Rache ist süß

Gestern spätnachmittag, ich ging nochmal eine Runde spazieren, kam mir so der Gedanke, wie ich wieder Kontakt zu meinem Vater aufnehmen könnte, nach fast 10 Jahren Funkstille (ich habe den Kontakt abgebrochen) nur um den Spieß umzudrehen.


Ich mache all das, was er mir angetan hat. Ja nicht sehr kreativ in Sachen Rache, aber es tat gut mich diesen süßen Rachephantasien hinzugeben. Vom Opfer zum Täter werden mag nicht gut sein, aber was ist in dieser Welt schon gut, nein das klingt jetzt wieder zu pessimistisch und verdirbt mir die gute Laune, die das Gedankenspiel mir bringt.


Er ist ein einsamer alter Mann und wahrscheinlich würde er ziemlich schnell auf den Zug aufspringen, den ich ihm vorbei schicken würde. Der lieben Tochter, die ich spielen würde, die sich Sorgen um ihn macht, dass es doch schade wäre wenn wir so im Schweigen verweilen, wer weiß wieviel Zeit uns noch bleibt laberlaber-heuchelheuchel.


Ich würde ihm in Aussicht stellen ihn vielleicht auch mal wieder zu besuchen…je öfter er nachfragt wann das denn sei, desto mehr ließe ich ihn emotional am ausgestreckten Arm verhungern. So wie er es mit mir gemacht hat. Ich kenne all die Psychospielchen und wenn mir mal nichts mehr einfiele, müßte ich nur im Buch „Die Masken der Niedertracht“ nachlesen.
Ich würde ihm auch unpersönliche Sachen schenken, irgendein Geraffel aus meinem Keller was ich eh nicht mehr brauche. Und er natürlich auch nicht, aber das wäre mir wurscht.
So wie er es getan hat.
Ich würde ihn zuscheißen mit Links zu stundenlangen Technoplaylisten, so wie er mir einen USB-Stick schenkte mit 900 Lieder voller Rockmusik, wo er genau weiß das höre ich NIE.
Ich würde all das verhöhnen und verachten was ihm wichtig ist und was er mag. Aber natürlich nur wenn ich von anderen Leute erzählen würde, denen genau das auch wichtig ist.
Ich würde ihn als schwach, alt, gebrechlich nennen, während es mir immer gut ginge, ich würde ihn zuschwafeln voller Lügen, dass ich einen tollen Mann an meiner Seite hätte, wir viel unternehmen usw.
Er wäre der Schwache und ich würde ihm helfen. Jetzt wäre ich oben und er unten
Ich würde ihn in Sicherheit wiegen und auch gegen diese Scheißpolitik und all die Ausländer schimpfen, auch wenn das nicht meine Meinung ist, einfach um ihn ein wenig einzulullen, dass wir was gemeinsam hätten. WIR gegen den Rest der Welt!
Ich würde ihn anlügen, dass ich Geld bräuchte…für irgendwas muss dieser Vater ja zu nutze sein.
Ich würde alles nehmen was ich kriegen könnte, umsäuseln würde ich ihn, umhegen und sanft bitten und theatralisch aufseufzen bzw. mich eisig beleidigt zurückziehen, nur damit er merkt dass er ganz alleine ist.

Eotionale Erpressung, habe ich von dir höchstpersönlich gelernt.

Berechnend ist das? Jawoll. Ist es. Wer weiß, vielleicht schleime ich mich so sehr ein, dass ich die Alleinerbin von seinem Haus werde, in dem er mich nicht aufnahm, als ich in großer Not und obdachlos war.

Wann war er mal wirklich für mich da?
Wann hat er mich jemals wirklich gesehen mit meinen Gefühlen und Bedürfnissen?
Wann war ich mal nicht die Erweiterung seines Selbst, das sein Ego schmeicheln, seine Zeit vertreiben, seine Gefühle auffangen und seinen Rücken kraulen sollte?
Ich war seine Ersatzfrau, weil er zu feige für eine Partnerschaft auf Augenhöhe war.
Ich war seine Ersatzmama, weil seine schon lange tot ist.
Er hat mich benutzt
Er hat mich mißbraucht
Jetzt soll er mal spüren wie das ist.

