Diese Hetzte gegen Ungeimpftte finde ich unerträglich. Es sind nicht nur die ungeimpften die „schuld“ an der derzeitigen Lage sind, da spielt mehr rein. Unter anderem auch Bettenabbau wegen Personalmangel oder dass die Impfung nicht richtig wirkt, das Virus sich dauernd verändert oder die vielen gefälschten Impfausweise um dann ohne Maske alles tun zu dürfen. Ich bin weiterhin ungeimpft. Weil sich alles in mir gegen „diesen kleinen Pieks“ wehrt. Ich habe meine Gründe warum ich nicht mit diesem derzeitigen Zeugs geimpft werden möchte.
Wieder etwas zu tun, wogegen ich mich wehre, nur damit es den anderen in den Kram passt, no sorry das habe ich schon immer so gemacht. immer gegen mein Gefühl, gegen meine Warnung, gegen meine Bedürfnisse.
Wenn es unbedingt sein muss, dann ein Totimpfstoff. Aber der kommt anscheinend erst im Frühjahr.
Also für mich: Lockdown. Weil hier im Großraum München ist seit einigen Tagen 2G. Und nun auch noch 3G für Öffis! Mir ist mir der letzte Anker genommen worden, weil dass das einzige ist, was mich etwas aufbaut: Woanders hinfahren auf nen Kaffe oder zum spazieren. Es stärkt mein Immunsystem und hält mich einigermaßen am Boden.Das ist pure Seelenhygiene, weil ich eh zu 90% alleine in meiner Wohnung hocke!
Ich fahre nicht zu den Stoßzeiten, halte Abstand, trage Maske. Alle Türen werden bei jedem Halt geöffnet. Das ist spätestens alle 5 Minuten der Fall. Sehr viele Studien beweisen, dass die Ansteckungsgefahr im ÖPNV (mit Maske, Abstand ) sehr gering ist. Bei Fernverkehr/Flieger mag das anders aussehen, das weiß ich nicht.
Es geht mir schlecht. Ich fühle mich mal wieder völig ausgegrenzt. Bin wieder die komische, werde groß angesehen, wenn ich sage: nein, nicht geimpft. Wenn alle im Lockdown wären, wärs egal. Zwar auch schwierig, aber machbar. Das ist wie wenn du als arbeitsloser Mensch in einem Haus lebst wo 90% der Bewohner auch arbeitslos sind, dann fühlst dich da etwas verbundener, eingebundener und nicht so alleine. Wenn aber in diesem Haus alle arbeiten, plus hohem Lebensstandart den sie dir auch ständig vor Augen führen, dann fühlst du dich scheiße. Aber so richtig.
Ich habe ein sehr großes Autoritätsproblem. Mein Autonomiebedürfnis ist immens groß. Ich krieg sonst die Krise. Das hat viel mit Selbstbestimmung und Selbstermächtigung und Handlungsfähigkeit zu tun, was bei traumatisierten Menschen meistens ein großes Thema ist.
Klar kann ich mit Test fahren. Aber es ist nur 1x pro Woche gratis (gut das ginge noch, aber nur wenn ich am Wochenende nicht arbeiten muss), und dann haben wir nur 2 Teststellen, die jeweils nur wenige Stunden offen haben, in einem Ort mit 16.000 Menschen. Den Rest kann man sich denken. Spontan geht da gar nichts, ich müßte mir an die 6-7 Tage im voraus einen Termin reservieren lassen, da aber mein Gesundheitszustand sehr schwankt, weiß ich nie ob ich da fähig bin außer haus zu gehen…
Ich kann ohne 3 G fahren und habe bei jeder Haltestelle Panik dass eine Kontrolle kommt und ich mich wie einen Scherverbrecher fühle. Da meine Anspannung auch ohne dem Mist schon immer sehr hoch ist und ich ja wegfahre um zu entspannen, um im seelischen Gleichgewicht zu bleiben, um meinen Schlaf zu verbessern und meine Kondition aufrecht zu halten, wäre das kontraproduktik.
