Wochenrückblick 18. Februar 2023

– ich bestelle nicht oft beim Lieferdienst, so um die 4x im Jahr. Früher machte ich das ständig, aber das war noch zu Zeiten als ich meine Finanzen nicht im Griff hatte und im falsch verstandenen nur im Jetzt lebte. Letztens war ein Flyer im Briefkasten: Neuer Lieferservice. Also den mal ausprobiert. Erst war mir nach indisch, dann sah ich aber, dass die auch Burger haben. Also Chef Spezial genommen. Als ich die Packung öffnete fiel ich fast um: Der war riesig!!! So ultra XXL und Pommes dazu. Und noch dazu extrem lecker! Hat mich sehr gefreut. Hat sich echt gelohnt.

– Valentinstag: Liebe dich selbst…tönt es ja gern von allen Seiten…ja hm, es ist mal besser, mal schlechter bei mir (wie wahrscheinlich in jeder Beziehung). Und irgendwie war mir nach was besonderem…ich hatte noch einen Hotelrabatt, also dachte ich mir: why not? in das schöne Hotel, in dem ich schonmal vor Jahren mit meinem Ex war. Zwar in München (Anfahrt 40 Minuten, eigentlich einWitz, aber ich konnte den Kopf ausschalten und dem Herzen folgen) so hatte ich keinen Streß mit langen Bahnfahrten oder fremder Umgebung. Ein 4-Sterne-Designhotel in tollen Farben, einem Schwimmbad im obersten Stock (den Pool hatte ich dann tatsächlich ganz alleine für mich, ich war so glücklich! Alleine schwimmen ist das höchste für mich!)  einer angenehmen Zimmergröße von 28qm und mit Badewanne! Ich konnte endlich einfach entspannen und auf dem Kingsize Bett einfach rumgammeln. Nur Musik hören, kein Druck irgendwas machen zu müssen, ein wenig lesen, ein wenig TV schauen, keinStreß „mir die Stadt anschauen zu müssen“ – die kenn ich ja 😉 und dann am nächsten Morgen das zweite Frühstück in der Badewanne genießen. 22 Stunden in dem Hotel, davon 1 Stunde spazieren und ich war erholt wie lange nicht mehr! Hat sich ebenso total gelohnt!

– erschöpft: leider hielt die Erholung nicht lange an. Nach 3 Std. Arbeit will ich nur noch in die waagrechte. Normal sinds von der Arbeitsstelle zum Bahnhof 10 Mins Fußweg, selbst das war mir zu viel. Ich musste mich sogar an der Bushaltestelle hinsetzen und freue mich als der Bus bald kam und mich zum Bahnhof brachte. So geht das nicht. Auch die 2.Arbeitsstelle werde ich kündigen. Dann werde ich eben wieder nicht arbeiten (bzw. nur noch sporadisch zu den Einmalaufträgen). Die Zeiten in denen ich eine feste Stelle habe, werden eh immer kürzer, war ich bei der davor über 2 Jahre (allerdings mit einem langen und einem kurzen Lockdown) war ich jetzt gerade mal ein halbes Jahr dort und da waren die auch noch 3 Wochen im Urlaub, plus mein Weihnachtsurlaub. Allerdings hatte ich da ja 2 Stellen gleichzeitig. Die Akzeptanz ist ein zähes Brot. Aber bei jedem: „das geht nicht, ich kann nicht mehr!“, hadere ich ein Stück weniger mit mir und auch der Entschluß zu kündigen fällt schneller. Obwohl ich nun seit fast 13 Jahren in der vollen Erwerbsminderungsrente bin, kann ich das nicht so leicht akzeptieren. Vielleicht kann ich es so sehen: Die letzten 13 Jahren in denen ich immer am Thema Arbeit dran blieb und mein möglichstes gab war es eine Art Altersteilzeit, wo man noch ein wenig arbeitet. Und jetz kann ich vielleicht doch das Thema Arbeit (und vor allem meinen Anspruch an mich) mal loslassen und in Rente gehen. Manchmal muss man sich ja ein wenig selbst austricksen.

– Grenzträume: Dass ich wieder mehr auf meine Grenzen achten muss, zeigten mir 3 Träume: Der erste war mit dem Kunden dem ich zuletzt kündigte. Ich war in seiner Wohnung (nicht der realen), die sehr versteckt unterm Dach war und man durfte mich da auch nicht entdecken. Es gab zwar ein Bad mit Wanne aber ohne Toilette (die fehlende oder dreckige oder sichtbare Toilette ist mit eines der Kennzeichen bei solchen Träumen!). Der Kunde erklärte mir was zu der Arbeit, aber ich verstand ihn nicht, akustisch schon, aber nicht inhaltlich, mehrmals fragte ich nach. Da zog er eine Waffe und ich wußte, er fände es jetzt toll, wenn ich Angst zeigen würde, also war ich so cool wie nur möglich (auch real unterdrücke ich in der Arbeit ja sehr viel Angst und bin „cool“).

Der zweite war mit meinem Nachbar. Unsere Küchen liegen nah beieinander (auch real), doch statt einer Wand gibt es ein großes Fenster, dass er weit aufmacht. Anscheinend kann nur er das. Auf meiner Seite gibt es keine Griffe. Ich fühle mich total ungeschützt, weil er jetz alles von mir sieht und hört.
Der andere Traum ist wieder mit meinem Nachbar. Auf meinem Balkon fehlt die Sichtschutzwand zu seinem Banlkon (das war auch real bei meinem Einzug so!) als ich ihn bitte diese wieder reinzumachen bot er mir 50.000 Euro an, wenn es so wie jetzt bliebe. Also sehr viel Geld. Ich verneine. Ich will lieber die Grenze, als das viele Geld (auch ein deutlicher Bezug zur Arbeit!).
Da fällt mir ein, dass sich die jetzige Arbeit (Haushaltshilfe) genauso streßig und schwierig und verantwortungsvoll anfühlt wie mein letzter Job vor meinem Zusammenbruch: Schwerbehinderte Schulkinder fahren, mit Strecken an die 400km täglich! Mein Hirn macht da keinen Unterschied, alles ist gleich schlimm und überfordernd, obwohl es jetz nur um ein paar Staubflusen und gebügelte Hemden geht und nicht mit Kindern im Straßenverkehr!
Und noch etwas zum Thema Arbeit, weil ich gerade das Buch „Hure spielen“ lese: Ich fragte mich, ob ich es demütigender finde bei anderen Leuten zu putzen oder mich für Geld mit Männern treffen und musste feststellen: Ersteres schädigt mein Selbstwertgefühl mehr als letzteres

