Wochenrückblick

– Getan: in einem großen Münchner Kulturzentrum ist derzeit eine Ausstellung über Feminismus. Dort sind Fotos von Menschen, die Bilder hochalten auf denen steht, warum sie persönlich Feminismus brauchen. Auf dem Heimweg überlegte ich mir, warum ich Feminismus brauche:

Ich brauche Feminismus, weil ich genausoviel Raum brauche und will (wie ein Mann) und mich in diesem sicher fühlen möchte.

Ich brauche Feminismus, weil ich keine sexuellen Angebote mehr erhalten möchte, wenn ich ein Stellengesuch aufgebe. Quote: Über 90%!

Ich brauche Feminismus, weil Frau sein mehr bedeutet, als lieb, nett und hübsch zu sein. Und weil es endlich aufhören muss, dass jede 2.Frau in ihrem Leben häusliche Gewalt erfährt. Und zwar von dem Menschen der ihr mit am nächsten steht: Durch ihren eigenen Ehemann! Und weil die meisten ermordeten Frauen ihren (meist männlichen) Mörder kannten. Der böse fremde Mann im Park der dich nachts überfällt ist viel seltener, als dargestellt wird!

Habt ihr den Aufruhr über die Frau mitbekommen, die Frau Halali in ihrer TV.Show „Morgenmagazin“ zur Seite drängte und sie konfrontierte? Welch Ausstrahlung, welch Körpersprache, welch Klarheit! Das sieht man leider viel zu selten bei Frauen. Was hat sich das Netz echauffiert darüber. Meine Güte. Hätte das ein Mann gemacht, es wäre der Erwähnung nicht wert gewesen.

– gesehen: eine Doku über eine Pferdeflüsterin. Da ist mir so eingefallen, wieviel Angst und Unsicherheit Frauen mit einem Auto haben. Aber zu einem impulsiven Pferd in die enge Box zu gehen, das 800 Kilo-Tier zu reiten, das sich sehr schnell erschreckt und dich schneller abwerfen kann als du HÜ gesagt hast, auf diesem Pferd noch rumzuturnen und Akrobatik machen, DAS geht!

– gewesen: auf der Handwerksmesse. Hatte zwei Freikarten und bin mit einem Bekannten hin. Mei war ganz nett, aber nix wofür ich Eintritt bezahlt hätte. Danach HotDog und Bier und im grauslichsten Wetter (ala Sturm und Regen) wieder heimgedüst.

– mitgenommen: In unserem Büchertauschladen gabs so ein festes Kartonbuch für Kleinkinder mit dem Titel „Ich hab dich lieb“ und die Bilder zeigen eine Elefantenmama die ihr Kind begleitet. Wenn es mal ängstlich ist, sich schmutzig macht, zu wild rumtobt usw. und immer steht dabei: das sie es trotzdem lieb hat. Herzerwärmend!!! Liegt jetzt auf meiner Fensterbank und schau ich mir immer wieder an. Vielleicht weil es mich an den Film „Dumbo“ erinnert. Mich hat der Film immer sehr mitgenommen, weil ich mich total mit dem alleingelassenen Zirkuselefanten identifizieren konnte. Meine Mutter war zwar nicht weggesperrt, aber DA war sie auch nicht.

– enttäuscht. Ach es hätt so gut werden können. Ein voller Minijob von zuhause, Kundensupprt für einen Onlineshop. 10 Std. die Woche. Es wäre eine Herausforderung für mich gewesen (komplett vom Sozialamt weg und eine neue Tätigkeit die mehr ist als putzen) aber machbar, weil gewisse Streßfaktoren wegfielen wie: fremden Orte, fremden Menschen, bestimmte Uhrzeit. Es sah auch alles sehr professionell aus und ich bin da schon vorsichtig. Und trotzdem waren es Betrüger! Gestört hat mich schon, dass die Firma in Großbritannien war, aber gut Globalisierung gehört heutzutage dazu wie Coffe-to-go. Seltsam fand ich auch, dass es gleich 14 (!!) zusätzliche Urlaubstage gegeben hätte. Bissl viel für einen Minijob oder? Aber ansonsten kam jedes Schreiben ect. Sehr seriös rüber.