Klar kann ich wie früher wochenlang zuhause hocken. Das geht. Fragt sich nur wie. Ich habe mir mühsam erarbeitet, dass ich rausgehen kann, für ein einigermaßen normales Leben (wovon ich immer noch himmelweit entfernt bin), ich habe mir erarbeitet, dass ich trotz Angst schwimmen gehe oder eine neue Strecke wandere. Ich habe mir erarbeitet, dass ich trotz Angststörung unter Leute gehe.
Ich resigniere.
Ich verdränge.
Wir haben erst Mitte November. Wie soll ich das bis zum nächsten Frühjahr überstehen?
Von einem Tag zum anderen Tag leben. Nicht in Katastrophenstimmung geraten. Entspannen so gut es geht. Hoffen, dass das Wetter nicht zu kalt und naß wird, sodass ich meinen Aktionsradius wenigstens mit dem Fahrrad erweitern kann. Wissen, dass auch diese Zeit vorbei geht. Nochmal hoffen, dass diese Maßnahme vielleicht doch wieder gekippt wird. Mir guten Lesestoff besorgen. An all die anderen Menschen denken, denen es genauso geht…
Ein sehr passender Artikel von der Sibylle Berg (die ich sehr mag und ihre Sachen gerne lese):
https://www.spiegel.de/kultur/corona-pandemie-vierte-welle-anleitung-zum-ueberleben-ohne-mentale-schaeden-a-c7685755-0d65-43a1-bda8-4adc88cf26ee
Ich sehe das mit 3 G als reine Schikane und habe mich ebenfalls aus persönlichen Gründen bzw. gesundheitlichen Bedenken nicht mit einem der aktuellen Corona-Impfstoffen impfen lassen (gegen Grippe bin ich aber z.B. geimpft). Damit bin ich an meiner Arbeitsstelle auch Außenseiter und finde mich mal wieder auf einmal in der Rolle desjenigen wieder, der gegen den Strom schwimmt, obwohl er einfach ein Fisch wie andere auch sein, aber sich auch nicht selbst verleugnen möchte. Was du schreibst, kann ich gut verstehen.
Mir geht die Hetze gegen Ungeimpfte auch auf den Geist und ich wundere mich, warum den Leuten gar nicht auffällt, wie verkehrt es ist, was sie da tun, wenn sie meinen, dass alles Böse bei den Ungeimpften läge. Impfen sollte wieder Privatsache werden anstelle eines Politikums.
Ein hohes Autonomiebedürfnis finde ich gut. Das habe ich auch. 🙂 … Von daher sehe ich nicht ein, mich zu einer Impfung hinnötigen zu lassen, die ich nicht haben möchte.
Sind keine guten Zeiten aktuell für Menschen wie uns, aber lass‘ dich nicht unterkriegen, irgendwann ist der derzeitige Irrsinn auch überstanden.
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Ja es IST reine Schikane und das hat mit „Angst um die Gesundheit der Bürger“ schon lange nichts mehr zu tun.
„Wenn du überredet, ermahnt, unter Druck gesetzt, belogen, durch Anreize gelockt, gezwungen, gemobbt, bloßgestellt, beschuldigt, bedroht und kriminalisiert werden musst…wenn all dies als notwendig erachtet wird, um deine Zustimmung zu erlangen – kannst du absolut sicher sein, dass das was da angepriesen wird, nicht zu deinem Besten ist.
Ian Watson“ finde ich sehr passend.
Vielleicht ist es einfach so, dass der Mensch (oder speziell der Deutsche, i weiß es nicht) immer ein Feindbild braucht. Und da es nicht mehr en vogue ist Frauen, Behinderte, Farbige, Homosexuelle ect anzugreifen, ist es nun halt mal der Ungeimpfte. Irgendwer findet sich da ja immer 😉
Ich weiß nicht aus welchem Bundesland Du kommst, was machst Du wenn 3G am Arbeitsplatz kommt/ist?