Die Sache mit der Normalität

Wer will schon durchschnittlich sein? Wer will nicht was besonderes sein?
https://www.psymag.de/9609/auf-dem-weg-zur-ich-staerke-ich-schwaeche-2/
Ich fand gestern diesen interessanten Artikel, der mich sehr nachdenklich machte und in dem ich mich wieder erkannte.
Er spricht Tacheles und wirft nicht mit Wattebällchen, das finde ich gut, auch wenn die Selbsterkenntnis gerade nicht schön ist und auch etwas ziept, aber manchmal muss das eben sein.
Angestochen hat mich der Punkt NORMALITÄT, dass ich-schwache Menschen sich einerseits danach sehnen, andererseits diese scheuen, weil „das machen ja die meisten Menschen schon und ich will was besonderes sein“. Ja das klingt nach Narzissmus und hat durchaus etwas damit zu tun.
Man hat das Gefühl, wenn man nicht als bonders heraussticht, geht man erst recht unter in der Masse, doch oft ist das Gegenteil derFall.
Wo sich kein stabiles Selbst bilden konnte, macht sich das Ego breit. Mit diesem Thema beschäftige ich mich schon seit einigen Wochen.
Den Mangel an Aufmerksamkeit durch andere Menschen versucht man dadurch zu kompensieren (auch keine Neuheit) indem man auffällt und zumindest oberflächliche Aufmerksamkeit bekommt.
Ich weiß noch, es war in der 5.Klasse und meine Eltern lebten im Trennungsjahr. Es ging mir hundsdreckig, ich hätte die Klasse fast wiederholen müssen und da war U. eine neue Mitschülerin (die Klasse wurde neu zusammengewürfelt) und eine hervorragende Zuhörerin. Ihr klagte ich immer mein Leid. Sie nahm mich ernst, fühlte mit, das tat so gut. Überhaupt war die Scheidung meiner Eltern was besonderes, denn vor 30 Jahren, in einem kleinen hochkatholischen Dorf, war das noch etwas neues. Keiner machte sowas. Scheidung, so war man damals der Meinung, sei genauso schlimm für Kinder wie wenn sie verprügelt und in der Wüste ausgesetzt wurden. Ich war was besonderes. Ich hatte Aufmerksamkeit. Da spürte ich das erste Mal den „Kick“ daran.
Das normale, verlässliche mied ich. Ich hatte nicht die ersten intimen Kontakte mit gleichaltrigen, sondern mit älteren Männern die ich über Kontaktanzeigen traf. Die folgenden Beziehungen waren auch immer stressig und mißbräuchlich. Ein verlässlicher liebevoller Mann? Nein danke, zu langweilig. Später zog oft um, hatte dauernd verschiedene Jobs und einen auffallenden  Kleidungsstil, provozierende Tatoos und Piercing samt bunten Haaren durften nicht fehlen, das bei einer Größe von 183cm verfehlte selten seine Wirkung, zudem ich schon als Kind hörte, wie hübsch ich doch sei, mit diesen eisblauen Augen…
Auch die Jobs waren selten normal, es waren immer die krassesten, anstrengsten, schwierigsten oder das wa „man nicht macht“ wie Aktmodel oder später im Erotikbereich.

Ja oft verachtete ich offen was „alle machten“: Faschingsumzug mitmachen, zum Trachtenverein und/oder Schützenverein gehen, den Sommer toll finden, Weihnachten bei der Familie feiern, Haus bauen, jahrelang im selben Job sein..sowas eben.
Ich habe mich allem verweigert, fühlte mich den Hippies nahe, interessierte mich für barfuß Leben, las bei den glücklichen Arbeitslosen und das Recht auf Faulheit. Schon immer hingezogen zu den schrägen Vögeln, zu den Süchtigen und Heimatlosen.
Es gab Zeiten da fühlte ich den Kick „wie krank ich sein muss, um mit 32 Jahren in Rente gehen zu müssen!“
Wieder was besonderes…was anderes. Seht her, wie traumatisiert ich bin.

Wenn man kein Selbst hat, fühlt man sich ausgeliefert, hilflos. Wenn ich in mir keine Heimat finde, fühle ich mich ständig angegriffen und bin äußerst mitßtrauisch anderen gegenüber und unterstelle ihnen, dass sie mir nur böses wollen, auch diesen Zusammenhang kann man gut in dem Artikel nachlesen.
Auch dass sie Dinge, die sie nicht schaffen dessen Stellenwert überhöhen, das wäre bei mir Thema Arbeit. Es gibt ja noch andere Bereiche im Leben, aber dass ich nicht arbeiten kann, aber einerseits irgendwie doch will, was zur Folge hat, dass ich es immer wieder versuche und dann wieder aufgebe, nagt ebenso am Selbstwert.
Der eh schon kaum vorhanden ist und um das zu vertuschen komme ich arrogant rüber.

Mit eine Rolle spielt sicher auch, dass ich an den hohen Adrenalinspiegel gewöhnt bin. Ich brauche hohe, starke Reize. Zuause gab es wenig Normalität, noch weniger Geborgenheit, Sicherheit und Hilfe. Ich war sehr auf mich alleine gestellt und immer sehr angespannt, alles war brüchig.

Das heißt jetzt nicht, dass ab sofort alles easy ist, ich heiraten, in einen Yogakurs gehen und mehr arbeiten werde. Die Schwierigkeiten sind ja durchaus da, aber ich möchte das nicht mehr noch mehr künstlich aufbauschen.
Nur etwas mehr Normalität wagen…ich wurd ja schon ruhiger, die Kleidung unauffälliger, die Piercings (fast)weg, seit 15 Jahren nicht umgezogen, rauchfrei, schuldenfrei, keine Drama-Beziehung, der Versuch den Marktsonntag zu genießen schlug fehl, ich war extremst gestresst und zum Ende hin kurz vor der Panikattacke. Aber ich muss ja nicht alles mögen.


Es reicht schon mich nicht immer anders zu fühlen, ich habe mit anderen Menschen mehr gemeinsam, als das was uns trennt. Raus aus der emotionalen Isolation. Raus aus dem Extrastatus. Ich habe in der Trauma-klinik mich mal tatsächlich gewehrt, gegen eine „Extrawurst-behandlung“. Ich war schon wieder anders, weil ich damals nicht mit anderen Menschen essen konnte. Vor lauter Panik und Anspannung (da brach nach einer Extrembelastung die PTBS so richtig aus) ging das einfach nicht. Nur wollte ich dieses Mal nicht wieder auffallen, aber die Ärzte sahen meine große Not und über 6 Std. Tagesklinik plus 1Std. Fahrzeit, da muss man was essen. Also nahm ich Brotzeit mit und aß draußen im Park.

Witzigerweise wurde mir nach dem oben genannten Titel ein anderer vorgeschlagen: Mentale Hocheffizienz oder: Das Gefühl nicht in die Welt zu passen. Da hatte er mich wieder, der Kick: Ja mein Geist ist auch so überaktiv, ja ich bin ja auch so hochsensibel, ja ich fühle mich auch immer so anders!
Der Kick dauerte nur kurz, ich kam mir selbst wieder auf die Schliche. Die Falle schlug wieder zu.
Nein ich denke genausoviel wie andere, vielleicht ein wenig anders, mehr um die Ecke, wenn ich mehr spüre oder von meiner Umwelt mitbekomme liegt das höchstens an der Überaufmerksamkkeit durch jahrelange Traumata, die kann ich nicht verleugnen, aber ich kann an der Entspannug arbeiten: Jetzt, hier ist als gut

Du darfst nicht fühlen!

Es treibt mich weiter um, wie sehr ich wieder in der Gefühlsverleugnung war. Und umso besser geht es mir jetzt, dass ich mich wieder spüre! Klar ich merke, dass ich seit über einem Jahr keine Therapie habe, denn dort fiel es mir leichter anzuschauen was dann da „schlimmes und überwältigeendes“ in mir lorderte, aber ich kann ja nicht lebenslang in Therapie gehn.
Du sollst nicht fühlen ist kein kirchliches Gebot, abr es war in unserer Familie eines.
Ich habe Angst: ach da brauchst du keine Angst haben, das ist gleich vorbei und tut gar nicht weh (was selten stimmte, was doppelt schlimm war weil so musste ich meine Angst und meinen Schmerz/Leid unterdrücken)
Ich will das nicht: ja aber da musst du halt jetzt durch
Wenn ich still war: jetzt sei halt nicht so bockig…
aber auch bei „schönen“ Gefühlen. Wenn ich zum Beispiel aufgeregt war (egal ob wegen was schlimmes oder schönen, hat sich meine Stimme „überschlagen“ und es hörte sich sehr nasal an, die Energie das kribbeln im Bauch strömte quasi durch eine Nase, was Anlass war das sich meine Familie über mich lustig machte und mich beschämte. Ausdruck von Lebensfreude durch tanzen oder singen? Die spinnt…jeder Gefühlsausdruck wurde immer bewertet.

