Nicht anfassen!

Ich mag Körpernähe nicht sonderlich. Mich stresst das. Eine Armlänge entfernt ist genau der richtige Abstand. Deswegen weiche ich oft Menschen auf der Straße aus, obwohl noch genug Platz wäre. Aber eben nicht für mich.

Zahnarzt, generell Ärzte, Friseur ist daher immer schwierig. Massagen dürfen eher ruppig/kraftvoll, als zu ruhig sein. Aber auch das eher selten. In meiner Erinnerung wurde ich als Kind nur angefasst wenn Ohren putzen oder Nägel schneiden dran war. Kann mich aber auch täuschen.

Stundenlang Händchen halten, kuscheln und Arm in Arm einschlafen? Ähhh…lieber nicht. Das hat sich leider so ausgeweitet, dass ich nichtmal im selben Zimmer mit einer anderen Person schlafen kann. Es gab bisher sehr sehr wenige Menschen wo ich Körperkontakt wirklich genoß.

Ja…aber wie passt deine introvertierte bis sozialphobische Persönlichkeit, mit wenig Lust auf Körpernähe mit der Se*arbeit zusammen?

Tja…ich hab schon immer lieber mich mit meinen Schwächen gequält, anstatt meine Stärken noch mehr auszubauen. Außerdem wurde mir ja schon von klein auf beigebracht, das meine Grenzen/Wünsche/Bedürfnisse nichts wert sind und man einfach über die drüber latschen kann. Das habe ich nur fortgesetzt.

Vor ganz vielen Jahren fragte mich ein Kumpel warum man mich nicht umarmen dürfe (ich hatte das immer nur nonverbal signalisiert). Und war erst irritiert über seine Frage..wieso umarmen? Sollte man das? Für mich war das völlig undenkbar nicht-sexuelle Freunde zu umarmen! Ich sprach mit ihm drüber und ab da ging es leichter. Heute kann ich sogar Freundinnen umarmen!

Und meine allererste Therapeutin schenkte mir das Buch „Der Knuddeltherapeut“. Sehr süß. Da war mir noch lange nicht klar, dass ich mit Körpernähe ein Problem habe. In dem Buch wird erklärt, welche Umarmungen es gibt und wann sie angebracht sind. Das ganze im Comicstil.

Letztens erzählte mir eine Bekannte, sie sei auf einer Kuschelparty gewesen und das war eine echt tolle Erfahrung. Mit fremden Menschen auf einem Haufen kuscheln? Allein der Gedanke lässt mich panisch nach Luft japsen….

Eins meiner Lieblingsbilder:

toon0721

6 Kommentare zu „Nicht anfassen!“

  1. Hi,

    wie erstaunlich ähnlich mir das doch vorkommt. Bei mir das Probelm ebenfalls, ich habe liebevolle Umarmung nicht kennen gelernt. Es ist mir unangenehm und könnte „falsch interpretiert werden“. Das führt zur Nähe. Und Nähe ist eh eine Lüge 🙂

    Und wenn schon Nähe, dann richtig, also mit 200 durch die Mauer brettern. Ich bin zwar nicht in deinem Bereich tätig noch aktiv, aber würde ich nähe zulassen, wäre das auch eher so in der Art…..

    Sehr gute Erkenntnis! 🙂

    Cheers
    Sappy

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    1. Ja und wenn man sehr früh/ständig emotional verlassen wurde, trennt man sich auch eher vom Körpergefühl. Und was man nicht als beruhigend kennengelernt hat, macht erstmal Angst. Und Unsicherheit: wird wieder meine Grenze überlatscht?
      In dieser „Arbeit“ war halt alles von vornherein geklärt, das machte es auch einfacher, außerdem schlüpft man ja in eine gewisse Rolle ist nicht man selbst und ich wurde (nur scheinbar) dafür entlohnt….
      schönen Abend 🙂

      Gefällt 1 Person

  2. Unglaublich spannend! Das könnte ich fast ich sein, die da schreibt. Diese Kuschelparties klingen ja verrückt, aber ziemlich effektiv haha. Ich habe von einem Bekannten gehört, dass er einmal stationär behandelt worden ist und es eine Therapiegruppe nur dafür gab, dass sich alle Patienten der Gruppe zusammen auf eine Matte legen, eng aneinander. Es würde mir angst machen, aber ich glaube, ich fände es eine wunderbare Übung… bräuchte ich wahrscheinlich…
    Lieben Gruß dir!

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    1. Ja in so einer Klinik war ich auch (Wolfsried 12-Schritte-Gruppe) ich habe NEIN zu dieser Gruppe gesagt und nicht mitgemacht, man hörte aber den ganzen Vormittag übelste Schreie durchs ganze Haus. Ich glaube da wurde mehr kaputt gemacht als sonstwas…

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      1. Oh je das klingt überhaupt nicht gut. Ein selbstbestimmter Umgang mit den eigenen Bedürfnissen und dem eigenen Entwicklungsprozess angemessen scheint das demnach nicht gewesen zu sein….

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  3. Ich sehe dieses Konzept der Klinik inzwischen sehr kritisch(auch wegen vielen anderen Dingen) , damals lebte ich noch ohne eigenen Kopf…das hat sich sehr geändert!! :)))
    Der Hammer war dann: wenn es auf die Alm ging (nur bestimmte Leute die das auch wirklich wollten) tagelang bonden, in einer sehr kargen Hütte mit Selbstversorgung usw…
    wenn da mal nicht unter dem Deckmantel Therapie was anderes passierte…
    das wichtigste immer ieder: guten Kontakt mit sich selbst haben, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen aufbauen, immer wieder.
    Schönen Abend!

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