Ich muss gestehen, mich diesen Gedanken hinzugeben fühlte sich kraftvoll an, so ein kribbeln im Bauch, so ein fester Blick, so eine Kraft und eine Faust in der Tasche. Dir blödes Arschloch zeig ichs.
Aber es wird bei diesen Gedanken bleiben. Ich habe das nicht nötig und es ist auch total sinnlos. Schlimmstenfalls verletze ich mich selbst dabei, weil ich ja nicht weiß wie sadistisch, hinterhältig und böse dieser Mann inzwischen ist. Dass wir keinen Kontakt mehr haben ist Strafe genug. Keiner mehr da, der sein Ego füttert und ihn bewundert und besucht.
Sich mit einem waschechten Narzissten anzulegen kann sehr übel ausgehen. Ich habe viele von denen kenngelernt. Ich halte lieber Abstand.

Aber das Gedankenspiel zeigt mir: darüber nachzudenken und es zu tun, da ist schon nochmal eine große Hemmschwelle dazwischen. Zum Glück. Ich glaube das nennt sich Gewissen. Oder Moral oder gesunder Menschenverstand oder wie auch immer.
Ich habe mich entschieden es nicht zu tun.
Meine Eltern haben sich anders entschieden. Sie taten es mir an (meine Mutter tat das mehr offen böse, während mein Vater mehr mit Zuckerbrot und Peitsche agierte, meine Mutter hat sich in den letzten 40 Jahren ihr Hirn weggesoffen, sie befindet sich kurz vorm Endstadium der Alkoholsucht, der brauche ich nichts mehr antun, die siecht eh nur noch vor sich hin, die lasse ich einfach in Ruhe).
Mir kann keiner mehr erzählen: sie wußten es nicht besser, sie haben ihr bestes getan. Nein, auch sie hätten mal aufhorchen können, nach innen lauschen und sich fragen: was tue ich hier eigentlich meinem Kind an? Wie gehen wir miteinander um?
Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht meinen Eltern zu erklären wie man respektvoll miteinander umgeht und was mich stört. Schade, dass ich da soviel Energie verbrauchte, denn sie WOLLTEN es einfach nicht wissen bzw. wußtenes sehr wohl und taten es trotzdem.
Sie hatten ihre Gründe.

Wochenrückblick 4.Juni 2021

entdeckt: es gibt sogar ein Diabetesmuseum!

– geärgert: dass ich mir eine Tageskarte extra kaufte obwohl ich mir dann eine Monatskarte kaufte, hätte ich da mal früher dran gedacht. Naja…

– innere-Anteile-Arbeit: tut gut wieder mehr nach innen zu kommunizieren. Habe ich die letzten Monate sehr vernachlässigt, da musste ich funktionieren und habe mich (leider mal wieder) nach innen eher abgeschottet, wollte quasi sowenig wie möglich mit mir selbst zu tun haben. Kurz darauf hatte ich einen sehr schönen Traum, meine Mutter hatte mir zum Geburtstag ganz was tolles geschenkt, viele kleine Sachen, ganz liebevoll verziert und gebastelt und ich spürte im Traum wie gut das tat wenn es für mich getan wird, als wirkliches Geschenk und nicht weil somit die Mutter gut dasteht und Lob für sich bekommt. So war das immer in unserer Familie, es wurde nicht wirklich was für den anderen getan, um ihm wirklich zu helfen oder ihm wirklich eine Freude zu machen, sondern immer nur damit der andere gut dasteht und man dankbar sein muss undso…Habe den Traum und das Gefühl des „gesehen werdens“ so sehr aufgesaugt und genossen!

– genossen: Sonne! Wärme!

– gemacht: einen Ausflug: normalerweise mache ich an Sonntage oder Feiertagen keine größeren Ausflüge, weil mich die ach so (vermeintlich) glücklichen Familien/Paare traurig oder aggressiv oder beides nacheinander machen. Aber am Donnerstag (Fronleichnam in Bayern) musste ich raus und ich wußte auch wohin: In eine Kleinstadt südlich von München, da wollte ich schon lange mal (wieder) hin. Ganz früh bin ich schon los (um den Massen zu entkommen) um in der S-Bahn festzustellen: Die ist voll. Mist. Als aber wirklich ALLE an einem Bahnhof ausstiegen, andem auch ein Zug Richtung Berge hält war ich schon fast euphorisch: die ganze Bahn bis zur Endhalestelle für mich alleine 🙂
Es ging dann entlang der Loisach hoch in einen kleinen Bergwald. Sehr idyllisch, sehr ruhig. Oben am Kamm teilweise eine super Panoramasicht zu den schneebedeckten Bergen. Auf der anderen Seite wieder runter, an der Loisach wieder Richtung Altstadt. Da machte ich pause und überlegte was ich noch machen will, noch rüber zur Isar oder nach Hause oder wieder Richtung München und da irgendwo nochmal aussteigen? Ich machte erstmal Pause und entschied, ich geh mal Richtung Isar und sollte mir das zu weit, zu laut (an der Bundesstraße entlang) werden, kann ich immer noch umdrehen.


