmal spürte ich so eine extreme Unruhe und Wut in mir, dass ich es weglegen und mich erstmal irgendwie austoben musste. Bis ich erkannte: So war unser System in der Familie auch! Ich wurde massiv getriggert. Mir gingen die Augen auf. Es war schmerzhaft aber auch sehr hilfreich zu erkennen: Mein Widerstand und meine Rebellion und meine Abneigung gegenüber meiner Familie haben einen Grund!

Nunja, heute muss ich zum Glück nicht wieder bei 0 anfangen. Ich bin schneller bei meinen Gefühlen. Manchmal stelle ich sie mir als Wesen vor: Die gebeugte Angst, die plumpe gemächliche Gelassenheit, manchmal rede ich mit inneren Anteilen, mit dem ängstlichen Kind, mit der eigenbrötlerischen Jugendlichen, auch das hilft…da findet jeder seine eigene Methode.

Im Land der Dichter und Denker wär es schön, wenn man abundzu auch auf seine Gefühle schaut und dass diese eine Berechtigung haben. Den Weg des Herzens gehen

Menschen, nahe

Es war letzte Woche, als ich mit J. abends essen ging und auf dem Heimweg erzählte ich ihm, dass ich letztens alte Tagebücher von mir gelesen hatte (ich weiß nicht mehr wie wir darauf kamen) und zwar die von 2009 und 2012 und dass das mit meine schlimmsten Jahre waren und dass es mich nicht mehr wundert, dass ich da zusammenklappte und dass dann der Kontaktabbruch zur Familie kam und Rentenbewilligung undso.
Wenige hundert Meter später waren wir beim Thema „meine Familie“ und ich ließ so ein paar relativ harmlos Beispiele fallen, wie meine Eltern so tickten. Wir warteten zusammen auf die Bahn, es war dunkel und keiner von uns besoffen, noch nicht mal angeschickert.
Und auf einmal sagt J. Dinge wie, dass er niemanden kennt der so selbstständig ist wie ich und so schlau und kreativ und noch ganz viele Lobe (nennt man das so?).
Und es war weder anmachend, noch irgendwie schwülstig, sondern ganz spontan und offen aus reinstem Herzen. Ich wußte gar nicht wo ich hinschauen sollte und wie reagieren. Ich sah weg, meine Augen wurden feucht und es kam die Bahn. Wir drückten uns ganz fest aneinander, er hatte auch feuchte Augen und stieg in die Bahn, ich machte mich die wenigen Meter zu Fuß auf dem Heimweg, auf dem ich kurz heulte.
Weil es mich so berührte, weil mir schon lange, sehr lange nicht mehr jemand so ehrlich sowas nettes sagte. Weil ich mich von ihm so gesehen fühlte. So erkannt. Es war Nähe zwischen uns und davor habe ich Angst.


Irgendwann gehen ja doch alle Freundschaften kaputt, irgendwann muss man sich doch wieder trennen, irgendwann tut der andere mir doch wieder weh. Also ließ ich das ganze gar nicht so nah an mich heran. Was mich irgendwie erschreckte. Aber es ist sicherer. Der letzte Mann mit dem ich freundschaftlich verbunden war, fragte dann doch eines Abends, als ich bei ihm übernachtete, ob er ihn nicht doch mal kurz, nur ganz kurz reinstecken dürfe.
Menschen sind scheiße und Nähe ist gefährlich.
Aber J. trieb das weiter um und wir schrieben paar Mails. Er war erschüttert zu hören was ich erleben musste und wie kann so eine junge Psyche stark und groß werden, wenn sie nie Unterstützung und Geborgenheit bekam? Und weitere Zeilen dieser Art. Sehr schön und treffend beschrieben, nur…auch das höre ich nicht zum ersten Mal von Leuten die relativ behütet aufwuchsen und nie größere Krisen zu bewältigen hatten. Aber was hilft mir das? Nix.
Und außerdem grübelte ich weiter…das waren ja Lappalien die ich ihm erzählte, das war ja noch nicht mal die Spitze des Eisberges, das waren grad mal die Schneeflöckchen auf der Spitze des Eisberges! Würde ich ihm von den wirklich fiesen Sachen erzählen, würde er wahrscheinlich nen Herzinfarkt bekommen.


Ich bin ganz schön kaputt. Und inzwischen auch noch so kalt wie der Eisberg. Gefühlskalt. DAS erschreckt mich wirklich. Denn normalerweise gebe ich mich mit Haut und Haaren demjenigen hin, der mir so nahe kommt, der mich erkennt und sieht und wahrhaft mitfühlt. (und hoffentlich endlich endlich das einsame, verlassene Kind inmir rettet).
Aber ich bin vorsichtiger geworden. Kein Mensch kann dich retten. Ich bleibe also emotional etwas auf Abstand. Immerhin ich habe endlich dazu gelernt. Blöd ist nur, dass der jetzige Abstand genauso weh tut, wie der wenn man sich hingibt und dann fallen gelassen wird. Nur das ich es jetzt selbst entscheide.
Scheiße ist beides. Und die Isolation tut verdammt weh. Aber, sicher ist es…

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. Antoine de Saint-Exupéry

Eine Art Tagebuch

Amat victoria curam