Ne lass Du Dich auch nicht unterkriegen! 😉
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3g kommt hier am Mittwoch (ist zumindest online der aktuelle Stand … das finde ich ja auch so toll, wie frühzeitig das so kommuniziert wird … ).
Ich werde täglich einen mitgebrachten Selbsttest unter morgendlicher Aufsicht meines Chefs machen. Zum Glück sieht mein Chef das Thema entspannt … ganz im Gegensatz zu anderen hier, vor denen ich mich inzwischen sehr hüte, weil die an das Mantra glauben, dass „die Ungeimpften“ schuld an allem Bösen seien.
Schon faszinierend, aber auch erschreckend, wie schnell und leicht man so viele Menschen indoktrinieren kann, gegen Minderheiten, egal, ob die Minderheiten konkret Nachbarn, Kollegen, Vorgesetzte/Untergebene, Bekannte oder gar (dann ex-)Freunde sind.
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Vorm Chef ungeniert in der Nase bohren…herrlich,wer hätte das mal gdacht, dass man das tun MUSS 😉
Jo krass mit welcher Aggressivität man da teils angegangen wird und ja wiehnell das kippt. Aber es heißt nicht umsonst, dass die Schale der Zivilisation sehr sehr dünn ist. Siehe auch Milgram-Experiment und ich nahm letztens das Buch DIE WELLE mit, das ja auch verfilmt wurde (passt jetzt sogar doppelt, der Titel und der Inhalt ;))
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Ich bin geimpft. Und ich hetze nicht gegen Ungeimpfte. Ich verstehe dich. Mittlerweile ist klar: auch Geimpfte stecken sich an, werden krank und übertragen die Krankheit. Die Impfung ist keine Vollkaskoversicherung gegen Corona. Sie schützt bestenfalls gegen einen schweren Verlauf und dem Sterben. Auch Geimpfte müssen Maske tragen, Kontakte einschränken und sich testen. Wir sitzen also im selben Boot, bloß mit dem Unterschied: weniger lebensriskant. Und es gilt -bis jetzt- weiterhin: keine Impfpflicht. Du wirst dazu nicht genötigt. Du musst nicht. Ich fände es gut, wenn du die Konsequenzen deiner Entscheidung, die Einschränkungen, mit Würde und Haltung tragen würdest anstatt dich in eine Opferrolle zu flüchten. Auch ich und alle Geimpften wie Ungeimpften sind Opfer dieser Scheißkrankheit. Ich finde es schade, dass du all das, was du dir erkämpft und aufgebaut hast opfern und in die Tonne hauen willst: deine Ausflüge, das Schwimmen, die guten Begegnungen mit Menschen. An der Stelle verstehe ich dich nur zu gut, was es bedeutet, sich solche elementaren Dinge zu erkämpfen und zu erhalten. Hätte ich nicht das wenige, ich würde komplett eingehen und mich umbringen. Ich wäre übrigens vielleicht nicht seit August vollständig geimpft, wenn ich nicht glücklicherweise auf unverhoffte Weise ein Angebot bekommen hätte. Meine Angststörungen sind da schon ein gewaltiges Hindernis wie du es beschreibst: Kontaktaufnahme für einen Termin, Termin wahrnehmen, mit fremden Menschen unter seltsamen Bedingungen in einem Arztwartezimmer die Zeit verbringen. Das stresst. Vor der Impfung selbst hatte ich auch Angst, obwohl ich mich vorher reichlich aufgeklärt und informiert habe. Die Impfung habe ich dann doch gut vertragen, ohne Symptome, außer dem Druck an der Einstichstelle wie bei einem Muskelkater. Ich will und werde dich nicht überreden. Du entscheidest. Mit allem, was dazu gehört. Die bist autonom und selbstbestimmt. LG A.