Ich ging unter einer Brücke durch wieder rauf zur Straße und stand vor einem kleinen Gebäude, das mich erstmal flashte. Diese Kleinstadt ist mir nicht unbekannt. Als Kind fuhr ich öfters (ich weiß nicht wie oft, glaube aber so 1-2x im Jahr) mit meiner Mutter zu einem Arzt. Wegen meinen Kopfschmerzen. Es war immer eine lange Fahrt und dann saßen wir lange im Wartezimmer (ich kann mich an jedes Detail erinnern),dann wurde ein EEG gemacht (sehr unheimlich für ein Kind, vor allem wenn die sehr mitfühlende Mutter einem sagt, dass die jetzt schauen, ob ich auch brav immer an sie denke), dann Gespräch. Als ich einmal las was das für ein Arzt ist: PSychiater und Neurologe weigerte ich mich da rein zu gehen. Ich! Zum Psychiater! Ich hatte keine Chance. Naja und danach gingen wir jedesmal in dieses Gebäude vor dem ich nun verdattert stand: „Frauenname“-Stüberl. So ne Boazn wo sich Berufsalkoholiker treffen und es Fertiggerichte aus der Mikrowelle gab. Einerseits mussten wir wohl auf den Bus zurück warten, der nur wenige Male täglich fuhr, andererseits, das wurde mir da so richtig klar, konnte meine Mutter ihren Alkohol nachtanken. Ob ihr niemals der Zusammenhang auffiel: ihre Sauferei und mein Besuch beim Psychodoc? Denn ich hatte nie Kopfschmerzen, ich merkte einfach, dass ich dadurch etwas Aufmerksamkeit bekam und es als Ausrede nutzen konnte vor Dingen, vor denen ich Angst hatte. Und da ich mit 5 Jahren einen schweren Fahrradunfall hatte, kaufte man mir das auch ab. So berechnend ist natürlich keine 6-jährige, dass mir das so bewußt war wie heute. Meine tolle Mutter sagte mir dann auch mal Jahre später, dass ich aufgrund des Unfalls ein Blutgerinnsel im Kopf hätte. So ein Unfug. Dazu hätte man ein bildgebendes Verfahren wie CT/MRT ect. gebraucht, das niemals gemacht wurde.
Als ich mich von dem Stüberl wieder löste (es war zum Glück eh geschlossen), ging ich die wenigen Schritte zu der ehemligen Arztpraxis. Da ist jetzt eine Anlaufstelle für Erziehungshilfen drin von einer caritativen Vereinigung. Auch passend. Hätte unserer Familie auch gut getan.

Ich fragte mich, wie es meiner Mutter wohl heute geht, sie hatte auch noch an dem Tag Geburtstag…
Den letzten Bericht von dieser Praxis habe ich mal in einer sehr verzweifelten Situation (eine Woche später Suizidversuch) vernichtet. Wahrscheinlich hoffte ich insgeheim: wenn der Bericht weg ist, sind auch die Probleme weg. Ich weiß nur noch bruchstückhaft was da drin stand.
Was mir bei dem Ausflug wieder gravierend auffiel: Dass es keinerlei emotionale Verbindung zu meiner Mutter gab: Da hatte ich sie mal einen halben Tag für mich alleine (keine Arbeit, keine anderen Männer, keine Schwester ect.) und trotzdem war sie so weit weg. Absolut unerreichbar! Wie unsichtbar. Wie eine fremde Frau die jetzt mit mir zum Arzt geht. So traurig.
Aber ich kenne die Stadt auch noch von zwei anderen Ausflügen als ich etwas älter war und ich ließ mich in dem Ort zweimal tätowieren. Und ich hatte sogar mal einen Exfreund der dort wohnte.
Nun, jetzt ging ich dann doch noch zur Isar hinunter und fand einen schönen Wald voller Trampelpfade, noch stiller als im Bergwald und kaum Menschen. Da dort nichts ausgeschildert war, musste ich mich auf meine Orientierung verlassen, was wunderbar funktionierte.
Dann fuhr ich zufrieden, etwas traurig und sehr erschöpft wieder nach hause

Werd erwachsen!