Noch heute erwische ich mich dabei, mir zu verbieten zu tanzen wenn ich Lust drauf habe und ein Lied im Radio kommt das ich mag, oder mal vorm Spiegel bissl rumzualbern …das ist KINDISCH.
Ich habe ein Foto wo ich es endlich deutlich sehe und einen Beweis habe: Es war abends auf der Theresiewiese, wir wateten auf den Bus der uns nach Berlin zur Loveparade bringen sollte. Ich war immer ein leidenschaftlicher Technofan und endlich sollte es auf DIE Party gehen. Es ging eine Sektflasche rum, ich trank, tanzte und lachte verschmitzt in die Kamera, meine Schwester daneben schaut mich voller Verachtung an.


Ich verbot mir zu fühlen. Ich fühlte nicht, dass der Beruf der Kinderpflegerin mir überhaupt nicht taugt, aber ich dachte halt, mei wem macht Arbeit schon Spaß. Dass sie das sehr wohl tun kann, erfuhr ich leider erst später.
Das ich den Typ mit dem ich zusammen wohnte und so tat als wären wir ein Paar, nocht nicht mal leiden konnte geschweige denn liebte, spürte ich ebenso nicht. Wir hielten Händchen, knutschten, verbrachten unsere Freizeit mit einander, fuhren in Urlaub, hatten Sex und ich mochte ihn nicht. Nicht seine Tics, nicht seinen extremen Zigarettenkonsum, nicht seine Schlaksigkeit und schon gar nicht keine krankhafte Kontrolle. Ich merkte das erst als ich immer kränker wurde und ein Arzt vertraulich mit mir sprach und mich auf etwas aufmerksam machte.
In der Sexarbeit spürte ich keinen Ekel, keinen Widerwillen, nur wenn ich Angst spürte nahm ich diese ernst und traf mich nicht mit Typen die mir komisch vorkamen.

Mit Gefühlen umgehen habe ich in meiner Familie nicht gelernt, alle unterdrückten ihre eigenen, mein Vater verlies vor lauter Angst das Haus nicht mehr, meine Muter soff und meine Schwester wurde das perfekte Vorzeigekind (und Jugendliche) eiskalt und sadistisch.
Als ich anfing mithilfer ersten Therapien meine Gefühle zu entdecken und sie ernst zu nehmen wurde ich ganz schnell das schwarze Schaf in meiner Familie. Ich entschied nämlich so Sachen wie: Nein ich möchte nächsten Sonntag nicht zu Besu kommen, nein ich will nicht die Geldkarte von Papa, nein ich möchte dieses Jahr Weihnachten anders feiern, nämlich auf einer Party. Ab da wurden alle Manipulationen und Erpressungen noch schärfer und somit offensichtlicher. Das war nicht leichter, bestätigte mich aber, das ich auf dem richtigen Weg bin, zumal es mir körperlich und seelisch um Welten besser ging!

Dabei sind Gefühle weder gefährlich noch schlimm. Sie wollen meistens nur wahr und ernst genommen werden. Das muss man aber erstmal wissen UND ausprobieren, dass das wirklich so ist. Es muss nicht gleich weitreichende Konsequenzen haben. Nur weil mich mein Mann grad nervt heißt das nicht dass wir uns gleich scheiden lassen müssen, nur weil ich heute keine Lust auf Arbeit habe, heißt das nicht dass ich kündigen und ab sofort unter der Brücke schlafe muss.
Klar manchmal muss man auch handeln, ich hatte irgendwann all die Schikanen meiner Familie so satt, dass ich mit 32 Jahren sagte: So Schluß aus, ich will keinen Kontakt mehr zu euch, macht euren Scheiß alleine! Und fast zeitgleich konnte ich das rauchen sein lassen! Ich musste mithilfe der Zigaretten nichts mehr wegdrücken. Das jährt sich nächsten März nun zum 10. mal und das macht mich stolz.

Das wir leider derzeit wieder in einem Klima des „du darfst nicht fühlen“ sind, triggert mich. Wenn jemand Bedenken wegen Corona hat, sei es an der Krankheit an sich, wegen der Impfung oder wegen der Politik wird man sofort als rechter, verblödeter, verschwurbelter, asozialer Esoteriker/Volldepp/ect. hingestellt.

Eine Autorin die mir geholfen hat, meine Gefühle wieder zu entdecken ist Safi Nidiaye. Sie schreibt klar und gut verständlich, immer wieder hole ich mir ihre Bücher hervor.
Ein anderes Buch, das mir die Augen öffnete war: Gefühlsstau von Hans-Joachim Maaz, ich las es eher weil es darin um das politische System der DDR ging und mich das schon immer faszinierte und interessierte, wie die Menschen das damals erlebten, wie es ihnen ging, wie sie das aushielten. Das Buch fesselte mich, manchmal spürte ich so eine extreme Unruhe und Wut in mir, dass ich es weglegen und mich erstmal irgendwie austoben musste. Bis ich erkannte: So war unser System in der Familie auch! Ich wurde massiv getriggert. Mir gingen die Augen auf. Es war schmerzhaft aber auch sehr hilfreich zu erkennen: Mein Widerstand und meine Rebellion und meine Abneigung gegenüber meiner Familie haben einen Grund!

Nunja, heute muss ich zum Glück nicht wieder bei 0 anfangen. Ich bin schneller bei meinen Gefühlen. Manchmal stelle ich sie mir als Wesen vor: Die gebeugte Angst, die plumpe gemächliche Gelassenheit, manchmal rede ich mit inneren Anteilen, mit dem ängstlichen Kind, mit der eigenbrötlerischen Jugendlichen, auch das hilft…da findet jeder seine eigene Methode.

Im Land der Dichter und Denker wär es schön, wenn man abundzu auch auf seine Gefühle schaut und dass diese eine Berechtigung haben. Den Weg des Herzens gehen

Wechselhaft


Das ist wieder extrem derzeit: das hü und hott, das hin und her…

Es sind keine klassischen Stimmungssschwankungen…es ist mehr:
Die letzten Tage ging es mir super gut: Fit, kein Mittagsschlaf, keine Benommenheit, kraftvoll, mit guter Laune.  Ich habe viel geschafft und gemacht, das tat auch gut. Und heute ist wieder das Gegenteil: schläfrig, schlapp, ängstlich, verzagt.
Aber nicht nur das ist wechselhaft, sondern auch meine Ideen, Werte und Pläne. Eigentlich habe ich mir ja mal gesagt: Ehrenamt mach ich nicht mehr, weil ich a) weder die Kraft habe und b) damit meine Coabhängigkeit weiter befeuere was mich noch mehr Kraft kostet, aber auch die Depression mehr blühen lässt. Aber gerade wenn es mir so gut geht, denke ich schon: ach machst was sinnvolles, ohne viel Druck und Verantwortung, tut dir gut, kommst raus, bissl unter Menschen, tust was fürs Selbstwertgefühl und die Zeit vergeht auch schneller. Prompt eine Organisation gefunden, die Hilfsgüter in Deutschland sammelt und die dann nach Afrika bringt. Och denk ich, die brauchen sicher Helfer um das ganze zu sortieren, verpacken ect. Da hätt ich Lust drauf, auf praktische Arbeit mit sichtbarem Ergebnis. Ja brauchen sie auch. Und ich denk mir heute, matschig am Küchentisch sitzend: Was hab ich da wieder angeleiert. Nie im Leben pack ich das und will ich das. Und genervt bin ich auch schon von der Whats-App-Gruppe in der nun alle naslang eine Nachricht eintrudelt. Ob noch ein Reiskocher gebraucht wird, wer nen Anhänger hat, dass der Container noch halb leer ist, dazwischen ein SUPER und Smileys.