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Es ist aber so, dass vermittelt wird, dass Geimpfte einen Freifahrtschein für alles haben: Keine Besucherzahl-Obergrenze, keine Maske, keinen Abstand. Dass die sich genauso infizieren und das Virus weitergeben können wird gern mal untern Tisch geschoben.
Da hast Du was nicht richtig verstanden: Ich KANN derzeit in kein Hallenbad, in kein Kino, in kein Cafe, in kein restaurant, in keine Ausstellung da IST überall 2G! Heißt ich kann raus zum spazieren, Radl fahren, einkaufen. Achja mich in eine Kirche stzen darf ich auch noch.
Ich werde also in die Zeit zurück katapultiert in der ich all das aufgrund massiver Angst und Depression nicht KONNTE. Und vielleicht weißt Du das auch: je mehr man aus der Übung kommt, desto schwerer wird es da wieder einzusteigen. Habe ich diesen Sommer massiv gemerkt. Mich gerade da raus gerappelt und jetzt bamm kommts wieder.
Das mag sich nach Opferrolle anhören, ist es aber nicht. Ich habe, wenn es mir früher schlcht ging, das nie nach außen transportiert, weil immer genau das passierte wie jetzt: ich darf diese Gefühle nicht haben, ich solle doch…dieses oder jenes (diesmal also den Scheiß mit Würde und Haltung tragen?). Und überreden, das klingt ja schon in dem Wort mit drin: über. Über mich drüber, über meine Gefühle, Wünsche,Bedüfnisse ect.
Schönes Wochenende
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Genau das ist derzeit das Problem: Politiker vermittelten der geimpften Bevölkerung: alles ist gut, ihr seit sicher, ihr könnt tun und lassen, was ihr wollt, während Wissenschaftler teilweise seit Frühling vor der 4. Welle warnten und all die Maßnahmen, die jetzt kommen, anrieten. Ich habe dich schon verstanden. Und ja, du hast recht, mir geht es genauso, die bisherigen Lockdowns haben meiner psychischen Verfassung geschadet und meine Probleme verstärkt und verfestigt. Sich da wieder rauszubuddeln, fällt schwer. Bisher ist es so, dass du ins Hallenbad, in Kino, ins Cafe könntest, wenn… Aber du hast dich gegen das Impfen entschieden und somit gegen das Hallenbad, was dein gutes Recht ist. Der Staat hat bisher keine Impfpflicht eingeführt. Doch ich finde es inkonsequent, wenn du dich auf der einen Seite für eine Sache entscheidest. Und auf der anderen bist du mit den daraus resultierenden Konsequenzen nicht einverstanden. Und du merkst selbst: es mir geht damit beschissen. Das kommt mir ungefähr so vor, als ob du eine Einladung zur Geburtstagsfeier von jemanden, den du nicht leiden kannst, ausschlägst, dich aber gleichzeitig darüber beschwerst, dass die anderen, die hingehen, Spaß haben, du aber nicht. Also wie denn nun? Das wollte ich dir auch mit der Flucht in die Opferrolle und der Haltung und Würde vermitteln. Stehst du zu deine Entscheidung? Oder nicht? Die Gründe für deine Entscheidung akzeptiere ich. Die Haltung, die du zu deiner Entscheidung einnimmst, ertrage ich nur. An der Stelle bist du, meiner Meinung nach, Opfer deiner eigenen Entscheidung. Und ist das nicht eine Errungenschaft in diesem Land: du hast die freie Wahl, dich für das eine oder andere zu entscheiden. Das Impfen und die Einschränkungen sind schließlich keine Maßnahmen unseres Landes, um uns zu ärgern und zu drangsalieren, auch wenn das einige glauben. Das geschieht wegen dem Scheißcorona. Und zwar weltweit. Und übrigens: Gefühle hast du. So oder so, egal was ich sage oder schreibe. Da habe ich keinen Einfluss darauf. Das möchte ich auch nicht. Ich schreibe dir nicht vor, wie du fühlen sollst. Geht so was? Würde und Haltung haben auch nichts mit Gefühl zu tun, sondern mit Vernunft und Nachdenken. Das ist der Vorteil gegenüber den Gefühlen. Ich fühle mich unter Umständen wie ein Opfer. Und ich kann es aktiv und bewusst vermeiden mich zum Opfer zu machen, wenn ich meine Situation betrachte und überdenke und Schlussfolgerungen daraus ziehe. Und da sehe ich das so: Ich bin tatsächlich ein Opfer von Corona und seinen Folgen. Das fühle ich auch. Aber ich bin kein Opfer der Impfregeln, weil ich mich dafür oder dagegen entscheiden kann. Mit allen daraus resultierenden Konsequenzen. Ich danke Dir für Deine Aufmerksamkeit und wünsche Dir gute Gefühle und gute Menschen um dich herum wie bei einer gelungenen Geburtstagsfeier
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Hallo galgenzork,
interessant deine Gedanken zur Opferhaltung und Verantwortung. Sie haben etwas Schlüssiges.
