Natürlich fragte mich der Exchef wieder, ob ich nicht DOCH wieder regelmäßig bei ihm arbeiten will. Er lässt nicht los 😉 ne freut mich natürlich, dass er mich so schätzt, sieht das ich gute Arbeit liefere und zuverlässig bin. Ich erkenne das langsam ja auch selber, nachdem mir die Nachbarin so erzähl hat, was SIE erlebt, wenn sie neues Reinigungspersonal sucht. Ich hab ja schon Pluspunkte dass ich a) pünktlich erscheine ODER rechtzeitig absage UND deutsch kann!
Nein, jede Woche ist mir zuviel, er dann: „Jedes 2.Wochenende?“ Ich nickte. Das wär okay.
Die Vorteile:
Relativ nah, ca. 30 Minuten einfacher Weg, obwohl mir das Wochenende arbeitstechnisch immer heilig war, hat sich das anscheinend geändert, es ist nicht mehr so schlimm, dann ist Montag und Dienstag mein Wochenende, der Chef ist super: freundlich, zuverlässig, immer erreichbar wenn ich irgendwas nicht weiß (das muss ich mir merken, weil die Panik VOR Arbeitsbeginn, wenn ich nicht weiß was mich gleich an Chaos erwartet, muss ich „in den Griff“ kriegen: Es ist nicht MEINE Verantwortung, es ist nicht mein Haus und ich glaub das übliche habe ich schon erlebt: Besoffene Gäste die noch nicht weg sind, kaputte Sachen, Konfetti überall ect.) schätzt und weiß dass es harte Arbeit ist und scheut sich auch nicht, mal selber anzupacken. Und es ist in einem eher vergammelten Stadtteil und ich schäme mich da weniger, wenn ich den Außenbereich putze und gesehen werde, mit 2 Riesentüten Pfandflaschen durch die Gegend latsche oder sonstiges.
Ich kenne inzwischen das Haus und hab mir einen Arbeitsablauf zurecht gelegt, den ich gut abbarbeiten kann und nicht jedesmal neu überlegen muss was ich wie mache, effizient arbeiten macht mir Spaß (Nerd *g*) und ja ich mag auch zupackende, körperliche Arbeit bei der man das Ergebnis sieht. Letztens las ich eine kurze Kolumne in der eine Kosmetikerin berichtet, wie gerne sie Pickel ausdrückt. Konnt ich gut verstehen, ich mag aufräumen und reinigen auch. Klar gibts Ekelsachen, aber die halten sich in Grenzen (was ich bisher so erlebt habe, will es ja nicht verschreien).
Es ist anonymer, zwar ist der Arbeitsbeginn wie schon erwähnt für mich sehr stressig, dafür lässt die Anspannnung nach wenn ich gesehen habe dass a) keiner mehr da ist und b) wie es ausschaut. Anders als in der festen Arbeitsstelle in einem Privathaushalt, da bin ich IMMER angespannt, weil ich in deren Privatsphäre bin. Für mich ein immenser Unterschied.
Es tut mir auch gut mehr Beschäftgung zu haben, die derzeitige Langeweile, Leere und Einsamkeit ist echt schwierig.
Und ich kann u.a. üben mir Zeit zu lassen. Ich bin auf Arbeit, nicht auf der Flucht! Und ich muss auch nicht immer alles 100% machen, das ist eine Location, die meistens von jungen feierwütigen Leuten gebucht wird, wenn da mal auf nem Regal Staub liegt oder nur das gröbste feuch durchgewischt ist, dann macht das nix (meinte auch Chef!) und auch was ich so von den anderen Kolleginnen mitbekommen habe, nimmts da manche nicht so genau. Da läuft seit Wochen der Geschirrspüler ohne Salz und Klarspüler, also bleibt das Geschirr dann dreckig, oder wenn Wäsche unsortiert ins Regal geräumt wird, anstatt Laken auf Laken und Handtücher auf Handtücher oder die Putzlappen nicht durchgewaschen werden usw. (wie gesagt, mein innerer Beamter jault da immer auf *g*).
Und was meiner Adrenalinsucht und dem Ego irgendwie entgegenkommt, die „besondere“ Location: Groß, mit Bar und bayrischer Einrichtung, eben was besonderes. Kein Mittelmaß, nicht normal.
Schwierig ist weiterhin der Gästekontakt (oft hab ich den auch nicht), da hoffe ich mir auch eine Routine/Maske/Floskeln erarbeiten zu können und auch hier nicht zuviel Verantwortung zu übernehmen: ich muss nicht den Entertainer spielen. Klar bin ich höflich und freundlich, aber es reicht, wenn ich nur das notwenige sage.