Sucht oder zwanghaftes Verhalten hat immer was mit Gefühlsvmeidung zu tun. Man will ein bestimmtes Gefühl nicht wahrhaben, nicht sehen und schon gar nicht fühlen!


Ich bin seit Wochen immer mal wieder wütend. Aber unterschwellig. Ich lass es nicht richtig zu, lieber esse ich Kuchen, Chips und mach ein Radler/Wein auf, höre laut Musik und gehe online shoppen. Das blöde: Das vertreibt die Wut nicht. Haha ganz neue Erkenntnis.
Heute habe ich mich bezüglich eines Mannes mal näher mit meinen Gehlen beschäftigt. Und weil ich schon dabei war, kam ich gleich zum nächsten Mann: J. da kam ich meiner Wut schon näher.
Er nervt mich. Er nervt mich so sehr. Mit seinem tollpatschigen Gehabe, seiner fehlenden Selbstachtung, und seinem fehlenden Mitgefühl. Und das krieg ich seit Wochen erst so richtig mit! Davor war unsere Freundschaft in sicheren Gewässern: Mal gemeinsam zum radeln, gemeinsam ins Kino, zum Essen. Alles recht oberflächlich und eben: sicher. Keine großen Gefühle oder besondere Nähe.


Das änderte sich, als ich ihn um Hilfe bat wegen dem Wasserschaden. Mir beim Umzug zu helfen. Nichts konnte er: weder sein Navi richtig programmieren (du weißt ja den Weg oder?) noch richtig Auto fahren (er wär fast in den Gegenverkehr gerast, hätte ich nicht laut aufgeschrien), noch bekam ich Mitgefühl (haha alle langweilen sich im Lockdown und du lässt es dir im Hotel gut gehen), noch anpacken (er nahm den leichtesten Gegenstand, meine Yogmatte und sah mich dann mit großen Augen an was er nun tun soll *erwüg!), in meiner Wohnung ist er der Trampel schlecht hin, macht Knicke in Teppich, schmeißt fast die Lampe vom Sockel und zerdeppert die Deko auf Balkon.
Um seine körperlichen Gebrechen kümmert er sich nicht, seit fast 2 Jahren müsste er sich dringend operieren lassen.
Er macht es sich bequem und sagt ständig von sich selbst: ich kann ja nichts, ich bin so doof, das konnte ich noch nie, ich Depp, ich Dödel, typisch ich mal wieder usw. DAS NERVT.
Wie ein kleines Kind. Null Verantwortung übernehmen und an der Flasche hängen. Jeden Tag trink er Alkohol.
Wie meine Mutter. Der musste ICH als Kind zeigen wie man den Busfahrplan liest, wie man eine Bewerbung schreibt, die sich auch immer blöder angestellt hat als sie war, keine eigene Meinung, keine Grenzen, auch sie habe ich verachtet, sie hat keinen Respekt eingefordert, sie hatte keine Würde. Sie hat auch keine Verantwortung für sich und für ihre Kinder übernommen, ich trug sie. Ich schaute dass alles halbwegs im Rahmen blieb, wurde immer stiller, damit nicht noch mehr Probleme da waren, war das superpflegeleichte Kind, dass sich um die Eltern kümmerte. Ich will das nicht mehr.

Wie J. Ich wiederhole meine Kindheitsgeschichte. Ich weiß nach jahrelangen Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern, dass ich den anderen nicht ändern kann. Das wäre Kontrolle und Manipulation.
Ich muss was tun. Für mich! Ich kann mich selbst schon nicht mehr leiden und verfalle zunehmend selbst in allerlei Süchte. Ich habe schon wieder angefangen in der Literatur von AlAnon und EKA zu lesen.
Aber die Wut ist so heftig. Ich will jemanden verletzen, gemein sein, mich schädigen, Amok laufen…
Ich hoffe ich finde bald eine gesunde Lösung

Schweig!