Das ist jedoch auch etwas Unschlüssiges. Ich habs noch nicht klar was es ist.
Vielleicht, dass die Konsequenzen, sich gegen eine Impfung zu entscheiden, nicht so klar sind, wie bei einem Geburtstag.
Als ich das Gefühl in mir gefunden hatte, das ich das nicht machen möchte, war mir nicht klar, wie langwierig und einschneiden die Konsequenzen werden würde. Da muss ich nun durch.
Und ich frage mich, ob unsere Entscheidung wirklich so frei ist.
Das Schwierige weiter ist vielleicht auch, wie viele Alternativen einem zur Verfügung stehen. Wenn es nur diesen einen Geburtstag gibt und man sich seine Freude nur sehr schwer von woanders holen kann, dann wirken sich die Konsequenzen extrem stark aus.
Es bleibt die eigene Verantwortung dafür, für sich zu sorgen. Ja.
Ich glaube, wir wollen alle nur in unseren Leiden und Einschnitten gesehen und auch anerkannt werden.
Und die Menschen, die sich gegen eine Impfung entschieden haben und sich nicht so leicht testen können, haben nun mal mit sehr, sehr starken Eingeschnitten zu tun. Dafür zollt es Respekt und Achtung.
Ich wünsche mir Fürsorge in jede Richtung.
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Der Geburtstag ist nur Beispiel zur Veranschaulichung der Haltung. Bei Corona geht eben nicht nur um Spaß haben oder nicht Spaß haben, Kino oder kein Kino, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben oder Isolation in den eigenen 4 Wänden. Hier geht es vor allem um die Gefährdung menschlichen Lebens, ob nun durch schwere Verläufe, LongCovid oder Tod. Darum auch die harten Maßnahmen und Einschränkungen. Darum auch „nur“ die Wahl des Einzelnen zwischen Nichtimpfen oder Impfen. Zum Glück haben wir die Option der Impfung. Und weil Corona vor allem eine hochansteckende und auch tödlich verlaufende Krankheit ist, besteht für mich die Verantwortung des Nichtgeimpften wie auch mittlerweile, meiner Meinung nach, für den Geimpften in der Kontaktbeschränkung, im Maskentragen, Abstand halten sowie in der Desinfektion. Inzwischen wird es für mich immer absehbarer, dass uns alle diese Konsequenzen betreffen. Also ähnlich wie vor Beginn der Impfmaßnahmen. Die Unterschiede der Lebenslagen für Geimpfte und Ungeimpfte verringern sich wieder. Deswegen ist es für mich um so mehr unerträglich, wenn sich Ungeimpfte über die Bedingungen ihres Status beschweren und sich in diese passive Opferrolle hineinmanövrieren, die sie scheinbar handlungsunfähig macht und die sie scheinbar von eigenverantwortlichen Handeln befreit, weil angeblich allein der Staat ihr Leben bestimmt. Was nicht ganz stimmt. Ähnlich fatal finde ich bisher wie sich ein Großteil Geimpfter benimmt, scheinbar ebenfalls von jeglicher Eigenverantwortung befreit. Was auch nicht ganz stimmt. Letztendlich geht es uns allen ähnlich beschissen wegen Corona, nicht wegen Regierungsentscheidungen, meine ich. Darum finde ich, es bringt nichts, sich ans Kreuz zu nageln und zu sagen: seht her, ich bin das Opfer. Ich finde es, es bringt etwas, sich miteinander auszutauschen wie es einem damit geht, sich darüber zu beschweren, Zweifel zu äußern und