Und ich bin froh, dass dieses Jahr nochmal das Oktoberfest ausfällt, ich glaube zur Wiesnzeit will ich da nicht arbeiten, oder nur mit Sonderzuschalg oder zu zweit oder so.
Schwierig ist aber auch: Warum muss ich wieder sowas heftiges machen? 210 Quadratmester groß, als Partylocation, gehts auch maaaal normal? Wieder das dreckigste, schwierigste, triggerndste? Denn das Haus ist sehr verwinkelt plus Keller, wo die Sanitäranlagen sind. Alleine in so einem großen Haus. Unübersichtlich. Nicht so ganz kontrollierbar. Die Fenster kippe ich nur, ganz öffnen wäre viel zu gefährlich, da laufen immer komische Typen rum. Die lauernd gucken, Bierflasche in der Hand, mit sich selbst reden (üble Ecke). Die könnten da leicht ins Erdgeschoß einsteigen. Oft redet einer aber laut am Fenster und das hört sich an, als wäre er IN der Wohnung. Puh. Dazu wieder das alte Thema: Männer haben Spaß und ich mache deren Dreck weg. Manchmal reichts mir schon mit diesem „Männerduft“ aus Parfum, Rasierwasser, Alkohol, Hormonen und schlimmeren. Es bedient also ein altes Muster von mir: Das kann ich, das macht mir nichts aus, das ignoriere ich, da funktioniere ich. Alle anderen wollen da nicht arbeiten, weil: Wochenende und oft sehr viel Arbeit, Hinterlassenschaften einer Party halt. Aber ne ICH mach das, mir macht das doch überhaupt nichts aus! Haha.
Nicht umsonst bin ich danach voller Adrenalin, gehe weit zu Fuß statt den Bus zu nehmen, obwohl mir schon die Füße vom laufen weh tun, kann zuhause kaum entspannen, schaue Filme ohne ihnen zu folgen, stopfe mich mit Essen und manchmal mit Alkohol voll, bin zittrig, angespannt, hibbelig, „eigentich“ völlig neben der Spur. Angetriggert. Aber mich triggert soviel an, ich kann dem nicht ausm Weg gehen, ich kann nur lernen damit zu leben…oder?
„Ich bin auf Arbeit, nicht auf der Flucht!“ 😄
Das merke ich mir! ☺
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Ich mir auch…Hoffentlich ;))))
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„Aber mich triggert soviel an, ich kann dem nicht ausm Weg gehen, ich kann nur lernen damit zu leben…oder?“
Spannende Frage, auch für mich.
Ist für dich „damit umgehen“, dass zu Fuß laufen, Filme schauen, Essen, Trinken?
Hast du Werkzeuge, wie die ausgelöste heftige Angst entladen werden kann?
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Ich möchte weniger desktruktiv mit mir umgehen, wenn ich so angetriggert bin, weil vollstopfen und wegmachen ist für mich kein dauerhafter Weg. Nein ich möchte mit zuviel Adrenalin anders umgehen lernen: erstmal zwischendrin ruhig atmen, stehen bleiben, ich habe Zeit in der Arbeit, ich muss nicht wie ein Berserker da rumwirbeln. Wenn ich mal Bock drauf habe is das okay, aber eben auch nicht dauerhaft. Langsam gehen, schauen was mich grad so stresst (die Menge an Arbeit, mein Anspruch, bestimmte Gäste…?) Kommunikation nach innen weiter führen. Aufpassen wann alte Musteranlaufen, nämlich coabhängige oder selbstschädigende. Gefühle zulassen, mich darf auch was nerven, stressen, ekeln, das nicht immer wedrücken.
Womit ich noch nicht umgehen kann: ich brauche ewig zur innerlichen Verarbeitung. Noch tage nach so einem Arbeitseinsatz überlege ich dies oder jenes, gehe nochmal (fast) alles durch, kann schwer abschließen und loslassen. Vielleicht muss ich da innerlich öfters STOP sagen. Es geht ja nicht um ne Herz-op oder um nen Empfang der Kanzlerin oder so. Ich nehme mir zuviel zu Herzen. Ich kann an dieser Arbeitsstelle viel üben und merke erst jetzt wie sehr ich mich früher mit meinen Ansprüchen überfordert habe.
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Kann ich gut nachvollziehen. Ne echte Herausforderung. 🙂
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