– putzen: am liebsten mach ich ja Endreinigungen, da is der ganze private Krempel draußen und ich hab nicht ständig das angespannte Gefühl, das ich hier Grenzen überschreite. Das tu ich ja, ich bin im absolut privaten Bereich der Leute. Mich stresst das. Daher waren auch die Ferienwohnungen ideal: einfach Räume putzen, fertig. Oder eben nach Auszug/Umzug/Tod die Grundreinigung.
Oder eben bei jemand der wirklich Hilfe braucht: wie letztes Jahr bei der jungen Mutter. Alte Leute find ich auch schwierig, hab da auch schon so Erfahrungen gemacht. Und kranke Leute haben meist das Geld nicht dazu. Hmmm. Irgendwas muss sich da ändern. Das in privaten Wohnungen nervt mich zunehmends…
Oder ich find doch mal ne Tasche voller Geld oder sonstiges…
– du darfst nicht fühlen: immer wieder bin ich so erschrocken darüber, dass ich mir meine Gefühle nicht erlaube. Noch nicht mal allein im dunkeln kann ich sagen: woah war das eklig oder so, also so richtig voll fühlen, nicht nur so oberflächlich. Ich möchte das mehr zulassen. Ich hatte den unbewußten Glaubenssatz: wenn ich das eklig finde, kann ich es nicht machen. Das sind aber 2 Paar Schuhe. Ich habe in der Sexarbeit nie aus vollstem Herzen mal gefühlt wie ätzend ich irgendwas fand. Immer gelächelt, macht mir nix aus. Das ist so schlimm! Auch damals bei der Bekannten: ich hab nie zugelassen, wie mich ihre versiffte Wohnung nervt, weil das hieße ja, das ich da nicht mehr hin will und sie meine Freundin nicht mehr sein kann. Es gibt aber vieles dazwischen!
Bei mir kommt dann immer der Gefühlsgau. Irgendwann is das Fass voll und ich breche ab. Den Kontakt, den Job, was auch immer. Oder breche zusammen voller Erschöpfung und Depression.
Gefühlsstau. So heißt ein tolles Buch. Es geht zwar um die DDR, aber ich kann das 1:1 auf mich umsetzen. Schön alles systemkonform machen, nicht aus der Reihe fallen. Bis sich irgendwann der Stau Bahn bricht.
Das andere ist, dass mir das eingetrichert wurde: nichts fühlen was irgendwie unangenehm werden könnte. Sofort kam ein Totschlagargument: wenn ich meinen Stiefvater nicht mochte (obwohl er mir echt nichts getan hat) kam sofort: aber er macht den Haushalt, hat Geld usw. hatte ich auf irgendwas keine Lust, kam sofort: aber du musst…sofort Deckel drauf.
Es ist nicht schlimm dass man genervt, angeekelt oder sonstiges ist. Das möchte ich dieses Jahr mehr zulassen…meine Gefühle. Dass daraus nicht zwingend Konsequenzen folgen müssen, mehr lernen.
– getriggert: gestern das Verhalten der Frau hat mich massiv getriggert. Dieses: ich seh dich nicht als Mensch sondern nur als Bedürfniserfüllerin. Und das unfreundliche erinnerte mich an sehr sehr viele Mobbingsituationen. Kein Wunder, dass ich so selbstaggressiv reagiert. Bekam es nachmittags aber gut in den Griff.
– quengelig: mit einem schmunzeln nahm ich wahr, wie quengelig ich war: Total müde, aber da es im Chat so lustig und interessant war, wollt ich nicht ins Bett. Am nächsten Tag wollte ich auch nicht arbeiten, weil es draußen grau und kalt war. Es war nicht so massives „nicht wollen“-weil es meine Grenze überschreiten würde, sondern so ein :mimimiheuljammerbockigsein. Fand ich süß. Kann man sich selber süß finden? JA!
– Augenverdreher der Woche: Les ich ja öfters im Chat, wenn ich sage, dass ich nicht so der Beziehungstyp sondern eher Einzelgänger: „ja aber jeder hat doch mal gewisse Bedürfnisse?? Was machst du dann?“
Äh…sie einfach Bedürfnisse sein lassen? Stell dir vor man stirbt nicht, wenn ein Bedürfnis einfach mal so bleibt wie es ist und man es nicht erfüllt/befriedigt!! Scheint in der heutigen Zeit immer mehr in Vergessenheit zu geraten: Was? Ich bekomm um 19.55 Uhr nicht mehr mein Dinkel-Hafer-bla-Brot? Ich brauch jetzt sofort Eiscreme, lass uns zur Tanke fahren und das dreifache für bezahlen! Nach 1,5 Tagen ist meine online Bestellung immer noch nicht da? Muss ich mich gleich beschweren….
Der Brüllersatz war dann: Naja bei uns Männern ist das ja anders. GENAU! Ohmann….Der glaubt wohl wirklich das seine Eier irgendwann mal platzen….tzzzzz
– überlegt: mein Vater hatte sich die letzten Jahre bevor ich den Kontakt abbrach, ja gedacht, das er mich kaufen kann. Und ich mich dann so verhalte wie er es gerne hätte. Natürlich wurde das nie so klar ausgesprochen, aber Narzissten wissen genau wie sie manipulieren müssen, damit der andere kuscht und macht. Das ging soweit das mir, als ich mich schon langsam von ihm entfernte, er mir ein Girokonto einrichtete und mir die EC-Karte gab mit den Worten: wenn du Geld brauchst, nimm dir einfach was. Da waren ca. 400,- drauf.
Und obwohl ich sehr freizügig mit meinem Geld umgehe, hab ich nie einen Cent abgehoben. Im Gegenteil. Nach einigen Monaten schickte ich ihm die Karte per Post wieder zurück. Aber nur weil ich da den Schutz einer Trauma-Tages-Klinik im Rücken hatte. Ich hatte massiv Angst vor seiner Reaktion. Wie gesagt: reize keinen Narzissten, du könntest es nicht überleben. Er reagierte aber gar nicht. Schwieg eisern. Nur: Damit konnte er mich nicht mehr einfangen. Ich kannte ja den Mechanismus: Sei wieder lieb. Ich aber war nun soweit erwachsen und vor allem: unabhängig geworden, dass ich seine „Hilfe“, Aufmerksamkeit usw. nicht mehr brauchte. Ich schwieg zurück. Und er schmorte.
Was ich sagen will: Das Muster: ich zahle dir Geld, damit du dich so verhältst wie ich es will, hat sich ja später in der Sexarbeit 1:1 wiederholt. Krass. War mir so noch nicht klar, dass da ein Zusammenhang sein könnte….