Auch mein Umzugsplan wechselt stündlich von: Woah bloß weg hier, ich kann das alles hier nicht mehr sehen, bis hin zu: ja aber hier weißt du was du alles hast und wo es ist, eine komplett neue Umgebung würde dich ja derzeit völlig überfordern. Ja das muss ich aber zum Glück ja nicht sofort entscheiden, und ich würde JETZT auch nie umziehen (in dem Zustand) sondern eher so Anfang nächsten Jahres.

Dann schrieb mich Ex-Chef an, ob ich im August Urlaubsvertretung machen will. Mit Feuer war ich dabei, freute mich: jeah was zu tun! Gibt auch gutes Geld (was nicht schlecht wäre, weil ich schon sehr lange keine Zusatzjobs mehr hatte und ich das klar merke) und ich kenne ja schon alles und ich würde da ja auch alleine arbeiten undso…und heute denke ich: Wie zum Geier soll ich das bewerkstelligen, wo ich heute, wahrscheinlich nichtmal außer Haus komme, außer auf ne kurze Radlrunde oder so…Ein Teil will, der andere nicht. Dass in den nächsten 6 Wochen auch noch Baustelle bei der Bahn ist und ich also größtenteils den Ersatzbus nehmen müsste, macht das ganze nicht erfreulicher. Vermutlich werde ich nun doch absagen, mit tonnenschweren Schuld-und Versagensgefühlen!

Und dann sehe ich mich ernsthaft auch noch auf der Seite Anzeigen lesen, wo Männer Geld gegen Erotik anbieten. Rückfall. Ich schreibe auch mit einigen, treffe zum Glück keinen. Alle Nachrichten gelöscht. Eigentlich sollte ich dort meinen Account löschen. Schaffe ich irgendwie nicht. Schäme mich.

Und das sind nur die großen Themen, dazwischen sind noch viele kleine: Bedürfnis: Im kühlen Wasser schwimmen. Angst: Ganz schlecht mit den vielen Menschen am See (und es sind wesentlich mehr unter der Woche am Vormittag, als früher. Vermutlich wegen Corona. Und ganz viele glotzende Typen *kotz). Kraft: Wie soll ich überhaupt zum See kommen? Wenn keine Kraft zum radeln da is…

Ich fühle mich mir selbst ausgeliefert (geht das überhaupt?
Wie ein Fähnchen im Wind, habe ich das Gefühl keinerlei Einfluß auf meine Wünsche und Bedürfnisse zu haben und fühle mich wie ein Radio, wo man am Senderknopf dreht und ständig neue unterschiedliche Radiostationen kommen. Von Volksmusik über aktuelle Hits bis Nachrichten.
Schrecklich ist das.

Stille Gewalt

Wenn ich sage, dass ich in meinem Leben sehr viel Gewalt erlebt habe, hat man die schlimmsten Dinge im Kopf: Grün und blau geschlagen, eingesperrt usw.
Es gibt aber die leise Gewalt, die umso zerstörender wirkt, weil nicht sichtbar und man somit eher an sich zweifelt (ich bin halt nur empfindlich, eigentlich hat er ja nichts gemacht).


Wenn ich sage, dass meine Mutter Alkoholikerin ist, hat man auch hier die schlimmsten Bilder im Kopf: Vermüllte Wohnung, dreckige Kleidung, Hunger, usw. auch das war nicht so, sie war halt „nur“ nicht emotional DA. Aber das ist ein anderes Thema.


Zurück zur Gewalt. Zur leisen. Sie ist psychisch: Verhöhnen, demütigen, auslachen (natürlich immer ohne Zeugen), in der Not nicht helfen, trösten, das Kind somit gnadenlos überfordern, ihm die Verantwortung überlassen…
Später in der „Partnerschaft“ ging es weiter mit sozial isolieren, extremer Kontrolle (sogar der Toilettenbesuch wurde kommentiert oder beobachtet, jaaa durchs Schlüsselloch), abwerten, Geld abnehmen (natürlich gut gemeint, weil er dass dann aufs Urlaubskonto einzahlt-haha) usw.

Das war jetzt nur eine kleine Auswahl, ich mag jetzt nicht alles breit treten wie noch Mobbing in der Schule usw.


Und dann beim nächsten Partner eine Steigerung: die sexuelle Gewalt. Aber auch hier, nicht das was man denkt: das grobe vergewaltigen oder so…nein. ER bediente sich halt nur in jeder gemeinsamen Nacht im Schlaf an mir (Jahre später erfuhr ich, dass das auch Vergewaltigung ist!). Das war unsere Beziehung. Keine Gemeinsamkeiten, keine Unternehmungen, keine wirklichen Gespräche, keine Nähe (im übrigen war der Kerl erst 5 Jahre bei der Bundeswehr und ging danach zur Polizei würg). Eiskaltes benutzen: Du bist für die Befriedigung meiner Bedürfnisse da. Zu nichts anderem. Das ist deine Lebensberechtigung. Das hatte ich ja schon im Elternhaus gelernt, das ich kein ICH zu haben habe.


Es ging weiter in die Prostitution (irgendwie eine logische Folge von der ganzen Vorarbeit die da geleistet wurde, ich hatte weder meine Grenzen/Wünsche im Blick, noch ein Selbstvertrauen oder gar ein Selbstwertgefühl.)
Aber auch hier: Leise Gewalt. Kein Zuhälter, keine Zwangsprostitution, kein Straßenstrich, keine 15 Stunden-Schicht im anonymen Bordell. Ich wurde so „gut drauf vorbereitet“ dass ich von ganz alleine nun die Gewalt an mir selbst ausübte. Ich hatte 30 Jahre lang vorher die Bedürfnisse der anderen befriedigt, warum sollte ich das jetzt nicht einfach weiter machen und wenigstens Geld dafür bekommen? (im übrigen bezahlte mich mein Vater auch, es war nur als „Hilfe“ deklariert, weil er mich erst so klein machte das ich mir nichts mehr zutraute, dadurch ständig arbeitslos war und dann kam er als Retter ins Bild und gab mir ganz gönnerhaft eine EC-Karte-doppelwürg).
Ich verdrängte, dass ich die Vergewaltigungen weiter zuließ.


Ich wußte wie man Gemütlichkeit herstellt, wie man jemandem das Gefühl gibt, das er toll ist, ich las die Wünsche an deren Augen ab, bevor sie selbst überhaupt merkten was sie wollen (gelernt ist halt gelernt). Ich war verständnisvoll, stilvoll gekleidet, hatte Interesse an den Freiern (Interesse an mir wäre mal angebrachter gewesen, aber immer verboten: Der andere ist IMMER wichtiger als ich), dezent geschminkt, die nette Frau von nebenan, die nicht zickig war, die dem Kerl umgarnte und lobte, die nachfragte wie der Urlaub war. Die, die sich selbst einredete das freiwillig zu machen. Die sich benutzen ließ. So wie sie seit ihrer Kindheit benutzt wurde. Es war Normalität.


Dadurch dass das alles so „sanft und leise“ ablief, war es weniger spürbar. Es tat weniger weh. Ungute Bauchgefühle kann man eher ignorieren und verstecken als ein blaues Auge. Nur irgendwann ist das Fass der Ignoranz voll und es kommen so seltsame Symptome daher wie: totale Erschöpfung, Panikattacken (wie ich dann heraus fand meistens bei Menschen mit Täterstrukturen und da ist es höchst gefährlich diese Warnhinweise mit Tavor zu unterdrücken!!! Das ist lebensgefährlich!!!), Antriebslosigkeit, Suizidgedanken usw.