auch zu protestieren etc. Aber zu sagen: Allein der Staat und die gemeinen Politiker sind schuld daran, dass es mir so dreckig geht – das finde ich eine bequeme Haltung, die einem nur scheinbar von seiner Eigenverantwortung in der ganzen Sache und von einer ehrlichen ernsthaften Auseinandersetzung mit der derzeitigen Situation befreit. Auch ich finde die Einschnitte scheiße. Sie tun mir nicht gut und sie fühlen sich mies an. Die Einsicht in die Richtigkeit der Einschnitte geht allein über meinen Verstand. Und da habe ich kapiert: ich will nicht an Corona ersticken. Ich will meine Freunde und Verwanden nicht an Corona sterben sehen. Ich will niemanden sonst noch anstecken. Mich impfen zu lassen, war da für mich einer der sinnvollen Konsequenzen, um dagegen aktiv zu werden. Wäre ich ungeimpft, weil ich mich gegen das Impfen entschieden hätte, dann hätte ich genauso gedacht: Ja, ich bleibe zu Hause und gehe nicht zur Geburtstagsfeier und ich lasse mir den Spaß entgehen, weil ich die Feiernden nicht gefährden möchte. Das ist ein Opfer, zu dem ich bereit bin. Aber dann bin ich noch lange kein Opfer, weil ich das entschieden habe.
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Ich kann deine Gedanken und Entschlüsse gut nachvollziehen.
„Aber zu sagen: Allein der Staat und die gemeinen Politiker sind schuld daran, dass es mir so dreckig geht – das finde ich eine bequeme Haltung, die einem nur scheinbar von seiner Eigenverantwortung in der ganzen Sache und von einer ehrlichen ernsthaften Auseinandersetzung mit der derzeitigen Situation befreit.“
Das sehe ich ganz genauso. Die Situation ist äußerst komplex und es gibt keine einfachen Antworten.
Ich finde, wir müssen jedoch behutsam damit umgehen, wenn jemand sich über politische Entscheidungen beschwerrt und zuerst versuchen zuhören und ins Gespräch zu kommen (was mir selbst kaum gelingt), bevor wir glauben, hier sieht es jemand so, wie du es beschrieben hast.
Ich weiß jedoch, die Kommunikation dazu ist äußerst schwer. vorallem schriftlich und wenn man nicht viel Zeit miteinander verbringt. So ist es jedenfalls bei mir.
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Was mir an dem Geburtstagsbild auch nicht recht passt, ist der Umstand, dass da ein Aspekt fehlt. Es stellt sich eher so dar, dass ich gerne zu diesem Geburtstag gehen möchte, nur muss ich dafür geimpft sein muss. Und wenn ich nicht nachvollziehen kann, wie die Impfung, eine Auslastung der Krankenhäuser und Überlastung des Personals verhindern soll, dann fühlt sich das ungerecht an. Dann fällt es mir natürlich schwer oder macht es gerade zu unmöglich, für diese Konsequenzen einzustehen.
Bis zu dem Moment, wo noch nicht alle ihre Impfung hatten die wollten, konnte ich zum größten Teil die Zurückhaltung, Vorsicht und das Abwarten verstehen. Nun nicht mehr. Nicht mal mehr die hohen Infektionszahlen lassen in mir das Gefühl entstehen, nun wieder alles zu verschärfen. Hier in Berlin ist z.B. trotz viel höherer Zahlen, die Krankenhausbelastung deutlich, glaube fast die Hälfte geringer, als im Vergleich zum letzten Jahr.