Ich bin ja schon stolz darauf, dem Handwerker gesagt zu haben, dass seit er das letzte Mal da war, der Rollo so knallt und klemmt. Er meinte, ja das käme von der Scheibe (die er heute wechselte).

Später holte er mich (aus der Küche) und zeigte mir die verbogene Lamelle, die das scheppern und klemmen verursachte (ach jetz doch was anderes?). Er erklärte mir, dass das von dem Trichter, der ja nix tauge, der das in die Schiene einführt verbogen wurde und das sei schon länger so.

Ich so: „Nein das ist erst so, seit Sie sich voll gegen den Rollo gelehnt haben um ihn hochzuschieben, davor war ja nix.“

Er:“ ja vielleicht haben Sie das vorher nicht gemerkt.“

??? Echt jetzt? Ich mag von Rollos nicht viel verstehen, aber dass sein Gewaltakt da nicht gut war, dachte ich mir schon in dem Moment als er es tat. Ich kann logisch denken und sehen und kombinieren.

Aber ich komme aus einer Alkoholikerfamilie, da sagt man nicht dass die Mutter trinkt, man erwähnt den rosa Elefanten nicht, der da mitten im Wohnzimmer steht. Man schweigt und tut so als ob alles gut wäre.

Mühsam trainiere ich mir das ab. Zweifle, schaue skeptisch, schaue was mein Bauchgefühl dazu sagt.

Er beschwichtigte mich mit:“ Ich repariere Ihnen das.“

Ach nee, danke auch.

Zum Funktionstest durfte ich wieder ran. Und ich habs 2x getestet. Da zuckte der Herr Handwerker mal kurz neben mir. Und was seh ich? Er hat, genau wie sein Vorgänger, eine innere Abdeckung (die man später nicht mehr sieht) festgeKLEBT. Mit Band. Damals sagte er wortwörtlich: „Also wer als Handwerker schon mit Klebeband anfängt, kannste vergessen!“

Ich sehe das. Und schweige. Ein kurzer Satz hätte genügt: „Aber Sie haben das jetzt ja auch geklebt…warum?“

Aber ich komme ja auch aus einem Narzisstenhaushalt und da gibt es weitere Regeln: Stelle mich (also den Vater) niemals bloß! Zweifle noch nicht mal irgendwas an was ich tue oder sage! Kritisiere mich nie! (egal was für einen Scheiß ich fabriziere). Glaube nicht deinen Gefühlen (denn die hindern mich nur an meiner Machtausübung).

Ich schweige. Mein Mund ist festverschlossen. Es geht einfach nicht. Die Hürde ist zu hoch.

Kaum ist er bei der Tür draußen überfällt mich Wut. Nicht unbedingt wegen diesem Idioten. Sondern wegen mir.

Was ich auch noch lerne: Mich in solchen Situationen nicht selbst zu beschädigen (das kann vielfältige Formen haben).

Also noch ein Tag an dem ich üben darf gnädig mit mir zu sein.

Vor allem mich körperlich zu schonen. Ich bin so platt.

Es gibt diese Menschen…

bei denen ich trotz jahrelanger Therapie, vielen Selbsthilfegruppen (allen voran Angehörige/erwachsene Kinder von Alkoholikern) und noch mehr Selbstreflektion mithilfe ungezählten psychologischen Büchern, sofort in alte Verhaltensmuster falle. In meinem Falle in die Coabhängigkeit.

Zum Glück merke ich es inzwischen schon. Immer öfters auch rechtzeitig. Stoppen kann ich es noch immer nicht immer (aber damit mache ich mir vielleicht auch zuviel Druck).

Diese gewissen Menschen haben genauso gewisse Verhaltenweisen wie meine Eltern.