Manchmal, wenn ich solch toxischen Menschen begegne kann ich rechtzeitig Reißaus nehmen. Nicht antworten, löschen, blocken. Manchmal ist die Sehnsucht nach dem Bekannten und „wenn ich mich jetzt endlich mal richtig verhalte ist derjenige doch noch lieb und nett und fürsorglich zu mir, dann kann ich auch all den alten Schmerz heilen!“ so groß, dass mich solche Menschen anziehen wie ein Magnet (oder besser: wie Scheiße die Fliegen). Ich begebe mich wie hypnotisiert wieder in den Strudel der Verwirrung (Gaslighting), des abscannens (mal sehen bei welchen Sprüchen sie zusammen zuckt, da setze ich dann den Hebel an), des abwertens (ganz nebenbei mit freundlicher Stimmung einen gehässigen Kommentar fallen lassen), des beleidigt seins, wenn es nicht so läuft wie derjenige will…usw. Die ganze Palette des narzisstischen Mißbrauchs.

Aufhören mir selbst Gewalt anzutun (trotz Krankheit zum arbeiten zwingen) und aufhören Gewalt zuzulassen. Manchmal gelingt mir das eine, manchmal das andere besser. Ich übe und übe und bin wachsam und manchmal auch gnädig mit mir, wenn ich wieder in die Scheiße trete.

Einmal Lebensinhalt bitte!

Ich bin einen hohen Adrenalinpegel gewöhnt.

Ab meinem 12. Lebensjahr war Trubel angesagt. Damals Scheidung, neuer Stiefvater, mit dem zusammengezogen, neue Schule – dort Extremmobbing, neuer Ort, keine Freunde, kein Vater. Mutter Alkoholikerin, neuer Stiefvater natürlich auch, Vater kann dank fetter Angststörung seit 15 Jahren nicht mehr arbeiten und hat manipulative Techniken drauf, so dass man macht was er will. Man selbst als Person zählt nicht.

Mit 16 nach München zum damaligen Freund gezogen. Dem totalen Psychopathen. Der hatte leichtes Spiel mit mir, ich war ja schon gut vorgeschädigt.

Knapp ein Jahr später heimliche Flucht aus der Wohnung. Das war unfassbar krass. Danach Personenschutz durch einen Bekannten, der eben die richtige Ausbildung/Ausrüstung dafür hatte. Warum? Ein Psychopath lässt nicht so schnell los. Monatelanges Stalking.

Mit 18: Einzug in WG, wieder mehr Leichtigkeit, mit Partys undso. Ausbildung abgeschlossen, Führerschein gemacht. Erste richtige Beziehung samt Heiratsantrag (von ihm, ich schwieg). Läuft.

Ab 19: Erste eigene Wohnung, Alleine! Ein Traum! Keiner redet mir mehr rein, keiner bestimmt über mich. Guter Arbeitsplatz bei der Stadt München. Beziehung geht in die Brüche. Dann komme ich ins trudeln. Kein Überblick über Finanzen, Schulden, vermisse T (große Liebe), wechsle Arbeitsstelle innerhalb des Arbeitgebers. Lerne B.kKennen, total kaputter Typ, Drogen und so. Das Ende vom Lied: wir wollen uns gemeinsam das Leben nehmen. Fahren nach Italien usw. alles geht schief, ich will sofort nach Hause, dort beim Doc wird B. In die Psychatrie eingeliefert, ich fahre zu meinem Vater (auch denkbar ungünstig, aber damals war er noch mein Held).

Ab 21: Hocke das erste Mal beim Psychiater, Diagnose: ordentliche Depression. Ab da wechselte ich Wohnungen, Jobs und Männer wild durch. Ich dachte ich muss im außen endlich nur das richtige finden, damit es mir besser geht. Wirds nicht.

Supergau mit 26: Die Wohnung wird mir wegen Mietschulden geräumt. Ich mache „das Beste“ draus und tingle mit einem fast fremden Mann halb durch Europa. Er hat ein gutes Herz. Ein feiner Kerl.Tolle Zeit.

Wieder in Deutschland kratze ich noch einmal mein Programm Funktioniere! zusammen, suche mir einen Job und mit dem Verdienstnachweis finde ich auch endlich wieder eine eigene Wohnung. Möchte endlich mein Leben hinkriegen, mich gut fühlen und schuldenfrei werden. Gehe in eine psychosomatische Klinik. Arbeite ab da meine Vergangenheit auf.

Komme aus der Abspaltung heraus, lese viele Bücher über Selbstwertgefühl, Depression, Lebenshilfe allgemein.

Gehe in Selbsthilfegruppen für erwachsene Kinder von Alkoholikern, immer wieder sehr aufwühlend. Lerne dort zwei Frauen kennen, die auch stark uner Ängsten und Depressionen leiden, die eine bringt mich auf das Thema Narzissmus. Und ich erkenne, dass mein Vater nicht so heilig ist, für den ich ihn immer hielt.

In mir bricht vieles zusammen. Im außen macht das Arbeitsamt Stress. Ich bin immer wieder sehr aufgewühlt und „getriggert“, damals wußte ich aber nix von Trauma.

Ich funktioniere noch einmal, weil man ja arbeiten muss und finde eine Stelle als Fahrerin für behinderte Kinder. Leider ist die Chefin (Subunternehmerin) eine saublöde Kuh und zahlt nicht. Ich verweigere daraufhin meine Arbeit. Und werde gekündigt. Die Oberchefin ist aber sehr zufrieden mit mir und stellt mir direkt bei sich ein: Ich fahre an Schultagen 400 km täglich. Die Hälfte davon mit bis zu 5 Kids hinten drin, wovon einer regelmäßig völlig ausrastet, sich abschnallt usw. Nach einem Jahr (mit 29) erleide ich einen Nervenzusammenbruch zuhause. Kann nicht mehr schlafen und essen, hatte auf der Autobahn akustische Halluzinationen und das Gefühl ohnmächtig zu werden, wog bei 183cm Körpergröße nur noch 58kg.

Nun ging nix mehr mit funktionieren. Nach 1,5 Jahren wurde mir die EU-Rente bewilligt. Einige Zeit später kam ich in eine Trauma-Tagesklinik, da ich aufgrund der vielen Ängste kaum mehr außer Haus kam. Ich geriet an eine sehr kompetente Trauma-Therapeutin, die das erste Mal: Komplexe PTBS aussprach. Ich setzte mich damit auseinander, verstand mich mehr und mehr. Nur das Muster: funktioniere! scheint noch des öfteren durch.

Ich lese noch mehr über psychische Gewalt und narzisstischen Mißbrauch. Mir gehen ganze Kronleuchter auf. Also: Kein Täterkontakt.

Mit der Klinik im Hintergrund schaffte ich es auch endlich zu meinem Vater den Kontakt abzubrechen. Zu meiner Mutter hatte ich schon einige Jahre davor nichts mehr zu tun, ebensowenig mit meiner Schwester die eiskalte, sadistische Tendenzen hatte und mich immer wieder zurück warfen.

Mit 32 schaffte ich das rauchen aufzuhören, wieder mit dem Sport anzufangen und mich endlich um mich selbst zu kümmern.