Ich habe immer noch das Gefühl, dass es besser wird als schlechter. Und ich traue all jenen zu, die jetzt durch fiese Symptome wie Fieber, Husten, Schnupfen müssen, ohne im Krankenhaus zu laden, dass sie das durchstehen werden.
Wir werden diese Krankheit als Gesellschaft durchstehen.
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Ich sehe keine Opferrolle bei dir. … Aber ich kenne es auch, dass irgendwie der ein oder andere gerne meint zu wissen, ob und inwiefern man zu etwas empfinden „darf“ und welche Gefühle man zu etwas haben „darf“, ansonsten wird einem die Berechtigung, zu empfinden, wie man eben empfindet, mal eben so im Vorbeigehen abgesprochen.
Ich finde das abartig. Joa, ein Gefühl, das ich habe und das ich mir nicht absprechen lasse. *fg*
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Hey galgenzork, ich möchte mal danke sagen, dass du dich hier mit deiner Perspektive geäußert hast. Auch wenn sich unsere Ansichten, Empfindungen und Informationen an der einen oder anderen Stelle unterscheiden, haben deine Kommentare bei mir wieder ein Gefühl von ‚Wir‘ erzeugt. Wir hängen alle in der gleichen Suppe und bekommen unsere Schrammen ab. Mir war nicht aufgefallen, wie ich doch auch schon in dieses spaltende Denken gerutscht bin. Die Medien waren da nicht gerade hilfreich.
Ich bin froh, heute im Radio gehört zu haben, das auch Fr. Merkel sich in der Richtung geäußert hat, dass die Impfung nun nichts mehr aufhalten kann und wir alle da durch müssen. Dieses ‚Wir‘ hilft mir sehr in Verbindung zu bleiben, auch wenn räumliche Trennungen geschehen.
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https://www.newslichter.de/2021/11/lass-es-licht-werden/#more-341346 ich finde, das passt recht gut hierher 😉
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Oh wie schön! Danke dir, laluna! Genau sowas tut gerade gut. ❤
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Wow, das freut mich. Ich stimme dir zu: Die Verbundenheit zum Wir finde ich auch wichtig und auch für mich hilfreich. Wie jetzt deine Reaktion zum Beispiel. Über Medienbeiträge ärgere ich mich hin und wieder. Andererseits habe ich schon viele um Ausgewogenheit bemühte Reportagen und Dokus auch Tagesmeldungen gesehen, gehört, gelesen. Die Spalterei sowie viel Aggressivität erlebe ich in diversen Kommentarforen. Viele wollen einfach nur recht haben. Hin und wieder gibt es Leute, die um Auseinandersetzung und Diskussion miteinander bemüht. An diejenigen halte ich mich, um nicht den Glauben an meine Mitbürger zu verlieren. Danke, 🙂
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Hey laluna,
ist das denn nun wirklich durch, das 3G in den Öffis?
Ich hab überlegt, ob ich die Behindertenvertretung anschreibe, ob es nicht für die Menschen, denen aus gesundheitlichen Gründen die Testung nicht zuzumuten ist, Taxischeine geben könnte.
Man muss doch auch diese Menschen im Blick haben und Alternativen schaffen.
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Ich hab grad auf der Seite vom MVV nachgeschaut, da steht dass 3G beschlossen ist, aber nicht ab wann. Ich hoffe immer noch, dass sich das erledigt weil u.a. auch die Kontrollen kaum durchführbar sind und man noch nicht weiß wie die Konsequenz aussehen soll (Geldbuße oder einfach an der nächsten Haltestelle rausschmeißen).
Das glaube ich kaum, dass das mit den Taxischeinen klappt, zumal auch in Taxen 3G gelten soll. Aus medizinischer Sicht habe ich nichts gegen den test, auch wenn es meine Anspannung extrem erhöhrt, aber ich komme kaum an einen Test ran (nur kurze Öffnungszeiten, keine Termine frei ect.)