In letzter Zeit gab es da zwei Männer:

Da wäre H. Anfang 60 und Schwerstalkoholiker. Und ist hier stellvertretend meine Mutter. Selbes Alter, auch langhjährige Alkholikerin. Wir kennen uns von der Tafel und schakern und blödeln oft herum. Mir erscheint er oft wie ein Vorschulkind oder wahlweise ein Berufsjugendlicher. Nicht wirklich reif (das haben Süchtige so an sich). Trotzdem irgendwie ein lieber Kerl. Aber er hat mir schon viel versprochen und nichts, aber auch gar nichts davon wahr gemacht. Er schenkte mir nun seine Einkaufsgutscheine. Ich, als braves dressiertes Kind versuche weiterhin seine Aufmerksamkeit zu erhaschen (wenn ich nur alles mögliche für ihn tue, wird er mal seine Versprechen einlösen! Das hat schon bei meiner Mutter nicht funktioniert und wird bei keinem Alkoholiker funktionieren) überlege mir was ich ihm mitbringen könnte von dem Gutschein, obwohl er ausdrücklich und mehrfach gesagt hat, er brauche nichts! Ich überlege sogar ihn im Krankenhaus zu besuchen (viel Zeit und etwas Geld, letzteres ist derzeit eh sehr eng). Typische Coabhängigkeit: Viel zuviel Loyalität und viel zu viele gedankliche Verstrickung. Ich habe nun länger gebraucht um mich davon zu verabschieden. Habe ihm eine kleine Tüte gepackt und werde ihm sie geben, wenn er wieder zuhause ist. Mehr nicht! Mir selber diese Grenzen zu setzen ist wichtig, braucht aber viel Bewußtsein und aktives Nicht-tun, sozusagen.

Der andere ist der berühmte „Typ vom See“. Er, ein sehr charmanter, sehr gutaussehender schwarzhaariger Mann. Also wie mein Vater. Beide zeigen das selbe Verhalten: Unglaublich freundlich, großzügig und höflich, aber nur vordergründig. Sie kontrollieren sehr und spielen mit den Fäden das alles so abläuft wie sie es wollen. Hintergründig haben sie herzlich wenig Herz und schon gar keine Empathie. Zu ihrem eigenen Vorteil (und nur um den geht es!) schauspielern und manipulieren sie. Es zählt nur das Äußere, der schöne Schein, das gute Dastehen. Läuft etwas nicht nach ihrem Plan können sie blitzschnell gehässig, sadistisch und böse werden und haben sie dafür nur wenig Zeit weil z.B. auch gerade andere Freunde/Familienmitglieder da sind, genauso schnell wieder saufreundlich. Kommt nach der Honeymoonphase die ersten Abwertungen und Beschimpfungen kann man das nicht glauben, man meint man irrt sich. Schon wenige Tage später kann dieser ach so tolle Traummann einen kräftig ins Gesicht schlagen und an den Haaren ins Schlafzimmer zerren wo er sie dann vergewaltigt. Am nächsten Tag tut ihm alles unglaublich leid und das häßliche Märchen, das die nackte Wahrheit ist, nimmt seinen Lauf.

Es gibt von dieser Sorte „mieser Charakter“ Abstufungen. Die Vollzeitarschlöcher meide ich sofort. Ist aber jemand auch sehr aufmerksam verliebe ich mich Hals über Kopf und komme nur schwer wieder los.

Ich habe bei diesem „Typ vom See“ die ersten arschigen Anzeichen gemerkt und „lesen“ können und habe sofort meine Beine in die Hand genommen. Weg nur weg! Nichts anderes hilft da. Das weiß ich inzwischen aus sehr vielen leidvollen Erfahrungen.

Ich habe gesehen und selbst erlebt wie mein Vater mit Menschen und Tieren umgeht die ihn nerven, nicht passen oder verlassen wollen. Ich habe selber von so einem Arsch häusliche Gewalt erlebt und bin heimlich geflohen, damit ich das überlebe. Und das ist nicht übertrieben.

Das alles hält mich fast nicht davon ab, so einen Arsch wieder zu kontaktieren. Heute Nacht habe ich gleich zweimal von dem „Typ am See“ geträumt. Wobei ich den ersten Traum in den zweiten mit einflochte und somit am Morgen vollends verwirrt war, was nun Realität und was Sonstiges war. Aber am schlimmsten: ich war wieder voll in der emotionalen Schiene: Ich will zu ihm! Er ist so toll! Und warum haben ich all seine wundervollen Sprachnachrichten gelöscht? Am liebsten hätte ich die Blockade am Handy wieder aufgehoben.

Aber ich bin schlauer. Tue es nicht. Halt dich fern!

Das darüber schreiben und reflektieren half mir nun sehr. Nur für heute werde ich das Handy weit weg legen. Mir bewußt machen wieviel Schmerz ich schon durch habe und das von solchen Typen nichts gutes zu erwarten ist.

Nur für heute. Gute 24 Stunden.

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