Ruhe kehrte ein…und genau die ertrug ich nicht und machte mich auf die Suche nach einem Mann. Leider stand ich immer noch auf die mit demselben toxischen Verhalten wie meine Familie sie hatte und „durfte“ nochmal ein paar Erinnerungen daran auffrischen. Blöderweise landete ich auf einer Datingseite auf der Männer Geld boten. Und aus lauter Abenteuerlust, Einsamkeit und Langeweile traf ich mich also gegen Geld. Sexarbeit also, so sah ich das natürlich nicht, ich machte ja alles freiwillig. haha

Es ging im seltensten Fall um den klassischen Sex, sondern um „Spielereien“ drum herum. Oder eben Fetische. Mein Ego war riesig. Ich fühlte mich endlich als wer. Und ich war gefordert: Die Männer aussuchen, Mails schreiben, schauen ob das passt, Termine ausmachen, treffen, schauspielern, lügen (auch privat, wenn ich unterwegs jemand traf und der mich fragte wo ich hingehe…?), Körperpflege usw. Ich war in der altbekannten Adrenalinspirale wieder drin. Nicht fühlen – funktionieren. Natürlich ging das nicht gut. Der Ausstieg mühsam, weil die Einsamkeit und die Langeweile schon warteten.

2019 kam der Bescheid, die EU-Rente wird dauerhaft bis zur Altersrente bewilligt.

Es gibt keine Action mehr. Weder in der Wohnungssache, noch im Job, noch mit irgendwelchen Männern oder schrägen „Hobbys“. Rauchfrei, fast schuldenfrei…was kommt noch?

Ich kann Strafgefangene verstehen die mit der Freiheit nicht zurecht kommen und wieder was tun wofür sie wieder eingesperrt werden: Das kennen sie.

Ich muss diese Ruhe nun selber füllen, mit gesunden, weniger schädlichen Dingen.

Das Problem: Mein Körper braucht viel Ruhe, da merke ich einfach das ausgelaugt sein. Mein Kopf aber, der ist frisch und will was tun, was erleben, hinaus ins Leben, du bist noch jung! Und so knirscht das Getriebe…

Vor wenigen Tagen traf ich zufällig L. im Supermarkt. Sie half mir damals in der Angst-Selbsthilfegruppe sehr und ich mochte sie immer. Vor wenigen Jahren starb ihr Mann recht unerwartet an Krebs, daraufhin kümmerte sie sich viel um ihre Enkelskinder, die damals noch sehr klein waren. Sie war immer im Streß, immer was zu tun, nur ja keine Ruhe und den Schmerz fühlen….jetzt sagte sie mir, dass ihr Sohn auch Krebs hätte. Ähnlich aggressiv wie beim Vater. Schon überall Metastasen. Er ist nur wenige Jahre älter als ich. Und ganz ehrlich, beim Heim gehen dachte ich schon: Es trifft echt immer die falschen…

Prostitution

Schade, dass es für Freier kein häßlicheres Wort gibt. Freier hört sich nach frei an. Wikipedia meint: Der Begriff stammt aus dem Althochdeutschen. Freien wurde gleichbedeutend mit „heiraten“ genutzt. Um eine Frau zu freien, bedeutet (nach wie vor, aber ungebräuchlich), sich um ihre Liebe hinsichtlich ihres Einverständnisses zur Ehe zu bemühen. Der Ausdruck Auf Freiersfüßen wandeln war ein anerkennender Spruch für einen Mann, der sich auf Brautschau befand.

Als ob sich je ein Freier um eine Frau bemüht hätte. Da kann ich nur höhnisch lachen!

Freier ist noch nicht mal ein Schimpfwort! Anders bei Hure, Nutte, Schlampe.

Ich habe letztens so vor mich hingeträumt, dass es mal eine Zeit geben wird, in der es die Prostitution in der heutigen Art nicht mehr gibt. Das Frauen sagen: „Ich mach das nicht! Ich gehe nur mit dem Mann ins Bett mit dem ich will und ich mache da nur Sachen die ich will!“ Ja schon, kam es da zweifelnd aus mir, aber die meisten sind ja Zwangsprostituierte, Ausländer die kaum die hiesige Sprache können, keinen Ausweis haben und gar nicht wissen wo sie hin sollten, selbst wenn die sagen: „Ej mit mir nicht mehr!“ Kommt da jemand daher schlägt sie oder bringt sie gleich um und lacht höhnisch: „aha und was willst du jetzt tun?“ Und sperrt die arme Frau wieder ein.

Hmm stimmt.

Deswegen bin ich für das nordische Modell: In dem die Freier und Zuhälter bestraft werden, wenn sie Sex kaufen.

Und als allererstes sollten die ganzen Werbeschilder und Leuchtreklamen die auf „sexuelle Gewalt Dienstleistungen“ hinweisen, verschwinden! Es kann nicht sein, dass das in unserem Stadtbild ganz selbstverständlich dazu gehört wie das kunterbunt leuchtende Karusell aufm Oktoberfest!

Prostitution hat Werbung am allerwenigsten nötig! Und deswegen möchte ich nicht mehr im noch so kleinsten Stadtkurier „Erotikanzeigen“ lesen und sehen müssen, als wäre das ein ganz normale Rubrik wie Job-und Wohnungsanzeigen.

Prostitution ist nicht normal! Es ist leider alltäglich und leider in Deutschland legal, das heißt aber noch nicht das es okay und legitim ist sich eine Frau zu kaufen!

Ich wünsche mir eine Welt in der man sagt: Was? Damals konnte man sich einfach so eine Frau kaufen und mit der alle möglichen und unmöglichen Fetische, sexuelle Praktiken und sonstiges ausleben ? Ob die das wollte oder nicht war ja egal, sie bekam viel Geld für die paar Minuten! Echt? Die armen Frauen, die hatten da doch bestimmt keinen Spaß dran! Ja und was waren das bitte für widerliche Männer die das auch noch mitmachten?

Ich möchte, dass das genauso entsetzt besprochen wird, wie heutzutage: „Echt? Damals gab es extra Räume, Plätze und Geschäfte für schwarze Menschen? Die wurden nicht gleich behandelt wie alle anderen Menschen auch?“

Ich möchte, dass es Schulausflüge in alte, ehemalige Bordelle gibt, so wie heute die Schüler frühere Konzentrationslager besichtigen und danach alle schockiert und schweigsam sind und sich (hoffentlich) alle einig sind: So etwas darf nie mehr passieren! Mit keinem Juden und mit keiner Frau!

Ich möchte das Prostitution genauso geächtet wird wie früher die Sklaverei. Damit meine ich nicht, dass die Frauen (bzw. männliche Sexanbieter) diskriminiert werden sollen, sondern dass ein Umdenken stattfindet: Das es NICHT normal ist für das intimste und kostbarste das zwischen zwei Menschen passieren kann, sich einfach jemand zu schnappen und ihn dafür mit Geld abzuspeisen. Es soll klar werden, dass es sich um Vergewaltigung handelt! Und so sollte das auch gesehen werden und nicht wie eine lustige Jahrmarktsattraktion!

Ich weiß, dass es heute auch noch in vielen Teilen der Welt die Sklaverei gibt. Aber den meisten ist klar, dass sie verboten ist, bestraft wird und das man so nicht mit Menschen umgeht. Und da müssen wir hin.

Ich selber verarbeite derzeit viel aus meiner Zeit, als ich Männer „bedient“ habe. Der Abstand zu der Zeit wird immer größer, ich kann da langsam nun hinschauen. Die Verdrängung läßt nach. Scham und Trauer kommt hoch, aber auch viel Wut und Verachtung (gegenüber andere, nicht gegen mich!).

Hier noch was zu lesen:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article202000418/Prostitution-Vorstoss-fuer-Nordisches-Modell-ist-umstritten.html

https://www.emma.de/artikel/rachel-moran-die-wahrheit-ueber-prostitution-318583

Können Freier Freunde werden?

Als Sexarbeiterin hatte ich ja sehr viele Kontakte zu Männern. Und manche findet man interessant, in manche könnte man sich auch glatt verlieben, mit manchen teilt man denselben Humor. Mit manchen Männern ergibt sich eben mehr als eine sexuelle Dienstleistung. Und bei mir gab 3 Männer die mir mehr bedeuteten und es zum Teil noch tun.