Ja mit den Konsequenzen meiner Entscheidung zu leben, da ist schon was dran. Mit den auferlegten Grenzen von außen klar kommen, das ist schon länger Thema in mir und ich arbeite damit, was da los ist, welche Stimmungen ect. da sind. Das meinte ich mit extremen Autonomiebedürfnis.
Wenn ich den Sinn hinter dieser Impfung sehen und verstehen würde, wäre das kein Thema. Aber genau da ist der Knackpunkt.
Und ja es sind wesentlich weniger Intensivbetten als noch im Januar belegt (u.a. auch weil 5000 Betten abgebaut wurden alles im Intensivregister nachzulesen).
Und es ist nur ein Promilleteil an der Krankheit wirklich verstorben (Alter 80 plus).
Ich finde diese extreme Panikmache schlimm. Letztens unterhielt ich mich mit einer älteren Dame (auch über 80) die meinte, man MÜSSE sich impfen lassen wenn man alt oder eine Vorerkrankung hat. Als ich sie aufklärte, sah sie mich an als ob ich ihr gerate mitteilte, dass der Papst schwul sei.
Aber das führt nun alles zu weit.
Ich fühle mich angetriggert. Extrem. In meiner Familie wurde mit Erpressung, Manipulation und anderen Psychocpielchen erzogen. Und zwar massiv. „Wenn du nicht xy machst, wirst du ausgestoßen!“ Selbst als ich über 20 war, war ich so in der Abhängigkeit ggü. meiner Eltern gefangen, dass ich egal welches Hobby, Arbeitsstelle oder sonstiges was ich gern tat, wieder aufgab, wenn es meinen Eltern nicht gefiel, nur damit ich vielleicht endlich endlich mal ihre Liebe bekomme.
Sei still, sei brav, glaube was man dir sagt, tue was man dir sagt, denke nicht, fühle nicht. Und genau das ist jetzt wieder so.
Und ja vielleicht ist das eine Chance das in mir zu heilen, stärker zu werden und was weiß ich.
Ich habe keine Angst vor dem Coronavirus (Meine Angststörung lacht sich grad scheckig ;)) aber ich habe Angst vor Ärzten, Medizinern und erst recht vor der Pharmalobby. Und natürlich vorm Söder.
Druck erzeugt Gegendruck.
Ich widme mich jetzt schönem: einer neuen Zeitschrift und leg die Füße hoch 😉
Liebe Grüße an alle!
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Hey sophie0816,
bei der Geburtstagsmetapher habe ich die Impfung mit der Einladung gleichgesetzt. Die Geburtstagsfeier wäre dann gleichzusetzen mit einem Leben mit weniger Einschränkungen. Derjenige, der eingeladen hat, wäre in dem Fall der Staat. Wenn du gewisse Dinge nicht nachvollziehen kannst, dann kann ich dir nur empfehlen, dich mehr zu informieren und gegebenenfalls besser verständliche Erklärungen und Erläuterungen als rein wissenschaftliche Aussagen heranzuziehen. maiLab als ein Vorschlag und Beispiel finde ich in der Hinsicht eine gute Sache. Ich möchte dir an dieser Stelle nicht die Einzelheiten in Bezug auf die Berliner Situation erklären, warum dein subjektiver Eindruck nicht mit der wissenschaftlichen Wahrnehmung übereinstimmt. Das, finde ich, machen Formate wie Faktencheck auf tagesschau besser und gründlicher. Klar, die Gesellschaft wird das durchstehen und es wird weitergehen. Klar ist für mich auch: egal wie wir das durchstehen, es wird mit Schäden und Verlusten einhergehen. Es wird nicht alles gut. Es wird aber auch nicht alles schlecht werden. Das liegt an jedem einzelnen und in seiner Verantwortung.
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