Gestern in einem Anfall von Sentimentalität meinen Zeugnisordner herausgeholt.
Schulzeugnisse: An halb pädophile Lehrer erinnert worden oder an total überforderte die mir dann die Schuld in die Schuhe schoben: hat zu wenig gründlich gelernt, muss strebsamer und interessierter werden, das Verhalten war befriedigend. Steht im Jahreszeugnis. Tzz
Krass auch: Hat sich problemlos in die neue Klassengemeinschaft eingelebt. Das nenne ich mal Realitätsverlust. Das war meine schlimmste Zeit: Umzug in eine fremde Stadt, Vater und Freunde dadurch verloren, neue Schule, plus Zusammenzug mit Stiefvater, ich flog völlig aus der Bahn. Und dann der erste Tag in der neuen Klasse: HORROR! Ich war ja schon immer schüchtern, aber durch die Umstände war ich völlig eingeschüchtert und somit das perfekte Mobbingopfer. Es war die 6.Klasse Hauptschule. Wo vor allem den Jungs allerhand Blödsinn einfällt. Ich kann davon Lieder singen. Es ging übrigends so weiter: entweder neue Klasse (weil neu zusammengewürfelt, weil manche doch noch auf Realschule/Gymnasium wechselten) oder neuer Lehrer. Jedes Klassenfoto sieht bei mir anders aus. Immer andere Menschen.
Auch verwirrend: Jahreszeugnis 2. Klasse: Durch ihr verträgliches und hilfsbereites Verhalten erfreute sich LaLuna großer Beliebtheit unter ihren Kameraden.Hä? Habe ich da einen Realitätsverlust? Es wäre ja schonmal interessant zu erfahren, wie mich andere Mitschüler so erlebt haben. Oder gar mochten oder schätzten.
Ich lebte ja unter einer Glasglocke. Traumatisiert. Von mir abgespalten. Aktiv suchte ich mir keine Freunde. Wen mochte ich? Wen fand ich interessant? Das stellte sich mir nicht. Kam jemand auf mich zu wurde ich ein Mitläufer. Machte was der andere vorschlug, machte was alle machten. Ich bildete mir keine Meinung, ob ich den blöd fand oder mich auf denjenigen freute. Ich war um jede Aufmerksamkeit froh. Ich konnte mich aber auch nicht wehren gegen all die Idioten, da war keine Wut in mir, keine Aggression. Die war so versteckt das ich sie irgendwann gegen mich richtete und ich mich umbringen wollte. Mit 12.
Zuhause war ja das Klima so: Entweder wurde ich ignoriert und vernachlässigt oder ich sollte die Bedürfnisse der anderen erfüllen oder ich wurde ausgelacht, gehändelt oder gedemütigt. Liebevoller, herzlicher, fürsorglicher Umgang? Fehlanzeige. Was meine leicht autistischen Anwandlungen vielleicht erklärt. Keine Ahnung.
Ich liebte die Schule trotzdem, weil ich es liebte Neues zu lernen. Schriftliche Arbeiten gefielen mir besonders. Oft hatte ich in den ersten Wochen im neuen Schuljahr alle Schulbücher schon durchgelesen.
Nach der Schulzeit kam die Ausbildung, da ich ja nicht mal fühlte ob ich das eine Mädls mochte und zur Freundin haben wollte, fühlte ich auch nicht was ich sonst noch so wollte und mochte. Außer lesen und Neues lernen und Tiere und Natur allgemein. Und ich geriet in völlig falsche Berufe. Das will ich gar nicht weiter ausführen. Nur das ich jetzt beim durchstöbern mal alle schon fertigen Bewerbungsmappen nun in den Keller verfrachte.
Aber ich fand einen alten Bafögbescheid! Sieht so aus als ob ich eine staatliche Transferleistungkarriere hinlege (haha). Ich bekam den Höchstsatz von 650 DM. Ich finde das für damals schon viel Geld. Nur hatte ich davon herzlich wenig, weil ich da ja mit dem damaligen Freund Psychopathen zusammen wohnte und er mich extrem kontrollierte. Und somit natürlich auch mein Geld. Soweit ich noch weiß konnte ich mir von dem Geld Zigaretten und Monatskarte und abundzu am Imbiss was kaufen, sonst nichts. Was er wiederum mit dem Geld machte, keine Ahnung. Wir hatten eine günstige Wohnung, kein Auto, fuhren nicht weg usw…
Immer wenn ich den Vornamen von diesem Deppen lese, muss ich leider unwillkürlich an ihn denken. So wie letztens auch mal wieder. Aber mir fiel sein Nachname nicht mehr ein! Juhu! Ein Schritt in die richtige Richtung: einen der schlimmsten Täter immer mehr zu vergessen!
Auch schade: ich hab soviele Sporturkunden, sogar eine Goldmedaille, nie wurde das mal irgendwie anerkannt oder gewürdigt…
So Schluß mit der alten Zeit….