D. und M. lernte ich fast zeitgleich kennen. Mit M. traf ich mich bald außerhalb des bezahlten Treffens. Ich konnte mich gut mit ihm unterhalten, wir gingen essen, er half mir beim Sofa-aufbau, trafen uns auf dem Weihnachtsmarkt, wir gingen abends zu einer Transvestitenveranstaltung, wir fuhren paar Tage weg. Ich weiß gar nicht genau was ich an ihm mochte. Vielleicht das er so ein grundsolides Leben hatte und trotzdem nicht eingebildet war. Er strahlte Sicherheit aus, auch durch seine 1,98m Körpergröße. Ich dachte das sich eine Freundschaft entwickeln würde. Er aber gab schonmal spöttisch so Kommentare ab wie: „Naja also WIE wir uns kennenlernten….!“ es war ihm irgendwie peinlich. Er meldete sich auch nie, nur immer ich. Fragte ob wir uns treffen wollten und schlug vor was wir machen könnten. Nur meine Initiative. Als ich mich nicht mehr meldete ging das ganze auseinander. Ich hatte oft das Gefühl, das er sich irgendwie für mich Sozialfall schämte, er als Banker mit noblen Firmenwagen stand halt ganz anders da. Ich ließ die Sache sein.

J. ist auch Banker. Aber kein arroganter Schnösel. Im Gegenteil, ein sehr humorvoller, warmherziger Mann. Das erste Mal traute er sich seinen harmlosen Fetisch öffentlich auszuleben. Also nicht nur Kopfkino, sondern real. Dazu brauchte er eine Frau. Ich spielte also eine softe Domina, während er sich in seinen speziellen Klamotten erfreute. Kaum Körperkontakt, ich angezogen natürlich. Ich fand sein Vertrauen bewundernswert. Man spürte wie er Angst hatte. Und auch immer weiter seine Grenzen erweiterte. Mir tat es gut, mal so eine bestimmende Rolle einzunehmen, zu fordern, zu befehlen, zu bestrafen. Wir harmonierten gut und wir hatten beide Spaß. Auch konnte ich kreativ mir neue Spiele einfallen lassen, es erweiterte desfinitiv meinen Horizont. Er war immer sehr vornehm und respektvoll, schrieb auch schonmal Dankesbriefe und ließ Pralinen da. Als ich ihm schrieb, das ich aufhören würde, gab es noch ein letztes Treffen in einer besonderen Location, danach lud er mich noch zum Essen ein und wir umarmten uns. Nach wenigen Monaten schrieb er mir eine Nachricht „privat“ und ich meldete mich gerne zurück. Ich mag den Kerl sehr. Freundschaftlich. Seitdem trafen wir uns öfter. Zum radeln, zum Kino, auf ein Bier, schicken uns lustige Whatsapp-nachrichten hin und her. Wir haben uns geöffnet und auch unsere Schattenseiten gezeigt. Wir verstehen uns sehr gut, lachen viel, aber quatschen auch über das was uns beschäftigt und Sorgen bereitet. Ich fühle mich in seiner Gegenwart sehr wohl und ihm geht es andersrum genauso. Ich liebe und brauche so unsexuelle Kontakte zu Männern sehr. Das kumpelhafte, das unspektakuläre, einfach quatschen, lachen, was trinken. Ich hoffe, dass sich diese anbahnende Freundschaft festigt.

Und dann war da noch D. Der hat mich Nerven gekostet. Als wir uns trafen war er der typische verlorene, einsame Wolf. Den muss ich retten! Ich verfiel in totale Coabhängigkeit. Dazu kam, das er viel repräsentierte was ich in meiner Kindheit/Jugend verlor. Unter anderem das Leben auf dem Lande. Es verschmolz alles mögliche, die Freude das alles wieder zu haben, die Zuneigung zu D., die Hoffnung auf alles mögliche! Die Treffen mit D. waren genauso unkompliziert wie mit J. Sich treffen, über Gott und die Welt reden, lachen, die Zeit verstrich wie im Fluge. Nur das ich mit D. auch Körpernähe genoss. Aber keinen Sex. Und genau das gab immer wieder Streß. Was wird das mit uns? Beziehung? Offene Beziehung? Freundschaft? Dazu seine Eifersucht (er projizierte sehr viel von seiner Exfrau auf mich). Wir redeten und stritten. Immer aneinander vorbei. Ich vermisste ihn. Ich verfluchte ihn. Ein Hin und Her, ein Auf und Ab. Sehr lange. Sehr kräftezehrend. Ihn retten konnte ich natürlich nicht, aber mich musste ich dringend wieder mal retten. Ich übernahm soviel Verantwortung für ihn, das ich mich selber schon wieder vergaß und fleißig mit anderen Männern traf. Total strange. Jetzt ist endlich Ruhe. Ich habe es eingesehen, dass das nichts bringt. Auch wenn ich ihn und unsere gemeinsamen Abende immer noch vermisse. Wir hätten uns irgendwann zerfleischt. Wir würden uns weiter immer wieder im Kreis drehen. Ich lasse ihn los.

Manche Stammkunden meldeten sich danach immer wieder mal. Zum Geburtstag, zu Weihnachten, fragten ob ich nicht doch noch was mache usw. alles ignoriert.

Aus lauter Einsamkeit hab ich viel zuviele Treffen wahrgenommen, die ich eigentlich nicht wollte. Manchesmal dachte ich wirklich, dass einer der Männer an mir als Person ehrliches Interesse hätte. Auf viele Lobhudeleien fiel ich rein. Viele Enttäuschungen machten das dann zunichte. Sie zahlten, ich lieferte dass was sie wollen. Es war ein Geschäft. Nicht mehr. Aber was tut man nicht alles für ein wenig Aufmerksamkeit. Für ein wenig Zuwendung…

Schutzengel

Ich les derzeit ein Buch über Engel und Geistführer. Ja ich glaube dass es sowas gibt, Hilfe aus der geistigen Welt. Mir hilft das, mich entspannt das. Ich bin da auch nicht fanatisch unterwegs oder versuche andere Menschen zu missionieren. Jeder hat seinen Glauben oder nicht.

Jedenfalls wurde mir wieder bewußt, dass ich schon sehr oft sehr viele Schutzengel hatte.

Dazu fiel mir eine Geschichte von früher ein.

Ich habe ja schon sehr früh meinen Körper verkauft. Mit 20 kam ich zum modeln (vermeintlich harmlos, aber ich glaube, dass ich deswegen später schneller in der Sexarbeit landete und auch zu lange da blieb). Bei Hobbyfotografen, es war schnelles, gutes Geld. Ich ging nicht zu jedem und ein Vorgespräch am neutralen Ort war für mich obligatorisch. Kam mir da einer zu doof, zu schmierig, zu sonstwas, hieß es: ciao!

Es war interessant, lustig und berauschend. Endlich nahm mich jemand wahr! Ich wurde gelobt, bewundert, bekam Aufmerksamkeit! Ich fühlte mich wunderbar! Die Locations waren oft toll, die Fotografen hatten oft viel Geld, waren hohe Tiere. Ich landete als Haarmodel bei L‘Oreal und beim weltweit größten Bodypaintingfestival. Was ein Kick! 10.000 Leute kamen am Wochenende dahin und ich stand jeden Tag gute 5 Stunden still und ließ mich mit Farbe vollpinseln, die ich dann auf der Bühne dem Blitzlichtgewitter präsentierte.