Ich war sehr aufgeregt, dachte viel daran wie sich das anfühlen würde und wie toll dieser nächste Schritt wäre, den ich mir so wünsche. Dann kam die Zusage. Und ich freute mich nicht. Hm komisch dachte ich und las mir den Arbeitsvertrag und die Legimitation (ein online-Verfahren, das beweist dass ich auch ich bin) genauer durch. Dann wars klar: Diese Legimitation soll über die App N26 passieren, die ich installieren soll. Hä? Dacht ich, das ist doch eine Bank!

Weiter hieß es:

Vereinzelt führt der Ihnen zugeteilte Mitarbeiter zu Anfang des Gespräches die Frage ein, ob Sie aufgefordert wurden, sich über Dritte zu verifizieren oder ob Sie die Daten von Dritten erhalten haben. Bitte beantworten Sie diese Frage deutlich mit „nein“. Äh Moment dachte, ich HABE doch die Daten von Dritten bekommen! Für welchen Anbieter ich mich legimitieren soll, da sollte ich mit einem dubioen Vornamen antworten. Sehr seltsam alles…

Ich las weiter und fand:

Es kann vereinzelt dazu kommen, dass der Mitarbeiter bei N26, den Legitimationsvorgang noch nach dem alten Skript durchführt, wobei es dazu kommen kann, dass der Begriff „Kontoeröffnung“ fällt und das so plump ausgedrückt zu Missverständnissen führen kann. Es handelt sich ausschließlich um einen stillen Account, der separat für die Verifikation des Arbeitnehmers angelegt wurde und den oben genannten Punkten (Steuern, Sozialabgaben) zugute kommt. Dieses Konto ist unabhängig von Ihrer Privatperson und steht nicht in Verbindung mit Gehaltsauszahlungen. Was von N26 also als Kontoeröffnung bezeichnet wird, dient lediglich für die oben genannten Funktionen. Alle weiteren verwaltungstechnischen Schritte, laufen über unser Unternehmen.

Brüller oder?

Ich gab also einige Wortkombinationen bei google ein und hatte beim 3.Versuch passende Treffer. Es handelt sich um Geldwäsche. Ich hätte also mit meinem Namen dort ein Konto eröffnet und die Zugangsdaten ect. hätte der „Arbeitgeber“ gleich miteingesehen, weil es hieß, das es wichtig sei, dass man gleichzeitig online ist und den SMS-Code weitergeben solle.

Den Job hätte es naürlich nicht gegeben und Gehalt natürlich auch nicht.

Die hätten also irgendwelche dubiosen Geschäfte mit diesem Konto vor und mit großem Pech hätte ich dann mal die Polizei vor meiner Tür gehabt. Ich bin so froh, dass egal wie sehr ich mir was wünsche oder will, die Vorsicht immer „an“ ist! Und somit kam ich den Leuten zuvor und meldete die bei der Polizei.

Tja, die Enttäuschung ist groß, der Glauben an das Gute im Menschen wieder ein wenig geschrumpft und der Frust wieder ein wenig gewachsen. Erstmal hab ich genug von Stellenanzeigen. Da will man arbeiten und schaut dass man aus diesem Sumpf rauskommt und dann kriegst noch eins aufn Deckel….

Ich brauch jetzt nen Kaffe und nen Schokokeks. Oder zwei oder drei….

– doch noch was zum Schluß: in der Klinik war ich ja auf den tollen Waldwunderpfad und da gabs immer verschiedene Schilder mit Infos aber auch Bildern und das hier gefiel mir natürlich am besten. Crazy daran war, dass ich davor ein Lied summte, die Melodie von „Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste was es gibt auf der Welt….“ nur statt Freund, nahm ich Baum: Ein Baum, ein schöner Baum, das ist das Beste…“ das nächste Bild war dann das hier:

IMG_20190224_092010

Da schluckte ich schon…

2 Kommentare zu „Wochenrückblick“

  1. So gut, vorsichtig zu sein.
    Ich find das bei dir so faszinierend: deine Mischung aus offener Neugierde mit Mut und trotzdem auch Wachsamkeit und Überprüfung.
    Du traust dich so viel, vor dem ich mich schon im Vorfeld fürchten würde.
    Es ist sehr spannend, deine Erlebnisse lesen zu dürfen.
    Danke 🙂

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