Pimp my Selbstwert

Ohne Selbstwertgefühl ist man am oder im Arsch. Je nach grammatikalischen Präferenzen. Oder je nach Ansichtssache.

Ich glaube, ein gutes Selbstwertgefühl zu fördern, ist das wichtigste was man seinem Kind „antun“ sollte. Geld ist da nicht so wichtig. Oder der richtige Kindergarten. Oder das richtige Spielzeug. Wichtig ist dem Kind zu vermitteln, dass es willkommen ist und das es seine Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse haben darf. Dass das Kind als eigenständige Persönlichkeit gesehen wird. Ohne es ständig auf den Sockel zu heben.

Depression ist ein Mangel an Selbstwertgefühl. Zumindest bei mir ist das so.

Ein schwankendes, fragiles Selbstwertgefühl ist eine anstrengende Sache. Wenn etwas nicht sofort perfekt ist, was ich gerade mache (z.B. ein neues Backrezept ausprobieren), fühle ich mich als Komplettversager. Als Mensch nichts wert.

Wenn mein Selbstwertgefühl am Boden ist, hasse ich es aus dem Haus zu gehen, ich fühle mich schutzlos ausgeliefert.

Wenn mein Selbstwertgefühl sich mal wieder in den hintersten Winkel verkrochen hat, verkrieche ich mich viel ins Bett: Da ist es sicher, da mache ich nichts falsch, da sieht mich keiner, da verpenn ich die schlimme Zeit, auf dass bald eine bessere Zeit kommen möge.

Wenn ich kein Selbstwertgefühl habe, dann kaufe ich viel, um die innere Leere zu stopfen und esse viel um das innere Loch zu füllen. Beides hilft nicht, ich mache es trotzdem, weil es doch ein klitzeklein wenig aufs Belohnungszentrum im Hirn geht und es einen klitzekleinen Dopaminschub gibt. Leider kann man danach süchtig werden. Also: Vorsicht!

Aber ohne Selbstwertgefühl ist mir meistens dann eh schon alles egal.

Ohne Selbstwertgefühl lese ich viel, auch da kann ich nicht viel falsch machen und die Zeit vergeht und ich denke an was anderes, als an mein schäbiges Leben.

Die Schwester des niedrigen Selbstwertgefühls ist die Einsamkeit. Ich fühle mich von Gott und der Welt verlassen. Ertrage aber auch keine anderen Menschen. Bin gereizt und keiner kann es mir Recht machen. Wenn ich mit mir nicht zufrieden bin, bin ich mit anderen auch nicht zufrieden und lästere innerlich total über andere, was ich gar nicht will, weil es mich noch griesgrämiger, grantiger und gereizter macht, als ich es eh schon bin.

Wenn ich kein Selbstwertgefühl habe und elendig deprimiert bin, ist ein sonniges, warmes Wochenende die Hölle, vor allem wenn es das erste Frühlingswetter nach einem elendig langen Winter überhaupt ist und alle Juchu und Juchee schreien, den Grill anschmeißen und den Rasen mähen, fahre ich nur ganz gepflegt meinen Mittelfinger aus und wünsche alle in die Hölle.

Wenn mein Selbstwertgefühl die Biege gemacht hat und ich dann noch den asozialen Nachbarn sehe der mit den anderen Nachbarn zu einer lustigen Radltour aufbricht, dann fühlt sich das an wie Chili auf der Seele. Ich bin alleine und keiner mag mich, wo ich doch viel netter, hilfsbereiter und ehrlicher bin als dieser Psychopath!

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann hole ich Bücher raus mit den Titel: Dein Recht dich schlecht zu fühlen. Oder: Am Arsch vorbei geht auch ein Weg. Oder: Ich bleib so scheiße wie ich bin.

Dann geht es mir ein Stück weit besser.

Zumindest für kurze Zeit.

Kirsten Armbruster

Naturwissenschaftlerin - Patriarchatskritikerin - Denkerin - Publizistin - Mutter

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