Ein besonderer Auftrag kam dann über meine Internetsetcard herein: Für Modeaufnahmen sollte es nach Österreich gehen. 2 Tage, sehr gute Bezahlung. Es war kein vorheriges kennenlernen möglich. Ich dachte mir nichts dabei und fuhr hin: Der Kerl holte mich am Innsbrucker HBF ab und wir fuhren mit seinem chicken Mercedes weiter. Wohin? Keine Ahnung! Er fuhr sehr schnell und rücksichtslos, ich bekam etwas Angst. Aber mir gegenüber verhielt er sich sehr korrekt.

Wir fuhren in eine Ferienwohnung, ich hatte ein eigenes Zimmer mit Schlüssel und Balkon. Sodann folgten die Modeaufnahmen. Nichts besonders, auch nicht besonders gute Fotos, weil die Ausrüstung gar nicht da war. Weder ordentliches Licht noch genug Platz. Es ging auch nur um eine Vorabserie, hieß es. Ob das alles in etwa so passt. Die richtigen Fotos werden woanders gemacht (nicht mit mir).

Es war Sommer, die Sonne schien es war schön warm, wir gingen sehr edel essen und danach mit seiner Yacht raus auf den See (welcher weiß ich bis heute nicht). Gingen nackt schwimmen, dann wieder in die Wohnung und gute Nacht. Am nächsten Morgen fuhr er mich brav wieder nach Innsbruck, gab mir das Geld und ich fuhr nach Hause.

Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Denn keiner wußte, dass ich dahin fahre, hätten mir ja eh alle abgeraten verständlicherweise und das wollte ich mir nicht vermiesen lassen.

Entweder hat dem Typ diese Begleitung gereicht, oder ich war nicht sein Typ, oder was weiß ich. Natürlich bin ich froh, dass es so gut ausging. Die Fotos habe ich nie zu Gesicht bekommen. Mehr als leichtsinnig war es allemal.

Häutungen

Ein Buch von Verena Stafan. War wohl DIE Kultschrift im Feminismus der 70er Jahre.

Auch mich hat es schnell in seinen Bann gezogen, sodass ich erst bei Seite 7 merkte, dass alles klein geschrieben war. Was mich jetzt nicht störte. Es sind persönliche  Aufzeichnungen, Notizen und Tagebucheinträge der Autorin.

Kursiv geschrieben sind Zitate aus dem Buch.

Ich lächelte ununterbrochen. geheimnisvoll lächelnd in der welt um asyl bitten, bittenden auges die zulassung erfragen, mit leiser stimme wohlklingend unterwürfig. unterlasse ich das lächeln und schaue einen mann, der mich belästigt, zornig an oder werde handgreiflich, so bin ich „zickig“, „unverschämt“ – und gefährdet.

Wenn ich zu ihm kam, stand er gedankenschwer vom schreibtisch auf. ich hatte geduscht. er hatte gedacht. „Ja, vielleicht liegt mir gar nichts an einem anderen menschen“ sann er einmal. „aber ich brauche manchmal auch wärme und feuchtigkeit“. Ein mensch der wärme und feuchtigkeit braucht, was gibt es dagegen zu sagen? Wohlgemerkt nicht nach Wärme und Zärtlichkeit.

Nach wie vor kann ein mann seine verkümmerung in die vagina einer frau entleeren, ohne das sie als person in seiner wahrnehmung vorkommt.

Sie schreibt, wie sehr sie sich nach dem Manne orientiert, egal wie er es am liebsten hat, so haben wir es auch am liebsten.

Ich legte einen vorrat von mir an. Wenn mir DAS mal gelinge…

trotz aller schmerzhaften abdrücke war ich insgeheim in einem teil von mir stolz darauf, es mittlerweile so weit gebracht zu haben, dass ich ohne viel federlesens mit einem mann ins bett gehen konnte.

Sie schreibt von dieser ständigen Begutachtung, der Belästigung und den vielfältigen Grenzüberschreitungen durch Männer, dass mir ganz anders wurde und ich voller Wut Herzrasen bekam. Weil das JEDE Frau erlebt.

Wenn ich verhüte, werde ich noch kränker, als ch es schon bin. um mit einem mann schlafen zu können, muss ich PATIENTIN werden. verhütung ist zu einem unlösbaren problem geworden. ich bin mir wichtiger als die vereinigung mit einem penis. ich bin von mir durchdrungen.

Ich nicke. ja sage ich zu ihr, mir geht es ähnlich. ich bin immer noch genesungsbedürftig. die erholung, die ich nach den schädigungen der letzten zehn jahre benötige, dauert länger, als ich vermutet habe. ich verspüre keine bedürfnisse nach sexualität. ich möchte ruhe haben, friedlichkeit und zeit zum schreiben.

So ähnlich geht es mir auch. Sagte ich Ende des Frühjahrs, das ich im Sommer nicht arbeite und für mich sein will, um mir im Herbst wieder Arbeit zu suchen. So suche ich zwar, aber teils sehr widerwillig. Ich habe keine Kraft übrig, die ich anderen geben kann. Ich bin auch nicht sonderlich gesellig. Grundsätzlich nicht und derzeit erst recht nicht. Der Kontakt zu mir selbst ist extrem wackelig. Das wäre meine Arbeit, dafür zu sorgen, dass ich gut in Beziehung zu mir selbst bin.

sie schreibt wie wir Frauen, mit eigenen Händen unser Herz an den Mann verfüttern, in der Hoffnung, dass auch er uns nährt und umsorgt, dass auch wir etwas von ihm bekommen. Doch er will mehr, immer mehr,  unseren Körper sowieso, aber auch unsere Würde, unseren Willen, unseren Verstand. Meistens hat er leichtes Spiel…

Mich berühren solche Aussagen sehr. Und sie geben mir neue Kraft. Aufzuhören mit der Selbstverleugnung, mit der Coabhängigkeit, mit der Vorstellung, dass wenn ich nur ein braves Mädchen bin, mir nichts mehr passiert und alle lieb zu mir sind.

So angestachelt, kam mir der Typ im Chat gerade recht, der verheiratet ist und eine Affäre sucht. Oje. Mei sage ich, früher hätt ichs für Geld gemacht. Jetzt sei er ein Jahr zu spät dran. Ob ich nicht eine Ausnahme machen könne, es würde ihm gefallen. ABER MIR NICHT. „Du benutzt Frauen als Objekt für deine Befriedigung!“ ach meinte er, jetzt stelle ich ihn als Arschloch hin, das er gar nicht sei. Achje, der arme….Mein Körper sei ein Tempel und da lasse ich nur auserwählte hinein, sage ich und nur wenn Liebe mit im Spiel ist. Na wegen Sex lasse er sich jetzt nicht scheiden (wohlgemerkt, wir kennen uns nicht und schrieben da gerade mal 20 Minuten) und wer weiß, vielleicht könne er mich ja lieben. Tönts von ihm. Als ob ich noch an den Prinzen auf seinem scheiß Gaul glauben würde…jaahaaa sage ich, deine Liebe geht nicht weiter als bis zum Samenerguß. Er lachte nur. Anfangs war noch die Rede davon, dass er noch nie bei einer Frau gegen Geld war, weil er das widerlich findet wie die da im Zimmer hocken und auf die Freier warten. Frag mal die Frau was sie daran widerlich findet. Ich glaube das warten ist da das harmloseste.

Ich weiß nicht, ob ich mir selbst das mal verzeihen kann, dass ich die Männer selber so bedient habe. Da machte ich schon jahrelang Therapie und geb mir dann die krasseste Form der Selbstverletzung. Voller Selbstverleugnung und Selbstentfremdung war mal wieder nur die Bedürfnisse des anderen wichtiger.

Gut gelernt, ist halt gut gelernt.

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer. Antoine de Saint-Exupéry

Eine Art Tagebuch

Amat victoria curam